April 2004                                          www.hermann-mensing.de                            

mensing literatur

zum letzten Eintrag

Do 1.04.04 10:19

Staffenwillstand. Staffenstillwand. Driefen.

 

Fr 2.04.04   9:36

Sie haben es natürlich sofort bemerkt: der gestrige Eintrag war ein Aprilscherz.
Tatsächlich hätte es heißen müssen: Waffenstillstand. Frieden.

 

Sa 3.04.04   10:21

Envoi

Goodbye words,
I never liked you,
liking things and places, and
liking people best when their mouths are shut.

Go out and lose yourselves in a jabbering world,
be less than nothing, a vacuum
of which words will beware
lest by suction, your only assertion, you pull them in.

For that I like you, words.
Self-destroyed, self-dissolved
you grow true.
To what? You tell me, words.

Run, and I'll follow you,
never to catch you up.
Turn back, and I'll run.
So goodbye. (1)

 

So 4.04.04  9:35

dämliches aus dem hause men-sing

Mit formidabler Bremsspur kündigt sich das Alter an,
wer hätte je gedacht, dass das so schön sein kann.

 

Mo 5.04.04    12:43

Unterstützen Sie einen Schriftsteller. Schicken Sie Geld. Schicken Sie Blumen. Schicken Sie anerkennende Worte. Sie könnten Leben retten.

 

Di 6.04.04 14:17

Guten Tach Auf Wiedersehen.

15:41

Der Eintrag für Mittwoch, den 7. April 2004, wird lauten: Hau ab du Arsch!

 

Mi 7.04.04   10:29

Wie versprochen, wenngleich nach aktuellen Höflichkeits- und Benimmregeln modifiziert, der Eintrag für heute: Hau ab Sie Arsch!

14:12

Der Eintrag für morgen lautet: Amerika ist ein in jeder Hinsicht bewunderungswürdiges Land!!!

16:48

In meinem Aldi stehen Damenslips (3 zu € 4.58) neben Californischen Trockenpflaumen (Dose € 1.59).

 

Do 8.04.04 12:01

Amerika ist ein in jeder Hinsicht bewunderungswürdiges Land. (Ich liebe es.)

 

Fr 9.04.04   11:00

Noch bewunderungswürdiger ist natürlich der Herre Christ. Klar.

13:50

"Augen auf", befahl Johnnie Walker knapp. "Auch das gehört zu den Vorschriften. Die Augen sind nicht zu schließen. Wer sie dennoch schließt, macht alles nur schlimmer. Durch Augenschließen verschwindet doch nichts. Im Gegenteil, wenn du beim nächsten Mal die Augen auflässt, kommt es dir noch schrecklicher vor. So ist eben die Welt, in der wir leben, mein lieber Nakata. Und wir müssen wacker die Augen aufhalten. Die Augen zu verschließen ist etwas für Schwächlinge. Nur Feiglinge wenden den Blick von der Realität ab. Auch wenn du Augen und Ohren verschließt, tickt die Zeit. Tick-tack, tick-tack." (2)

 

Sa 10.04.04   13:22

Von ferne ertönt der Ruf einer Krähe. Die Erde dreht sich langsam weiter. Und so leben wir alle in unseren Träumen. (3)

17:35

"Schreiben ist etwas Wichtiges, ja?" fragte Nakata.
"Ja, schon. Doch das Geschriebene in seiner fertigen Form ist für mich bedeutungslos." (4)

 

So 11.04.04   21:50

Ich hoffe, ich sterbe wie du.
Irmgard Mensing 12.04.1907 - 11.04.2003 21:50

 

Di 13.04.04 12:09

Arbeite still. Aktuelles von M. unter http://www.literaturcafe.de

 

Mi 14.04.04 13:12

Wer nicht denkt, fliegt raus.

 

Do 15.04.04    8:01

Mensing senkt erneut die Preise
Der Billig-Autor Mensing will in diesem Jahr seine Preise erneut radikal reduzieren. "Ich werde meine Kosten - und natürlich auch meine Preise - in diesem Jahr nochmals um bis zu 20 Prozent senken", sagte M. in einem Magazin Interview. Gleichzeitig werde der Umsatz weiterhin rasant zulegen. "Ich wachse noch mindestens vier, fünf Jahre lang um ein Viertel und mehr und werde dann etwa 280 cm groß sein", sagte M.

 

Fr 16.04.04   9:45

Lieber Gras rauchen, als Heu schnupfen.

15:58

dämliches aus dem hause men-sing

20 Grad: die Menschen leben
wo man hinschaut: Busenbeben
25: manches Männchen kriegt den Samenkoller
30 Grad: es kommt noch toller

Tangas, Nippel-Blenden, Arschkonsolen
geht doch Grill-Zutaten holen
macht euch weg in frisch geharkte Grünanlagen
dort könnt ihr im Dunkeln alles wagen
trinkt und küsst und kopuliert
ungeniert.
Nur erinnert mich nicht überall daran
dass ich nicht mehr ständig kann.

 

Sa 17.04.04   10:26

Heute gilt meine Liebe Israel und seinem weitsichtigen Führer Adolf Scharon.

 

So 18.04.04   12:15

Weltekel gibt auf.

 

Mo 19.04.04   12:25

Heute: grandioses Morden in ... (Geheimtipp. Nicht weitersagen.)

 

Di 20.04.04 9:02

Jeder, der in die Jahre kommt, denkt an die Jahre zurück. (5)

16:32

cut...

 

Fr 23.04.049:15

Auch ich erzählte dem alten Schuster von meiner toten Oma, und dass mein Opa ... gesagt hatte, das Leben sei ein Furz in der Laterne, es lohnt sich nicht die Schuhe anzuziehen. (6)

9:49

Sehr geehrter herr Mensing,

Ich heiße Nick und ihr Buch Große Liebe Nr.1 ist voll krass. Die Figuren sind auch cool,Vorallem KASIA und STEFF. ihr Kollge Alfons H. ist mein Klassenlehrer. Von Ihm haben wir die gebundene Ausgabe bekommen. Was mir am Buch gefiel war das KASIA und STEFF zusammengekommen sind.
Was mir eher nichtgefiel war das der Vater von KASIA, SIE und STEFF immer gestört hat, wenn sie alleine sein wollten.
ich habe noch 2 Fragen an sie:
1)Wie lange hat es gedauert bis sie das buch fertig hatten?
2)Was für Bücher haben sie noch geschrieben?

Ich freue mich auf Antwort.

Mit freundlichen Grüßen Nick S.

 

Sa 24.04.04   12:40

Es stimmt. Man hat all diese Bücher gelesen. Man hat all diese Platten gehört. Man erinnert sich an den Vortag, manchmal erinnert man sich an ein Ereignis, das eine Weile zurückliegt, im Prinzip aber ist alles nur Gegenwart. Gegenwart und Kampf, damit man nicht untergeht.
Natürlich fragt man sich, ob es geholfen hat, all diese Bücher zu lesen. All diese Platten zu hören. 
Man hat keine Antwort.

 

So 25.04.04   14:40

Das Zimmer könnte mein Zimmer gewesen sein. Mein erstes Zimmer in der Bismarckstraße. Das Bett könnte mein Bett gewesen sein, das ich mit R. zu meinem 30ten Geburtstag gebaut habe. Die Frau in diesem Bett war in jedem Fall meine Mutter. Meine Mutter in ihren späten siebzigern, noch auf den Beinen. Das Bett ist zerwühlt. Sie sagt: Hast du das gehört? -
Mich gruselt. Ja, antworte ich.
Ich hatte gehört, dass meine Tante rief. Aber meine Tante ist längst tot. Sie kann nicht rufen. -
Meine Mutter sagt: Geh mal nachschauen.
Ich gehe nach unten. Dort treffe ich meine Schwester und ihren ehemaligen Mann. Er ist betrunken.
Von einer Tante ist keine Rede mehr. Ich hocke in unserem Wohnzimmer vorm Fernseher. Ich kann den Sender nicht finden, um mir den Boxkampf anzuschauen. Meine Schwester sagt, dass man die Kabel umstöpseln müsse.
Ich tue, was sie sagt und erwache.
Es ist 3:13. Ich stehe auf, um mir den Boxkampf anzusehen.
Vorm Einschlafen hatte ich mir das vorgenommen, aber nicht den Wecker gestellt.
Dass mein Unterbewusstsein aber einen derartigen Aufwand treibt, um mich beizeiten aus dem Bett zu holen, hätte ich nicht gedacht.  Eine tote Mutter, eine tote Tante, ein Schwager, der schon seit zwanzig Jahren nicht mehr mein Schwager ist und seit mindestens zehn Jahren in tiefer Demenz dahin dämmert, eine Schwester, und all das nur, damit ich Klitschko gegen Sanders nicht verpasse.
Kein Vater in diesem Traum. Alle Bilder so wie ich sie erinnere. Beängstigend, was da alles in Kopf lagert und beizeiten lebendig wird, als wäre gestern, als wäre nie etwas geschehen.

 

Mo 26.04.04   10:25

Der größte Teil der kulturellen Produktion der letzten Jahre wäre durch einfache und zweckmäßige Bewegung im Freien mit großer Leichtigkeit zu verhindern gewesen. B. Brecht

 

12:23

Aus dem Tagebuch eines Scharfschützen

Scharf schießt, der zum Scharfschuss ausgebildet ist
und mit dem Spezialgewehr den Feind vermisst.
Liebend gern setzt er den Todesschuss,
aber manchmal ist es besser, wenn der Feind noch wimmern muss,
wenn er schreit, um so die andern abzuschrecken,
wenn er langsam stirbt, um eindrucksvoller zu verrecken.

Ach, das Leben eines scharfen Schützen ist nicht leicht,
muss er doch tagaus tagein die Lage peilen,
darf beim Schießen niemals eilen,
darf nicht zögern, darf nicht zagen,
darf zuhause niemand sagen,
dass sein Job Berufung ist,
und der Kick beim Töten meist der Allergrößte ist.

Hach, das Leben an der Front ist schwer
denn die einz'ge Braut des scharfen Schützen ist das Schießgewehr
hach, sie riecht gut und sie stößt beim Schuss
alles ist genauso wie es muss.


Ja, ich liebe diesen Job
denn ich töte undankbaren Mob
der sich nicht befreien lassen will
also mache ich ihn still.




 


 

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1. Michael Hamburger Gedichte LCB Editionen Berlin 1976 // 2. Haruki Murakami "Kafka am Strand" Du Mont Köln 2004 // 3. ebd. // 4. ebd.// 5. Herta Müller "Heute wär ich mir lieber nicht begegnet" Rowohlt 1997 // 6. ebd. //

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