Leer
#9Euro-Ticket heute früh nach Ostfriesland, in Leer einen Matjes gegessen, ein E-Bike gemietet und unterm Deich emsabwärts nach Ditzum gefahren, wo ich vor über zwanzig Jahren schon einmal mit meinem jüngeren Sohn war. Ein Dorf geduckt hinterm Deich, mit achteckigem Kirchturm, offenen Aufsatz aus Holz, rundum laufender Brüstung, Pfeilern, weiß, auf denen eine kupferne Kuppel mit Spitze, goldener Kugel und Wetterhahn ruht, mit einer Windmühle, einer kleinen Gracht, mit Cafes und einem Fischereihafen, von dem eine Fähre nach Petkum übersetzt. Die Fähre ist klein, die Schlange der wartenden Räder lang, aber der Kapitän sagt, dat moggt we. Kaum eine Viertelstunde geht es quer über die Ems, die sich hier schon in den Dollart weitet, es ist ablaufendes Wasser, ein Schilfgürtel liegt trocken, im Modder neben dem Anleger liegt ein versunkenes kleines Schiff auf der Seite, dahinter der Deich bei Petkum. Das Fahren mit dem E-Bike hat Spaß gemacht. Irgendwann werde ich mir eines kaufen. Das Schönste heute aber waren etwa zwanzig Schafe, die auf dem Radweg hinterm Deich im Kreis standen. Alle hatten die Köpfe gesenkt, es waren nur Leiber zu sehen, kein Laut war zu hören, und es gab nicht die geringste Bereitschaft, Radfahrern Platz zu machen. So eine innig wirkende Versammlung hab ich noch nie gesehen, und ich wüsste gern, was das zu bedeuten hat.