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Hermann Mensing

Briefe an Annette von Droste Hülshoff

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Liebe Annette,

heute vor 171 Jahren bist du Meersburg gestorben. Ich habe heute mit tausenden meist junger Menschen gegen die Zerstörung unserer Welt demonstriert. Eine Zerstörung, die, wenn nicht sofort Maßnahmen ergriffen werden, die, versichert die Wissenschaft, noch möglich sind, durch Machtkonstellationen, hinter denen das Kapital, mithin die Interessen einiger weniger stehen, verhindert werden.

Ich bin stolz auf diese jungen Menschen. Schade, dass ich heute nicht im Rüschhaus war, ich hätte den Gästen von dir erzählt, von deiner Renitenz, die, das wird immer deutlicher, ähnliche Motive hatte. Du sprichst von unumkehrbarem Wandel, vom Wissen, das dir den Glauben raubt, du registrierst, wie z.B. die Interessen der Waldbesitzer, zunehmend von schnellem Geld gesteuert, dazu führen, dass die Vielfalt einer betrüblichen Einfalt weicht.

Du bist also, wenn du so willst, auf unserer Seite. Das freut mich. Deinen Tod, hast du durch deine Arbeit überdauert. Du bist gegenwärtig. Das ist etwas, das ich mir auch für mich wünsche. Ob mir das gelingt, weiß ich nicht, dennoch habe ich Hoffnung. Ich hoffe auf jedes Wort. Ich hoffe darauf, dass der kleinste Stein, der ins Wasser fällt, Wellen schlägt, die ans Ufer rollen und Veränderungen bewirken.

Dafür warst du auf der Welt, dafür bin ich auf der Welt. Lassen wir uns also weiter hoffen, die Zeichen sind bedrohlich, aber die Reaktionen darauf werden zunehmend selbstbewusster.

Wir können uns glücklich schätzen, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen wollen. Wir Alten dürfen uns schämen. Wir müssen solidarisch sein. In diesem Sinne: Venceremos.


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