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Puerto El Triunfo

Jemand hatte von Mangrovenwäldern erzählt. In Porto Triumfo. Oder so. Auf der Pan Americana kurz hinter Jiquilisto rechts ab, ein paar Kilometer zur Küste. Der Bus hält. Wir steigen aus, da vorn biegt ein rotbrauner Weg rechts ab. Ein durchlöchertes HInweisschild klappert in Wind an einem Holzpfahl. Die Sonne sticht. So wie es aussieht, werden wir laufen müssen. Baumwollfelder. Das Universum schickt einen Fischlaster. Fröhliche Männer mit Goldzähnen. Die Fische sind verkauft. Wir klettern auf die Ladefläche. Es stinkt. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht ausrutschen, dann stinken wir auch. Es rumpelt. Die alten Fässer springen herum. Das Land wir grüner. Blechhütten tauchen auf, Kinder springen herum, halbnackt und nackt. Alle haben längst bemerkt, dass Fremde kommen. Sie rufen und zeigen mit Fingern auf uns. Hippies! Es klingt nach Neugierde, die anfassen will. Ich hatte das schon ein paarmal erlebt, sie wollten es immer bei mir, ich schätze, weil ich blond bin und blauäugig. Wir steigen vom Laster. Es ist unglaublich heiß. Wir gehen über die Dorfstraße. Sie führt zum Hafen. Eine Horde Kinder folgt uns. Auch ein paar Jugendliche. Und dann hören wir zum ersten Mal seinen Namen. Mr. John. Alles, was man sieht, die Baumwollplantagen, der Hafen, die Fischerei, alles gehört Mr John. Er wohnt da drüben. Sein Anwesen verleugnet die Armut. Er hat hohe Zäune um dieses obszöne Anwesen ziehen lassen. Überall lungern Soldaten. Meist kleine, oft kaum Zwanzigjährige, Sonnenbrille, Kettenraucher. Ich stelle mir Mr. John vor. Ja, sagt er. Das alles gehört mir. Als mein Vater her kam, war hier nichts. Er hat geschuftet, mein Vater. Und dann die andauernden Unruhen. Bis heute. Es ist schwer, hier Profite zu machen. Aber wir fühlen uns verantwortlich für all diese armen Menschen. Was, wenn wir nicht wären? Mißernten, Kriege, schlechte Wirtschaftslage. Mr. John kann Stunden erzählen. Die Sonne gehört Mr. John. Mr. John lässt unsere Ausweise kontrollieren. Mr. John hat einen Soldaten geschickt, der uns zu einer Pension bringt. Ein flacher, länglicher Lehmbau mit einer Reihe vergitterter Fenster. Das Zimmer ist kahl. Geckos rennen die Wände rauf und runter. Als wir auf unseren Pritschen liegen, schreit unterm Fenster ein Geist, dass er es uns fressen wird, nicht zerbeißen, nein, einfach runterschlucken. Ich stehe auf. Ich schaue aus dem Fenster. Es ist handschwarze Nacht. Jon hat eine Taschenlampe. Im Kegel erscheint ein fußballgroßer Frosch. Am nächsten Tag fahren wir mit einem Boot hinaus, um die Mangrovenwälder zu sehen. Sind das Krokodile? Wie der an seinem Schnellfeuergewehr rumfummelt, dieser Soldatenjunge am Bug. Und wenn Mr. John uns loswerden will? Puerto Triunfo ist kein guter Ort. Am nächsten Morgen hauen wir ab.


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