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Potosi

Wir wollen nach Managua und lassen Honduras links liegen. El Salvador reicht, denken wir, nicht noch so ein centralamerikanisches Pulverfass, wo man nie weiß, ist es faschistisch, sozialistisch, auf jeden Fall aber gewalttätig. Costa Rica soll erträglich sein. Da wollen wir schnellstmöglichst hin. Ein Bus bringt uns nach La Union. Von dort kreuzen Boote den Golf de Fonseca nach Potosi. Wir fuhren hinaus in die Nacht. Ob es hohe See war oder nur Bucht, die das Boot, das vielleicht zwanzig Menschen fasste und offen war, kreuzte, weiß ich nicht mehr. Lichter am Horizont? Vielleicht. Sterne. Mond? Ich habe dunkle Nacht abgespeichert. Dunkle Nacht, sanfte See. Das Boot hat einen Außenbordmotor. Ganz wohl ist mir nicht. Jemand an Bord hatte eine Holztrommel, hüfthoch etwa. Wenn man von unten hineingreift, ist da ein Stab, der ins Trommelfell eingedreht ist. Wenn man ihn reibt, gibt einen quiekiges Geräusch. In der lateinamerikanischen Musik hört man das oft. Quika, glaube ich, heißt sie. Der Mann erzählte, dass Jäger sie auf der Puma Jagd einsetzen, denn ihr Ruf ähnelt dem Ruf der Berglöwen. Ob er ein Jäger ist? Gegen Mitternacht tauchen Lichter auf. Wir landen an. Wir haben gültige Einreisepapiere der nicaraguanischen Botschft in Mexico City, aber die Grenzer sehen das anders. Sie verlangen 5 Dollar. Verhandungsgrundlage? Nein. Wir zahlen murrend und betreten Nicaragua, seit Jahrzehnten fest in der Hand der Somoza-Familie, die vor nichts zurückschreckt. Im Hintergrund hilft Amerika.

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