Gronau - Westfälische Nachrichten 4.09.01

Traum bleibt Traum - oder nicht?

Das Klingelzeichen kündigt das Ende der Pause an, und das bunten Treiben in den Gängen schwillt an. Die Kinder scheinen ausnahmsweise nicht enttäuscht zu sein, dass das bekannte Signal sie wieder zurück in die Klassenräume lockt. Heute erwartet sie allerdings auch ein ganz besonderes Ereignis: ein Autor, ein richtiger Schriftsteller, wird ihnen eine Geschichte vorlesen - und das ist sicherlich spannender als Mathematikunterricht.

Spannung lässt Hermann Mensing dann wirklich aufkommen: er gestikuliert, springt auf, klatscht plötzlich in die Hände, legt sich auf den Boden und kommt seinem kleinen Publikum ganz nah. Die rund 100 Viertklässler der Eilermarkschule können sich der Anziehungskraft der Geschichte und des Geschichtenerzählers nicht entziehen: sie sitzen ganz still und lauschen gebannt Mensings Worten. 

Mensing entführt die Kinder in eine Welt, in der die Trennung von Traum und Wirklichkeit aufgelöst ist. Der kleine Pitti träumt, dass ihm ein grün bemantelter König aus dem Traumland ein A klaut und - siehe: er erwacht und kann kein Wort mehr richtig sprechen, das ein A enthält. "Mm" - statt Mama ist alles, was er herausbringt. Er erinnert sich an diesen Traum, aber Traum bleibt schließlich Traum, oder? Der kleine König jedoch ist nicht minder erschreckt. Er hat leichtsinnig die Morgenstunde missachtet, die gefährlichste Stunde der Nacht für einen Bewohner des Traumlandes, und findet sich nun in der Wirklichkeit wieder. Die beiden werden viel erleben, bevor Pitti Pörtner wieder sprechen kann und der König ins Traumland zurück gefunden hat. Denn: wer glaubt schon jemandem, der von einem kleinen grünen König erzählt, der Buchstaben klaut und im Traumland lebt? 

Mensing empfindet auf überzeugende Weise die Sprachschwierigkeiten des kleinen Pitti nach - und bringt die kleinen Zuhörer samt ihrer Lehrer so immer wieder zum Lachen. Auch die Lehrer zeigen sich nach der Lesung beeindruckt. So ruhig haben sie ihre Schützlinge noch nicht erlebt. (...)

Nach der Lesung bombardierten die Kinder Mensing mit unterschiedlichsten Fragen zu seinem Beruf: Wie lange bist du schon Autor? Wie viele Geschichten hast du geschrieben? Und nicht zu Letzt: Wieviel Geld hast du verdient? 

Mensings Antwort lässt nicht lange auf sich warten. "Fünf Trizzillionen Mark" sagt er und erntet ein einstimmiges "Cool." (Birgit Nienhaus) 

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