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Hermann Mensing



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Bericht von der Insel

Alles ist zurück:
das Rauschen der Autobahn,
das mühsame Brüllen startender Flugzeuge, die Busse vorm Haus,
ich bin zurück.
Eine Woche war ich durchs Watt vom Festland getrennt,
ein Scherenschnitt: Baumkuppen, Kirchen, Windkraftanlagen am Horizont,
das Meer in wechselnden Farben,
vielleicht ist gar kein Festland mehr da,
schön wäre das.
Die Geräusche der Insel:
Brandung, Wind ums Haus, das Schreien der Möwen,
oft beängstigende Stille, in die man fällt wie in ein Loch.
Schlafen, tief schlafen, nicht mehr denken, auch nicht, wenn man erwacht.
Stattdessen: lieber spazieren gehen,
die feinen Gravuren im Sand lesen,
dem Schlagen der Wellen zuhören am Meer früh um sieben, ein goldenes Meer,
auf dem Rad mit Rückenwind über Dünenpfade fliegen,
aber dann, auf dem Rückweg, stehend in den Pedalen.
Einen Tag, zwei Tage, drei Tage, vier Tage, fünf Tage, sechs Tage, sieben Tage.
Das Nichtdenken funktioniert,
aber nach dem dritten Tag schleicht das Festland sich wieder ein.
Hier bin ich, flüstert es, hier, du sollst an nichts anderes denken, jeden Tag, jede Stunde. -
Und - geht es mir gut?
Bin ich glücklich?
Mache ich Fortschritte? -
Ich wäre klug, könnte ich dumme Fragen beantworten.
Sagen kann ich, was ich gesehen habe.
Robben, hundert und mehr.
Wolken von unfassbarer Schönheit,
Schaumkronen, Eiderenten und Regenpfeifer.
In Sandwolken bin ich gelaufen, bei kräftigem Nordwind am Bornriff.
Bei Regen bin ich Rad gefahren.
Bei Sonne bin ich Rad gefahren.
In stockdunkler Nacht.
Also.

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