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So 1.09.24 16:17 sonnig und warm
Ich hatte ein Brett von etwa einem Meter Länge vorn zugespitzt und auf die Unterseite Folien geklebt, damit es besser über den Schnee glitt. Meine Schuhe befestigte ich mit Gummibändern. Dann fuhr ich los, bis ich in eine Stadt kam, die Wien hieß. Die letzten Meter war ich über Kiesel geglitten. In Wien stand ein Mann mit blauem Hut und blondem Haar. Ein widerlicher Typ. Eine sehr junge Frau sprang mich an, hing an mir und sagte, sie gehöre jetzt mir und ich dürfe alles mit ihr tun. Ich war begeistert. Es war vier Uhr Über Roxel kreiste ein Hubschrauber. Ich stand auf, um nachzusehn. Seine Suchscheinwerfer tasteten den Boden ab. Was wohl los war? Ich legte mich wieder hin und versuchte, weiter zu träumen. Gegen halb neun stand ich auf.
Mo 2.09.24 16:40 warm, sonnig
Seit elf bei der Arbeit. Session fällt aus, der Keyboarder hat Corona. Haben viele im Augenblick. Stattdessen Salsa am Beach. Wetter soll halten.
Di 3.09.24 18:20 schwül
Gestern am Beach, Salsa tanzen. Müll entsorgt, Flaschen zum Altglas gebracht, Küche gewischt, den Rechner gestartet, aber nur mühsam an die Arbeit gekommen.
Mi 4.09.24 18:38 kühler, regnerisch
Gestern habe ich zwei Kapitel überarbeitet. Das letzte wollte ich drastisch kürzen. Ich markierte den Text, den ich rauswerfen wollte, um ihn in einem Extraordner abzuspeichern, flog aber aus irgendeinem Grunde aus dem Programm, wahrscheinlich hatte ich die falsche Taste gedrückt. Die Arbeitsergebnisse eines Tages waren zum Teufel, ich hatte Word vorher nicht abgespeichert, so dass ich heute früh von vorn anfangen musste. Hat aber funktioniert, da ich ziemlich genau wusste, wo ich was und wie geändert hatte. Jetzt ist es sogar besser als gestern, und gestern war es schon gut.
Fr 6.09.24 00:30 milde Nacht
Komme gerade vom Kamp-Flimmern. Rock n Roll Ringo gesehen. Trauriger Film. Den Donnerstag verzweifelt am Roman gearbeitet. Ich brauche Abstand. Sonst rutscht er mir aus der Hand.
15:15 schwül, ab und an Regen
Herr M. hat Urlaub. Gerade war er auf dem Markt. Hat Schafskäse gekauft, ihn zuhause mit geriebenem Knoblauch belegt, Chilli-Flocken darüber und Olivenöl. Heute früh hat er die Haustür, die nicht mehr richtig ins Schloss fiel, repariert. Er hatte gedacht, es läge an den Schließhydraulik über die Tür, aber an der ließ sich nichts verstellen. Also hat er sich die Tür noch einmal angeschaut, und da ist ihm aufgefallen, dass das Gummi, das zur Isolierung unter der Tür angebracht ist, ein Stück verrutscht war. Das hat er zurechtgerückt, und jetzt schließt die Tür. Herr M., der sich für einen Honk hält, war geradezu glücklich. Aber das hat er sich auch verdient nach der Verzweiflung, die ihn gestern beim Überarbeiten des Romans überfiel, eine so tiefe Verzweiflung, dass er schon dachte, er müsse aufgeben. Deshalb ist heute Urlaub. Verstärktes Klavierspielen. Both sides now von Jony Mitchell funktioniert halbwegs. Herr M. kommt voran. Hach, Urlaub ist schön.
Sa 7.09.24 10:47 verhalten noch...
ich habe den roman
vorübergehend kalt gestellt
mein speicher ist leer
13:37
Die Sonne ist durch. Letzter warmer Tag, sagen die Propheten. Um sechs Tango im Schloßgarten. Menasses Hauptstadt zuende gelesen. Undurchschaubare Welt der Bürokratie. Kafka lässt grüßen. Werner Herzog Eroberung des Nutzlosen begonnen. Unglaubliche Komplikationen.
17:12
reden sie
mit der unendlichkeit
bestellen sie ihr einen gruß
passen sie auf beim queren der straßen
sonst fährt man ihnen über den fuß
pissen sie in den champagner der reichen
fragen sie einen hund nach dem weg
sollte sie aber zweifel beschlieichen
versuchen sie ein leben zu zweit
haben sie sich das alles gemerkt
und wissen noch immer nicht wie
tragen sie ihre hemden gestärkt
und grüßen ihr vis-a-vis
22:57
ja
jetzt
wird
auch
das
scheißen
besteuert
schießen
hat sich verteuert
Di 10.09.24 22:58
Kühler und feuchter Tag. Die Sätze, die mich letzte Woche verzweifeln ließen, sind gelöscht. Morgen nimmt Herr M. die Arbeit wieder auf. Arbeit ist Urlaub und Urlaub Arbeit, ich weiß, was zu tun ist und tu es.
Fr 13.09.24 22:38 um die 15 Grad
Gestern war es kalt. Heute sah ich Schwalben. Sie sind also doch nicht fort, oder nur die aus meiner Nachbarschaft. Am Morgen ging Geschirr kaputt. Eine Schale aus Palma mit Thunfischsalat. Abends war ich wütend und trat ich gegen etwas Hartes. Jetzt tut mir der Enkel weh. Ich habe drei Tage Ameland im Oktober gebucht. Meine Kinder und Enkel werden auch dort sein. Ich wohne im Hotel Amelander Kaap. Ich wollte bei Lignum Rattan kaufen, aber den Laden an der Steinfurter gibt es nicht mehr. In einem Kreativ Markt am alten Steinweg gab es auch nicht, was ich benötigte, um den kleinen Hocker, den ich gekauft habe, zu repapieren. Im Baumarkt kaufte ich Jute, damit müsste es gehen, dachte ich, stellte aber zuhause fest, dass es sich nicht um Jutegarn handelt, sondern um ein Jutenetz für Gärtner. Im Action Markt am Nottulner Landweg fand ich schließlich eine Juterolle. Die Sonne schien, als ich hinfuhr, als ich zurück wollte, regnete es helftig. Ich hatte ein Cape dabei, wurde aber trotzdem nass. Mit der Jute habe ich den Hocker repariert. Geschrieben habe ich heute nicht. Dafür gestern den ganzen Nachmittag. Heute habe ich Handke gelesen. Bemerkungen zu anderen Schriftstellern und seine Einschätzung ihrer Arbeiten. Belesen und gebildet ist er, aber das will nichts heißen. Leben ist komplexer als Bildung.
So 15.09.24 22:03 angenehmes Wetter
Ich hatte oft vom La Boca gehört, heute war ich dort. Mit dem Bus nach Münster, in die RB42 bis Recklinghausen, umsteigen, R 41, Bochum eine Viertelstunde später, runter in die Katakomben, wo die Straßenbahn bis zu nächsten Station U-Bahn spielt, dann oberirdisch über die Castrop Rauxeler Straße, am Ruhrstadtion aussteigen, zweihundert Meter die Straße ortsauswärts links: La Boca. Tangotanzschule und Tanzlocation. La Boca - der Mund. Gut, aber küssen will ich ja nicht, ich will tanzen. La Boca ist ein ehemaliges Kino. An der Eingangsstirnwand eine Bar, davor Tanzfläche, ringsum und gegenüber auf einer kleinen Bühne Sessel, Sofas, Tische und Stühle. Mobiliar der 50er. Portraits berühmter Tango Heroen an den Wänden. Tanzte mit allen Frauen, die ich interessant fand, aber so richtig abgehoben bin ich mit keiner. Gegen sieben ein Lahmacum am Bahnhof, das von allen Seiten tropfe. Verbrauchte fünf Servietten und habe trotzdem zwei Flecken auf dem Anzug. Morgen wird wieder gearbeitet.
Mo 16.09.24 angenehmes Wetter
unreife maronen
äpfel
die von bäumen fallen
birnen von wespen zerfressen
unreife quitten
ein milan zirkelt
regengrüne stämme
zum westen
ein buntspecht kickst
hufspuren bach
die hohe unterspülte böschung
ein habicht beim mergelgrund
elektroriesen hängen kabel über land
abends sammeln sich krähen
mein land
mein cirrocumulus
mein grünes land
mein schäfchen
meine linke hand
verstreut mich hier
und auf der insel
Di 17.9.24 19:24 stratocumulus
Über Jahre habe ich links und rechts eines Weges durch einen Wald bei Hohenholte Schopftintlinge geerntet. Anfang des Jahres wurde der Weg asphaltiert und die Bankette neu angelegt. Heute war ich dort, aber Schopftintlinge wuchsen da nicht mehr. Da ich schon einmal unterwegs war, und das Fahren auf der Aprilia Freude machte, fuhr ich zu den Quitten bei der Gärtnersiedlung. Früchte lagen im Gras, einige angefault. Ich sammelte die guten, dann schüttelte ich die Äste. Zum Glück trug ich meinen Motorradhelm, ringsum fielen die Früchte und eine landete mit lautem Knall auf meinem Kopf. Die Maronen sind noch nicht so weit. Zuhause das nächste Kapitel vorbereitet, gestrichen, neu konzipiert und den Text so abgespeichert, dass ich morgen leicht wieder einsteigen kann.
Mi 18.09.24 21:32 bis mittag bewölkt, danach vorwiegend blau
Von wegen, arbeiten. Zweifeln. Anfangen und verwerfen. Heute ein ganzes Kapitel in die Tonne getreten.
Do 19.09.24 17:46 morgens leichter nebel, gegen mittag sonnig
Auf dem Radweg, ein alter Bahndamm, der von Darfeld bis Rheine führt, sah ich schon von weitem etwas auf dem Weg, das sich langsam bewegte, sitzenblieb, verschwand und wieder auftauchte. Näher heran erkannte ich ein Kaninchen, das an der Kaninchenpest erkrankt war. Wäre ich Jäger, hätte ich es an den Hinterbeinen gefasst und mit der Handkante erschlagen, aber ich habe noch nie ein Tier getötet, außerdem hatte es überall Geschwüre, das arme Tier. Es wird also noch ein paar Tage umherirren, bis es stirbt. Schöne Tour in den noch nebligen Morgen, bis in Burgsteinfurt langsam die Sonne durchbrach.
Fr 20.09.24 14:05
Der Roman muss bis auf Weiteres ruhen. Ich denke, im November schaue ich, ob sich die Zweifel verflüchtigt haben oder sich erhärten.
Gestern um 12:39 erhielt ich folgende Mail:
Grüße.
Ich hoffe, es geht dir gut.
Meine E-Mail mag beim Lesen etwas seltsam erscheinen, da wir uns noch nicht einmal kennen, aber ich gebe Ihnen eine Zusammenfassung des Zwecks dieser Nachricht. Erstens konnte ich Sie dank einer anonymen E-Mail-Verlosung kontaktieren, die ich organisiert habe, um natürlich die Anonymität aller Kommentare zu diesem Thema zu wahren. Das Leben war für mich nicht gerade rosig, ich wollte schon immer mindestens ein eigenes Kind haben, habe aber aufgrund meiner Unfruchtbarkeit leider keins bekommen. Ich denke über eine Spende nach, weil ich nicht das Glück hatte, ein Kind zu haben, dem ich mein Eigentum vermachen könnte, wenn ich nicht mehr auf dieser Welt bin. Deshalb habe ich beschlossen, mein Vermögen, das auf 800.000,00 € geschätzt wird, einfach zu vererben. Es ist kein sehr großes Vermögen, aber man kann damit eine ganze Familie glücklich machen. Diese Geste ist alles andere als ein Wunder, sondern vielmehr ein Werk der Nächstenliebe. Es überrascht mich nicht, dass ich diese Spendenabsicht hege. Ich persönlich habe beschlossen, diese Spende an eine Person zu richten, die ich von nirgendwoher kenne, in der Hoffnung, dass diese Mittel zur Verwirklichung eines Traums, eines Projekts oder einer Begegnung verwendet werden die Erwartungen einer Familie, denn im Gegensatz zu den Vorjahren gingen meine Spenden oft an Waisenhäuser, Altersheime und andere, aber in den Berichten, die mir erwähnt wurden, werden diese Güter nicht immer für gute Zwecke verwendet. Deshalb habe ich es vorgezogen, das zu tun, was eine anonyme Person tun würde. Das Gegenteil wäre der Fall, wenn ich dies nicht selbst tun würde, wenn ich nicht mehr auf dieser Welt bin, sodass ich nicht wüsste, welchen konkreten Nutzen es daraus ziehen wird. Mit der Bescheidenheit und Aufrichtigkeit eines Spenders würde ich Ihnen diesen Betrag gerne geben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass Sie diese Gelder, die Sie als Spende von mir erhalten, auch einsetzen werden gute Verwendung. Das Leben trifft uns dann, wenn wir es am wenigsten erwarten. lächelt, denn wenn man es am wenigsten erwartet, werden Lebenspläne und Träume wahr.
Ich warte auf Ihre Antwort.
20:34
Danke. Freue mich schon.
20:55
Guten Abend, wie war dein Tag? Ich habe dich gelesen,Für die Annahme meiner finanziellen Unterstützung möchte ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Es ist mir eine große Freude, Sie in dieser wichtigen Phase Ihres Lebens zu begleiten. Ich bin überzeugt, dass diese Unterstützung einen positiven Beitrag zu Ihrem Projekt leisten wird. Darüber hinaus benötige ich von Ihnen bestimmte Angaben, die zur Erstellung einer Spendenbescheinigung dienen, die Ihnen ausgehändigt wird.
20:34
Welche Angaben benötigen Sie denn?
23:07
Ich benötige Ihren Vor- und Nachnamen, Ihre Adresse, die Bankkontonummer für eine Überweisung und eine Kopie Ihres Ausweises, das doppelseitige Foto?
8:37
Lieber Rudolf,
Sie werden verstehen, dass ich so sensible Daten wie eine Kontonummer nicht ohne weiteres herausgeben kann. Da müssen wir uns etwas anderes überlegen.9:37
Guten Morgen, wie geht es dir heute? Ich bin für Sie da und möchte erwähnen, dass die Kontonummer für die Überweisung der Spende auf Ihr Bankkonto verwendet wird. Sie sollten wissen, dass dies für eine Überweisung zwingend erforderlich ist; Sie können dies selbst bescheinigen.9:48
Guten Tag, Herr Mayer,
ich kann das alles nicht glauben und verzichte auf ihr großzügiges Angebot.
10:11
Ich verstehe Sie vollkommen und kann Sie nicht zwingen, aber Sie müssen verstehen, dass dies nicht meine erste Erfahrung ist, nein, aber Sie wissen genau, dass Sie für eine Überweisung unbedingt eine Kontonummer benötigen, und das wissen Sie dann, ich Glauben Sie, dass dies kein Grund zum Aufgeben ist, wenn Ihnen Ihr Ziel wirklich am Herzen liegt.
12:38
Lieber Herr Mayer,
ich bin ganz begeistert von ihrer Spendenfreudigkeit, kann aber ihr Angebot nicht annehmen.
13:05
Ich verstehe dich vollkommen und kann dich nicht zwingen, dir etwas Gutes zu tun, aber ich würde in aller Bescheidenheit gerne wissen, ob du mir den Grund erklären kannst, warum du auf dieses Geschenk von mir verzichtest?
13:20
Ja, wir kennen uns nicht, wir kommunizieren über das Internet, und Sie wissen, dass dort dem Betrug Tür und Tor geöffnet sind. Könnte ich Sie treffen, würden wir zu einer Bank gehen und die Dinge dort erledigen. Ich bin ein Schriftsteller. Ich bin mehr oder weniger öffentlich, aber wer sind Sie?
14:26
Guten Tag, Herr Mayer,
ich mache folgenden Vorschlag: übersenden Sie mir per Postanweisung einen Betrag Ihrer Wahl, dann sprechen wir weiter.
Meine Adresse finden Sie hier.
9:48
Ich verstehe Sie vollkommen und Sie haben Recht, aber Sie müssen wissen, dass Verrat ein Verbrechen ist und mein Alter und meine Weisheit es mir nicht erlauben, mich auf eine so zwielichtige Angelegenheit einzulassen. Nein, ich bin mit guten Absichten hier und ich versichere Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden, diese Spende von mir angenommen zu haben. Seien Sie versichert, dass Sie von dieser Spende in vollem Umfang profitieren werden. Wenn Sie meinen Spendenregistrierungen folgen, müssen Sie wissen, dass alle erforderlichen Dokumente, die die gesetzlichen Bestimmungen gewährleisten, ebenfalls ausgestellt werden Um Sie vor dem Vorwurf der Geldwäsche zu schützen, vertrauen Sie darauf, dass dies eine großartige Gelegenheit ist, die Ihnen zur Verfügung steht. Zweifeln Sie nicht und lassen Sie Ihre Lieben von Ihrem Erfolg überraschen, mein lieber Hermann. Ich hoffe, dass Sie mich verstehen und mir glauben.
11:27
Sehen Sie, Herr Mayer, ich kann ihren KI generierten Briefen nicht glauben, daher bitte ich Sie noch einmal, mir einen Betrag ihrer Wahl per Postanweisung zu senden, dann reden wir weiter. Sollten Sie das nicht wollen, beenden wir unsere Korrespondenz.
14:04
Hallo, ich hoffe, es geht dir heute gut? Ich habe Ihre Nachricht gelesen und verstehe Sie vollkommen, aber Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass es für alles, auch für unser Leben, Schritte und Verfahren gibt, die befolgt werden müssen, um ein positives Ergebnis zu erzielen. Sie müssen verstehen, dass dies nicht meine erste Erfahrung ist, nein, ich habe mehreren Menschen geholfen und ich versichere Ihnen, dass alles ohne Probleme gut läuft, also ist Wollen Macht, Sie sind ein Schriftsteller und ich glaube, Sie schreiben ein Buch, das Sie Gehen Sie die notwendigen Schritte durch, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Dann müssen Sie dies im Hinterkopf behalten und wissen, dass es in allen Dingen gleich ist. Das muss Ihnen klar sein; Sie brauchen Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Loyalität.
17:08
Dies ist das Ende unserer Verhandlungen.
Sa 21.09.24 21:09
Warten auf Godot in einer Inszenierung des Schiller Theaters gesehen. So geht Sprache. Land geht so: Man setzt sich aufs Rad und fährt bei perfektem Wetter in die Venne, um Pilze zu suchen. Findet aber außen Kartoffelbovisten nicht einen, badet im Kanal, sieht einen Eisvogel, isst in Senden in der arabischen Eisdiele ein Eis, folgt dem Stever Radweg, isst in einem schmuddeligen Imbiss mit ebensolcher Bedienung eine Bratwurst und fährt heim. Denkt, man müsste denen das Ordnungsamt auf den Hals schicken, damit sie mal putzt. Schlemmer Grill. Roller. Bösensell.
So 22.09.24 11:48
der tag wirft letztes warmes licht
vom horizont webt's schon heran
ich freu mich und bereue nicht
und schau mein leben an
er ist ein gutes leben
mein atem ist ein schönes kind
mein blut ist voller wunder
noch tragen meine beine mich
sie sind mein tango
und der mensch geht unter
luft weht und hebt
die seele die so einsam schwebt
verstehen kann und will nicht nicht
ich habe schon so viel erlebt
und trage mein gewicht
sei's drum ich frage weiter
ich werde keine antwort finden
aber bleibe heiter
Mo 23.09.24 17:12 bewölkt, mild
modenscheu
hat er jahrzehnte
die lieblingshose getragen
und das herz nie gewendet
bis ein einwand auftauchte
und behauptete
es müsse nun eine neue hose her
ein hemd ein jackett ein hut
vielleicht auch ein neues leben
aber vor allem sei zeit
für ein pronomen
der mann erschrak
und verließ das land (es/ihm)
das den verstand verloren hatte
und von einwänden überquoll
noch am gleichen tag
aber wo er auch hinkam
es war überall dasselbe
21:39
er hat ja gesagt
und nein
er hat oben und unten
gesucht
aber die antwort blieb aus
also hat er beschlossen
weiter zu machen
ja ist schön
und nein faszinierend
oben ist dünne luft
unten riecht schlecht
und mittendrin ist nichts
was ihn interessiert
Mi 25.09.24 9:47 bewölkt, frisch, riecht nach Regen
wer wenn nicht a bis c
verschafft mir an dunklen tagen
zugang zu meinen synapsen
bereitet missmut ein ende
krönt den ausfall als einfall
den reinfall als gegenteil
und den fehltritt mit elegance
wer hat die krone nicht nötig
und schafft atem auf meine seite
wer lacht wenns zum weinen ist
wer hat immer ein kühles bier
wer tritt meine pedale
wer hat einen pool voller tränen
und rät mir zum kopfsprung
ich schreibe ich bin
Fr 27.09.24 14:27 mild, windig, altostratus
Einmal im Monat treffen sich bei H. Gitarristen, Bassisten, Saxophonisten und Sängerinnen. Ich spiele Bongos, als wäre ich 18, als ich auf allem getrommelt habe, was mir unter die Finger kam. Das Instrument klemmt zwischen den Oberschenkeln. Manchmal machen die Muskeln schlapp, dann muss ich neu einspannen. Einer der Gitarristen hat eine Vorliebe für Neil Young, Crosby, Stills and Nash, der andere mag Bluegrass und Hillibilly. Er hat einen großen Koffer voller Gitarren, eine selbst gebaute Dobro, eine akkustische Slide, Dulcimer, Mandolinen. Seine Freundin spielt Bass, Gitarre und Schifferklavier. H., Mitglied einer nicht mehr existierenden, aber noch immer sehr populären Band der Region, hat ein breites Repertoire mit einer Vorliebe für die Beatles, den anderen kenne ich noch nicht gut genug, könnte sein, dass er einen Jazzhintergrund hat wie der Bassist, mit dem schon häufig auf Hot Jazz Session gespielt habe. Und dann gibt regelmäßige Gäste. Zwei Frauen Mitte bis Ende Sechzig. Sie bringen Snacks mit, Brotaufstriche, Schafskäse, Kräcker, sitzen auf dem Sofa und hören zu. Zwei, drei Männer um die Vierzig. Verschiedene Sängerinnen. Eine singt gern Rio Reiser: Zauberland. Sie singt Sauerland. Warum, weiß ich nicht. Der Kreis, der sich, hat mir der Dobrospieler erzählt, auf den Sessions in Billerbeck und Darfeld gefunden hat, und sich, als es mit Corona losging und sie trotzdem Musik machen wollten, nach Nottuln zurückgezogen hat, wo der Gitarrist und seine Frau, eine Fotografin, ein sehr schönes Studio haben, ein hoher, spitzgibliger offener Raum, große Fenster, eine Galerie im ersten Stock, solides Parkett. Zwei Sofas, Stühle ringsum. Nichts ist elektrisch. Für mich fühlt es sich an, als schlösse sich ein Kreis. Ich bin glücklich, dass ich da mitmachen darf.
Sa 28.09.24 12:41 Altostratus, 12 Grad
mir ist kalt
mich erschüttert
dass dummheit siegt
14:17
während ich versuche
mir die namen der wolken zu merken
ändern sie ihre namen
und ziehen woanders hin
wo sie behaupten
sie hießen so und so
und kämen aus dem und dem land
aber sie sind nie dort gewesen
länder gibt es nicht
sprachen sind dazu da
dass sie lügen können
und dinge sagen
die weder sie
noch sonst jemand versteht
ich schau sie von unten an
während sie sich auflösen
in bleich blaue mimikry
letzte nachrichten aus der time-line
es muss denke ich
etwas geben das wahr ist
aber was war das
hieß die wolke ich
So 29.09.24 23:21 frischer, wechselnd bewölkter Tag, kein Regen
Eine der Kühe auf der Weide zwischen Haus Vögeding und dem Hürländer Wald, eine schwarz-weiße, schaute auf, als wir über den Waldweg kamen, wendete den Kopf und muhte, aber nur kurz, kein volltönendes Muuuuh, eher ein guten Tag, was macht ihr denn hier? Wir suchen Pilze. Wir stapfen herum, den Blick auf die Erde gerichtet, so konzentriert, dass M. einen Steinpilz von der Größe meines Daumens zwischen all dem am Boden liegenden Laub fand. Ansonsten nur Kartoffelboviste, die nicht essbar, ja, sogar giftig sind. An einer Stelle wollte ich jubeln, weil ich glaubte, ich hätte endlich eine Stelle gefunden, an der Steinpilze wachsen, aber sie entpuppten sich als zwischen Gras und altem Laub liegende, von einem Baum gefallene Mispeln. Es ist schön, durch den Wald zu gehen, den Blick schweifen zu lassen, um das richtige Habitat für Pilze zu finden. Mischwald Buchen und Eichen, am Boden recht offen, nicht verbuscht, kein Farn, hier und da Moosbänke, da könnte was wachsen, wuchs aber nicht. Also kein Omelett morgen früh. Auch keine Arbeit am Roman. Nur ein weiterer Tag, der Montag genannt wird, an dem für millionen Menschen eine Arbeitswoche mit Tätigkeiten, die ihnen den Schlaf schwer machen, aber den Lebensunterhalt sichern, beginnt. In der Eisdiele am Ort wollte man uns nicht in der Sonne sitzen lassen, die Tische seien noch nicht hergerichtet. Bitte, sagten wir, dann gehen wir wieder. Nachmittags im El Beso bei ausgewählt feiner Musik Tango getanzt. Ich kann nicht klagen. Die Ungeheuerlichkeiten der Mordenden registriere ich mit Abscheu. Israel ignoniert jeden völkerrechtlichen Einwand und tut was es will, es wähnt sich als kategorisches Opfer im Recht. Russland fühlt sich (zu Recht, glaube ich) in die Enge gedrängt und träumt von alten, glorreichen Zeiten. In Europa werden die Rechten stark. Die bürgerlichen Parteien lassen sich vorführen. Die Republik hat sechzig Jahren Erfahrung mit Migration. Viele derjenigen, die damals kamen, sind heute Teil der Gesellschaft, und nicht mehr wegzudenken. Hätte die Republik in den Jahren, als die von den Westmächten vom Zaum gebrochenen Kriege in Nahost begannen und den Konflikten in Afrika die daraus zwangsläufig zu erwartende Massenmigration nicht ins Kalkül ziehen müssen? Warum ist niemand auf den Gedanken gekommen, vernünftige Einwanderungsregeln zu erstellen. Warum wird nicht jedem, der in die Republik einreist, für eine gewisse Zeit Schutz gewährt. In dieser Zeit muss er/sie/es von Anfang an einer Arbeit nachgehen, ganz gleich, welcher, und die Sprache seines Gastlandes so gut sprechen, dass er eine Konversation führen kann. Er wäre dann Teil des Sozialen Systems, Steuerzahler, Krankenversichert. Kann er das nicht, verfällt sein Recht auf Schutz und er müsste dahin zurück, wo er herkam. Aber das hat sich die Politik nicht getraut, weil wir Deutschland sind, im Gegensatz zum Opferland Israel das Täterland. Verständlich, aber trotzdem dumm. Das Resultat ist übel riechender völkischer Unmut, Überfremdungsgerede, Misstrauen gegen die da Oben und die mutmaßlich islamische Überfremdung. Nicht zu vergessen der deutsche Osten, der die Herrschaft der Gutsherren und Junker, der Preußen, dreizehn Jahre nie aufgearbeiteten Faschismus und knapp vierzig Jahre sozialistischer Diktatur noch längst nicht verdaut hat. Ich sollte mir einen Baseballschläger kaufen, damit ich eine Waffe im Hause habe, wenn die Rechten die Straße übernehmen. Sagte jemand Klimawandel? Ja. Der auch. War alles bekannt.
Mo 30.09.24 bewölkt, frisch, um nicht zu sagen, kalt
Dialog mit dem Glück.
Personen:
Das Glück
Godot
Ein Mensch
Eine Küche. Ein Mensch spült.
Godot: Warum hast du keine Spülmaschine?
Ein Mensch: Ich spüle gern,
Das Glück: Da sind ja alle Fragen beantwortet.