Alexandria
Wenn man so gar nichts weiß und mit dem Bus von Kairo nach Alexandria reisen will, wird es ein bisschen kompliziert. Und Geduld braucht man auch. Außer einem gesunden Orientierungssinn hatte ich nichts. Google war noch nicht erfunden. Das Land hatte sich nach dem Sechs-Tage Krieg noch nicht erholt. Die Straßen waren zum Fürchten schlecht, es staubte und stank nach Abgasen. Der Himmel über der Stadt war diesig. An jeder Ecke gab es Stände mit frisch gepressten Fruchtsäften. Granatäpfel waren das Beste. Als aus den Ständen ein Markt wurde, wusste ich, dass ich den Busbahnhof gefunden hatte. Ich weiß nicht, was mich nach Alexandria trieb. Wollte ich an den Strand, hoffte ich, den versunken Pharos, das siebte Weltwunder der Antike würde aus dem Meer auftauchen? Ich weiß es nicht, ich saß im Bus und dachte auch nicht darüber nach, Hauptsache, ich war in Bewegung. Die Menschen im Bus hatten reichlich Nahrung in Körben, und boten mir davon an. An einer langen Strandpromenade stieg ich aus. Da hinten war die Stadt, die Straßeränder war vermüllt. Es gab aber einen Strandclub hinter einem Zaun, und da war alles sehr aufgeräumt. Ich weiß nicht mehr, was es kostete, hatte aber den Eindruck, dass es so viel war, dass es sich der normale Ägypter nicht leisten konnte. Unter Sonnenschirmen saßen Familien, ältere Männer mit dunklen Sonnenbrillen, alle schwatzten, rauchten und tranken Tee. Einer Mann winkte mich heran und fragte, woher? Aha. Das habt ihr gut gemacht mit den Juden damals, sagte der große, dunkelhaarige, sehr freundliche Mann, ein Rechtsanwalt aus Kairo, der mich zum Tee einlud und mich seiner Familie vorstellte. Sie ist hergekommen, um das Meer zu genießen. Ich sitze da und werde immer kleiner. Sitze da und wünsche mir, ich könnte unsichtbar werden, während der Mann mir auf die Schulter klopft, süßes Gebäck anbietet und die Frauen seiner Familie mich auffordernd anlächeln, eh sie in langen Badekleidern ins Meer steigen. Aber ich werde nicht unsichtbar.