Westfalenblatt, Bielefeld 9.05.2003
Die Phantasie kommt aus dem Kopf
Eine Buchseite füllt er an einem Tag, in kindgerechter Sprache, ohne sich anzubiedern oder albern zu sein - aber mit Spaß an dem, was er tut. Spaß, den der Kinder- und Jugendbuchautor Hermann Mensing auch ganz offensichtlich hat, wenn er seinen jungen Zuhörern vorlesen darf. So wie gestern in der Wellbachschule. 84 Mädchen und Jungen des zweiten Jahrgangs lauschten nicht nur gespannt der neuesten Geschichte "Voll die Meise", sondern wurden vom Autor auch immer wieder aktiv eingebunden. So erfuhren sie ganz viel über Mensch und Autor Mensing und auch, was es mit "Mucki-Reiten" auf sich hat.
Diese Form des Herumbalgens macht nämlich "Krikke", der Held des Buches, so gern mit seinem Vater. Seit der Opa des Jungen gestorben ist, hat sich alles verändert und Krikke ein Geheimnis im Keller entdeckt. Dort gibt es einen geheimnisvollen Rollschrank mit Opas alten Sachen. Mit Flunkern und Glück kommt der Junge in den Besitz des Schlüssels und entdeckt im Schrank ein Luftgewehr. Als er bei seinem älteren Bruder auch noch die passenden Patronen entdeckt, kann das Abenteuer los gehen. Doch statt der dicken Äpfel im Garten der "Mecker-Oma" trifft Krikke eine Meise. Er pflegt das verletzte Tier und - ... doch wie das Buch ausgeht, wollte Hermann Mensing nicht verraten.
Statt dessen durften ihm die Mädchen und Jungen Fragen stellen. Zum Beispiel, woher er die Ideen für seine Bücher nimmt. "Die Phantasie kommt aus meinem Kopf, und ihr habt die auch alle", sagte der 54-jährige, selbst Vater zweier erwachsener Söhne. Wie alt er ist, verpackte der Autor ebenso wie die Antwort darauf, seit wann er schreibt in eine Rechenaufgabe. Schriftsteller sei er geworden, weil er schon immer davon geträumt habe. Und wie der Weg von der Idee bis zum gedruckten Buch verläuft, erklärte der Wahl-Münsteraner auch gleich, beschrieb, was Lektoren und Illustratoren machen.
Mensing gelang es, mehr als eine Stunde lang die Aufmerksamkeit der Zweitklässler zu fesseln und Neugier auf mehr zu wecken. Zum Abschluss der Lesung , die vom Förderverein der Schule und dem Kultursekretariat NRW veranstaltet wurde, gab es für alle auch Autogramme. (Michaela Bodeck)