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Der König ist es gewohnt, bedient zu werden. Und wenn es mal nicht ganz so klappt, denkt er sich Lösungen aus, bei denen es sich möglichst wenig anstrengen muß. Mit der Uraufführung von Hermann Mensings "König Hühnerschulte und das Kalt" in der Filmbühne Caligari - Regie führte Andrea Maria Erl - stellte das Junge Staatstheater Wiesbaden jetzt erstmals eine mobile Produktion vor. Sie wendet sich an Kinder von vier Jahren und an Erwachsene.
Das Reich des eigenwilligen Regenten paßt wirklich in zwei Karren. Die allerdings mausern sich gleich zu Beginn zu einer veritablen Bühne mit Hühnerstall (Ausstattung: R. Wust), der von den kleinen Zuschauern problemlos identifiziert wird. Denn alles scheint hier oval zu sein. Für die Launen des verwöhnten Machthabers wurde zusätzlich die Musikerin Annemarie Roelofs engagiert. Sie spielt nicht nur auf ihrer Geige, was den jungen Despoten - Helmut Kellner virtuos in mehreren Rollen - innerlich bewegt, sondern sie versteht sich auch auf die Hühnersprache.
So erleben die Kinder mit, wie alle Versuche des Königs, sich auf bequeme Art, das heißt mit Hilfe seines Hofstaats, des Kalts zu entledigen, fehlschlagen. Erst als er auf die Idee kommt, selbst Hand anzulegen, ändert sich seine mißliche Lage. Und schon wird ihm vor lauter Kämpfen für die eigenen Belange so warm, daß das zu einem neuen Problem zu werden droht.
Doch da ist die kurzweilige Geschichte vom verwöhnten Pascha in Not schon zu Ende und darf von den Anwesenden weitergedacht werden ...... (Heike Kilian) FAZ, Samstag 3. Mai 1997