Hermann Mensing
Auf See
1 Tag: Sneek - Langweer
Die See war kein Meer, wie wir sagen, wenngleich der Niederländer Meer sagt, wenn er einen See meint, denn er nennt seine Binnenseen Meere. Von denen gibt es unzählige, große und weniger große, runde, eckige, bananenförmige, die Vielfalt ist grenzenlos. Alle sind mit Kanälen verbunden, mit schmalen und breiten Kanälen, die Prinz Hendrik Kanal oder Prinz Margriet Kanal heißen, mit Kanälen, die so flach in der Landschaft liegen, dass man Wasser und Land manchmal kaum unterscheiden kann und bei ungenauem Hinschauen glaubt, die grasenden Kühe gingen übers Wasser.
Der Dichter, den manche von Ihnen fälschlicherweise zu kennen glauben, hatte sein Auto betankt, hatte die Funktionen geprüft, das Navigationsgerät instruiert, das für das Finden des Bootsverleihs vor Ort wichtig, ansonsten jedoch überflüssig war, und fuhr los. Die Wetterprognosen waren prächtig. Kaum auf der Bundesstraße Richtung Westen fiel ihm ein, dass er zwar einiges eingepackt, aber ein Handtuch vergessen hatte. Er würde eh nur die nötigsten Körperregionen reinigen, dachte er, fünf Tage auf See, öffentliche Toiletten und Duschen in Yachthäfen findet er nicht prickelnd, da würde sich schon ein Weg finden.
Nach etwa drei Stunden sagte die freundliche Ansagerin des Navigationsgerätes, Sie haben ihr Ziel erreicht. Der Dichter stieg aus, sah das Ziel jedoch nicht. Jedenfalls fand er an dem Gebäude, vor dem er nun stand, keinen Hinweis. Also betrat er das Betriebsgelände, traf auf einen bärtigen Mann seines Alters und fragte nach dem Centerpoint Yachtcharter. Der sei nebenan, sagte der bärtige Mann, "dat is de buurman", der Nachbar also, "en die heeft hier niets te zeggen". Der hat hier nichts zu sagen, heißt das und impliziert eine gewisse Rivalität. Später stellte sich heraus, dass die Männer, mit denen der Dichter auf Törn gehen sollte, das Hausboot bei dem "buurman" gechartert hatten, die Jolle jedoch bei ihm.
Das Hausboot ist ein Boekanier, ein in England gebautes Kanalboot. Es ist 11,25 Meter lang, 3,66 breit, hat 1 Meter Tiefgang und benötigt eine Durchfahrthöhe von 2,15 Meter, zwei Kabinen, eine kleine Toilette mit Dusche, einen Salon am Bug, eine kleine Küche mit Vier-Flammen-Gasherd und einen Kühlschrank.
Der Dichter war aufgeregt. Er würde auf eine eingeschworene Gemeinschaft von Männern seines Alters treffen, die seit zwei Jahrzehnten miteinander segelten. Alle bis auf den Lehrer waren ihm fremd, und auch Letzteren kannte er erst seit vier Wochen. Zwischen ihm und dem Dichter hatte sich auf einem Fahrradausflug mit Eltern und Kindern spontane Zuneigung breit gemacht. Der Lehrer und der Dichter waren mitradelnde Opas. Schnell wurde klar, dass sie Sozialisationserfahren teilten, die zum Beweis mit dem anschließenden Verkosten selbst angebauter Rauchwaren ihren Fortgang nahmen und in der Einladung zu diesem Segeltörn gipfelte.
Es würde nicht einfach, soviel war dem Dichter klar, vier Männer mit Familien und Berufen, die feste Einkommen generierten, vier Männer mit Erfahrungen und Demütigungen des Alltags, von denen der Dichter kaum etwas wusste, vier gestandene Männer, der Dichter würde schon sehen.
Kurz vorm Ziel hatte er im Stau neben einem Auto gestanden, dessen Kennzeichen auf den Herkunftsort des Lehrers verwies, und auch der seiner Seite zugewandt Sitzende kam ihm von Fotos, die ihm der Lehrer hatte zukommen lassen, bekannt vor. Der sanfte Riese und der Ingenieur, wie sich wenig später herausstellte. Der sanfte Riese, ein liebenswerter Mann, der beim Sprechen gern die Arme vor der Brust verschränkt, der Ingenieur, ein trocken argumentierender Norddeutscher, der nur Nötigstes sagt, das jedoch auf den Punkt und mit klarem, scharfen Witz.
Der Dichter hatte sich mit dem Betreiber des Bootsverleihers bekannt gemacht, hatte nach einem Kaffee gefragt, aber Kaffee gab es nicht. Also trank er mitgebrachtes Wasser, setzte sich auf eine Bank und wartete auf die Ankunft der übrigen Mitreisenden.
An einem der Stege lag eine Motoryacht, die Aqua Cosmos. Auf dem Achterdeck deutsch sprechende Menschen, die Kaffee, Sekt und Weißwein tranken. Aha, dachte der Dichter, dem Vorurteile um die Ohren flattern wie Nachtfalter um Straßenlaternen, Kapitalisten.
Es ist in einer 36jährigen Ehe sozialisiert, die alles bot, was er sich erträumt hatte, aber eben auch ein hermetisches System war, das Vorurteilen Raum gab, denn in so einer Ehe ist man sich selbst genug. Seit seine Frau vor fast zwei Jahren an der Volksseuche Krebs starb, hat er gelernt, dass er viele dieser Vorurteile über Bord werfen muss, um weiter leben zu können. Das Spektrum seiner Akzeptanz anders denkender und lebender Menschen hat sich seitdem erweitert. Das ist eine andere, spannende Geschichte, die aber hier nicht erzählt wird. Hier wird er recht bald erfahren, dass die Kapitalisten auf diesem großen, protzigen Ding auch nur Mieter waren, wenngleich die Miete natürlich voraussetzt, dass man Besserverdienender ist. Dichter sind keine Besserverdienenden. Dichter haben Zeit.
Erst kamen der sanfte Riese und der Ingenieur. Der Dichter begrüßte sie, sie zeigten ihm, mit welchem Schiff sie ausfahren würden, brachten ihr Gepäck an Bord, belegten eine Kabine, informierten den Dichter darüber, dass sie nun eine Falk holen würden, so der Fachterminus für die Jolle, mit der sich auf den Weg machen würden, man träfe sich später in Langweer.
Als der Lehrer und der Gynäkologe eintrafen, wurden Vorräte aufs Schiff getragen. Der Lehrer hatte eingekauft. Er hatte, das wird sich zwei Stunden später zeigen, an alles gedacht. Auffallend war, wie die beiden, die von sich sagen, gute Freunde zu sein, von Anfang an miteinander kommunizierten. Der Lehrer hatte fast immer etwas an dem Gynäkologen auszusetzen. Kein Argument, kaum eine seiner Handlungen schienen dem Lehrer richtig, sodass der Dichter sich insgeheim auf die Seite des Gynäkologen schlug.Er hätte die Einwürfe des Lehrers nicht auf sich sitzen lassen, aber der Lehrer hatte auch nichts an ihm zu bemängeln. Vielleicht aber war es auch nur so, dass er spürte, dass er ihn nicht derart hätten maßregeln dürfen, das war nicht auszumachen. Offensichtlich dennoch war, dass der eher verträumt wirkende Gynäkologe, der einen mit einem Blick anschauen konnte, der sowohl Zuneigung als auch ironische Distanz bedeuten konnte und der Lehrer, ein hagerer, lederner Mann, dem man ansieht, dass er viel raucht, sich trotz aller Argumente sehr nah waren. Ihr sprecht und geht miteinander um wie ein Ehepaar, sagte der Dichter später. Sie wären auch eines, antworteten beide.
Der Dichter wird glauben, dass die Dominanz, mit der der Lehrer etwa das Ruder beansprucht, mit dessen Beruf zusammen hängt. Dass der Gynäkologe derart duldsam reagiert, mag ebenfalls mit dessen Beruf zusammen hängen. Der Dichter stellt sich vor, dass ein Gynäkologe duldsam, ja einfühlsam sein muss, dass er, eh er etwas sagt, abwägt, ob es für den Zustand seiner Patientin beruhigend oder beunruhigend ist, dass er also mit der Wahrheit und den Anforderungen, die diese Wahrheit an seine Patientinnen stellt, äußerst sensibel umgehen muss, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Der Lehrer hingegen postuliert. Der Gynäkologe lacht und schaut, manchmal sagt er ganz leise, so kannst du nicht mit mir sprechen, das wollte ich dir einmal sagen.
Gegen 18 Uhr sticht der Boekanier in See. Der Dichter darf auch einmal ans Ruder. Die Sonne senkt sich, das Wasser gleißt, fahr den Tonnenstrich, weist der Lehrer ihn an. Die Tonnen sind wahlweise grün und rot, bei sich kreuzenden Fahrwasser grün und rot, die grünen Tonnen sollten an Steuerbord, die roten an Backbord liegen.
Eine Stunde später erreicht der Boekanier den Yachthafen Langweer. Der Gynäkologe fährt gegen einen Poller. Der Lehrer schimpft. Ein Kind weint. Ein Glatzkopf mit großem weißen Hund angelt. Eine Blonde auf der Nachbaryacht schaut zu. Ein blondes Mädchen mit Schwimmweste jagt Möwen. Die Mannschaft macht fest.
Der sanfte Riese und der Ingenieur kommen an Bord. Ihre Jolle liegt schräg gegenüber. Der sanfte Riese zeigt, was er mitgebracht hat: eine Flasche Hochland-Single-Malt, eine Flasche Grappa, eine Flasche Himmbeerbrand, eine Flasche Calvados. Wir trinken auf die Ankunft. Der Dichter sitzt und schreibt. Wer schreibt, der bleibt, ruft ein Niederländer herüber. Der Lehrer beginnt, das Abendessen vorzubereiten. Der Dichter bietet sich an, Gemüse zu schneiden. Der Lehrer hat schärfste Messer von höchster Qualität. Der Dichter schneidet sich ein Stück Daumenkuppe ab. Es blutet gehörig, ist aber nicht weiter schlimm. Der Gynäkologe hat alles dabei, was ein Arzt braucht. Irgendwie beruhigt das den Dichter. Auch die Art, wie der Gynäkologe, der von sich behauptet, er rauche nicht, während er sich eine Malboro mit der anderen ansteckt, erweckt seine tiefe Sympathie. Als jemand beim Essen ein Glas umwirft, brilliert der Ingenieur zum ersten Mal. Randalier hier nicht rum! sagt er. Diese verknappte Art gefällt dem Dichter sehr. Natürlich stammt auch der Gynäkologenwitz von ihm. Und der Witz mit dem Standgebläse. Aber die werden hier nicht erzählt.
Vorher aber, noch vorm Gemüseputzen und Schneiden, macht sich der Dichter davon. Geht von Bord, will den anderen Gelegenheit geben, erste Eindrücke auszutauschen, geht aber auch, weil er einen Moment für sich allein will, geht über die Pier, überquert eine kleine gebogene Holzbrücke, ringsum Ferienhäuser, ein gepflasterter Platz, linkerhand die Duschen und Toiletten, rechterhand der Imbiss Deniz, der Dorftürke, ein kleiner, sehr kompakt gebauter, glatzköpfiger Mann, der, als der Dichter kommt und einen Kaffee will, gerade mit Freunden und/oder Bekannten spricht, ebenfalls Türken, die aussehen, wie der Dichter sich den gewaltbereiten Türken vorstellt.Sie sprechen Niederländisch miteinander, der Kaffee ist leidlich, der Dichter sitzt draußen und fragt sich, wie man sich fühlt in so einem friesischen Dorf, in dem alle Protestanten sind, womöglich in konkurrierenden protestantischen Gemeinden, die auf die wahre Auslegung des Wortes Stein und Bein schwören, alle mehr oder weniger seit Lebenszeit miteinander verwandt, verschwägert, bekannt, verfeindet, wie man sich da wohl fühlt als glatzköpfiger Türke. Er mag lieber gar nicht weiter denken. Also sitzt er da und sieht zu, wie im Nachbarhaus eine deutsche Familie einzieht, Feriengäste, die tagsüber wahrscheinlich segeln: ein Mann um die vierzig mit grauem, langem Pferdeschwanz, Frauen, mehrere Kinder, wahrscheinlich ein Hund, Golden Retriever, denkt der Dichter und da bellt er auch schon.
Er zahlt und schlendert ins Dorf. Da gibt es an der Ecke einen blitzblanken Imbiss, gegenüber ist das Restaurant Drie Zwanen, an den Holztischen draußen sitzen dicke deutsche Jugendliche über Bergen Pommes und sind laut. Der Dichter bestellt eine Frikandel Speciaal. Die Dorfstraße ist von Linden gesäumt. Um die Ecke ist ein Immobilienbüro. Der Dichter schaut sich Preise an. Für ein einfaches, dem Bauhaus abgeschautes, aber nicht wirklich verstandenes Haus, das aus zwei versetzt miteinander verbundenen Cuben besteht, werden 450.000 Euro verlangt.
Der Lehrer bereitet einen Gemüstopf mit Schweinefleisch, Paprika, Zwiebeln, Sellerie, Ingwer, Knoblauch. Er ist ein hervorragender Koch. Der Dichter weiß, warum. Der Lehrer lebt allein. Er hat eine Ehe hinter sich, er hat eine Tochter, eine Enkelin, er hat sein Alleinsein nach der Ehe perfektioniert, er weiß über Weine Bescheid und über die Beschaffenheit von Gläsern, weiß, warum der Weißwein aus einem Glas mit scharfem Rand besser schmeckt als aus einem Wasserglas, und der Rotwein aus einem Glas mit rund geschliffenem Rand. Der Dichter staunt, worüber und womit man seine Zeit verbringen kann. Darüber hatte er noch nie nachgedacht. Er wirft ein, dass das Keltern von Wein doch Jahrtausende bekannt sei und das Gefäß, aus dem der Wein damals getrunken wurde, eher rustikal war.
Nach dem Essen setzte heftiges Trinken und Rauchen ein. Der Lehrer hatte dem Dichter erzählt, er sei der einzige Kiffer an Bord, über die Jahre hätten die Männer das zwar akzeptiert, aber nie gut geheißen. Nun war mit dem Dichter ein zweiter Haschischraucher an Bord, die Stellung des Lehrers somit ausgebaut, wenn auch nicht gefestigt.
Gegen drei, halb vier gingen die letzten in ihren Kojen. Der Dichter zog es vor, im Salon zu schlafen. Das Dach des Boekanier war geöffnet, Sterne funkelten, das Schiff schaukelte sanft, der Dichter hatte einen gehörigen Rausch, was das Schlafen auf der linken Seite unmöglich, auf der rechten jedoch erträglich machte. Er erwachte früh. Ein Kuckuckspaar überflog laut rufend den Yachthafen. Tauben gurrten. Der Dichter wünschte sich ein zielsicheres Gewehr.
2. Tag: Langweer - Lemmer
Gegen 10:30 hatte er gespült, der Lehrer hatte Kaffee gekocht, der Ingenieur briet Spiegeleier und Speck, es war Käse da und Landwurst, der Gynäkologe trug eine Dolce und Gabana Mütze und schimpfte auf sein I-Phone. Der Dichter wurde den Verdacht nicht los, dass er sein Telefon nicht verstand. In seinem Kopf irrlichterten Gesprächsfetzen des vergangenen Abends.Der Ingenieur etwa hatte ihn gefragt, wie das denn sei mit dem Bücherschreiben und was für Bücher das überhaupt seien, der sanfte Riese hatte Pop Life gelesen, aber nichts damit anfangen können, der Gynäkologe las Limit von Frank Schätzing und schien mit der Literatur, die der Dichter verfasst, ebenfalls nicht recht warm werden zu können, einzig der Lehrer hatte ihm versichert, dass er sein Buch gut fände. Der Dichter hatte allen erklärt, welche Art Kinderbücher er schreibe.
Er hatte das mit drei Sätzen erledigt und den Ingenieur darauf gefragt, ob er ihm den elektrischen Strom in eben solcher Kürze erklären könne. Der Ingenieuer hatte eine halbe Stunde benötigt, die jedoch aufschlußreich war. Jedenfalls hatte der Dichter verstanden. Der sanfte Riese hatte von seiner vor fünf Jahren ebenfalls an Krebs gestorbenen Frau berichtet und von dem Unverständnis seiner in England lebenden Tochter, weil er nach einem halben Jahr eine neue Partnerschaft eingegangen sei. Das ist ein bisschen früh, hatte der Dichter eingeworfen. Da müsse er seine Tochter schon verstehen. Der Gynäkologe hatte von den Schwierigkeiten mit zwei adoptierten Kinder berichtet. Eines davon, die Tochter, habe Probleme mit Drogen. Der Lehrer und der Dichter rieten ihm, seine Kinder nicht mit Erwartungen zu überfrachten, sie müssten ihren Weg allein finden. Das, so der Lehrer zum Gynäkologen, machst du falsch, du überfrachtest sie. Du erwartest zuviel.
Aber wir schweifen ab. Noch schreien die Tauben, auf den Schiffen ringsum erwacht das Leben, Menschen mit unter den Arm geklemmten Toilettenpapierrollen steigen von Bord. Der Dichter muss nicht.
Die Frage, die den Dichter beim Morgengeschäft beschäftigt hätte, lautet: werden die vier Männer ihn akzeptieren? Nehmen sie ihn auf in ihren Kreis, oder finden sie, dass er ein unverbesserlicher Egoist sei, was er unumwunden zugäbe, spräche man ihn darauf an. Ja, würde er antworten, natürlich denke ich zuerst an mich, dann erst an andere, so aber, ohne erkennbaren Darmdrang, blieb die Frage ungefragt, wenngleich der Ingenieuer im Verlauf des Abends etwas ganz Ähnliches gesagt hatte, allerdings im Hinblick auf sich. Mit der ihm trockenen Schärfe hatte er das in die Runde geworfen und dabei gelächelt. Ein Mann mit Prinzipien, dieser Ingenieur. Ein kühler Denker. Einer, der von der Sache ausgeht, nicht von den damit unter Umständen verbundenen Emotionen.
Und was er alles wusste. Sehr interessant, fand der Dichter, den Bau von Offshore-Windanlagen hatte er ihm erklärt, hatte von den vielfältigen bautechnischen Problemen berichtet, die dabei entstehen, aber auch von den ungeklärten Zuständigkeitsbereichen solcher Anlagen, die bisher nicht geklärt seien. Er erläuterte das an einem Beispiel. Wer etwa ist zuständig, wenn in der Kuppel so einer Anlage ein Mechaniker kollabiert? Wie birgt man ihn bei schlechtem Wetter aus 120 Metern Höhe? Wer tut das und wie wird das getan, wenn man ihn nicht abseilen und man mit dem Schiff nicht anlegen kann, weil am Fuße die Wellen bis zu vier Meter hoch auf- und absteigen? Das Schmieden von Damaszener Stahl hatte er ihm erklärt. An seinem Gürtel trug er ein französisches Messer mit wunderschönem Holzschaft und einer rasiermesserscharfen Klinge. Damit schnitt er alles, was zu schneiden war.
Auf See ging er nicht ohne Rettungsweste. Er ist kein guter Schwimmer und gerät in Panik, wenn er mit dem Kopf unter Wasser kommt. Der Dichter ist zwar ein guter Schwimmer, hat aber großen Respekt vor Wasser. Und weil das so ist, hatte er gleich zu Anfang gefragt, ob er jemandes Rettungsweste ausleihen könne. Der Ingenieuer hatte ihm seine gegeben. Das vergessene Handtuch hatte der Dichter vom Gynäkologen bekommen. Zustoßen konnte ihm also nicht mehr allzuviel, wenngleich er natürlich wusste, dass immer alles geschehen kann.
Die Reden gingen hin und her und manchmal hoch, und dem Dichter fiel auf, dass man die Geschichten des Lehrers oft mit einem lapidaren: Ach, die Lehrer! konterte. Irgendwann stand auch die Klassenfrage im Raum. Der sanfte Riese hatte nach seiner Fernmeldelehre ein Studium begonnen. Die Qualifikation dazu hatte er über den zweiten Bildungsweg erreicht. Das hatte den Dichter für ihn eingenommen, denn auch er hatte damals den zweiten Bildungsweg gewählt. Als der sanfte Riese dann sagte, die Akademiker in seinem Beruf seien in der Regel die Begriffsstutzigsten, sie müssten meist mühsam der Praxis angenähert werden, während die mit dem zweiten Bildungsweg häufig die besseren Mitarbeiter, weil Pragmatiker seien, hatten alle für Momente den Atem angehalten, denn das war brisant und auf den Lehrer gemünzt. Wo kommst du her? Wie bist du sozialisiert? Konnten die, bei denen du groß wurdest, jeden deiner Wünsche erfüllen, wie der Lehrer sagte. Nein, konnten sie nicht, sagte der sanfte Riese. Nein, sagte der Dichter. Der Ingenieur sagte nichts, der Gynäkologe auch nicht, und die Bombe ging nicht hoch. Die Männer kennen sich und wissen, solche Momente zu entschärfen. Man trinkt noch einen.
Dann wird es ruhig, die Räusche müssen verschlafen werden, jemand schnarcht, und am Morgen tauschen der Dichter und der Lehrer sich über das Wunder des menschlichen Organismus aus, der in der Lage ist, in wenigen Stunden große Mengen zugeführter Giftstoffe zu verarbeiten und entsprechend zu entsorgen, während der Gynäkologe zwei Aspirin in Cola auflöst. Er mag Cola. Er findet, Cola sei ein geiles Getränk, das man in der ganzen Welt ohne gesundheitliche Gefährdung trinken könne.
1. Was haben ein kurzsichtiger Gynäkologe und ein Dackel gemeinsam? eid ethcuef Esan.
2. Wie nennt man eine 140 cm große Blondine? Esälbegdnats.
Das Wetter ist gut, der Ingenieur ist mit dem Zubereiten des Frühstücks beschäftigt: Spiegeleier mit Speck. Einer nach dem anderen war mit der Toilettenrolle verschwunden und zurückgekehrt, Zigaretten wurden geraucht, das Ziel der Tagesetappe besprochen. Man orientierte sich an der Karte. Das Ziel hieß Lemmer. Es liegt am Ijsselmeer. Von Langweer ginge es über den Skarster Rien, einen Kanal, quer übers Tjeukemeer, in den Follegastsloot, von dort über die Grutte Brekken nach Lemmer. Auf der Grutte Brekken herrscht Berufsschifffahrt, da heißt es, aufpassen, sagte der Lehrer.
Der Dichter trank Kaffee und rekapitulierte die Metapher des Ingenieurs für Gleichstrom. Er solle sich, hatte er gesagt, einen hoch stehenden, mit Wasser gefüllten Behälter vorstellen. Das sei die Spannung. Von diesem Wasserbehälter führe ein Ablaufschlauch. Die Fließgeschwindigkeit des Wassers durch diesen Schlauch sei der Strom. Nun könne man die Fließgeschwindigkeit durch zwischengeschaltete Kräne = Widerstände regulieren. Hätte man jedoch zwei Wasserbehälter und lasse abwechselnd Wasser = Strom von dem einen und wieder dem anderen Behälter abfließen, erhalte man Wechselstrom.
Ob es stimme, dass Gleichstrom der gefährlichere sei, hatte der Dichter gefragt. Ja, hatte der Ingenieur geantwortet. Wie es denn sein könne, dass Menschen durch ein defektes Elektrogerät einen tödlichen Stromschlag erhielten, es aber bei Exekutionen (der Dichter verwies auf einen Film, den er kürzlich gesehen hatte: The Green Mile) zu grauenhaften Todeskämpfen kommen könne? Das Herz sei das Problem, hatte der Ingenieur geantwortet. Nicht jedes Herz reagiere auf Stromschläge gleich. So ein Herz sei nicht immer leicht auszuschalten.
Der sanfte Riese erzählte von einem Kollegen, der statt eines Stromprüfers gern einen Grashalm benutzt habe, den er zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten auf das entsprechende Kabel gelegt hätte. Hätte es Strom geführt, hätte der Kollege ein leichtes Vibrieren gespürt. Vibrieren? sagte der Dichter, denn das hatte ihn an seinen ersten Urlaub mit den Pfadfindern im Sauerland erinnert. Er hatte an einen Weidezaun gepinkelt und da hatte es mehr als nur vibriert. Die anderen Männer kannten das.
Der Lehrer, der Gynäkologe und der Dichter entern die Jolle. Seezeug und Getränke werden am Bug verstaut. Den Motor an, dann erst die Leinen los. Immer erst sicherstellen, dass der Motor läuft, sonst könnte der Wind das Boot unkontrollierbar wegdrücken, das will man nicht. Ahoi. Es geht los. Der Wind ist schwach. Über den Skarster Rien wird motort. Auf dem Tjeukemeer wird die Fock gesetzt. Der Wind kommt von achtern. Der Dichter darf ans Ruder und orientiert sich am Tonnenstrich.Kommt jemand von hinten, ist er ein Mitläufer, kommt er von vorn, ein Gegenläufer. Bleibt noch die Frage nach Backbord und Steuerbord. Der Ingenieur hatte das mit einer Eselsbrücke erklärt. Gibt dir jemand eine Backpfeife, trifft er dich Backbord. Leicht zu merken und sinnvoll, denn links oder rechts führe leicht zu Verwechslungen, wenn jemand mit dem Rücken zur Fahrtrichtung stünde.
Mitläufer Backbord, ruft der Dichter stolz. Bisschen mehr Steuerbord, sagt der Lehrer. Der Dichter legt die Hand über die Augen, der Gynäkologe macht ein Foto von ihm und übernimmt das Ruder. Sofort zieht er die Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich. Was machst du denn? sagt er. Steuer doch gerade.
Der Gynäkologe sagt, er könne nicht gleichzeitig steuern und sich eine Zigarette anzünden. Das findet der Dichter bemerkenswert, denn der Gynäkologe hatte von über 200 erfolgreichen Kaiserschnitten und mehr als 20 Drehungen von Kindern erzählt, die mit den Füßen voran gelegen hätten. So etwas wäre eigentlich ganz einfach, hatte er gesagt, man lange einfach hinein in die Gebärende, schiebe die Füße des Kindes zurück, ein zweiter Gynäkologe oder die Hebamme ertaste seinen Kopf und dann drehe man es um seinen Mittelpunkt in die Kopflage, um eine natürliche Geburt einzuleiten. Nur leider traue sich das heute niemand mehr, die Gynäkologen hätten viel zu viel Angst vor Komplikationen und Regressansprüchen der Eltern, sollte etwas schief gehen, da würde dann lieber geschnitten und fertig. Blödsinn wäre das, hatte der Gynäkologe gesagt, aber so wäre das nun mal und junge Kollegen beherrschten das Drehen kaum noch.
Der Dichter fragte den Gynäkologen, ob er ein guter Gynäkologe sei. Der Gynäkologe lachte sanft und sagte, manche sagen ja. Ich glaube, du bist einer, sagte der Dichter, denn er fühlt sich in dessen Gegenwart seltsam geborgen. Er vertraut ihm, daran kann das leichte Versteuern beim Segeln nichts ändern. Es ist ein Bauchgefühl, und der Dichter vertraut seinem Bauch.
Hoch auf See mit dem Land ringsum am Horizont fragte der Dichter nach der Tiefe des Tjeukemeers. Nicht tief, sagte der Lehrer, einsfünfzig, einsachtzig, meist weniger. Man könnte also stehen, dachte der Dichter. Auf dem Grutte Brekken, ein See, an dessen südlichem Ende Lemmer liegt, fuhren große Schiffe. Von denen hält man sich fern. Der Wind ist aufgefrischt. Die Jolle macht gute Fahrt. Lass uns doch kreuzen, sagt der Dichter. Keinen Bock, sagt der Lehrer. Ist so doch viel relaxter. Irgendwie hat er Recht. Beim Kreuzen vorm Wind ist man natürlich viel schneller, fährt aber auch doppelt so weite Wege, muss ständig Wenden fahren und Segel setzen und die Fock neu justieren.
Wäre der Dichter allein auf dem Boot, würde er kreuzen. Ihm würde es gefallen, sich in einem Trapez hängend auf die Luvseite zu legen, um das Boot, wenn es auf der Backe läge, zu stabilisieren. Aber nun. Er ist nicht der Kapitän. Der Gynäkologe ist es auch nicht. Der Lehrer ist es. Und wenn er da so am Ruder sitzt, ledern die Haut und hager, wenn er sagt, drehst du mir mal eine, dann ist er der Kapitän und dass einer Kapitän ist, ist schon gut, denn sonst gäbe es ein heilloses Durcheinander.
Der (die/das) Grutte Brekken mündet rechterhand in einen Kanal, der zur großen Schleuse ins Ijsselmeer führt. Dort hinein fahren die Berufsschiffe, große Lastkähne. Linkerhand geht es in den Yachthafen von Lemmer, aber der ist voll. Der Gynäkologe hat mit dem Ingenieur telefoniert und der hat gesagt, sie lägen am Kanal mitten im Lemmer hinter der zweiten Brücke, aber auch da ist das Anlegen nur in zweiter Reihe möglich. Nichts ganz leicht, Vorderleine und Rückleine müssen vertäut werden und bei dieser Gelegenheit lernt der Dichter den Kopfsteg.
Es gibt Kaffee. Der Dichter leiht sich den I-Pod des Lehrers, setzt sich ans Heck und schaut zu, wie die Schiffe ein und aus fahren. Teenies auf Schlauchbooten kreuzen auf und ab. Viel Betrieb. Das liegt auch daran, dass auf dem Ijsselmeer eine Regatta stattfindet. Irgendwann radelt eine Frau in weißer Bluse mit Schulterklappen herbei und verlangt Liegegebühren.
Der Dichter geht von Bord und schlendert in die Stadt. Er will eine Kleinigkeit essen, er will in einem Café sitzen und einen Kaffee trinken. Im Yachthafen liegen prächtiger Plattbodenschiffe. Um die Kirche ist eine Kirmes aufgebaut. Menschen flanieren. Auf den Achterdecks der Yachten sitzen Menschen beim Wein. Man sieht und wird gesehen. Der Mann geht in ein Fischgeschäft und kauft einen Matjes. Lekker is die, sagt er zu der Verkäuferin. Sie sprechen ein bisschen über wohin und woher. Als der Dichter den Fisch aufgegessen hat, sich verabschiedet und zur Tür geht, ruft ihn die Verkäuferin zurück und fragt, ob er noch zwei Sliptongetjes wolle, Seezungen. Gern, sagt der Dichter. Als er sie in Empfang nimmt, sagt die Verkäuferin, er solle sich mal ein wenig vorbeugen, er habe eine Zwiebel im Mundwinkel, die pflückt sie ihm weg. So befeuert von der Freundlichkeit mancher Menschen fädelt der Dichter sich in den Strom der Menschen, dreht eine Runde und kehrt zum Boekanier zurück.
Der Lehrer brät Zwiebeln an, fügt Mettendchen hinzu, würzt mit Rosmarin, Chilies und rotem Pfeffer, füllt mit Wein auf, lässt köcheln, und zum Schluss kommen weiße Linsen dazu. Einen Schnaps als Aperetif, Rotwein zum Essen, noch einen Schnaps, Calvados diesmal. Der Dichter macht Backschaft, will sagen: räumt auf, spült und reinigt die Kombüse. Er tut das gern. Das gibt ihm Privatsphäre, eine Weile ist er für sich und beschäftigt. Gegen Abend sitzt er am Heck, füttert Enten, dann kommt der Lehrer mit einem Joint. Er baut gute Joints. Vorm Einschiffen ist er zu einem Coffeeshop in Sneek gefahren und hat sich eingedeckt. Die Sonne steht tief, nichts, was das Herz trübt.
Noch um halb zwölf ahnt man den vergangenen Tag. Trotz all dieser stehenden Gewässer sind keine Mücken unterwegs, obgleich tagsüber viele Schwalben am Himmel waren und schreiend jagten. Jetzt flirren Gesprächsfetzen herum, ab und an tuckern Jugendliche in Schlauchbooten die Gracht hoch und runter.Die Männer erzählen Geschichten. Der Ingenieur die von Karl Lahrmann. Ein windiger Typ, Gebrauchtwagenhändler in einer emsländischen Stadt, die der Dichter gut kennt. Lahrmann lud ab und an junge Männer, die einen Führerschein hatten, auf eine Zweitagesreise nach Hamburg. Man fuhr in seinem 300er Mercedes, man mischte die Stadt auf, Lahrmann war spendabel, und während die jungen Männer noch im Salz ihrer Träume lagen, hatte er Autos gekauft, die die jungen Männer ins Emsland überführten. Sie bekamen keinen Lohn, aber die Trips waren begehrt und wer mitfahren durfte, fühlte sich ausgezeichnet.
Das Trinken an diesem Abend ist moderat. Wir werden älter, sagen die Männer. Gegen halb eins rollt der Dichter seinen Schlafsack aus. Kurz vorm Einschlafen, daran erinnert er sich noch deutlich, erzählt der Gynäkologe, seine Patientinnen trügen entweder schwarze oder rote String Tangas. Sie täten das ohne Ansehen der Figur. Äußerst seltsam fände er das, unpassend in den meisten Fällen.
3. Tag Lemmer - Heeg
Am nächsten Morgen erfährt der Dichter, dass es dann doch noch bis drei Uhr gedauert hat. Davon hat er nichts mitbekommen. Geschnarcht hast du wie ein Sägewerk, sagt der Ingenieur. Ich? sagt der Dichter. Ich schnarche nicht. Ihr schnarcht. Typisch, sagt der sanfte Riese. Du hörst dich ja nicht, wenn du schläfst. Der Dichter lacht. Er fühlt sich aufgenommen und das ist ein gutes Gefühl.
Es ist windig an diesem Morgen. Der Ingenieur und der sanfte Riese machen sich seefest. Da wird ordentlich Schwell sein, sagt einer, da wirst du bist auf die Haut nass, wenn du kein Seezeug hast. Und dann legen sie ab. Ziel ist Heeg. Schwell sind kurze, kräftige Wellen, die sich auf solchen Seen aufbauen, das Schiff heben und wenn es grad oben ist, steht schon die nächste vorm Bug. Das Schiff klatscht darauf, und der Schwell spritzt über Deck, und so geht das, eine nach der anderen, dass es spritzt, knallt und rüttelt.
Der Lehrer, der Gynäkologe und der Dichter lassen es langsam angehen. Sie fahren den Boekanier. Der Dichter macht Backschaft. Der Dichter trinkt noch einen Kaffee. Noch immer kein Stuhlgang, stellt er verwundert fest, wo doch Kaffee und Zigaretten sonst ein zuverlässiger Zünder sind. Aber er nimmt es gelassen. Die Luftveränderung, denkt er, das kennt er ja, das ist eigentlich immer so.
Die Stadt, aus der Lahrmann stammt, war per Anhalter in anderthalb Stunden erreichbar. Manchmal fuhr der Dichter mit der Kreidler, manchmal mit seinem Freund im roten Goggo. Es gab zwei Clubs, das Lord Nelson und das Boston. Und es gab eine Band, die regionalen Ruhm eingeheimst hatte: Les Copains. Die fuhren in einem alten Feuerwehrwagen herum, hatten schulterlanges Haar und der Sänger trat in einem verschlissenen Bademantel auf.
Das Boston war ein Soulclub. In der Nähe waren GI's stationiert. In den späten Sechzigern sah man in diesen Breiten kaum Schwarze und wenn man sie sah, war man fasziniert. Die schwarzen GI's tanzten ganz anders als die fahrigen Hippies, die mit kreisenden Armen und Bocksprüngen versuchten, sich ins transzendentale Jenseits zu zappeln. Die Schwarzen hatten das nicht nötig. Die schienen erdgebunden und jede ihrer Bewegungen signalisierte Kraft und Selbstbewusstsein.
Mutter Bellmann, der das Boston gehörte, hatte sie alle adoptiert. Bei ihr weinten sie sich aus, die jungen Mädchen, die Ärger mit den Jungs hatten, die Jungs, die Ärger mit den Mädchen hatten und die GI's. Mehr als einmal habe der Ingenieur erlebt, wie große Schwarze, deren Marschbefehl Vietnam hieß, in ihren Armen Rotz und Wasser geheult hätten. Das hatte der Ingenieur erzählt, und als er erfuhr, dass der Dichter oft dort gewesen war, freute er sich. So etwas verbindet.
Der Boekanier wird abgeleint, am Ruder der Lehrer, auf der Bank hinter ihm der Gynäkologe mit einem Buch von Frank Schätzing, ihm gegenüber der Dichter mit dem I-Pod des Lehrers, den er auf Shuffle gestellt hat. Die Technik hat die Wahl unter 14495 Liedern, das sollte für eine Weile reichen, den Tonnenstrich lang übers Grutter Brekken bis in den Kanal, der nach Sloten führt.
Und wenn sie zwischendurch an eine der zahllosen Hebebrücken kommen, steht der Brückenwärter da mit einer Angel, schwenkt einen an der Angelschnur hängenden Holzsschuh herüber, der Gynäkologe legt zwei Euro hinein, und weiter geht's.
Der Dichter liegt auf dem Dach des Boekanier, lässt sich den Wind um die Nase wehen und zählt Windmühlen. Offenbar trommelt und singt er auch, denn als er später an Deck kommt, sagt der Gynäkologe, das hätte man sich ja nicht anhören können, dieses Gewummse. Oh, sagt der Dichter, sorry.
Aber dass das Gewummse war, glaubt er nicht. Er wummst nicht. Der Dichter, den einige von Ihnen fälschlicherweise zu kennen glauben, wummst nie. Er ist eigentlich Neger. Er weiß nicht viel, aber dass er nicht wummst, das weiß er genau. Es gibt nämlich eine Eins und eine Zwei und eine Drei und eine Vier, und welche Zählzeit auch favorisiert sein mag, Sie können versichert sein, dass er sie trifft. Auf den Punkt. Nehmen Sie Gift drauf. Aber das sagt er dem Gynäkologen nicht, weil der eine dieses und der andere jenes weiß, und der Gynäkologe weiß ganz bestimmt nichts von der Eins. Der Lehrer auch nicht, denn der Dichter hat einmal beobachtet, wie sein Fuß zu der für den Dichter unhörbaren, weil aus Kopfhörern direkt in seine Gehörgänge fließende Musik den Beat mit stampfte, und da hatte er einiges zu bemängeln. The beat goes on and I'm so wrong. Zitat: Dancing Fool. Frank Zappa.
Vor Hebebrücken staut es sich dann und wann, und dann muss man sehen, dass man das Schiff einigermaßen auf Kurs hält, was nicht einfach ist, denn es weht ja ein Wind. Da der Boekanier nur einen Meter Tiefgang hat und viel Fläche, die der Wind greifen kann, ist das nicht ganz so einfach, und da neigt der Lehrer wieder zur Hektik, zumindest, wenn er den Gynäkologen instruiert.
Aber wie gesagt, die beiden sind Freunde, sie treffen sich zum wöchentlichen Stammtisch, also wird der Dichter ihre Beziehung kaum verstehen können, schließlich hat er sie ja gerade erst kennen gelernt, während sie sich seit zwei Jahrzehnten kennen. Das Muster jedoch ist immer gleich: der Lehrer hat etwas auszusetzen, der Gynäkologe murrt. Vielleicht denkt er, dass der Klügere nachgibt.
Sloten ist ein idyllisches Dorf am Kanal. Der Hafen ist voll, wir legen außerhalb an. Die Parklücke, falls man das so nennen darf, ist schmal, die Bugstrahlruder arbeiten auf Hochtouren, dennoch touchieren wir ein kleines Schiff und dessen Kapitän beschwert sich. Ist doch gar nichts passiert, beruhigt ihn der Dichter, aber das findet der Kaptitän nicht.
Wir machen fest, der Lehrer findet, dass der Gynäkologe mal wieder nicht aufgepasst hat, der Dichter übt Kopfsteg, schließlich liegt der Boekanier vertäut am Kai, und die Mannschaft geht ins Dorf. Eine Café reiht sich ans nächste, Oldtimer stehen herum, ein Ford T1 und ein DKW aus den Dreißigern des letzten Jahrhunderts. Es findet eine Oldytimerralley statt. Man bestellt Koffee met Appelgebak, und da stellen der Lehrer und der Gynäkologe fest, dass es die Stimmung hebt, wenn jemand Holländisch sprechen kann, und das kann der Dichter. Lächeln wird geteilt, Witze werden gemacht, der Lehrer und der Gynäkologe verstehen kein Wort, obwohl sie doch schon so lange in Holland segeln.
Wieder auf dem Kanal beobachtet der Dichter eine Seeschwalbe. Wie elegant sie vor ihnen kreuzt und immer wieder hinabschießt aufs Wasser. Ringsum Wiesen, hin und wieder ein Bauernhof, mal eine Windmühle, Brücken, Mit- und Gegenläufer, große und kleine Schiffe, eine Gruppe Jungs ins Kajaks, die versuchen, die Wellen, die der Boekanier pflügt, zu reiten. Der Himmel blau und weiß. Ich bin im Paradies, denkt der Dichter. Es ist das erste Mal, dass er Holland aus dieser Perspektive kennenlernt. Und dann denkt er noch, wenn das wirklich so kommt, wie die Klimaforscher sagen, dann saufen die alle ab.
Als der Boekanier Heeg anläuft, sieht der Dichter einen kleinen Strand, eine Rutsche und Badende. Fahnen wehen. Der Yachthafen ist randvoll, aber die Männer auf der Jolle sind längst da und haben beim Hafenmeister einen Platz gebucht. Das einzige, was wir noch brauchen, ist ein Doppelstecker, denn die Buchsen auf den Stegen sind belegt. Den kriegt man für 10 Euro Pfand. Wieder sind die Männer beeindruckt, wie sich die Miene des Hafenmeister aufhellt, weil der Dichter Niederländisch mit ihm spricht.
Der Lehrer will Labskaus kochen. Der Dichter schält Kartoffeln, dann geht er von Bord und schaut sich das Dorf an. Und als er so sitzt und die Flanierenden beobachtet, wird ihm schmerzlich klar, dass er das mit niemandem teilen kann.
Sie und er, sie hätten jetzt da gesessen und jeden kommentiert. Sie hätten ihnen Geschichten angedichtet, sie hätten gelacht und ihre Welt wäre eine uneinnehmbare Festung gewesen, aber diese Festung gibt es nicht mehr, der Krebs hat sie geschleift, und so bleibt ihm nichts, als sein Heil in einem Gespräch mit der Frau vom Nachbartisch zu suchen, deren Mann gerade zur Toilette gegangen ist.
Sie trägt eine weiße Jeans und dazu eine weiße, zweireihig geknöpfte Jacke mit Goldknöpfen. Admiralsbraut, denkt der Dichter, als sie in die letzten Sonnenstrahlen rückt, die zwischen den Giebeln hindurch scheinen. Er sagt, dass das Vergnügen nicht lang sein wird, sie sagt, das mache nichts, er erzählt ihr von dem Schiff und den Männern, und dass er auf seinem IPod gerade abwechselnd King Crimson und Maria Callas höre. Sie lacht. Sie findet das amüsant, zumindest findet sie es abwechslungsreich. Als ihr Mann zurückkehrt, fasert das Gespräch aus, sie und ihr Mann verfallen in Schweigen. Der Dichter sieht etwas, zückt seine Kamera und fotografiert.
Der Labskaus ist angerichtet, man isst, man raucht, man trinkt, noch immer keine Verdauung. Flaggen knattern an Masten, Teenager albern herum, Frauen sind mit Geschirr unterwegs, auf dem Nachbarboot jault ein Golden Retriever. Er will nicht von Bord. Er stemmt alle viere gegen die Laufrichtung. Herrchen nimmt ihn und hebt ihn herunter.
Als der Abend über den Yachthafen kriecht, erzählen sich die Männer Geschichten vom ersten Mal. Interessante Geschichten, aber nicht alle wollen sie hören. Der Gynäkologe zum Beispiel, den interessiert das offenbar nicht. Der Lehrer quittiert das mit "du bist eben verklemmt." Dummes Zeug, sagt der Gynäkologe und geht ins Bett.
Sollten Sie Interesse an Labskaus haben, hier das Rezept. Man kocht Kartoffeln in dem Wasser eingelegter Roter Beete und Gurken. Wenn die Kartoffeln gar sind, gießt man sie ab, bewahrt die Flüssigkeit auf, um sie beim Stampfen der Kartoffeln zu verwenden. Man brät Corned Beef an, hebt es unter den Kartoffelbrei, schneidet Rote Beete und Gurken darunter, und serviert das Ganze mit Spiegeleiern, in Streifen geschnittenen Gurken, Roten Beeten und einem Bismarckhering.
4. Tag Heeg - Langweer
Der Morgen ist feucht. Nicht, dass es regnet, nein, es ist nur feucht und links vor der Fontanelle hat sich ein Kopfschmerz festgesetzt, vielleicht war der zweite Joint zu groß oder der Highland Whisky lag mehr als zwei Finger hoch im Glas, der Dichter weiß nicht so recht, was ihn da anspringt, ringsum herrscht tiefe Ruhe, höchstens, dass irgendwo ein Stahlseil an einen Mast klickt und der Gynäkologe schnarcht, ansonsten, wie gesagt, tiefe Ruhe auf Yachten, Schaluppen und Jollen.
Wie das wohl bei den Paaren ist, hatten sie sich in der Nacht mal gefragt, wenn die's machen, dann wankt und wackelt doch alles, ob man nicht mal rumgeht und schaut. Aber dazu war niemand bereit, schließlich ist das Privatsache, dieses Wackeln an Bord, es geht niemanden etwas an, und wenn man auch noch bedenkt, dass da ja komplette Familieverbände unterwegs sind, die sich auf engstem Raum drängen, wer weiß, wahrscheinlich wird da gar nicht geknallt.Der Dichter spürt endlich Druck, schnappt sich Toilettenpapier, klettert auf den Bug, Vorsicht, denkt er, nicht ausrutschen jetzt, ausrutschen und von Bord fallen, was für ein jämmerlicher Tod. Er fällt nicht, geht den Steg hinab und wandert zum Toilettenhaus, aber da ist wieder nix. Muss ja auch nicht, denkt er, obwohl, so langsam dürfte es schon. Gut. Bitte. Dann nicht, besser als EHEC, das wäre auch nicht schön.
Auf dem Rückweg kommt ihm eine junge Frau mit Toilettenrolle entgegen, man schlägt die Augen nieder, irgendwie ist das zu intim so am frühen Morgen, man gibt öffentlich nicht gern zu, dass man Scheißen muss, die Welt ist verklemmt, aber was will man machen, so ein Yachthafen ist wie ein Campingplatz, jeder lebt seine Bedürfnisse in der Öffentlichkeit und die Öffentlichkeit gibt sich alle Mühe, ständig so zu tun, als sähe sie gar nicht hin, dabei sehen natürlich alle alles.Er erreicht das Schiff, steigt an Bord, rutscht, fällt aber nicht, mummelt sich in seinen Schlafsack und döst noch ein bisschen. Eh viel zu früh, denkt er, schaut auf die Windfahnen an den Masten und die Baumwipfel und denkt, es ist windig heute, heute segeln wir, das wird lustig.
Wer hatte eigentlich die Geschichte von der Prostituierten erzählt, bei der er eine Weile Stammkunde war? Der Gynäkologe bestimmt nicht, der Ingenieur, der sanfte Riese, der Lehrer, er selbst? Der Dichter erinnert sich nicht. Auch nicht so wichtig, denkt er, wenngleich - schon interessant, solche Geschichten, aber die hat der Dichter nicht im Repertoire. Dazu ist er zu feige.
Wieder auf See. Samstag in der Erzähltzeit, Samstag in der erzählten Zeit, aber die liegt eine Woche zurück. Zum Glück gibt das kleine schwarze Buch, in dem sind Notanker, Stichworte, die das Assoziations- und Erinnerungsfeuer speisen, das woanders lodert, im Kopf, denkt der Dichter, irgendwo da glimmt es, da sind alle Bilder, die muss er anpusten jetzt, damit es wieder lodert, aber da er in den letzten zwei Tagen nicht mit Leben gespart hat, wird er sich anstrengen müssen.
Das Schiff liegt in Heeg, so viel ist klar. Das Ziel des Tages wird Langweer, aber der Weg dorthin ist weit, es geht über zwei, nein, über drei Meere, durch einen sehr schmalen Kanal, da werden sie den Mast flach legen müssen, da werden sie in Balk anlegen, mit dem Benzinkanister einen Kreisverkehr überqueren, einer Straße folgen, eine Tankstelle erreichen, sie werden den Kanister befüllen und Eis kaufen und Tabak, aber eh das alles losgeht, wäre es nicht schlecht, endlich diese Geschichte zu erzählen, die vom Gynäkologen losgetreten und dann weitergesponnen wurde, während der sanfte Riese gleich abwinkte und sagte, muss ich mir das wirklich anhören.
Musst du nicht, hatte der Gynäkologe gesagt, der sich ereifert hatte über seine frühen Jahre als Arzt in einer Klinik, über die hierarchischen Verhältnisse dort, über das Ducken vor Chefs und der Machtlosigkeit der Assistenten, der Überforderung durch dreitägigen Dauerdienst, wieso sollte er sich dann darüber aufregen, dass Supermärkte vierundzwanzig Stunden geöffnet hätten, sagte der Gynäkologe in Erwiderung zu den Einwürfen des Ingenieurs, das wäre doch Scheiße. Wieso, das sind Dienstleister, wie wir, wir Ärzte sind auch Dienstleister, hatte der Gynäkologe gesagt, da erwartet auch jeder, dass er am Wochenende Dienst leistet, warum also nicht auch die Verkäufer und wer sonst noch am Wochenende arbeiten muss.
Die Geschichte, die zu erzählen der Dichter jetzt anhebt, ist nichts für schwache Gemüter, aber wie gesagt, ein erfahrener Gynäkologe ist an Bord, und da kommt so etwas aufs Tapet. Angefangen hatte es mit den Missgeschicken, die besser nicht öffentlich werden, aber Alltag sind in OP's. Bei einer Brustamputation war die Brust auf die Erde gefallen, hatte bei allem Ernst dennoch zu Lachsalven der Beteiligten Chirurgen und Assistenten geführt. Jede Berufsgruppe kennt diese Art Hysterie, die ausbricht, wenn die Konzentration hoch ist und viel auf dem Spiel steht, und wenn dann so etwas passiert, lacht man. Lacht aus Verzweiflung und Hilflosigkeit. Wenn dann das Lachen verebbt, kehrt der Ernst zurück und man ist froh, dass man jemanden gerettet hat.
Der Dichter hatte als junger Mann auf einer chirurgischen Station Dienst getan. Das Krankenhaus war überschaubar klein, das Verhältnis zwischen Stationsmitarbeitern und dem Chef war gut, der Dichter hatte gefragt, ob er mal zuschauen dürfe, wenn operiert würde, das interessiere ihn, und der Chirurg hatte gesagt, wenn du nicht umfällst.Und so hatte er zugeschaut. Erst bei einer harmlosen Sache an einem Unterarm, dann bei einem Kaiserschnitt, und schließlich irgendwann bei der Amputation eines Unterschenkels eines über 80jährigen Mannes, der an Diabetes litt. Und weil der Dichter als Zivildienstleistender am Boden der hierarchisch sich türmenden Pyramide stand, war es seine Aufgabe, den in Zellulose gut verpackten Unterschenkel in den Keller zu tragen und dort in der Heizung zu verfeuern.
Unterwegs traf er einen Freund, man sprach miteinander, und der Dichter sagte, halt mal eben, ich hab da was im Nacken, im muss mich unbedingt kratzen. Und als der Freund dann das Paket hielt, sagte der Dichter, weißt du eigentlich, dass da ein Unterschenkel drin ist?
Oh, du bist fies, sagte der Gynäkologe. Möglich, sagte der Dichter, aber das musste sein.
Jetzt aber Schluss mit dem Vorgeplänkel. Der Dichter hat Seezeug, er hat eine Schwimmweste, und die erste Strecke darf er segeln. Man hat Rückenwind, man fährt nur mit der Fock, man hat keine Eile, der Tonnenstrich streckt sich bis zum Horizont, das einzige, was dem Dichter nicht klar ist, sind die Vorfahrtsregeln auf See, und es fällt ihm auch schwer, einzuschätzen, ob dieses oder jenes Schiff, das von Luv oder Lee kommt, vor ihnen den Kurs kreuzt oder nicht.
Pi mal Daumen können man das leicht einschätzen, erklärt der Lehrer, läge der Winkel über einer bestimmten Gradzahl, reiche es, läge er darunter, reiche es nicht. Aber darauf will es der Dichter nicht ankommen lassen, er holt Rat und der Lehrer sagt, kein Problem, das schaffst du.
Dann ist das Meer durchsegelt und sie gehen vor der Mündung eines Kanales an Land, um den Mast umzulegen. Der Kanal ist kaum breiter als fünf, sechs Meter, führt durch Wiesen und Wälder, folgt einer Straße, die man nicht sehen, gleichwohl hören kann, Gegenläufer kommen und tun so, als gehöre der Kanal ihnen, eine Gruppe jugendlicher Kajakfahrer fährt auf voller Breite, ohne sich um irgendetwas zu kümmern, und der Lehrer sagt, halt einfach mitten drauf, die gehen schon zur Seite.
Nach zwei, drei Stunden erreichen sie Balk, tanken, fahren durch den Ort, bis sie die letzte Brücke vorm Slotermeer hinter sich haben, stellen den Mast wieder auf und gehen in ein Café. Der Dichter bestellt. Er unterhält sich mit der Bedienung über Apfelkuchen mit Sahne, er fragt, ob Rosinen im Kuchen wären, weil er die ganz besonders gern mag, und die Bedienung, blond mit dem niederländischen Überbiss, sagt lachend, das wisse sie nicht, man werde ja sehen, später stellt sich heraus, dass tatsächlich Rosinen im Kuchen waren, der Lehrer und der Gynäkologe glauben, er habe mit der Bedienung geflirtet, der Lehrer meint sogar, wenn der Dichter so weiter mache, könne er von Bord gehen und hier bleiben, sie loben ihn und bekräftigen, dass sie finden, dass es die Stimmung hebt, wenn einer so gut Niederländische spräche wie er, da ist was dran, sagt der Dichter, aber ihr könntet euch ja auch mal ein bisschen bemühen, dann aber geht es hinaus aufs Slotermeer, und da geht es gegen den Wind, moderates Kreuzen ist angesagt, der Schwell macht nass, aber es macht nichts, der Lehrer segelt auf Kurs.
Kurz vorher, auf den letzten Metern vorm Slotermeer, hatte der Gynäkologe seine Dolce und Gabana Mütze verloren, hatte darauf bestanden, umzukehren, der Lehrer hatte gemurrt, aber der Gynäkologe hatte gesagt, das müsse sein, also waren sie umgekehrt und der Dichter hatte sie aus dem Wasser gefischt.
Jetzt knattern die Segel, der Dichter ist froh, dass er Seezeug trägt, der Lehrer hatte ihn ja gewarnt, du wirst nass, es kann kalt werden, bei Schwell ist es Scheiße auf See, wenn du kein Seezeug hast, zum Glück aber war es warm an diesem Tag und als sie schließlich in Langweer anlegten, war es gar nicht so einfach, einen Liegeplatz im Hafen zu finden.
Der Ingenieur kochte Spaghetti Bolognese.
5. Tag Langweer - Sneek
Schon wieder vorüber die Tage auf See. Der sanfte Riese und der Ingenieur segeln die Jolle, die übrigen fahren den Boekanier. Und gerade heute regnet es in Strömen. Schon in der Nacht hatte es begonnen, und jetzt ist es grau und windig. Auf dem Snitser Maar findet eine Regatta statt, da kurven sie mittendurch und müssen acht geben, dass die zu allem entschlossenen Segler sie nicht in Grund und Boden fahren, aber es geht, sie kommen durch, einmal nur wechseln sie ihren Kurs, dann ist Sneek in Sicht, das Schiff legt an, die Segler warten schon, jetzt heißt es klar Schiff, staubsagen, wischen, putzen, und dann das Verdikt der Erfahrenen: ja, sagen sie, wennn er wolle könne der Dichter nächstes Jahr wieder mitfahren.
Der Dichter hat viele Fotos gemacht. Dies ist sein Lieblingsfoto.
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