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Do 1.08.24 17:29 nach Schwüle jetzt Regen

süßes heu
in dem ich mit ihr lag
ob sie's jetzt gleich
mit mir täte
sie so blond
wie weizen im august
hatte lust
mein
älter noch
als jedes schwein
sagte nein
komm schon sagt sie
flüstert mir geheimnisse ins ohr
aus der rute wird ein rohr
siehste
hab ich's nicht gesagt
sagt sie
darauf ich
das war gewagt
worauf sie von herzen lacht
und sich an die sache macht
und das nur
weil heu auf wiesen liegt
dessen duft alles besiegt

18:10

süßes heu
in dem ich mit ihr lag
ob sie's jetzt gleich
mit mir täte
sie so blond
wie weizen im august
hatte lust
meine
älter noch
als jedes schwein
sagte nein
komm schon sagt sie
flüstert mir geheimnisse ins ohr
und ich werde ihr tenor
siehste
hab ich's nicht gesagt
sagt sie
darauf ich
das war gewagt
worauf sie von herzen lacht
und sich an die einzelheiten macht
und das nur
weil heu auf wiesen liegt
dessen duft alles besiegt


Fr 2.08.24 18:58 sonnig

Zwei Stunden mit meinem Freund verbracht, ein Eis gegessen, der Stever flussauf gefolgt, abgebogen nach Nordost, nach 40 Kilometern wieder zuhause. Der Roman geht voran, ich habe Text bis Seite 293, muss ihn aber noch einarbeiten. Heute wird das nix mehr.


Mo 5.08.24 23:30 angenehmer Tag

Am Samstag war ich mit dem Rad unterwegs, rund um Münster. Habe hier angedockt und zwei Sätze geredet und da, wollte den Sohn im Schrebergarten besuchen, aber der war nicht da, schwamm im Kanal, fuhr zum Hafen, Leute gucken, und als ich schließlich heim wollte, stellte ich am Ludgeri Kreisel fest, dass Hammer Straßenfest war. Tanzte Salsa. Wurde auf dem Heimwg pitschnass. Sonntag wollte ich Tango tanzen. Die Wienburg war so spießig, dass ich es keine fünf Minuten aushielt. Es war immer noch Straßenfest und wieder tanzte ich Salsa. L. war da. Ich habe sie kennengelernt, als sie achtzehn war. Ich fand sie bezaubernd. Wir haben oft zusammen getanzt. Jetzt ist sie Ende zwanzig, verheiratet, noch immer überschwänglich herzlich, aber der Zauber ist dick geworden. Vor zwei Jahren sah sie noch nicht so aus.

Heute ist das Gespräch während der Bandprobe - ich weiß nicht mehr wie - auf Corona gekommen. Der Gitarrist, ausgebildeter Mediziner, sagte, dass man das Virus in jedem Labor leicht hätte herstellen und verbreiten können. Warum? fragte ich. Wieso sollte sich der Kapitalismus selbst lahmlegen wollen? Mit einem Paket aus Amerika an eine Klinik in China zum Beispiel. Außerdem habe Drosten gelogen. Mir kam er immer rechtschaffen vor, aber weil es ja auch um Politik ging, wird er nicht alles gesagt haben. Ich bin sicher, dass die Welt voll ungesagter Dinge ist, und die ganze Wahrheit nie ans Licht kommen wird. Das Gespräch schaukelte sich hoch. Ich hätte keine Ahnung sagte er, er habe sich eingelesen, er wisse, wovon er rede. Eine Infektion sei besser als jede Impfung. Dass niemand gezwungen worden sei, sich impfen zu lassen, wischte er beiseite. Ich hatte während der Pandemie soviel Unsinn gehört, aber dass er, den ich mag, auch so denkt, konnte ich nicht ertragen. Ich stand auf, sagte, ich bin raus, und ging.

Frauen auf Zebrastreifen ist auf 320 gewachsen, ich habe mir Urlaub verdient. Morgen fahre ich irgendwohin, wohin, ist mir egal.


Di 6.08.24 16:09 leicht bewölkt, 28 Grad

Der eine verletzt mich, ich verletze die andere, Stolz und Hochmut purzeln durcheinander, und plötzlich zerbricht etwas. Das war so nicht geplant. Ob sich die Lage wieder beruhigt, weiß ich nicht. Ich habe gestern die letzte Zigarette geraucht, aber gleich gehe ich wahrscheinlich wieder los, um Tabak zu kaufen. Die Band, die etwas hätte werden können, ist dahin, die Frau auch, und wäre ich nicht so jähzornig, könnten die Flüsse still weiterlaufen bis ans Meer.


Do 8.08.24 16:01 leicht bewölkt 24 Grad

Ich zerstreue mich. Schaue Shtisel, ein israelische Serie, 3 Staffeln, bin fast durch. Sie spielt im jüdisch orthodoxen Jerusalem. Unfassbar, wie viele Regeln man einhalten muss, wenn man orthodox ist. Völlig normale Menschen mit völlig normalen Problemen, aber vor jedem Schluck Wasser, den sie trinken, muss Gott erwähnt werden. Ein heiliges Gefängnis aus Regeln, die Rabbiner teils vor hunderten Jahren aufgestellt haben.


So 11.08.23 17:21 26 Grad

Ich bin auf Null.

Mo 12.08.24 22:02 dreißig Grad heute, jetzt noch 26

Ich habe das ICH in Frauen auf Zebrastreifen aufgegeben. Ich hatte mir vorgestellt, es gäbe der Geschichte ein besonderes Gesicht, ein Ich sollte es werden, das nicht ICH ist, aber auf Seite 300 der dritten Version habe ich aufgegeben. Jetzt erzähle ich in der dritten Person, da fällt das Gottspielen leichter. Aber natürlich heißt das, dass ich nun von vorn wieder anfange, Satz für Satz lesen und die Perspektive anpasse und erweitere. Schöne Arbeit, wird ne Woche dauern, vielleicht auch zwei, aber danach bereite ich langsam das Ende vor.


Mi 14.08.2417:39 27 Grad

Gestern zwischen 18 und 21 Uhr rumpelte knallte und blitzte es ununterbrochen, aber dabei blieb es, die Front zog von Südwesten kommend nach Nordosten an Roxel vorbei. Danach war es frisch, und zum ersten Mal seit drei oder vier Tagen konnte ich entspannt schlafen. Heute arbeite ich am Roman. Natürlich mit den üblichen Zweifeln, aber ich scheiß drauf. Ich werde den Text so lange durch die Mangel drehen, bis er passt.


Fr 16.08.24 22:54 21 Grad

Letzte Woche waren wir beim Pflaumenbaum in Herkentrup. Er hing voll, aber die Früchte waren noch nicht reif. Heute waren wir wieder da. Und haben gepflückt. Ich habe mein Rad gegen den Baum gelehnt, um an höhere Äster zu gelangen. Danach sah ich aus, als hätte eine Katze mich angegriffen.
Kaffee in Tilbeck, nach Hause, Mittagsschlaf gemacht und gearbeitet. Jetzt Hoffmanns Erzählungen live aus Salzburg.


Fr 23.08.24 12:05

Romanarbeit lässt keine Zeit für den Alltag, sorry. Schade auch, denn mir flutscht viel durch die Finger.


Mo 26.08.24 10:08 sonnig

Am Wochenende habe ich Stromberg kennengelernt, ein kleiner Ort bei Oelde. Ich fuhr mit der Aprilia hin, ruhiges Cruisen über Land, um mit Menace of Tyrany, einer dort ansässigen Band, den Refrain eines Liedes einzusingen. Der Bandleader hatte mich vor etwa einem Jahr kontaktiert, weil ihm ein Text von mir gefiel, den er in eines seiner Lieder einbauen wollte. Die Band hat eine alte Scheune zum Studio umgebaut. Es gab Kaffee und Kuchen, es gab Gegrilltes, vergan und nicht vergan, gute Stimmung. Vom Berg in Stromberg kann man über die Soester Börde bis ins Sauerland schauen.


Mi 28.08.24 22:15 sonniger Tag immer noch 23 Grad

Die Kastanien welken. In den Bauerschaften hängen die Bäume voller Apfel, Birnen und Pflaumen. Ich hätte arbeiten sollen, aber mir war nicht danach. An solchen Tagen gelingt nichts, das weiß ich. Ich habe die Küche geputzt und das Klo. Morgen kommt Besuch. Mein Roman ist in guten Händen, der Perspektivwechsel hat ihm gut getan. Morgen arbeite ich weiter. Ich habe die Mediatheken gecheckt, in Oblivion, World War Z und Monsieur Focault gezappt, fand sie aber nicht gut. Vielleicht sollte ich es mit Godzilla versuchen. Ich könnte Salsa tanzen, aber das ist mir zu warm. Ich könnte mich vor den Zug werfen, aber ich lebe zu gern. Die Balkontür steht offen. Ich freue mich auf mein Bett. Den ersten Kaffee am Morgen würde ich am liebsten jetzt schon trinken. Vorhin bin ich eine kleine Tour gefahren. Der Abend verglomm hinter Baumsilhouetten. Ich hatte eine Idee für den Roman, aber ich hab sie vergessen. Ich habe eine langjährige Freundschaft beendet, weil immer ich den Kontakt halten musste. Ich habe auf dem Balkon gesessen und Herwig Mitteregger gehört. Gestern war mein ältester Sohn war zu Besuch. Ich habe mich sehr gefreut. Vater sein ist kompliziert. Man darf nichts erwarten. Eine Frau hat mir eine unnötige Frage gestellt. Ich mag unnötige Fragen nicht. Dabei sollte ich mich freuen, dass überhaupt jemand fragt. Ich verstehe das Leben nicht. Ich bin sein Ebendbild und führe mich auch so auf. War heute ein schöner Tag? Ja. Bin ich dankbar. Ja. Bin ich ehrlich? Vielleicht. Glaube ich? Ja. Woran? An nichts.


Fr 30.08.24 23:35

der nachmittag
ist mild ich sitz
ich sitze träume
luft geht still
ein trauriges
deutschland
da draußen


Sa 31.08.24 16:09 schönes Wetter

angst geht still
durch ein trauriges
deutschland