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norderney 1965

das zelt war grün und man konnte knapp darin sitzen. wäre fränzchen nicht mit einem koffer gereist, hätte man sogar noch platz für luxus gefunden, aber er hatte auf einem koffer bestanden. so lebten wir zwei wochen auf dem zeltplatz der insel n. neben einem flugplatz, auf dem sonntags einmal ein kleines flugzeug landete, aus dem bill ramsey und vico torriani stiegen. manchmal gingen wir durch die dünen zum strand. dort standen oft splitternackte uralte männer mit pudelmützen.

Norderney 2001

Die Bebauung der Insel N., so ist zu hören, spotte jeder Beschreibung. Jede zweite Straße heiße Kaiserstraße, jede zweite Pension schmücke sich mit kaiserlichen Insignien, es gäbe ein Haus Wessel und ein Haus Reichsadler, was heutzutage wieder gut ankomme. Ja, offenbar zöge die Bebauung der Insel N. auch eine besondere Spezies Mensch an, der bei Verrichtungen, die der österreichische, in Deutschland sehr erfolgreiche Sänger Udo J. in einem populären Lied, das hier nicht genannt werden muss, schildert, still dicker werde und diese Körperfülle gern in Freizeitkleidung spazieren führe. Ja, sagt sie, so sei das auf der Insel N., kein Vergleich mit der Insel A., die sie und er jeden Herbst besuchen, nein, nicht begraben möchte sie sein auf der Insel N., die doch eigentlich wunderschön sei, wären da nicht diese Deutschen, die bei Verrichtungen, die der österreichische, in Deutschland sehr erfolgreiche Sänger Udo J. in einem populären Lied schildert, still dicker würden und diese Körperfülle gern in Freizeitkleidung bei ArschiArschiBusiBusi Tänzen in festlich geschmückten Kaiser-Wilhelm-Sälen vorführten, nein, nicht begraben möchte sie sein auf der Insel N., die doch eigentlich wunderschön sei, wären da nicht diese Kegelbrüder und Schwestern, die sich unterm Seemond betränken und lallend übereinander herfielen, sich fickten in billig möblierten Zimmern und noch mal fickten, egal wie alt und warum und wieso, wenngleich die Insel N. eigentlich wunderschön sei und zum Glück kaum mit Bäumen bestanden, dennoch, begraben möchte sie hier nicht sein, und ob sie so lang bleibe, wie geplant, stehe wohl in den Sternen. Ihre Freundin A., die vorhin anrief, und der er all dies schilderte, sagte, nun, dann wisse sie ja jetzt, warum sie auf die Insel N., gefahren sei, die doch eigentlich wunderschön sei.


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