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Kairo

1

Links und rechts der Straße vom Flughafen stadteinwärts verwehte alle Art Müll. Staub mischte sich mit stinkendem Diesel-Rauch. Der Bus hielt vor einem großen Hotel. Blauhelmsoldaten gingen ein und aus. Wir fragten nach einer Pension. Da lang und dann links, sagte einer. Da lang und dann rechts, ein anderer. Wir fanden eine Pension im vierten Stock eines schlecht verputzten Hauses. Ja, sagte man, man habe Zimmer. bescheidene Unterkünfte. Meine Reisebekannten, ein Paar, verschwand in seinem. Ich ging in meines, verstaute meine Sachen, wusch mich und ging ich in den Aufenthaltsraum. zwei Sofas, ein paar Clubsessel, Männer in Yalabees, die Wasserpfeifen rauchten. Ich nickte. Sie nickten zurück. Ich bestellte tee. Herrlich heißen Pfefferminztee. Die Männer nickten und schickten ein freundliches Lachen. Wo blieben meine Reisebekannten? Ich ging zu ihnen. Wollt ihr nicht kommen? Nein. Sie fänden das hier nicht gut. Ich ging urück in den Aufenthaltsraum. Die Männer winkten mich heran. Sie boten mir an, ihre Wasserpfeife zu rauchen. Sie freuten sich, als ich husten musste. Wir saßen bis tief in die Nacht. (1975)

2

Gestern spät flirrten die Lichter der großen Stadt unter mir. Ich dachte an den Midan al Tahrir, an meine Pension dort, die ich mit Nutten teilte. Ich dachte an die in schwarze Tücher gewickelte Puffmutter, deren Goldzähne herrisch leuchteten. Sie trank gern Tee mit mir und stellte mir ihre Mädchen vor: füllige, schwarzhaarige Frauen, die mich bestaunten wie einen Edelstein und albern waren und freundlich. Daran dachte ich, und daran, wie naiv ich war, dass ich die ersten tage gar nicht bemerkte, wo ich gelandet war, während sich der Nil wie eine nächtliche Schlange unter uns wand und das Flugzeug an Höhe verlor. Wie freundlich man mich behandelte. Ich dachte an die bronzefarbenen Hände dieser Frau und daran, dass der Besitzer der Pension mich vor Polizeispitzeln warnte, die versuchten, Touristen Haschisch zu verkaufen. Und nun bin ich wieder hier. Weitab vor der Stadt habe ich die Nacht in einem Hotel am Flugplatz verbracht, ein trostloser Ort in einer verlotterten Wüste. Gleich fliege ich fort. Fort nach Bombay. (1978)

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