Kinderspielhaus Düsseldorf 6.11.01
Hörspielgalerie "Professor Siebenlist"
Ob er gern Zug fahre, fragte man. - O ja, sagte er. - Was er denn tue, die ganze Zeit? - Schauen. - Und heute? Habe er heute etwas gesehen, was für ihn von Interesse gewesen sei? Natürlich. - Natürlich? - Ja. Den Übergang von Agrarland in Industrieland etwa. Überm Land fächerte sich die Sonne über frischer Wintersaat auf, schwarz- und rotbunte Kühe standen auf einer Wiese und kaum war die vorüber, sei ein Förderturm aus der Erde gewachsen, wenig später dann leere, fußballfeldgroße Hallen mit zerschlagenen Fenstern, Gleisgewirr, Birken und Halden im Hintergrund. Er habe Menschen beim Gespräch beobachtet, habe ihre Gesichter gesehen, ihre Zustimmung ohne Worte, ihre Ablehnung, ihre flinken Augen, die nicht immer ertrugen, den anderen anzusehen. All das könne man sehen, wenn man mit dem Zug unterwegs sei, während das Reisen im Auto einem für so etwas keine Zeit lasse. - Und am Ziel? - Sei er zu Fuß zum Kinderspielhaus gelaufen. Ein buntes Haus für Kinder des Viertels. Meist schwarzhaarig, Kinder türkischer Herkunft, indischer Herkunft, Kinder aus Familien ohne Zeit für Kinder, und denen habe er ein Hörspiel vorgespielt. - Erfolgreich? - Ach, das sei schwer zu sagen. Sie wussten ja nicht einmal, was ein Hörspiel ist. Wenngleich sie annahmen, es müsse wohl etwas ohne Bilder sein. Verwundert waren sie, dass er so viele verschiedene Stimmen nachmachen könne.