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Luxor

Arabische Städte sind verwirrend. Und wenn man in arabischen Städten von A nach B will, die Sprache nicht kennt und sich nie so recht darauf verlassen kann, ob der angekündigte Bus noch kommt oder längst auf und davon ist, wird es zuweilen abenteuerlich. Deshalb hatte ich mich früh auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Der Zug sollte am frühen Abend Kairo verlassen und wäre am nächsten Morgen in Luxor. Ich war mindestens zwei Stunden vor Abfahrt am Bahnhof. Ich versicherte mich des Bahnsteigs, ja, dort, radebrechte man mir mit herzlicher Zuwendung, also setzte ich mich. Nach einer Weile verwunderte es mich, dass ständig Menschen erschienen, offenbar Reisende, die den Bahnsteig verließen und die Gleise entlang irgendwo weit in den Verästelungen des Bahnhofes verschwanden. Ich konnte mir nicht vorstellen, wohin sie gingen. Als der Zug schließlich einfuhr, wurde es mir schlagartig klar. Sie hatten gewusst, wo der Zug steht und sich aufgemacht, um sich Plätze zu sichern. Der Zug war voll. Dennoch gelang es mir, ein Platz zwischen all den Reisenden zu ergattern. Ich war blond damals, ergo eine mittlere Sensation, ich reiste allein, kein Wunder, dass ich Mittelpunkt vieler Gespräche war, die ich nicht verstand. Dass man es aber gut meinte mit mir, verstand ich schon. Man gab mir zu essen. Man gab mir zu trinken. Man fütterte mich regelrecht und jeder gab sich größte Mühe.

Der Zug fuhr ab. Er folgt dem Nil. In tiefer Nacht hört man manchmal irgendwo einen Esel schreien. Wenn der Zug hält, kommen Händler. Am deutlichsten aber erinnere ich mich an die Morgendämmerung. An die Dattelpalmenhaine, durch die der Zug fuhr, an den Nil, den man manchmal sah, aber immer ahnte, weil es links und rechts des Nil so grün ist, und dann kamen wir schließlich an.

Ich fand ein kleines Zimmer in der Nähe einer Mosche. Ich weiß das noch so genau, weil der Muezzin mich mehr als einmal um den Schlaf gebracht hat. Von meinem Zimmer hinunter zum Fluß war es so weit nicht. Eine halbe Stunde zu Fuß vielleicht, vielleicht auch weniger, das weiß ich nicht mehr.

Ich weiß aber, dass ich mir ein Fahrrad mietete, um ins Tal der Könige zu fahren. Ich weiß, dass mitten auf der Straße eine Schlange lag, eine schwarze, vielleicht anderthalb Meter lange Schlange, allerdings tot. Ich weiß, dass es mir gelang, im Swimming Pool eines Luxus-Hotels zu baden. Mit Bakshish war das machbar. Ich weiß, dass ich lange am Fluss herumstrich, da, wo die Töpfer ihre frische gebrannten Krüge aufgestellt hatten. Ich weiß, dass mir ein Händler eine Jalabee aufschwatzte. Ich weiß auch, dass es ein angenehmes Kleidungsstück war, denn darunter brauchte ich kaum etwas zu tragen und die weit geschnittene Jalabee sorgte für Kühlung am gesamten Körper. Ich weiß, dass das alles lange her ist. Fünfunddreißig Jahre, glaube ich.

Damals waren die Muslimbruderschaften in Ägypten noch nicht so mächtig wie heute. Damals ging man kein Risiko ein, von Fanatikern in die Luft gesprengt zu werden. Das alles gab es damals noch nicht, obwohl der Sechstagekrieg ja erst ein paar Jahre zurück lag.

 

 

 

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