Bombay
Vom Roten Meer schwingen wir östlich Richtung Rub al Khali, überqueren die saudische Wüste bis Sharjah, landen, atmen die trockene heiße Luft und sind schon wieder fort. Noch kann ich mich in Sicherheit wiegen. Wenige Stunden darauf, während die Sonne auf der rechten Flügelspitze verglüht, geht es tiefer und tiefer hinab, und als das Flugzeug mit kreischenden Reifen indischen Boden berührt, die Motoren Gegenschub heulen und das Flugzeug schließlich in seine Parkposition rollt, als die Türen geöffnet werden und schwere, ölige Luft hereinströmt, gilt nichts mehr.
Der Asphalt des Rollfelds gibt unter den Füssen nach. Flutlichter auf dem Abfertigungsgebäude schneiden scharfe Kontraste. Im Halbdunkel Palmen, düstere ellenlange Gestalten. Auf dem Weg in die Stadt durch ein Meer von Abfall, Exkrementen, Menschen. Sie wohnen in Wellblech, Holz, Pappe, in Abflussrohren. Aufrecht. Mit fehlenden Gliedmaßen. Linker Arm. Stumpf. Von Lepra? Stumpf.
Große Reklametafel: there's nothing like a Charminar (ind. Zigarettenmarke)
Kühe. Tatsächlich. Unüberschaubare Bewegungen auf Kreuzungen. Garküchen. Ich. Du nicht. Ratten groß wie Katzen huschen über die Straße vor unserem Hotel. Europäische Junkies, bettelnd. Die Stadt stinkt. Abendausflug. Ein Taxifahrer bringt uns zu einer Opiumhöhle. In einem düsteren Hinterhaus steigen wir in den zweiten Stock. Männer liegen auf Pritschen und rauchen. Chinesen bedienen. Mir war unheimlich. Ich beschließe, nur zuzusehen. Trinke Tee. Meine Begleiter lassen sich Pfeifen stopfen. Einer wird nach der zweiten kalkweiß und konnte nicht mehr gehen noch stehen. Wir schleppen ihn zum Taxi und sagen dem Fahrer, er solle ihn ins Hotel fahren. Wir selbst machen uns zu Fuß auf den Heimweg. Auf den Gehsteigen schlafende Menschen. Knurrende Hunde an Straßenkreuzungen. (78)