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Neu Dehli

Von Katmandu kommend war ich mit Bus und Zug nach Benares gefahren, von dort zum Taj Mahal, ein prächtiges Grabmaul aus weißem Mamor, das ein Maharadscha seiner verstorbenen Frau gebaut hatte, eine hohe Kuppe, die schon damals, 1978, unter den Abgasen der ringsum Dreck in die Atmosphäre schleudernden Fabrikschloten litt. Davor ein weiter Weg, Blumenrabatten, Brunnen, und eine Gruppe farbenprächtig gekleideter Frauen aus Radjashan. Die vorletzte Station. Von Neu Dehli würde ich mit Aero Flot über Moskau nach Frankfurt fliegen. Der Zug dorthin war - wie fast alle Züge in Indien - zum Bersten gefüllt, ich hatte kaum noch Geld, konnte mir Dehli gerade noch Schließfach für mein Gepäck und den Besuch eines halbwegs kühlen Kino leisten, wo ich eine sowjetische Version von Huckleberry Finn sah, zur Nacht fuhr ich mit den letzten verbliebenen Rupien zum Flughafen, wo ich die Nacht verbrachte, um am nächsten Morgen heim zu fliegen. Eine Illjuschin wartete. Lauter Russen an Bord. Jemand spielte Akkordeon. Alle musterten mich, diesen komischen Vogel, der im russischen Alltag sofort auffiel. Die Maschine heulte beunruhigend, als sie zum Start ansetzte. Auch in der Luft machte sie merkwürdige Geräusche, aber sie brachte mich heil nach Moskau, wo ich ein paar Stunden Aufenhalt hatte, und mit bunten Tressen und Orden geschmückte sowjetische Offiziere mir im Transitraum den Vogel zeigten.





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