Acapulco
Unser Hotel lag im Norden der Stadt, es war laut, eine Straße führte den Berg hoch, eine andere verlief parallel zur Bucht, aus fast jedem Laden quoll Mariachi Musik, ekstatisches Trompetengeschrei, das auf die Dauer verrückt macht, was den Mexikaner vielleicht ein wenig grob, aber doch sehr präzise beschreibt. Es war warm. Die Vegetation, falls vorhanden, tropisch. Die Vögel laut. Alles laut. Acapulco war in jenen Jahren noch etwas für reiche Amerikaner. Für die stürzten sich junge mutige Männer vom höchsten Fels hundert Meter hinab in den Pazifik. Als es dunkelte, machte ich einen Spaziergang. Ich trieb mich herum, von einer Straße zur nächsten, überall gab es Dinge zu sehen, die ich noch nie gesehen hatte. Ich hörte laute Rockmusik, ging ihr nach und geriet, als es schon dunkel war, und in Mexiko wird es schnell sehr sehr dunkel, auf ein Nachbarschaftsfest in einem Hinterhof. Als Gringo erregte ich Aufmerksamkeit, obwohl nur Amerikaner Gringos sind, aber den Mexicanern ist das egal. Sie sind alle ziemlich klein, die Gringos sehen alle aus wie ich. Blond, blaue Augen, langes Haar. Die Frauen noch längeres Haar und keine BHs. Aus Deutschland, aha! Wir tranken ein Bier miteinander und der Bassist fragte, ob ich ein Instrument spiele. Damals trommelte ich auf allem, was mir unter die Finger kam, hatte aber noch kein Schlagzeug. Ich hatte eine Hohner-Bluesharp, mit der im Sommer der Liebe, als ich in London vor Charing Cross auf Linda wartend vor mich hin spielte, zwei Pfund verdient hatte. Ich nickte, ja, eine Bluesharp. Hätte ich Lust? Blues in E? Ja. So kam es, dass ich mir die Seele aus dem Leib blies, und alle Bluesklischees dieser Welt verwurstete. Zum Abschied schenkte mir der Bassist eine handvoll Acapulco Gold, eingepackt in ein Stück alter Zeitung. Acapulco Gold war das Beste, was es 1972 gab. Ich bedankte mich, ging hinunter zur Buch, drehte mir am Strand einen Joint und dann blieb mir nichts, als bis zum Sonnenaufgang zu bleiben. Ich hatte auch zuhause schon Joints geraucht, aber Acapulco Gold war mit nichts, was die Dealer in Amsterdam verkauften, zu vergleichen. Ein sehr sanfter, von der Schönheit der Bucht und dem Abenteuer meiner Reise befeuerter Rausch. Die Stadt war ruhig jetzt. An Ecken standen mexikanische Soldaten in Kampfuniform mit Schnellfeuerwaffen. Ich ging so aufrecht wie möglich. Ich schaute an ihnen vorbei. Als ich ins Hotel kamen, standen zwei von ihnen im Eingang. Ich wusste, was sie passiert, wenn sie mich kontrollierten und das Gras fänden. Ich musste eine weite Treppe hinauf in den ersten Stock und spürte, dass ihre Augen mir folgten. Im Zimmer stopfte ich das Gras unter den Schwimmer des Wasserkastens der Toilette.