www.hermann-mensing.de

Hermann Mensing

Hochzeit
(Juli 1987/Tagebuch 16/Seite 99-124)

Ich sitze im abgedunkelten Zimmer.
Ein Kind rollert übern Hof. Die Hitze wird mich im Schatten halten.

Eine ganze Woche werde ich rekonstruieren müssen.
Das Wesentliche schwirrt mir im Kopf, fragt sich nur, ob ich es aufschreiben kann.

Also: nachdem ich am Samstag Bier und Schnaps gekauft hatte, gerieten die Dinge am Sonntagnachmittag in Bewegung. Auffallend, dass die Initiatoren unseren älteren Nachbarn waren. Die Jungen waren in Diskussionen steckengeblieben.

Es schellte, Christa B. (Nachbarin von oben), die sich zur Sprecherin gewählt hatte, stand, als wir öffneten, mit einem vertrockneten Forsythienzweig vor der Tür. Es sei sehr trocken, sagte sie, man könne bei dieser Trockenheit so gut wie kein Grün finden.

Nicht vertraut mit den Sitten der Eingeborenen war ich drauf und dran, ach, das ist schade! zu sagen, aber dann ging mir ein Licht auf. Dieser trockene Zweig war der erste Akt im Hochzeitstheater. Ich ahnte, worum es ging, sauste zum Kühlschrank (oder Chris sauste, oder wir beide sausten), holten Schnaps und Bier und schenkten aus. Strothmann Weizen, ein sehr milder Korn.

Jetzt sei es schon besser, sagten die Eingeborenen: Herr L. (aus dem Haus gegenüber - tot) in kurzen Hosen. Er hat O-Beine. Herr und Frau S., die Frau, die wir Schweinegesicht nennen, Christa B. und ihr Mann Klaus (tot, Selbstmord).

Später, beim zweiten Besuch, kamen auch die K.'s aus dem Nebenhaus, die sich, nachdem wir unsere Hochzeit angekündigt hatten, ein paar Tage merkwürdig verwirrt zeigten. Diese Verwirrung hatte ihren Grund wohl in ihrer Annahme, wir seien längst verheiratet.

Klaus B. trank zwei Korn. Danach verschwanden die Nachbarn in L.'s Garage. Jan ging mit und erzählte später, Frau L. (tot) habe ihn mit Smarties bewirtet. Das hatte ihm sehr gefallen.

Wir blieben verwirrt verwirrt, denn die Inszenierung dieser Bräuche war uns neu.
Mussten wir nun hinübergehen und Bier anbieten? Mussten wir etwas zu Essen anbieten?

Chris hatte Schnittchen gemacht und eine Platte kleiner Frikadellen.
Ich rief Marianne H. an, die sich in westfälischen Bräuchen auskennt, aber die wusste es auch nicht so genau. Frau K. beruhigte uns. Die kämen schon und sagten, was sie wollten, sagte sie.

Etwa eine Stunde später waren sie mit dem trockenen, diesmal aber aufgeputzten Forsythienzweig zurück. Daran befestigt: Zwiebeln, Knoblauch, eine rote Rose, eine weiße Papierrose und eine Zahnbürste.

Chris wurde aufgefordert, sich eine Rose auszusuchen. Sie wählte die rote, was natürlich verkehrt war. Die weiße hätte sie wählen müssen. Sie wählte also die weiße. Wir schenkten Schnaps aus. Danach verschwanden die Nachbarn erneut.

Als sie das dritte Mal kamen, ging es darum, die Tür auszumessen.

Am Montag, ich brachte gerade Max ins Bett, wurde der Bogen aufgehängt. Als ich schließlich nach draußen kam, hing er schon, die Nachbarn standen auf dem Bürgersteig, Chris bot Schnittchen an, Jan hatte sich meinen Fotoapparat umgehängt und fotografierte. Ich beschloss, ihn alle Aufnahmen machen zu lassen.

Ein wenig schüchtern sangen die Nachbarn ein Lied. Jetzt waren auch die Jüngeren dabei. Hiroshi, der japanische Dirigent von nebenan, war begeistert von den westfälischen Bräuchen. Wenn er das gewusst hätte, sagte er später, hätte er in Deutschland geheiratet. Das Trutti Kind wollte unbedingt tanzen. Wir tanzten Häschen in der Grube mit ihm.

Danach kam mir die Idee, alle Stühle auf den Rasen vor's Haus zu tragen. Alle halfen mit und wir setzten uns. Gespräche entwickelten sich. Zögernd erst, denn eigentlich sitzt man ja beim Bogenmachen nicht, man steht, solange man stehen kann.

Herr L. war mit einer schwarzen Aktentasche gekommen. Er müsse zur Volkshochschule, hatte er gesagt, aber in der Tasche waren Teller. Herr L. war es auch, der als erster begann, Witze zu erzählen. Er machte das mit viel Freude.

Roger T. sagte später, Herr L. sei enthemmt gewesen, was beweist, dass Roger der trockenste Furz aller Fürze ist. So humorlos und verklemmt, dass es kaum auszuhalten ist.

Dieser Montagabend war außergewöhnlich warm. Ich saß in kurzer Hose da.

Am Vorabend hatte ich mehrere Schnäpse getrunken, ohne betrunken zu werden.
Auch als Frank und Katja auftauchten und wir den Rest der Flasche leerten, wurde ich nicht blau. An diesem Abend aber reichten drei Flaschen Bier und zwei Schnäpse.

Radfahrer fuhren vorbei und grüßten.
Herr K. (mein Joseph, tot) sagte ein Gedicht auf.
Ein moralisierendes Gedicht mit christlich witziger Pointe.
Ich las auf Plattdeutsch etwas vor.
Christoph (Donates Mann) unkte über die Ehe. Donate und er zerwarfen Teller. Die Teller aus Herrn L.'s Akentasche. Zwei Jahre später waren sie getrennt.

Pippo der Dorfstreicher kam auf dem Rad vorbei, ein Mann meines Alters. Er trug eine Pudelmütze, an der eine Blume steckte. Die Nachbarn hätten ihn gern fortgeekelt, aber er ließ sich nicht beirren, war freundlich, erzählte von seiner Liebsten, zu der er gleich wolle, worauf die Nachbarn hämisch lachten. Nach zwei Flaschen Bier fuhr er schließlich davon.

Der erste Kasten Bier war leer.
Roger und Jan holten neues.
Im Eichenweg ist ein Hausverkauf, da kann man auch spät noch hingehen.

Ich fragte Herrn L. nach seinem Lebenslauf.
Sein Elternhaus stehe im Schloßgarten, sagte er. Gärtner habe er in Leipzig gelernt, in Dresden habe er gearbeitet und im Schloßpark von Brühl. Er erinnerte sich, damals oft im Rhein gebadet zu haben.

Gegen zwei war das improvisierte Fest vorbei.

Am Dienstagmorgen, unser Hochzeitstag, standen wir zeitig auf. Eltern samt Anhang hatten sich schon für zehn Uhr angesagt. Chris und ich ließen es ruhig angehen. Es war höllisch heiß. Zog mir Anzug und Hemd an, wollte schon den Schlips umbinden, ließ es dann aber sein, zog das Hemd wieder aus und ein T-Shirt an.

Gegen zehn waren schließlich die Verwandten da. Pörtner versus Mensing. Eine sehr eigentümliche Mischung.

Nachdem wir Kaffee getrunken hatten, lud ich die Fußlahmen ins Auto, also meine Mutter und meinen Vater, dazu noch Chris und die Kinder, dann fuhren wir los. Brütende Hitze.

Etwa in Höhe der Aa fiel Chris ein, dass sie die Ringe vergessen hatte.

Stadteinwärts in Höhe des Kuh-Viertels gerieten wir hinter einen Pulk abreisender Schausteller, Mercedes-Limousinen mit riesigen Wohnwagen dahinter. Endlich erreichten wir das Standesamt. Vorm Amtszimmer wartete schon eine Hochzeitsgesellschaft, im Amtszimmer wurde gerade getraut.

Mein Schwiegervater kam mit den anderen und sagte, ein Unfall in der Stadt hätte die Anfahrt verzögert. Thomas und Agneta, unsere Trauzeugen, kreuzten auf. Agneta trug ein schwarzes Seidenkleid mit hellem Panama.

Jan wurde ungeduldig. Am Vorabend war er bis Mitternacht wach gewesen. Ich hatte ihm einen Schlafsack unter die japanische Kirsche gelegt, eine Weile hatte er darin gelegen und die Sterne bestaunt, aber dann war er doch ins Bett gegangen.

Jan wurde unleidlich. Er wolle nicht Mensing heißen, schrie er und mir wäre fast die Hutschnur geplatzt. Ich besann mich aber und ging mit ihm ein wenig durchs Haus. Schlug ihm vor, Paternoster zu fahren, aber ich glaube, das war ihm unheimlich. Seine Laune jedoch besserte sich.

Später, als alle schon im Vorzimmer warteten, die Trauzeugen ihre Ausweise abgegeben hatten, die Eltern mit durchgeschwitzten Hemden herumstanden, bekam Jan Durst und wir machten uns auf die Suche nach einem Getränkeautomaten.

Kaum zurück, wurden wir aufgerufen.
Agneta saß links, Thomas rechs neben einem großen, rechteckigen Tisch, Chris und ich davor, uns gegenüber der Standesbeamte, Herr Sonntag, ein kleiner, dunkelblonder Mann mit Brille, der einen trockenen Vortrag über den rechtlichen Ablauf einer Eheschließung vom Stapel ließ, davon sprach, dass die Kinder nun ehelich würden und schließlich fragte, ob ich wolle (Ja), Chris wolle (Ja mit Kichern), fertig, Küsschen und ab nach Hause, die Oma von Chris abholen und weiter ins Stevertal.

Anwesende Gäste: Frank (heute: geschieden), Katja (tot, Selbstmord), Agneta, Chris Tante, Oma (tot), mein Vater (tot), meine Mutter (tot), Tante Änne (tot) Chris Eltern (tot), unsere Kinder, Karin, meine Schwester. Wir aßen Rindfleischsuppe. Max mochte den Eierstich gern. Danach gab es das Fleisch aus der Suppe, dazu eine Senfsauce und Gürkchen, Radieschen, Charlotten.

Während wir aßen, hörte ich meinen Schwiegervater mit Katja sprechen.
Da er erfahren hatte, dass sie Dänin ist, sprach er mit ihr etwa so: Ich haben gesagt, du müssen Zelt aufbauen.

Chris und mir standen die Haare zu Berge.

Schnitzel und Braten, Gemüseplatten, Kartoffeln, Salat, anschließend Eis.
Gute Stimmung. Chris Eltern saßen abseits und blieben abseits, auch später, als wir noch eine Weile im Garten saßen.

Fuhren nach Hause zurück und tranken Kaffee.
Max verliebte sich in Katja. Nannte sich Madie oder so ähnlich.
Gegen sechs schließlich reisten die Verwandten ab. Kurz darauf kamen Borrosch, dann Thomas und Rita.

Der Mittwoch, Donnerstag, Freitag?

Ich nehme an, Vorbereitungen für das Fest.
Erstaunen darüber, dass die Leuter weder zu- noch absagen können.
Erstaunen vor allem über Kalle B. und Winnifred, etwas weniger über Peter B.
Ich hatte gedacht, vielleicht würde sie ein Wiedersehen nach so langer Zeit interessieren.

Nun aber zum Samstag.
Hätte das Wetter besser sein können? Nein.

Am Vortag hatte ich Wegwerfgeschirr besorgt, Lampions, Aufschnittplatten, hatte Wein gekauft, Wasser, Bier und die Zapfanlage bestellt. Am Vorabend war Chris deprimiert. Alle fragten die dümmste Frage überhaupt, wie es uns nach der Hochzeit denn nun gehe, was und ob sich etwas geändert habe?

Samstag also.

Gegen Mittag hatte ich begonnen, die Bühne vorzubereiten.
Und erst da entwickelte sich der Plan. Ich stellte die Stereo Anlage in die Garage. Einfach.
In den Wochen vorher hatte ich fünf Mix-Cassetten geschnitten.
Niemand würde auflegen müssen. Sechs Cassetten a 90 Minuten.

Am Nachmittag kam die Zapfanlage, Tische und Stühle waren schon am Mittag da.
Joachim S. und ich bauten sie auf. Ich stellte sie entlang der Hauswand auf, aber Chris fand, das sähe zu schulisch aus. Bitte, sagte ich, und überließ ihr das Umstellen.

Nachmittags kam Herr L., um den Garten zu schmücken.
Bambuszweige, Blumen, die er an den Wäschestangen befestigte.
Der Bambus wirkte wie Palmwedel, sehr tropisch.
Dann wurde die Theke gebracht. Wir bauten sie auf, schlossen sie an, zapften das erste Bier.
In den Büschen hingen Papierblumen, Lampions reihten die Wäschestangen, wir begannen, das Buffett aufzubauen.

Biene, Chris Arbeitskollegin, war der erste Gast. Sie brachte eine Torte mit, eine Porree-Torte.
In der Psychologie dieser Inszenierung hatte Biene offenbar einen schwarzen Peter gezogen.
Chris nahm an, sie sei neidisch und enttäuscht, nichts als Trauzeugin geladen worden zu sein.

Schlag 19 Uhr erschien die Familie Meier.
Kalle, mein bester Freund, als ich 18 war, in gemäßigt feierlicher Kleidung, dunkle Hose, blaues Hemd ohne Krawatte, in der Hand sein Pfeifentäschchen. Theres, seine Frau, die wir früher Pastorentochter genannt hatten (ihr Vater war Küster der katholischen Kirhe), hatte sich gemacht. Sie ist hager mit randloser Brille.
Drei Kinder schritten auf, ein dunkelhaariger Junge, ein Mädchen und ein blonder Timmy, der irgendwann später mal auf meinem Schoß vor der Hochzeitstorte saß und mir davon erzählte, sie würden bald auf Sommer fahren.

Ich brachte Kalle und Theres Kaffee.
Kalle saß eher brütend und saugte an seiner Pfeife. Ein Gespräch brachte ich nicht zustande.

Neue Gäste kamen. Einer war nicht eingeladen, Bill K. (tot, Amphetamine/Alkohol), schon volltrunken, der im Schlepp mit Agneta und Lorenz auftauchte. Ich hätte ihn am liebsten gleich fortgeschickt. Er trank weiter und irgendwann sah ich, dass Agneta ihn abführte.
Hörte dann von Chris, dass sie ihn nach Hause gebracht hätte.

Die Reihe der nun ankommenden Gäste erinnere ich nicht mehr.
Ich glaube aber, dass Chris Arbeitskolleginnen im Pulk kamen. Sie stülpten mir einen Sturzhelm über, dann knatterte Annette mit einem Mofa auf den Hof. Chris Hochzeitsgeschenkt. Sie war begeistert.

Die Trommler waren auch schon da, unter ihnen Voodoo, ein sehr guter Trommler.
Im Wohnzimmer war Kongress. Wir nannten das so, weil ein Grieche, der oft mit uns Musik machte, es Kongress nannte, wenn wir Joints rauchten. Ich rauchte zwei, drei Züge, aber die genügten, mich für eine Weile von der Welt zu entfernen. Ich verlor den Überblick über die Gäste, Nachbarn, Freunde, Trommler.

Irgendwann kam der Bandbus. Ich half, aufzubauen.

Ich hielt eine Rede. Die Trommler spielten. Bruno machte den Timekeeper. Joachim L. war dabei, Frank L. Die Trommler waren gut. Ich saß eine Weile bei Frau L. und erklärte ihr, dass uns Jüngeren solche Musik ans Herz ginge. Sie hörte aufmerksam zu.

Sie ist eine sehr wache Frau. Ihr Mann nutzt jede sich bietende Gelegenheit zu einem Fest. An ihm ist ein Alleinunterhalter verlorengegangen. Sein Repertoire an Witzen ist unerschöpflich. Allerdings werden sie ziemlich schnell schlüpfrig.

Ich stand an der Ecke bei der Garage und hörte den Trommlern zu.
Bill K. stand wankend vor ihnen und lallte.
Bill ist verloren und einsam. Er wirft sich Menschen an den Hals und vertreibt sie mit seiner Aufdringlichkeit.

Sah auch Kalle eine Weile vor den Trommlern stehen und versonnen an seiner Pfeife nuckeln. Machte auf mich einen sehr ernsten Einruck. Hatten schon am Telefon das Gefühl, die letzten 15 Jahre hätten ihm zwar Erfolg gebracht, aber seine Sehnsucht im Grunde nicht zufriedengestellt. Seine Frau hingegen machte einen fröhlichen Eindruck.

Ich hatte mit Lorenz vereinbart, die letzte Trommelnummer solle zugleich der Präsentation unserer Hochzeitstorte dienen. Marco trug sie auf, ich trug sie einmal durch die Reihen. Großer Applaus. Dann schnitten wir sie an. Ich rief die Kinder herbei.

Anschließend sang Frau K., Hiroshis Frau (geschieden).
Die Kinder tobten herum, aber mir war nicht danach, sie in die Schranken zu verweisen.
Frau K.'s Stimme fehlte ein wenig die Kraft. Detlev (der Scientologe) begleitete sie auf der Gitarrre. Sie sang drei Lieder, erhielt viel Applaus, mehr als die Trommler, aber dieser Applaus galt der Hochkultur. Eine Zugabe war nicht möglich, denn Detlev und Frau K. hatten nur drei Lieder einstudiert.

Ich war mir meiner Rolle als Gastgeber dieses Festes sicher, aber ganz wohl fühlte ich mich nicht. Ich wäre lieber Gast gewesen. Eine Zeitlang hatte ich befürchtet, die Trommler würden kein Ende finden. Ich hätte das verstanden, denn sie waren sehr bei der Sache, aber die Hochzeitstorte hatte das geregelt.

Die Band. Jetzt kam die Band. Die Band, die, als ich noch mit ihnen spielte, Groove Missiles hieß. Chris und ich tanzten den Hochzeitstanz. Ein wunderbarer Tanz. Frau M. und ich sind noch immer die besten Tänzer. Jano sang I wanna get rich. Wolfgang, der noch heute als Sänger unterwegs (Johnny Ketzel und die Schließer) ist, sang: People you must die. Dachte, was für ein seltsames Lied auf einer Hochzeit. Die Band spielte ihren Set, ich beleuchtete sie von der Seite, Menschen tanzten.

Ich war sehr vergnügt. Trank nur Wasser. Vom reichlichen Buffett (jeder hatte etwas mitgebracht) bekam ich wenig ab. Dachte eine Weile, wir würden viel übrig behalten, aber im Verlauf wurde dann doch alles aufgegessen.

Ein paar Teenager aus der Nachbarschaft schauten vorbei, um sich die Band anzuhören. Sie waren begeistert. Alfred H. unkte. Ich hatte eine Weile bei ihm gesessen. Du hast es gut, hatte er gesagt. So eine Band, die hätte ich auch gern, aber die kriege ich sicher nicht. Nicht umsonst, sagte ich. Er unkte die Polizei herbei, die nicht kam, den Regen.... Weiß nicht, was er hatte. Möglich, dass er neidisch war.

Den meisten Spaß machten mir die Kinder. Priszilla, Ruth, Sandra und Jan zapften unermüdlich, servierten, räumten ab . Es war eine Freude, ihnen zuzusehen. Ließ einen Korb für sie herumgehen und versprach ihnen 30 Mark extra. Als wir schließlich abrechneten, es war tief in der Nacht, wir hockten auf dem Fußboden in der Küche und zählten das Geld in vier gleiche Haufen, kamen für jeden 20 Mark zusammen.

Nachdem die Band aufgehört hatte, wurde es ruhiger.
Mir gefiel das, die Musik vom Band lief, aber sie erdrückte nicht die Gespräche.
Überall waren Gruppen, die sich unterhielten. Heiner B. (Selbstmord) war auch da.

Rhabbia war mein Lieblingsgast.
Wenn ich es jetzt bedenke, hätte ich ihn Thomas als Trauzeugen vorgezogen.

Wann wer ging, weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, wer bis zuletzt blieb. Barbara war dabei, Silvia (lange in der Psychiatrie), Kai und Harald (Alkoholiker), der, wenn er betrunken ist, den Frauen ans Zeug geht. Befreite Chris einmal aus seiner Umklammerung. Sagte ihm, er solle die Finger von ihr lassen.

Saß, nachdem alle fort waren, noch mit Joachim S. am Feuer. Rauchten einen Joint. Es begann zu dämmern. Die Vögel machten Musik. Vier Nachtschwärmer aus der Nachbarschaft kamen noch auf ein Bier. Eine hagelvolle Frau machte sich über das Buffett her. Sie wurde unverschämt und ich schickte sie fort.

Ja, so war das.
Und wer nicht gestorben ist, der lebt noch heute ....

PS. Das in Klammern gesetzte stammt aus der Gegenwart 2007.

home