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Mexico

Tagebuch Mittwoch 18.10.1972

Amerika macht uns das Reisen schwer. In den Augen vieler Mexikaner sind wir langhaarige Amerikaner, haben "muchos dollares" und kiffen den ganzen Tag. Das Sittenbild einer durch die Bildzeitung beeinflussten Menge. So oder ähnlich sind die Tageszeitungen hier aufgemacht. Orgien, Unglücke (bevorzugt mit ausführlichem Bildmaterial), Gesellschaftsklatsch. Die Herrschaft einer kaptialstarken Clique ist unumschränkt, wer dumm ist, darf dumm bleiben. Die Polizei ist korrupt und brutal, Demonstrationen werden niedergeschossen. Ein Urlaubsparadies. Vielen Dank, Nordamerika. All die guten Taten, die der CIA täglich tut, um seinen Einflussbereich zu erhalten bzw. zu vergroßen. Wir leiden unter diesem abgefuckten System. Hab Dank, Yankee, für all die "muchos dollares", die wir angeblich haben. Noch ganz kurz: Pyramiden besucht. Groß. Wichtig. Touristenbewachsen. Ringsum Dörfer. Hat Spaß gemachzt. Ja. Und einen Brief an E. Gute Nacht.

Do. 18.10.1972

Die Stadt hat zuviel Temperament. Schon am frühen Morgen beginnt das Konzert wahnsinnig gewordener Autofahrer, das bis in die tiefe Nacht anhält. Meine Nerven sind dafür zu schwach. Ich werde unruhig, kann nicht schlafen und fühle mich nicht gut. Chaos, wohin man hört und schaut. Verstopfte Straßen. Hoffnungslog. Ich will raus hier.

Süßes Nichtstun. Aufbruchstiummung. Jeder verteilt seine Sachen im Raum. In einer Ecke bildet sich ein Haufen unnütz erachteter Gegenstände. Schlips (Jon), durchgelaufene Socken, alte Zahnbürsten.

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