Antwerpen
Auf der Autobahn herrschte dichter Verkehr von und nach Antwerpen, das irgendwo links lag. Es regnete. Die Kinder saßen hinten. Ich fuhr, meine Frau saß neben mir. Sie war für die Versorgung zuständig, Wasser, Essen, Trost. Damals las man ständig von Aquaplaning, also fuhr ich entsprechend. Aber schon damals waren 80 KmH auf einer Autobahn nicht unbedingt das, was der hinter einem Fahrende erwartete. Der Regen war dichter und dichter geworden, ich hatte eine Mix-Cassette in den Recorder geschoben, darauf ein Lied von Youssuf N'Dour mit einer Stelle, bei der die ganze Familie verstand "zit da mit de dicke Jacke an", was natürlich nicht sein konnte, denn der Sänger sang in einer afrikanischen Sprache. Trotzdem, er hatte ne dicke Jacke an und vor mir fuhr ein LKW noch langsamer als ich. Die Autobahn zwar zweispurig und ich setzte zum Überholen an. Noch kaum hatte ich den Winker gesetzt, verschwand die Welt um unser Auto in einer Gischtwolke, so dicht, dass ich kaum den LKW rechts neben mir sehen konnte, geschweige denn, was vor mir lag. Nicht krampfen, dachte ich. So ist es im U-Boot, dachte ich. Alle waren still geworden. Alle schienen sich an irgendetwas festzuhalten. Die Scheibenwischer arbeiteten auf Hochtouren, aber das nutzte nicht. Ich musste nur geradeaus halten, ich hielt geradeaus, mein Herz schlug bis zum Hals, ich gab Gas, ich war vorbei, ich atmete auf. Und hätte fast die Abfahrt verpasst. Antwerpen wirkte in den Außenbezirken eher als sei man in Marokko. Als wir ins Zentrum kamen, verloren wir durch Einbahnstraßen ständig die Orientierung, fanden schließlich einen halbwegs bezahlbaren Parkplatz, streunten kurz herum, aber weil der Regen nicht nachließ, fuhren wir weiter nach Brügge, wo ein Zimmer auf uns wartete.