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Gent

Ich glaube, das Hotel in Gent war eines der ersten, das wir übers Internet gefunden und gebucht hatten. Wir waren auf dem Weg in die Bretagne, wollten es aber ruhig angehen lassen. Hier schauen und dort. Außerdem spielten an unserem Reisetag die Deutschen gegen die Argentinier, und das wollten unsere Söhne nicht gern verpassen. Unser Zimmer hatte eine seltsame Architektur. Die Toilette war mehr oder weniger integraler Bestandteil eines Durchgangs, man saß eigentlich mitten im Raum, aber da das Abseitige oft sehr belebend wirkt, fanden wir das nicht weiter schlimm.
Wir hatten ein Dach überm Kopf, die Leute im Hotel waren freundlich, das Viertel war wunderschön und man brauchte nur um die Ecke zu gehen, schon war man mitten in der Stadt.
Eine schöne Stadt, dieses Gent.
Belebte Gassen, man konnte mit einem Boot herumfahren, Fritten essen, in kleinen Läden stöbern, es gibt diese Kirche mit weltberühmten Malereien, die, das gebe ich allerdings zu, mich kalt ließen, wie die meisten Kirchen mich kalt lassen, höchstens, dass ich sie als Orte bewundere, in denen der Mensch fühlt, wie klein er vor Gott ist, was aber nichts weiter als ein gemeiner Trick der Herrschenden ist.
Sogar Ski fahren konnte man in Gent, mitten im Sommer. Wir waren mit dem Bus an einen See gefahren, etwas außerhalb. Am Südufer dieses Sees ist ein Berg. Naja, es ist wohl eher ein Hügel, vielleicht eine überwucherte Müllhalde, wer weiß, jedenfalls aber ist sie hoch genug, um mit einem Schlepplift auf die Kuppe zu fahren, um dann auf einer künstliche Abfahrt hinunter zu sausen.
So saßen wir an einem recht kühlen Nachmittag an diesem See und staunten über den Betrieb dort drüben. Abends schauten wir fern. Im Aufenthaltsraum des Hotels saßen eine ganze Menge Leute. Ein paar Belgier mokierten sich über die Spielweise der "rot-duitsers", dieser verdammten Deutschen.
In solchen Fällen wachse ich manchmal über mich hinaus. Ich sagte sinngemäß, dass wir Deutschen nur deshalb so langsam und umständlich spielten, um die Spannung möglichst lang aufrecht zu erhalten. In der Regel schössen wir die Tore erst dann, wenn es nicht mehr anders ginge.
So weit ich mich erinnere, kam es genau so, wie ich gesagt hatte. Das Spiel gegen Argentinien endete möglicherweise untentschieden, wenn nicht gar mit einem Sieg. Was die nörgelnden Belgier mit einem verkniffenen Lächeln akzeptieren mussten.


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