Colombo
In Rameshwaran treffen sich das Arabische Meer, der indische Ozean und das beganlische Meer. Hellbau auf der einen, fast schwarz auf der anderen Seite des Südzipfel Indiens, am frühen Morgen und späten Abend so schön, dass man beten möchte. In dem berühmten Tempel auf der Landzunge fixieren mich furchterregende Götter. Ich weiß wenig von ihnen, aber sie bestätigen mir letztlich, was ich schon vorher wusste, der religiösen Fantasie sind keine Grenze gesetzt. Rings um den Tempel stehen Bambusbuden, Verkaufsstände für hinduistisches Merchandise und fantastische Fruchtlassis. Morgen setze ich nach Sri Lanka über. Ich teile mir ein Zimmer mit Amy, einer Neuseeländerin. Wir liegen nebeneinander, einer links, einer rechts. Am Morgen hatte ich das Gefühl, Amy ist beleidigt, weil ich sie nicht angerührt hatte. Jeder macht sich allein auf den Weg. Sie will nach Norden. Ich gehe zur Fähre. Beim Boarding treffe ich die Australier wieder, die mit mir auf Andreas Boot von Arambol bis Mangalor unterwegs waren, wo ich von Bord ging. Jim und John, kräftige, freundliche Jungs, abenteuerlustig und zu jedem Scheiß bereit. Jim hat 50 Gramm Manali in Penisform geknetet, ein Präservativ drüber gezogen und sich in den Arsch geschoben. Das Schiff legt ab. Nach einer Weile macht ihm das Sitzen zu schaffen. Er wechselt die Arschbacke. Er legt sich bäuchlings auf eine Bank. In Jaffna dockt das Schiff an einem gut 200 Meter ins Meer hinausgebauten Steg an. Wir gehen von Bord. Uns erwarten Zöllner mit einem Schäferhund. Jim kneift die Backen zusammen. Der Hund kommt wedelnd auf uns zu. Er umkreist uns, er weiß, dass er etwas finden muss, aber es scheint, er ist noch zu jung, zu verspielt, vielleicht hat er's vergessen, er findet Jim sympathisch, aber nicht interessant. Mit großer Geste hämmern die Zöllner Stempel in unsere Ausweise. Erleichtert steigen wir in den Zug nach Colombo. Wir fahren die ganze Nacht. Jim steht viel. Wo immer ein kleines Licht leuchtet, ahnt man tropische Vegetation. Am Mittag sind wir in Colombo. Wir sind gerädert. Wir buchen ein Hotel. Jim geht sofort ins Bad und holt das Manali raus. Mein Hintern tut weh, sagt er und baut einen so gehaltvollen Joint, dass wir bis zum Abend nur noch herumliegen, reden, an die Wand gucken oder der Stadtsymphonie zuhören, ein britisch-ceylonesisches Gesamtkunstwerk. Die Sonne sinkt. Es ist immer noch schwül. Unser Hotel hat keine Klimaanlage, aber um die Ecke gibt es ein Hilton. Wir setzen uns in die Lounge und essen Schwarzwälder Kirsch. Später spielen wir in einer Hafenkneipe Snooker. Als wir heimkommen, ist die Gittertür vorm Hotel verriegelt. Wir haben keinen Schlüssel. Wir müssen laut werden, Hunde bellen. Schließlich kommt ein alter Mann, überschüttet uns mit Vorwürfen und lässt uns rein.