www.hermann-mensing.de

Hermann Mensing

Briefe an Annette von Droste Hülshoff

34


Liebe Annette,

gestern war ich im Rüschhaus. Eine Gruppe von Denkmalschützern war angesagt. Alles ist so, wie ich es vom letzten Mal kannte, und wartet darauf, dass die Saison beginnt. Auf den Ästen der Quitten wächst Moos, das in der Sonne des abziehenden Sturmes, der von Samstag auf Sonntag bis in den Montag über Land fegte, geradezu leuchtete. Was ist ein Denkmal? lautete die Frage, die wir mit den Denkmalschützern besprachen. Ich habe gut zugehört und weiß meiner Geschichte vom Rüschhaus jetzt Aspekte hinzuzufügen, von denen ich vorher nicht wusste. Du kannst beruhigt sein, es geht nicht um Levin oder Straube, es geht auch nicht um Geld oder Missgunst, es geht um kleine Tricks der Denkmalpflege, Fenster in die Vergangenheit, wenn du so willst, denn das habe ich gelernt: im Rüschhaus gibt es Fenster, die nach draußen weisen, Fenster, die Sichtachsen zwischen Zimmern schaffen, und es gibt Fenster, die in die Vergangeheit weisen. Das sind meine Neuigkeiten für dich, Annette. In gut vier Wochen geht es wieder los. Ich werde alles, was ich im letzten Jahr über das Haus, seine Geschichte, über Schlaun und dich gelernt habe, auffrischen müssen, aber im Großen und Ganzen weiß ich noch, worum es geht. Also, ich freue mich auf dich, Annette.


nächster Brief