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Quito

Wir überquerten den Äquator und fuhren in die Hauptstadt, nach Quito.
In Central-Amerika waren wir mit einem jungen Ecuadorianer gereist, Lincoln, Sohn einer angesehenen Familie, der Vater war Anwalt und engagierte sich für die Landprobleme der Ureinwohner.
Er war selbst Indianer.
Sollten wir nach Quito kommen, hatte Lincoln gesagt, müssten wir ihn besuchen.
Und das taten wir.
Wurden aufgenommen wie Familienmitglieder.
Lincolns Mutter kannte Rezepte gegen die Diarrhoe. Sie kochte mir köstliche Suppen mit Bananen, morgens, mittags, abends, wann immer ich wollte.
So kam es, dass ich nach ein paar Tagen wieder obenauf war.
Lincoln Bruder studierte bei Stockhausen Kompositition.
Das Erstaunlichste, was ich von Quito erinnere, war ein Brief meiner Eltern, der in nur einem Tag aus dem fernen Deutschland bis hierher gereist war. Wie das zustanden gekommen ist, wusste ich mir damals und auch heute noch kaum zu erklären, aber es war so: ein Brief meiner Mutter, am Vortag geschrieben.
Er traf mich mit Wucht, fachte mein Heimweh an, aber dann war es auch schon wieder vorüber.

 

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