Februar 2006                                        www.hermann-mensing.de      

mensing literatur
   

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zum letzten Eintrag

Mi 1.02.06   9:05

Ich bin's, Richard Kimble. Die Jüngeren unter Ihnen werden ihn kaum kennen, die Älteren werden sich fragen, wieso er noch immer auf der Flucht ist. Und wie er in diese Aufzeichnungen gelangen konnte. Die Erklärung ist einfach. Richard hat die Flucht auf sich genommen wie Jesus das Kreuz, er flieht für uns, er ist wir, wir sind er, und seine Motive sind unsere. Ich bin der Richard in Ihnen, ich fliehe für sie und vor allem, was Sie sich in ihren schlimmsten Träumen kaum vorstellen mögen.

Ich sitze, starre hinaus in eine von Rauhreif gezuckerte Welt und beginne mit der Rekonstruktion meines Lebens. Gut, sage ich, die letzten Jahren waren hart, sehr hart, sehr sehr sehr hart, aber es gibt Schlimmeres. Gut, sage ich, dort ist der Schreibtisch. Gut, sage ich, der Staubsauger steht im Schrank. Gut, sage ich, das Bad kann gewischt werden. Ein Glück, dass ich kein Schriftsteller bin, banale Dinge sollten Schriftsteller nicht tun, Schriftsteller sollten um ihr Werk kreisen wie Fliegen um einen Haufen Scheiße, Schriftsteller sollten im Rausch verglühen, aber ich bin ja Richard, ihr zu Unrecht verfolgter Kimble, daher nehme ich mir die ein oder andere Freiheit.

Und danach?
Ich meine, wenn Richard, gestaubsaugt, gewischt etc. pp. habe, was dann? -

Werde ich ein wenig trauern. Trauern darüber, dass meine Kinder, eines seit gestern weit fort und das andere seit heute, 1. Februar 2006, in einer Ausbildung, schon so erwachsen sind und mir, ohne es zu wollen oder auch nur zu ahnen, immer und mit allem signalisieren, dass es mit mir täglich bergab geht.

Eines eiskalten Wintertages werden wir uns mit zwei Flaschen Laphroiag eindecken, aufs Eis gehen wie Eskimos, und dort still und tiefgefroren in die Jagdgründe eingehen. Dann, und erst dann, wird euer Richard Kimble, der wegen nichts und wieder nichts seit frühen Kindesbeinen gejagt wird und der unschuldig ist, wie ihr alle unschuldig seid, die Ruhe finden, die er in diesem Leben nicht finden konnte. Aus Gründen, die jeder, der Richard Kimble kennt und liebt, ohne weiteres nachvollziehen kann. All die anderen aber, die mithalfen bei der Hatz auf mich, seien auf alle Tage verflucht.

Hochachtungsvoll ....
Ihr Richard Kimble Alias....

12:25

Ob zum Beispiel in diesem Text eine tragfähige Geschichte steckt, die Mein kleines Monster hieße???

Als Jens und seine Zwillingsschwester Marie im Badezimmer plantschten, ging plötzlich das Licht aus. Marie quietschte, Jens sagte nichts, griff den Zipfel seines Waschlappens und drehte ihn zu einer Spirale. Dann ging das Licht wieder an und Jens tat so, als sei er der Herrscher der Welt. Marie aber fragte, ob er das auch gehört habe? Jens fragte: Was?
Marie wusste nicht, was. Marie wusste nur, dass sie etwas gehört hatte.
Papa? fragte Jens, denn das war ja wohl klar, dass Papa mal wieder das Licht ausgemacht hatte, oder? Es war doch immer Papa, der das Licht ausmachte, wenn sie im Bad waren. Sogar bei Mama machte er das, und auch Mama quiekte und quietschte dann genauso laut wie Marie eben.
Nein! sagte Marie, nicht Papa.
Jens wusste, wovon Marie sprach. Nicht umsonst hatte er den Zipfel seines Waschlappens zur Spirale gedreht, und zwar so fest, dass der Waschlappen jetzt aussah wie ein Bohrer und sich auch so benahm, kreisende Bewegungen vollführte, als wolle er durch die Wand. Jens verbarg ihn vor Marie. Höchst ungewöhnlich, fand er das, er würde das untersuchen, untersuchen mit detektivischen Mitteln. Marie aber war längst aufgefallen, was mit dem Waschlappen los war, und sie sagte nur: Siehste, ich wusste's ja.
Wie was? fragte Jens und da begann Marie eine noch ungewöhnlichere Rede, als die, die sie sonst gerne hielt, zum Frühstück zum Beispiel, über Brötchen und die Art und Weise, wie man sie formt, über ihre Lieblingsfeindin Annegret und wie man sie verhaut, und über viele andere Dinge. Die Rede endete so: Ich glaube, sagte Marie, dass der Waschlappen, der sich da so spiralig dreht, mit was zu tun hat? Mit was zu tun hat? fragte Jens verwirrt, aber da war seine Frage längst überflüssig geworden, denn aus diesem spiralig gedrehten Waschlappen war etwas hervor gekommen.
Siehste siehste! sagte Marie und schaute sich ganz genau an, was sie noch nie gesehen hatte.

13:00

Februar: Zu lat. februare 'reinigen' gehört februarius 'Reinigungsmonat': gegen Ende des letzten Monats im römischen Jahr fanden Sühnopfer statt.

 

Do 2.02.06   8:27

Drei Saxofonisten, nur einer, der hin und wieder von der Muse geküsst wurde, ansonsten allgemeines, mühsames Durchwurschteln. Wäre besser auf dem Sofa geblieben. Was soll's, die Welt will erobert sein, es hätte anders kommen können und dann hätte ich es verpasst.

Der Tag zieht grau übers Dorf. In überfrorenem Buschwerk strahlt das Gelb einer Kohlmeise.
Rauchfahnen ziehen müde aus Schornsteinen nach Nordwest.

Herr M. freut sich über das Glück seiner Söhne. Einer rast auf einem Moped durch Phnom Penh, der andere macht seine Lehre und wirkt entspannt. Herr M. erzählt allen davon. Ihm geht der Mund über. Sagt man so? Oder geht ihm das Herz auf? - Wahrscheinlich beides.

Während sich der Nebel mit Hilfe des Frostes feststofflich an allem materialisiert, was Busch, Baum, Zaun oder Hecke ist, warten wir auf den Frühling. Er soll sich zeigen, sagen wir, um den 12., 13. und 14. Februar, dann nämlich sind wir am Meer. Und zwar hier.

13:48

Ich hätte eine schöne Niere, sagte der mich untersuchende Urologe. Auch die Prostata sei hervorragend, nicht zu groß, nicht zu klein. Und der Beckenunterboden - erstaunlich fest. So mit dem Ablass des Medizin versehen streifte ich noch ein wenig durch die reduzierte Warenwelt, fand dies und das, jedoch nie in mir passenden Größen.

Eilte zurück an den Rechner, informierte mich über die Reise meines ältesten Sohnes Jan, schaute mir Fotos an und wunderte mich über zeitgemäße Kommunikation. Als ich reiste, war es in Ländern der dritten Welt nur mit Mühe möglich, ein Telefonat nach Deutschland zu führen. Internet gab es, wie die Jüngeren vielleicht nicht wissen, noch überhaupt nicht. Doch! Man fuhr schon Auto. Ja. Man konnte auch fliegen. Nur Telekommunikation war so eine Sache. Man musste Gespräche anmelden, das dauerte eine Weile, dann pfiff und krachte es.

Gestern telefonierte ich mit meinem Sohn in Phnom Penh, bzw. er telefonierte mit mir. Er führte das Gespräch mit Skype übers Internet, was so gut wie nichts kostet, noch ein Aspekt moderner Kommunikation, den ich nicht verstehe. Wie verdient Skype Geld? Ich weiß, es gibt drängendere Fragen.

Allerdings habe ich auch Antworten. Etwa die auf eine Frage betreffs Überschallgeschwindigkeit. Jan erzählte, der Jumbo, mit dem er von Frankfurt nach Bangkok flog, sei dank eines 200 kmH starken Rückenwindes in großer Höhe 1100 kmH schnell gewesen. Theoretisch wäre das Überschall, tatsächlich ist es das nicht, denn das Flugzeug bewegte sich ja in strömender Luft. - Habe ich das korrekt wiedergegeben? Ich bin mir nicht ganz sicher, aber so hat es mein Nachbar, der Geophysiker, erklärt.

By the way: ein Foto mit uns und ihnen bekannten Menschen wäre schön!
Verfallen Sie nicht in den Fehler, nur Gebäude, Kreuzungen etc. zu fotografieren, all diese Motive werden ihnen in zwanzig bis dreißig Jahren, wenn Sie Erinnerungshilfen bräuchten, kaum noch etwas sagen.

 

Fr 3.02.06   10:01

Bei der letzten Probe der Soap schien alles irgendwie und erinnerte an Zeiten, die ich längst hinter mir geglaubt hatte. Er habe da ein paar Sätze aus einem italienisch-deutschen Konversationslexikon kopiert, sagte der Regisseur, und da solle sich jeder irgendeinen Scheißsatz raussuchen, mit dem er dann gleich in der Küche bei konkreten Handlungen improvisieren solle. Aha!

Alle gingen in die Küche.
Der Regisseur forderte Freiwillige, die sich sofort fanden, und verordnete, dass früher oder später auch andere in die Improvisation eingreifen sollten. Eh sie begann, sagte ich, wie sehr ich mich darüber wundere, dass sie, die Schauspieler, ca. 12 junge Männer und Frauen zwischen 17 und 24, klaglos alles täten, was man ihnen sage. Das mache das Cactus-Training, antwortete eine junge Frau.

Man spielte eine Familie mit überforderter Mutter, einem meist aushäusigen Mann, einem Sohn, der nicht mehr zu Hause lebt, einer Tochter, die gerade mit ihrem reichen Freund zusammen ziehen will (weil: du hast Papa doch auch nur genommen, weil er Geld hatte), einem polternden Nachbarn, einem Staubsaugervertreter, dem dementen Opa, einem Schneider, der sich ständig etwas ausleiht, einem Hiphoper von oben, einer Sabine, Freundin der Tochter, einem Altenpfleger, einem Steuerberater....

Alle treten auf und ab, während gespült, Kaffee gekocht, gegessen wird, die Zuständigkeiten wechseln, aus dem Sohn wird ein Altenpfleger und der kommt mit der Nachricht, dass Opa gestorben sei, ständig passiert irgendetwas und alles ist improvisiert.

Ich komme aus dem Staunen nicht heraus, aber das von uns Autoren angepeilte Ziel, das Finden von Personen und ihren Geschichten, ist längst außer Sicht. Selbst Schuld, wir hätten Einspruch rufen müssen, eh es in die Küche ging, haben es aber nicht getan, und das haben wir nun davon.

Alle mühen und strengen sich an, möglichst spektakulär und witzig durch die Improvisation zu kommen (sprich: Impro), der, als sie nach über eine Stunde beendet ist, noch eine zweite folgen soll, eine vorm laufenden Fernseher, sprich: konkrete Handlung....

Da verlasse ich die Truppe und mache mich auf den Heimweg. Am Tag darauf telefoniere ich mit dem anderen Autor und frage, wie es ihm ergangen sei, ob er sich auch überfahren gefühlt habe und er sagt ja. Gut, dass wir uns also einig waren. Wir werden beim nächsten Mal besser aufpassen und Einspruch rufen.

17:20

Eigenartig, dass sich der Zorn der muslimischen Welt auf uns Ungläubige erst nach Veröffentlichung dieser dänischen Mohammed Karikatur entlädt. Wieso nicht nach dem Einmarsch in Irak? Wieso nicht schon lange vorher?

Ich möchte nicht wissen, wer da seine Suppe für wen kocht, denkbar ist (wie immer) alles, und ich hoffe, dass aus diesem Funken kein Feuer entsteht. Die Bilder aufgestachelter Menschen lassen die moderaten Töne muslimischer Regierender eher hilflos klingen.

Wenn Sie regelmäßiger Leser sind, werden Sie wissen, was ich von Fundamentalisten, Hegemonie, vom Globalen Kapitalismus etc. pp. halte, mulmig ist mir also fast immer, aber im Augenblick ist mir doppelt mulmig.

Schiebt man für einen Augenblick beiseite, dass der Westen es vorzieht, die restliche Welt nach wie vor am ökonomischen Nasenring vorzuführen, erscheinen ethnischer Hass und Religionen, die mehr oder weniger militant behaupten, unfehlbar richtig zu sein, die eigentliche Ursache der Unruhen. Wenn sich die nicht beruhigen, sieht es schlecht aus. Dann werden Rechnungen präsentiert. Und dann gnade uns Gott, fragt sich nur, welcher. Dann nämlich werden da welche sein, die nicht vor Vernichtung zurück schrecken. Vernichtung, die den Holocaust wie einen Treppenwitz erscheinen lassen.   

Schönes Wochenende wünscht ihr Optimist.

 

Sa 4.02.06   11:40

Ja, ja, jaaaaaa....ist schon gut. Mir war ein wenig düster zumute.

14:28

Aus Gründen, die mir nicht ganz klar sind, zensiere ich den Eintrag vom 3.02.06 17:20.

 

So 5.02.06   16:32

Es ist doch gut, wenn man trotz fortschreitenden Alters (der Verfallsprozess beginnt bekanntlich ja gleich nach der Geburt) nicht aufgibt, Zeitungen zu lesen. Möglichst verschiedene Zeitungen, denn es könnte ja sein, dass einem auch andere als Gleichgesinnte hin und wieder ein Licht aufstecken.

So lese ich also heute in der FAZ Interessantes über den Muselman in, sagen wir, Gaza Stadt, und darüber, woher er überhaupt weiß, wie eine dänische Flagge aussieht. Und wenn er's dann weiß, woher kriegt er so schnell eine, damit er sie vor den Fernsehkameras verbrennen kann? Gibt es da kleine Werkstätten, in denen Flaggen genäht werden? Gibt es Flaggenlager, wo man, je nach politischer Lage, die entsprechende Flagge bestellt? So wie damals, als plötzlich bei uns überall diese PACE PEACE Flaggen auftauchten, selbst im hinterletzten Garten der Republik, damit jeder sofort wusste: Aha, Friedensfreund?

Tja. Wer weiß. Der Orient ist groß und geheimnisvoll, die Flaggen wurden jedenfalls gefunden und ordentlich angezündet. Über manche wurde auch stolz hinweggeschritten. Aber die Frage bleibt: hätte man sie überhaupt verbrannt, wenn keine Fernsehkameras in der Nähe gewesen wären?

Sie sehen, Lektüre lohnt sich, eine der grundlegenden kulturellen Fähigkeiten, das Lesen, hat noch nicht abgedankt. Sicher erinnern Sie sich auch an die Bilder dieser in dunkles Tuch mit gemäßigtem Schador gekleideten Lehrerin, die ihre Grundschulkinder zum Verbrennen einer selbstgemalten dänischen Pappkartonflagge anleitet und dabei den Koran hochhält.

Das ist natürlich schön. Die Kinder waren ordentlich beschäftigt, sie hatten den ganzen Tag zu tun, es war nicht ganz einfach, bei so viel schöner roter Farbe die weißen Streifen einigermaßen sauber zu halten, und dann durfte man auch noch Feuerchen machen. Möglich, dass auch Lieder dazu gesungen wurden, so ähnlich wie Maikäfer flieg, in Dänemark ist Krieg....

Die Eltern der Kleinen waren, wie man hört, allerdings ein wenig erbost bei so viel Schmiererei, und dann auch noch das lange Stehen, bis endlich die Kamerateams da waren.

Mehr dazu in der FAZ Sonntagszeitung, Seite 32: Flagge zeigen von Stefan Niggemeier.

 

Mo 6.02.06   9:00

Heissa ruft der Islamist,
mal sehn, wo was zu Zündeln ist,
mal schaun, wie Konsulate brennen,
und Konsuln im ihr Leben rennen.

Wir guten Christen kennen das,
wir hatten lange gleichen Spaß,
wir spießten auf und hackten klein,
dem Herrn zum Lobe sollt' es sein.

Nun sind wir säkularisiert,
morden geschickter, ungeniert,
sind
gottlos, aber Gottseidank...
.....

Nun, die letzte Zeile fehlt, vielleicht weiß jemand eine....

9:47

Nachricht von Bond:

Ein Schriftsteller, der sich erkühnt, etwas über Lektoren zu sagen, sägt an dem Ast, auf dem er sitzt.
Er ist ein Dummkopf. Die heutigen Lektoren sehen aus wie Schriftsteller, sie lassen sich am liebsten vor einem Bücherschrank fotografieren.
Die heutigen Schriftsteller sehen aus wie Models, die ihr Publikum von Fotos verführerisch anblicken.
Jeder läßt sich am liebsten mit dem fotografieren, was er nicht hat. Die Porträtfotografie ist Sehnsucht.
Die Schriftsteller sehnen sich nach Glamour, die Lektoren nach dem Image echter Lektoren.
Im modernen marktorientierten literarischen Leben wird der naive Schriftsteller entdecken, was andere längst wissen: Lektoren nämlich lesen nicht. Sie sind Börsenmakler geworden, obwohl ich nie begriffen habe, was Börsenmakler tun. (...)
Wenn Sie schwache Nerven und ein verklemmtes Ego haben (...), wird der Gang zum Lektor verheerend für Sie sein. Es gibt keinen Lektor, der Sie zur verabredeten Zeit empfängt. Er läßt Sie mindestens zehn Minuten im Vorzimmer warten.
Das ist ein psychologisches Ritual. Damit der Wartende nicht vergißt, wo sein Platz in der Hierarchie ist.
Damit sofort klar, wer hier beschäftigt und wer arbeitslos ist. Wenn Sie nicht warten möchten, besteht die Alternative in einem einstündigen Lunch mit dem Lektor, wo sich wieder herausstellt, daß der Schriftsteller massenhaft Zeit hat, während der vielbeschäftigte Lektor gezwungen ist, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, das heißt Salat und Mineralwasser mit dem Geschwätz des Schriftstellers. Wenn Sie auch das nicht mögen, besteht die Alternative im Telefon. Nichts ist schrecklicher als telefonisches Schweigen, das die Ohrmuschel vereist und Sie hindert, die Frage zu stellen, derentwegen Sie angerufen haben: was nämlich mit Ihrem Manuskript ist. Der Lektor wird das Thema nie zuerst anschneiden.
Er läßt sie schwitzen. Oder frieren. (Dubravka Ugresic: Lesen verboten, S. 18f.)

10:17

nicht mehr so frömmelnd geisteskrank????

12:04

Ok. Reim akzeptiert. Es gibt Schlimmeres.

15:00

Leservorschlag Tasso J. Martens:
haben die Bombe im Waffenschrank... (holpert ein wenig, Herr Martens, nichts für ungut....)

 

Di 7.02.06   11:00

Im Streit der Kulturen ein Vorschlag zur Güte, die 109 Sure des Koran, al kafirun: Die Ungläubigen...

Sprich: O ihr Ungläubigen,
Ich diene nicht dem, dem ihr dienet,
Und ihr seid nicht Diener dessen, dem ich diene.
Und ich bin nicht Diener dessen, dem ihr dientet.
Und ihr seid nicht Diener dessen, dem ich diene.
Euch euer Glaube und mir mein Glaube.

Das reicht doch, oder, liebe Kleingläubige, die ihr das Leben ohne Papst/Großmufti und des von ihnen vermittelten Gottes nicht ertragt. Ich gebe zu, es ist nicht ganz einfach, Gott in sich selbst zu sehen und auf die seltsam behüteten und in phantasievolle Gewänder gekleideten Nutznießer eurer Furcht, die sich zur Aufrechterhaltung ihrer Macht von euch Ringfinger küssen und Füße waschen lassen, zu scheißen, aber ihr werdet nicht drumherum kommen.

Auch wenn ihr jetzt noch im Winkel hockt und darauf wartet, endlich an die Elektrizität angeschlossen zu werden. Früher oder später werden sich auch euch Fragen aufdrängen, und es ist besser, ihr beantwortet sie klar und ohne Umschweife.

Gott liebt nämlich jeden.
Gott kennt keine Ungläubigen.
Gott kennt keine Fatwa und was dergleichen Unsinn noch sein möge.
Gott ist in jedem und er hat nichts dagegen, wenn man ihm eine rote Nase malt, er lacht drüber, er hat nämlich Humor, er ist grausam, er ist alles, was wir sind.

In diesem Sinne...

 

Mi 8.02.06   12:49

Wussten Sie, dass unser aller Feind, Herr Bin Laden und seine bösen Buben von Al Qaida dazu übergegangen sind, uns mittels Zusammenbruch von Hallendächern den Garaus zu machen? Ich weiß, es klingt unglaublich, aber wollten wir denn seinerzeit glauben, dass Herr Bin Laden über hochtechnisch gerüstete Bunkeranlagen in den paschtunischen Bergen irgendwo am Arsch der afghanistanischen Welt verfügte, in denen er sein Unwesen trieb? Nein, das wollten wir nicht. Auch die Existenz fahrender Bio-Labore im Irak wollte uns nicht einleuchten, ebensowenig das Vorhandensein von Raketen, die uns und alle anderen bedrohten. Wir waren und sind - damals wie heute - Ungläubige, was die Vorurteile der Islamisten uns gegenüber leider bestätigt.

Nun also: Hallendächer! Seit Wochen schon stürzen sie ein, hier und dort und dann wieder hier, insgesamt sieben in Bayern, von denen in Polen gar nicht zu reden, wobei die polnischen Einstürze sicher auf die direkte Unterstützung Amerikas durch die Polen zurückzuführen sein wird, aber unsere Dächer, wieso gerade unsere guten Hallendächer, wo wir doch unter Gerhard Imperator dem Friedfertigen alle Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Agressor strikt abgelehnt und bei Über- und Abflügen amerikanischer Flugzeuge über unser friedfertiges Land alle Augen und Ohren verschlossen haben?

Man weiß es nicht. Diesen üblen Turbanfritzen ist alles zuzutrauen, vielleicht haben sie sich auch einfach nur im Land vertan, weil sie sich in Geographie nicht so gut auskennen oder die Fahne des einen für die Fahne des eigentlich anderen, gemeintes Landes ansahen, wer weiß das schon, aber die Gefahrenlage ist hoch. Seien Sie deshalb nicht erstaunt, wenn demnächst weitere Hallendächer einbrechen und Menschen unter sich begraben.

13:00

Interview mit Meister M. Hier.

 

Do 9.02.06   16:27

Das Interview, heute im Rahmen des Bürgerfunks im Studio der VHS aufgenommen, wird man am Sonntag, den 12. Februar um 19:04 auf Radio AM hören können, dem Lokalradio der Stadt. Schade, dass Sie nicht dabei sind, Sie wohnen ja sonstwo. Ich kann es leider auch nicht hören, denn ich bin dann am Meer. Uitwaaien, wie der Niederländer das nennt, sich von der Meeresbrise in Bergen aan Zee die Sorgen und den Stress aus dem Leib pusten lassen. Uiwaaien also, von Sonntag bis Dienstag.

16:42 Bergen aan Zee



Fr 10.02.06   14:30

Wurde Mitglied der Muße-Gesellschaft.
Oberstes Statut: unaufgeregtes Nichtstun, was nicht einfach ist, aber ich versuche es mit dem Mut der Verzweiflung.

20:38

Liebe Muslime,
ich werde bald 57 und habe einiges von der Welt gesehen.
Ich war auch bei euren Leuten, bin in Ägypten gereist, ich war in Israel, Palästina, ich habe Muslime und Hindus in Indien getroffen, ich war bei den Buddhisten in Nepal, ich war bei den Indianern, ich war bei Japanern und Schwarzen, die einzigen, die mir Probleme gemacht haben, waren Faschisten und Kommunisten.
Ansonsten waren die meisten Menschen, die ich traf, zuvorkommend.
Ich habe mich nie gefürchtet, nicht einmal, als sich mehrere Jungen in einem Dorf im Nildelta zusammenrotteten, mich verfolgten und mit kleinen Steinen zu bewerfen begannen, bis ein Erwachsener ihnen Einhalt gebot.
Ich war immer der Ansicht, meine Reisen hätten mich toleranter gemacht.
Seit aber einige unter euch sich wie Idioten benehmen, ertappe ich mich bei der Frage, was ihr eigentlich von uns wollt?

Millionen von euch leben unter uns.
Warum bleibt ihr, wenn es euch nicht gefällt?
Wenn wir tatsächlich so verderbt sind, wie eure Imame euch flüstern, geht, ich will mit Kleingläubigen nichts zu tun haben.
Manche eurer Söhne toben sich in unseren Städten in lächerlichen Platzhirschritualen aus, faseln von Ehre und geben einem das Gefühl, es sei besser, ihnen aus dem Wege zu gehen.
All diese Idioten erschweren euch Anständigen das Leben.

Seit 9/11, seit Ausbruch der Idiotie, weht euch, das spürt ihr doch, täglich kälterer Wind ins Gesicht.
Stellt euch vor, unsere Idioten gewännen an politischer Bedeutung.
Kümmert euch um eure Idioten.
Eure Potentaten, die euch aussaugen wie Vampire.
Jagt eure Feudalherren zum Teufel.
Redet. Diskutiert nächtelang.
Etabliert demokratischen Systeme.
Demokratien sind keine Paradiese, aber sie sind besser als alles, was ihr an gesellschaftlicher Organisation geschaffen habt.

Ich war und bin auf der Seite der Demokraten.
Ich bin dort, weil ich dort sein will, nicht, weil ich muss.
Ich weiß um den Faschisten in mir, ich weiß um den Mörder und den Platzhirsch ebenso, ich weiß um vieles, entscheide mich jedoch täglich neu für die Demokratie.
Lasst es nicht so weit kommen, dass ich nichts mehr mit euch zu tun haben will.

Ihr seid doch Menschen.

21:32

Höre gerade das Schreien überfliegender Gänse. Der Frühling kommt.

 

Sa 11.02.06   16:35

Rundgang durch die Kunstakademie. Fand keinen rechten Zugang. Fuck you, artlovers. Morgen ans Meer.

 

Di 14.02.06   17:37

Achtung, guter Tipp für Männer, die Frauen haben wie ich: sagen Sie niemals, dieser Mantel, den du da gerade anprobierst, ist zwar wunderschön, aber ein wenig zu JUNG für dich. Das führt augenblicklich zu Versteinerungen um die Mundpartie, die erst nach Stunden und mehrfachen Huldigungen langsam wieder zerbröckeln. Im Übrigen aber ist das Meer, die greize Noordzee, ein wundersamer Zauberer, die ich nur jedem empfehlen kann.

 

Mi 15.02.06   11:45

Sind ein wenig zerknirscht heute, wie, Herr M.?
Hatten wohl einiges zuviel vom Guten gestern, wie?
Nun, es sei Ihnen gegönnt.

 

Do 16.02.06   17:05

Nach dem Versenden von 818 Mails an Grund-, Hauptschulen und Gymnasien flirren mir ein wenig die Augen. Möglich waren die Massenmails, weil ich vor ca. einer Woche Kontakt mit dem Support-Center der AOL aufnahm, um anzufragen, wieso mein SMTP-Server sich ständig weigerte, Mails anzunehmen.
Die Antwort brauchte etwa einen Tag. Man riet mir, meine Konten-Einstellungen zu prüfen. Ich wusste, dass sie in Ordnung waren, in einer Kleinigkeit jedoch wichen die AOL Vorschläge von meinen Einstellungen ab: in der Port Nummer des SMTP Servers. Ich veränderte sie, und siehe da, seitdem sende ich wie und was ich will.

Beglückt bedankte ich mich beim Support Team und bekam postwendend Antwort. Das Team habe sich sehr gefreut über meine Mail. Das bestätigt, was ich schon immer dachte. Man muss freundlich sein. Wie man in den Wald hinein ruft, schallt es heraus. Die uralten Sprüche, Sie wissen schon, aber sie funktionieren sogar bei Support Teams, in denen viele Menschen arbeiten und kaum einer einen Vorgang von Anfang bis Ende betreut.

Jeder Mensch freut sich, wenn seine Arbeit gewürdigt wird.


Der Koch im kleinen Prinz in Bergen, wo wir letzten Sonntag aßen, zeigte mir strahlend die hochgereckten Daumen, als wir sein Lokal verließen. Ich hatte ihn gelobt. Ich hatte ihn zweimal gelobt. Einmal per Blickkontakt, das zweite Mal mündlich.

Lob lindert den Schmerz.
Allerdings sollte man nur loben, wenn es etwas zu loben gibt.
Heuchelei ist widerlich.

Was noch?
Da war doch noch was?
Stimmt!

Als ich letzte Woche beim Urologen saß, fielen mir vier Männer mit Bärten auf, die meinem glichen. Hmmm, dachte ich, Scheiße. Ein paar Tage darauf sah ich eine schmalere Version meines Kinnbartes und dachte, die könnte ich ausprobieren. Gestern, ich stand vorm Spiegel, grüßte und dachte an nichts Bestimmtes, nahm ich plötzlich den neuen Haarschneider und ging ans Werk. So eine moderne Schneidemaschine schafft das in weniger als einer Minute, aber die schmalere Version gefiel mir nicht, und so nahm ich alles ab.

Seitdem warte ich darauf, dass es jemandem auffällt.
Aber weder Frau M. noch der jüngste Sohn haben bisher ein Wort gesagt.
Sie sollten mal das Gesicht von Frau M. sehen, wenn mir nicht spätestens nach ihrem Betreten der Wohnung auffällt, dass sie ihr Haar ein- bis zwei Zentimeter hat kürzen lassen.

Sonst noch?
Nein. Danke. Nichts mehr.
Nur ganz herzliche Grüße ins ferne Phnom Penh.

 

Fr 17.02.06   10:30

Hin und wieder hat man das Gefühl, man hätte etwas richtig gemacht. Nicht, dass die Welt plötzlich ihren Idealzustand erreicht hätte, nein, aber die Erkenntnis, alle nervlichen Belastungen der letzten Monate ohne erniedrigenden Streit, längerfristige Zerwürfnisse und böses Blut überstanden zu haben, strahlt plötzlich im Fokus der neuen Ereignisse in ganz anderem Licht.

Man ist also doch nicht nur auf der Welt, um Fehler zu machen, man ist nicht nur hier, um den Idioten zu geben. Die nächste Herausforderung wartet, das weiß man, aber vielleicht hat man wieder genügend Kraft.

Ich bin glücklich, anders ist das nicht zu erklären.

11:06

Mein Bart muss schnellsten nachwachsen, denn das mit dem Alter sich herausbildende Doppelkinn ist nun, da ich es seit Monaten zum ersten Mal wieder sehe, noch unansehnlicher geworden. In drei, vier Wochen, so langsam wächst mein Bart, ich bin ja kein Italiener, in drei, vier Wochen also werden erste Schatten das indizierte Doppelkinn wieder umfloren, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, und ich kann wieder sitzen und mir nachdenklich den Bart rupfen.

So hat jeder seine Tricks und Marotten.

 

So 19.02.06   15:34

Während die Jugend der Welt im, auf und überm Schnee um Medaillen kämpft, begnügten sich Herr M. und seine Frau mit dem Klassiker aller Disziplinen, dem sonntäglichen Spaziergang von A. nach B., eine Strecke von etwa 7 Kilometern, die sie in der Regel in gut eineinhalb Stunden zurücklegen. Dabei passieren Sie den Aa-See, sehen, dass der Fischreiher schon mit Hochdruck an der bald zu eröffnenden Brutsaison und dem im Vorfeld damit verbundenen Nestbau arbeitet, sie sehen, dass große Teile der Bevölkerung ebenfalls diesen fernen Frühlingshauch verspürt haben, und als ihnen eine Chinesin entgegenkommt, deren hübscher Hund der Schwanz fehlt, sagen beide wie aus einem Munde: "Den Schwanz hat sie gegessen." Daran kann man sehen, wie weit eine Ehe geht, wie tief verwurztelt Vorurteile sich selbst an harmlosen Sonntagnachmittagen Bahn brechen, wenn nur die Ereignisse entsprechend sind. In diesem Sinne also wünsche ich weiterhin einen schönen Sonntag.

 

Mo 20.02.06   10:38

Wenn die andern sich rüsten, warum dann nicht auch ich, dachte Herr M., doch statt Nester zu bauen oder in Baumspitzen sitzend Reviergesänge anzustimmen, wie sie seit ein paar Tagen wieder überall zu hören sind, hat Herr M. noch einige hundert E-Mails an Grund-, Haupt, Realschulen und Gymnasien des Landes verschickt und weiß nun, dass ihn harte Arbeit erwarten könnte.

Bei geschätzten 25 Prozent positiver Rückmeldungen müsste er schon die nächsten beiden Jahren ununterbrochen lesen. Bei nur 10 Prozent, und die scheinen realistischer (wahrscheinlich werden es nur 5) blieben immer noch weit über 100 Lesungen, die zu bewältigen wären.

Natürlich will er den Tag nicht vor dem Abend loben. Er hat nur die moderne Technik genutzt und alle Welt mit seinen Vorschlägen überschwemmt. Alles Weitere bringt das heraufziehende Frühjahr. Aber wie sagen die Wirtschaftsweisen: alles unter 1,5 Prozent Wachstum bringt nichts, wir brauchen mehr.

Welch ein Fehlschluss!
Was wir brauchen, ist entspannte Ruhe, nicht hektische Raffgier.

13:01

Und was sagt der Marketingspezialist? -
Nun, die statistisch ermittelte Erfolgsquote solcher Angebote liegt bei zwei Prozent.
Bitte. Ganz wie er meint. Ich habe heute früh schon fünf Reaktionen registriert.
In Prozent währen das ... äh ... hm ... na ja, Sie wissen schon.....

 

Di 21.02.06   7:28

Gieße Glas um Glas einer übel schmeckenden Trinklösung in mich hinein. Drei Liter sollen es werden, drei Liter bis elf, damit sich der Darm komplett entleert und - so gereinigt - begutachtet werden kann. Ortsbegehung quasi, mehr will ich nicht sagen. Die Trinklösung schwappt schon knapp unter der Halskrause. Noch halte ich mich nicht (wie empfohlen) in der Nähe des stillen Ortes auf, aber ich nehme an, es wird nicht mehr lange dauern, bis ich mich ihm nähere. An diesem grauen, von feinem Schneeregen gezeichneten Dienstag wünsche ich kontrapunktisch gesetzte, explosionsartige Flatulenzen und verbleibe mit untertänigstem Gruß.

8:35

Ich erhielt gestern ein Autorenexemplar der 2005 im Esslinger Verlag erschienenen Weihnachtsanthologie 24 Geschichten für die Adventszeit. Bieder und ohne Bezug auf die dort versammelten Geschichten illustriert, solide gebunden, findet sich Herr M. in illustrem Kreis: Kirsten Boie, Josef Guggenmos, Janosch, Fredrik Vahle, Marjaleena Lembcke.... Diese Weihnachtsbücher scheinen wegzugehen wie warme Semmeln.

9:35

Ein Stuhl stand einst vor Problemen
er konnte sich nicht benehmen
so verließ er den Darm
viel zu schnell mit Alarm
statt in Würde sich zu bequemen.

11:00

Die drei Liter sind getrunken. Sie schmeckten furchtbar. Ich darbe, denn essen darf ich erst wieder, wenn alles vorbei ist.

 

Do 23.02.06 10:45

Ich kenne Menschen, die sagen, dass eine Darmspiegelung der Beginn einer großen Karriere sein könnte. Ich will das nicht. Ich will, dass sie mich lieben, weil ich bin wie ich bin. Ich will nicht, dass sie mich bewundern, weil ich mich nicht habe betäuben lassen. Ich will auch nicht, dass sie wissen, wie begeistert ich bin, Teilnehmer dieser Darmexpedition gewesen zu sein, in jede Windung zu kriechen, den Seitenausgang zum Blindarm zu sehen und die kleinen Polypen, die man einfach so wegschneidet, ohne dass es weh tut. Raffinierte Methoden hatte unser Expeditionsleiter, aber wie gesagt, meine Karriere werde ich darauf nicht gründen.

Das Wetter ist schön.
Der große Sohn hat den Ausflug auf die andere Seite der Welt unbeschadet überstanden.
Die Theater-Soap macht Fortschritte, die man hier bewundern darf.
Es geht aufwärts.

15:38

Liebe Weiber, liebe Fastnachter,

Sie wissen, worum es in den folgenden tollen Tagen geht? Richtig! Um die gewollte, genötigte oder in völlig geistiger Umnachtung ertragene/ausgeübte Penetration, der Gesang und Trinken vorauseilt, ein Ritual, ausgeführt im Kreis ähnlich Denkender, mit immer gleichem Subtext.

Eh Sie sich nun einreihen in die penetrationswütigen, die Straßen in Horden bevölkernden, bis zur Unkenntlichkeit Maskierten, hier der präzise Bericht einer freiwilligen Penetration: unauffällig, digital- rektal: normaler Sphinkertonus, keine tastbare Resistenz. Problemloses Einführen und Vorspiegeln bis zum Caecum. Caecum und Ileocaelcalklappe sind unauffällig. In allen Colonalabschnitten zeigt sich die Schleimheit glatt spiegelnd, normale Gefässzeichnung, im Rektosidmoid bei 25, 23 und 20 cm Polypen von 5 und 7 mm sessil, einem gestielten: enoskopisch komplette Schlingenabtragung.

Liebe Weiber, liebe Fastnachter,

ich glaube kaum, dass Sie je eine präzisere Schilderung einer Pentration gelesen haben.
Ich jedenfalls wünsche Ihnen in den nächsten Tagen Glück, mögen ihre Schleimhäute sich ähnlich unauffällig spiegeln, mögen alle Schwellkörper gut durchbluten, mögen Sie vorher singen, schunkeln und trinken, aber bitte, gehen Sie mir aus dem Weg.

Helau!!!

PS.: Vorsicht vor Vögelgrippe

17:09

Bleibe klein und unabhängig, sei immer unterwegs und entscheide selbst, wann du angreifst oder wann du wegrennst. (Li Xinde)

 

Fr 24.02.06   11:15

Ein Tag im Leben des Dichters M.:

Die Agentin schreibt:

Lieber Herr Mensing,

leider schlechte Nachrichten von C.
Frau B.meinte, dass die Verkaufszahlen Ihrer Bücher nicht gut seien, und sie sich deshalb nicht an ein weiteres Buch von Ihnen heranwagen möchten.
Ich habe den "Wunschbaum" an B., Peter H., K.Verlag W. und gestern noch an E.geschickt.
Ich habe Ihre Manuskripte außerdem bei rf. angemeldet, die interessiert sind.
An R.schicke ich morgen ein Bilderbuchprojekt. Dort ist man generell auf der Suche nach Bilderbuchtexten. So werde ich auch Ihren "Wunschbaum" und die "Weggezauberten Eltern" beilegen.

Vorerst herzliche Grüße, Ihre ...

Der Dichter antwortet:

Guten Morgen Frau...

sagen Sie Frau B. einen schönen Gruß und sie möge einmal zu einer meiner Lesungen kommen.
Dass sich Bücher nicht verkaufen, habe ich mittlerweile begriffen, aber ich kann garantieren, dass jede meiner Lesungen der letzten Jahren mich gelehrt hat, dass ich nichts Falsches tue.

Ich weiß, man kann schlechte Texte gut lesen und vice versa, aber ich glaube, wir beide haben in stiller Übereinkunft beschlossen (u.a. hat das das Kultursekretariat vor zwei Jahren auch getan), dass meine Texte Format haben.

Also schicken Sie mir diese von Verkaufszahlen gebeutelten armen Wesen, genannt: Lektoren, in meine Lesungen, das wird sie eines Besseren belehren.

Im Übrigen aber bin ich guten Mutes und noch immer im Unklaren darüber, ob ich Ihnen denn nun die Katzen-Geschichte, die mich wahrscheinlich aus meinem Verkaufs-Loch hieven und mich im worst-case für alle Tage als Schreiber für Tiergeschichten festnageln würde, schicken soll oder ja oder nein?

Völlig unkarnevalistische Grüße aus Münster

Hermann Mensing

14:00

Mensing reagiert:

75 Prozent Rabatt
auf meine niedrigsten Tarife.

Viele weitere Tolle Angebote verfügbar.

 

Sa 25.02.06   16:47

Keine Ansage.

 

So 26.02.06   10:30

Besser, ich ziehe den Kopf ein,
bleibe hinter der Zeitung
mache mir's warm
sorge für heiße Getränke, denn
am Himmel hängt ein Sack Schnee
der jeden Moment platzen kann.

12:55

Der Flop des Jahres 2006 steht schon jetzt fest: der im Verlag 2001 erschienene Kalender "Der neue Raaben". Jeden Tag nervt er mit sexuellen Anspielungen. Also überlege ich jeden Tag, ihn abzuhängen und durch den dort früher hängenden bewährten EDEKA Kalender zu ersetzen, das aber ist unmöglich, denn der Supermarkt HUGO schräg gegenüber ist seit fast zwei Jahren geschlossen. Was also tun? Mich weiter ärgern? Dem Verleger einen Brief schreiben? Mal sehn, wie sich die Dinge entwickeln.

17:25

Vier, fünf Wochen mag's her sein, dass sie mir ins Auge fiel. Sie steckte kopfüber im Fallrohr der Garagendachrinne. Es war kalt damals, und ich dachte mir nichts weiter. Wenn ich am Schreibtisch saß, sah ich sie. In der ersten Zeit veränderte sie sich nur wenig. Als es aber tagsüber aufhörte zu frieren, begann ihr Zerfallsprozeß. Ihr schönes schwarzes Gefieder schimmerte plötzlich fleischig mit bläulichem Stich, ihr Körper blähte sich und von Tag zu Tag wurde sie unansehnlicher.

Seit nun die Alarmmeldungen über Vogelgrippe zunehmen, überlege ich, ob ich meiner paranoiden Nachbarin sagen soll, was im Fallrohr steckt. Ihr nämlich traue ich zu, dass sie Alarm auslöst und ich sähe sie gern in höchster Erregung, mit nervösen roten Flecken im Gesicht, lamentierend.

Da ich jedoch nicht zu gemein werden will, lasse ich sowohl sie als auch die Amsel in Frieden. Die eine würde die Aufregung vielleicht nicht überleben, der Amsel wünsche ich,dass sie endlich zerfällt, aber so ein Verwesungprozeß im Winter dauert nun mal.

 

Di 28.02.06   10:00

Leise rieselt der Schnee
irgendwo tu etwas weh
vielleicht der Vater in mir
oder nur restliches Bier?

Nein, denn ich trinke ja nicht
wird wohl das Vaterherz sein
das gibt beständig Bericht
niemand ruft an, nicht ein Schwein.

17:53


So geht er hin, der Februar....

 

 

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