www.hermann-mensing.de

Bombay

Vom Roten Meer schwingen wir östlich Richtung  Rub al Khali, überqueren die saudische Leere bis Sharjah, landen, atmen die Wüste und sind schon wieder fort. Noch kann ich mich in Sicherheit wiegen, aber schon wenige Stunden darauf, während die Sonne auf der rechten Flügelspitze verglüht, geht es tiefer und tiefer hinab und als das Flugzeug mit kreischenden Reifen indischen Boden berührt, die Motoren Gegenschub heulen und das Flugzeug schließlich in n seine Parkposition rollt, als die Türen geöffnet werden und schwere, ölige Luft hereinströmt, gilt nichts mehr. Der Asphalt des Rollfelds gibt unter den Füssen nach, Flutlichter auf dem Abfertigungsgebäude sorgen für scharfe Kontraste, im Halbdunkel ragen Palmen auf, düstere Gestalten. Auf dem Weg vom Flugplatz in die Stadt durch ein Meer von Abfall, Exkrementen, Menschen .... 
In Wellblech, Holz, Pappe, Abflussrohren. Unter freiem Himmel. Aufrecht. Mit fehlenden Gliedmaßen. Linker Arm. Stumpf. von Lepra zerfressen. Stumpf. große Reklametafel: there's nothing like a Charminar (ind. Zigarettenmarke) Kühe. Tatsächlich. Unüberschaubare Bewegungen auf Kreuzungen. Garküchen. Ich. Du nicht. 
Ratten groß wie Katzen huschen über die Straße vor unserem Hotel. Europäische Junkies, bettelnd. Die Stadt stinkt. Ein Taxifahrer brachte uns zu einer Opiumhöhle. In einem düsteren Hinterhaus stiegen wir in den zweiten Stock. Männer lagen auf Pritschen und rauchten. Chinesen bedienten. Mir war unheimlich. Ich beschloss, nur zuzusehen. Trank Tee. Meine Begleiter ließen sich Pfeifen stopfen. Einer wurde nach der zweiten Pfeife kalkweiß und konnte nicht mehr gehen noch stehen. Wir schleppten ihn zum Taxi und sagten dem Fahrer, er solle ihn ins Hotel fahren. Wir selbst machten uns zu Fuß auf den Heimweg. Auf den Gehsteigen schlafende Menschen. Knurrende Hunde an Straßenkreuzungen. Ein düsterer Traum das alles. Mitten in dieser Welt. 

index

zurück