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Hermann Mensing

Briefe an Annette von Droste Hülshoff

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Liebe Annette,

gestern habe ich mich zu dir auf die Bank gesetzt. Du hattest einen Sommerhusten, ich hatte Hustenbonbons, aber die wolltest du nicht. Du hast nur dagesessen und in den Wald sinniert. Als aus dem Gartensaal Stimmen kamen, zucktest du. Gäste, sagte ich, Menschen, die deinen Namen noch kennen, du hast es ja prophezeit. Du seufztest. Ich schlug mein Notizbuch auf. Und, was wird das, wenn es fertig ist? fragtest du. Ein Gedicht, sagte ich. Also dann, wer zuerst fertig ist, sagtest du. Das gilt nicht, deines (http://www.wortblume.de/dichterinnen/diebank.htm) war doch vor fast zweihundert Jahren schon fertig. Eine feine Röte zog über dein Gesicht. Erwischt!

Die Bank vorm Haus,

die Häher rufen in das Rauschen,
das östlich, einen Steinwurf nur,
den Frieden stört, rund um die Uhr,
ein Saus und Braus,
die Autobahn, ich hatte dir davon erzählt,
du hättest, wärst du Gegenwart,
die Auffahrt Münster Nord gewählt,
um über Hamm und Paderborn hinaus
vorbei an Warburg zu den Großeltern
nach Bökeldorf zu fahren.

Wie sehr ich dir noch immer wünsche,
du hättest dich mit Straube dort vermählt,
jedoch das Schicksal hatte anderes gewählt,
was in den Jahren wirklich stattfand
und was nicht,
das weißt nur du, die anderen wissen's nicht,
und also endet dies Gedicht.

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