Hamm 14.11.01

Der literarische Herbst der Stadt H. stieß auf großes Interesse der Bevölkerung. Als Hannelore Hoger Anna Seghers las, kamen 300 Menschen. 10 hatten vielleicht vom 7. Kreuz gehört, alle anderen kamen, um Bella Block zu sehen. Man war beeindruckt. Ah sagte man, ohhhh.  Frau Hoger sah gut aus. Und machte das hochprofessionell. Blitzlichter zuckten. Als ich einen Tag später vor 150 Kindern aus der "Sackgasse 13" las, war von der Presse niemand zu sehen. Dabei hielt ich Informationen für sie bereit. Sie hätten nichts fragen müssen. Alles war formuliert. Sie hätten mich nicht einmal fotografieren müssen. Ich hatte auch Fotos. Aber wie gesagt, bei mir ging es um Literatur für Kinder. Die taucht  zwei Mal im Jahr im Feuilleton auf, im übrigen nimmt man sie kaum wahr. Diese Ignoranz ärgert mich. Sie ärgert mich ebenso wie die Ignoranz der Politik, wenn es um Bildung geht. Und natürlich ärgert sie mich, weil ich eitel bin. Davon aber mal abgesehen haben mir die beiden Lesungen viel Spaß gemacht. Die Kinder waren aufmerksam und engagiert. Das Piepen der Armbanduhr um Mitternacht, das irre Lachen des Kaninchens, das Heulen des Windes im Kamin, das haarsträubende Kreischen der sich öffnenden Schranktür, all diese Geräusche haben sie für mich gemacht. Zu meiner und ihrer Freude. Jeden Monat vier solcher Lesungen, plus einen Roman pro Jahr, das würde mir reichen. Mehr Arbeit muss nicht sein. 

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