April 2006                                        www.hermann-mensing.de      

mensing literatur
 

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Sa 1.04.06

Hier sehen Sie den Dichter M. bei einem seiner Versuche, Kinder zu traumatisieren.
Er hat sich auf einen Tisch gekniet, um noch furchterregender zu wirken.

Hier die zu traumatisierenden Kinder während M.'s Versuch.

 

So 2.04.06   10:44

Die B54A, vor etwa zehn Jahren parallel zur alten Bundesstraße 54 gebaut, führt von Münster nach Westen zur niederländischen Grenze. Sie ist eine Mischung aus Schnellstraße und Autobahn. Da sich anfangs dort Unfälle häuften, sah man sich bald gezwungen, die Straße in wechselnden Fahrtrichtungen zweispurig auszubauen.

Letzten Mittwoch gegen 13:45, hinter mir lag Burgsteinfurt, vor mir Ochtrup, hing ich hinter einem LKW. Überholen konnte ich nicht. Der entgegenkommende Verkehr war zweispurig. Plötzlich setzte der LKW seinen Blinker und schwenkte nach links.

Verwundert bremste ich ab. Am rechten Fahrbahnrand fuhr ein Chinese auf einem blauen Trekking-Rad. Gepäck hatte er keines. Die letzte Auffahrt zu dieser Straße lag ca. 2 Kilometer hinter ihm. Seinem entsetzten Gesicht nach ging ihm gerade auf, dass etwas nicht stimmte.

Ich überholte ihn. Fünfhundert Meter weiter bog ich in eine Nothaltebucht. Ich wollte auf ihn warten, ihm anbieten, das Rad im Kofferraum zu verstauen und ihn in Sicherheit zu bringen. Ich schaute mich um, aber er kam nicht näher. War er abgestiegen. Dachte er nach? Es gab keine Möglichkeit, die Straße zu verlassen. Die Trasse ist aufgeschüttet. Hinter den Leitplanken sind Böschungen, am Fuße der Böschungen feuchte Wiesen. Irgendwann bemerkte ich, dass der Chinese sich in Gegenrichtung radelnd davonmachte. Ich fuhr weiter. Ein Polizeiwagen kam mir entgegen. Hoffentlich seine Rettung!!!

12:40

Alte Helden auf der Bühne der Gegenwart. Diesmal: Cuby & the Blizzards. In den Siebzigern habe ich ihn oft gesehen. Cuby war ein Held im grenznahen Raum. Ein schmieriger Typ mit fettigem, langen Haar und Bierbauch. Einer aus Drente, aus der tiefen, friesischen Provinz, der eine wüste, scharfen Chicago-Blues spielende Band mitbrachte. Nach Konzerten hockte ich manchmal im Bandbus, rauchte Joints und war stolz, denn nicht jeder durfte da rein.

Gestern spielte Cuby in der Fabrik. Eigentlich gibt es solche Veranstaltungsorte gar nicht mehr. Es sei, man fährt aufs Land. Noch immer hat Cuby fettiges Haar, noch immer hat er einen Bauch, aber drumherum hat sich alles der Zeit gebeugt. Cuby konnte weder damals, noch kann er heute singen, aber was heißt das schon. Die Band hat alle Drogen über die Jahre ausgedünstet. Mein Lieblingsmusiker: der melancholisch dreinblickende Bassist, über dessen Gesicht hin und wieder ein schüchternes Lächeln zieht.

 

Mo 3.04.06   10:15

Vollprofi M. setzt zur Landung an. Die Lesungen in Bald Salzuflen hatten ihn in eine Umlaufbahn katapultiert, die sich von allem unterschied, was er bis dato erlebt hatte. Vielleicht lag es an der königlichen Behandlung, an der entspannten Stimmung im Kollegium, am aussagefähigen Buchverkauf nach den Lesungen, HACH, Vollprofi M. wäre gern geblieben und hätte ewig weitergelesen, aber dreimal war dann doch genug, er verabschiedete sich, lenkte sein futuristisches Fahrzeug übers Wiehengebirge der westfälischen Ebene zu und erzählte begeistert von diesem kleinen Ort hinter den Bergen, wo die Salzquellen sprudeln.



Morgen bricht er zu neuen Taten auf. Diesmal wendet er sich nach Westen, überquert den Rhein und hofft, auch dort ähnliche Bedingungen vorzufinden. Wird er wieder Lieder singen? Seine Zuhörer mit dilletantischen Darbietungen auf der Ukulele quälen? Man darf davon ausgehen.

 

Di 4.04.06   7:02

Kleine Geschichte vor der Abreise: seit Jahren beherbergen wir einen Fikus. Das ist eine Pflanze mit elipsenförmigen Blättern, die hin und wieder braun werden, abfallen, sprossen und in doppelter Pracht nachwachsen. Wir gehen nicht sonderlich pfleglich mit ihm um, besser: ich gehe nicht pfleglich mit ihm um, denn der Fikus (vielleicht eher Ficus?) stand häufig in meinem Zimmer und wurde vergessen. Dennoch hat er selbst lange Dürreperioden überstanden. Möglich, dass er schon zehn Jahre alt ist. Diesen Winter hat er im Mezzanin des Treppenhauses verbracht. Dort sind große Fenster. Er steht in einem großen Topf, der steht in einer Schale, deren Rand an einer Seite zerbrochen ist. Zugegeben, nicht sehr ansehnlich, aber nie wäre jemand im Hause auf den Gedanken gekommen, dass er gegen ästhetische Grundwerte verstieße, er stand einfach dort und überlebte.

Gestern nun kommt meine Frau aufgeregt ins Haus und fragt, ob ich den Fikus auf den Müll geworfen hätte? Nein, sagte ich. Er steht aber dort, holst du ihn bitte? Ich holte ihn. Und dann überlegten wir, wie er dorthin gekommen sein könnte. Die Lösung war einfach: Helga, die Frau von König Hugo, könnte ihn fortgebracht haben.

Wer regelmäßig meine Aufzeichnungen liest, wird Hugo kennen, der einst mehrere Supermärkte betrieb, einen direkt gegenüber, ein nicht sehr sauberer Ort. Da sein Imperium seit ein paar Jahren in sich zusammenfällt, zieht er aus Umständen, die uns noch nicht klar sind, in die Wohnung 1 Stock links unseres Hauses. Seit Tagen schon sind dort Handwerker tätig, und im Keller steht seine alte Küche.

Ich rief also König Hugo an. Seine Frau Elisabeth war am Apparat. Ich fragte, ob sie den Fikus fortgeworfen habe. Ja, sagte sie. Ich erklärte ihr, dass das eine Unverschämtheit sei. Sie sagte, er sei aber doch unschön, und sie habe geglaubt, es handle sich um eine Hinterlassenschaft der Vormieter. Ich erklärte ihr, dass es in unserem H
aus weit unschönere Dinge als den Fikus gäbe, seit einem halben Jahr nicht ausgeführte Reparaturen etwa, und dass man, wenn man Dinge aus einem Treppenhaus entferne, ganz gleich, was man davon halte, vorher nachfragen müsse. Sie wolle den Fikus gern ersetzen, sagte sie. Das sei nicht nötig, antwortete ich, darum ginge es nicht, wir hätten ihn bereits wieder geholt, es ginge uns allein darum, klarzustellen, dass man in einem Haus, in das man gerade einzöge, nicht einfach tun und lassen könne, was einem gefalle.

Nach diesem Telefongespräch breitete sich wohlige Freude aus. Hugo und seine Frau wissen nun, mit wem sie es zu tun haben.

12:25

Im Wind, der vom Westen heranfaucht und übern Rhein streicht, der sich wohlig ausgebreitet hat, ausladend in den Flutwiese lungert, weit wie das Auge reicht. Über ihm weißblauer Himmel, weit und noch weiter, von seiner Höhe ganz zu schweigen. Krähen rufen, haben sich in Pappeln Nester gebaut, offenbar liebt das Krähenvolk das soziale Miteinander. Lautstark jedenfalls. Schiffe schieben im Bogen, Navigationstonnen folgend, Bugwellen vor sich her. Die geballte Wucht des zum Meer strömenden Flusses mit allem Schnee der letzten Wochen wirft sich ihnen entgegen. Kühltürme und schlanke Schlote mit Rauchfahnen. Zwei Lesungen, acht Klassen, eine Tasse Blümchenkaffe, kein königlicher Empfang. So it goes.

13:15

Es gibt Städte, die noch hässlicher als meine Heimatstadt sind. Wesel zum Beispiel. Ich nehme an, Wesel ist in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges in Grund und Bogen kartätscht worden, denn gegenüber, da, wo das Krähenvolk wohnt, hinterm Hotel zur Wacht am Rhein, standen der engliche General Montgomery und Churchill und befahlen Dauerfeuer. Und das sieht man der Stadt an. Die Hohe Straße, ein eher erhabener Name für eine Ansammlung ärmlicher Billigketten. Menschen mit blond gefärbtem Schwarzhaar, Männer mit hässlichen Piercings, fette Kinder. Auf meine Frage, ob denn die Sonne nie in die Hohe Straße herab scheine, antwortete die Gefragte, eine junge Frau, nein, eben deshalb wolle sie auch von hier fort ziehen. Ich trinke noch einen Espresso, ich esse ein Eis und verlasse Wesel auf der Stelle. Wenn es nicht sein muss, werde ich nicht wiederkehren.

15:45

Ich war eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn vor Ort, Grundschule Ossenberg, linksrheinisch. Die Direktorin begrüßt mich, kündigt Kaffee an, ich sage, ich gehe noch ein wenig spazieren, fünf Fußminuten zu den Deichen, dahinter Flutwiesen, und als führen Schiffe mitten hindurch, Schiffe stromauf und ab. Als ich ins Lehrerzimmer zurückkehre, stehen da: besagter Blümchenkaffe, die Rektorin, ein Mann im Lederjanker, der sich als Journalist der NRZ vorstellt und ein Fotograf. Der Mann im Lederjanker, älter als ich, will wissen, ob ich sozialkritische Romane schreibe. Ich erkläre ihm die Plots des 10. Mondes und der Meise. Aha aha. Dann ist Zeit und wir gehen in die Klasse.

Ich spüre gleich, dass es unruhig werden wird und versuche, dem mit ein paar Raketen gegenzusteuern, singe ein Lied, baue mit den Kindern das imaginierte Tipi auf und starte die Lesung. Rektorin, Journalist und fotografierender Fotograf stehen derweil in der Ecke und reden lauthals miteinander.

Als mir das zuviel wird, drehe ich mich um und bitte die Erwachsenen, still zu sein. Sie gehen.

Endlich, denke ich, und beginne erneut. Nach kaum drei, vier Seiten taucht noch ein Fotograf auf und sofort ist die Aufmerksamkeit der Kinder wieder dahin. Sie schauen zu, wie der Fotograf seine Kamera zusammenschraubt. Dann will er, dass ich mich für ihn vor den Kindern postiere, damit er ein entsprechendes Foto machen kann. Ich sage sinngemäß: Hören Sie, machen Sie jetzt ein Foto, und dann gehen Sie bitte. Ich lese hier. Sie spazieren ja auch nicht während einer Theatervorstellung auf die Bühne. Der Fotograf wird ungehalten und spricht von öffentlichem Interesse. Ich wiederhole, dass ich hier läse, er solle gehen. Was er auch tut. Warscheinlich wird er mich in der Luft zerreißen.

Die erste Lesung also begann und blieb mühsam. Nicht, dass wir nicht auch Spaß miteinander gehabt hätten, aber die Kinder waren durchweg unruhig. Ganz anders die Dritt- und Viertklässler. Die haben konzentriert zugehört, die haben mitgemacht, außerdem war niemand da, der störte.

So ist das bescheidene Leben des Vortragskünstlers. Mal himmelhoch jauchzend, dann bescheiden am Boden.

16:36

Sie haben das gelesen, oder? Aggressive Schüler in Internate schicken. Vorneweg unsere gute Frau Schavan (wahrscheinlich Waschzwang, religiöse Phobien, Frottee-Unterwäsche). Da fordern Pädagogen seit dreißig Jahren kleinere Klassenstärken, mehr Geld für Schulen, Sozialpädagogen, Psychologen, und dann so etwas. Härter durchgreifen. Zum Kotzen, Herr Major, isn't it.

 

Mi 5.04.06   9:22

Verpflichtete die Regisseurin unserer Soap gestern, mir zu garantieren, dass sie, sollte sie noch einmal: "So kann ich nicht arbeiten" sagen, diesen Satz aufschreibt und mir signiert aushändigt, damit ich ihn rahmen und aufhängen kann.

Frotz auf Dächern und Autoscheiben.
Leichte Schwere nach zwei Lesungen.
Bin jedes Mal erstaunt, wie Lesungen sich körperlich niederschlagen.
Als hätte ich gearbeitet.

 

Do 6.04.06   8:55

Ich habe in den vergangenen Wochen hunderte Mails verschickt, mich erklärt, Preise ausgehandelt und auf diese Weise eine ganze Reihe Lesungen an Land gezogen. Was mich freut, denn Lesen gehört zu meinen Lieblingsbetätigungen. Außerdem lebe ich davon. Mein Bücherverkauf hält sich in Grenzen. Wenn sich daraus mein einziges Einkommen ergäbe, läge ich weit unterm Sozialhilfesatz.

Für eine Lesung in D. habe ich hin- und her telefoniert, bis sie schließlich unter Dach und Fach war. Die Schulleiterin meinte zwar, sie müsse noch mit den Eltern sprechen, aber das sei reine Formsache.
Gestern nun die lapidare Mitteilung, die Lesung könne nicht stattfinden.

Und nun raten Sie, woran eine Lesung vor sechzig Kindern aus 2 zweiten Klassen scheitert?

Sie werden es nicht glauben: die Eltern haben entschieden, dass 3 Euro pro Kind nicht zumutbar sind.
Soviel wollen sie für eine Lesung nicht ausgeben.

Da jammert und klagt das Land sich in Agonie, die bösen Ausländer sind da, Pisa ist da und die Globalisierung ist da, Geiz ist geil und DREI EURO PRO KIND FÜR EINE LESUNG SIND ZUVIEL. Ich würde diese Eltern gern auspeitschen und ihnen das Sorgerecht für eine Weile entziehen.

Schämen Sie sich, nicht verehrte Eltern aus D.
Schämen Sie sich in Grund und Boden, ich verachte sie.
Ihre Kinder tun mir leid.

14:30

Nein. Das ist keine Satire.

 

Fr 7.04.06   17:10

Das Schönste zuerst: nach der Lesung fragen die Kinder und der Dichter antwortet. In der zweiten Reihe ganz links sitzt ein Junge und sagt: Ich schreibe ja auch Geschichten. Toll! sage ich. Er wird rot, druckst und fragt: Kann das sein, dass ich dann auch mal Schriftsteller werde? - Ja, sage ich.

Mit einem Wort: äußerst gelungene Lesung aus Flanken, Fouls und fiese Tricks. Fünf Lehrer plus Rektorin schauen und hören zu, was mich zu Anfang ein wenig hemmt, aber dann vergesse ich sie, und als es ans Singen geht (avanti dilletanti), als ich meinen ersten Refrain anstimme, der mir fünf Minuten vorher im Lehrerzimmer einfiel, singt das Haus plus Lehrerkollegium lauthals mit.

Das ist seltsam, ja, ja, äußerst seltsam, aber wahr!!!!

Werde das Lied bei Carsten aufnehmen und versuchen, es als selbstgebrannte CD für 2 Euro unter die Leute zu bringen.

Fragte anschließend, ob das Städtchen Löhne sich anzuschauen lohne, aber man riet mir ab.
Hinterließ Bestell-Listen für meine Bücher und rauschte heim.
Wunderschönes Land, dieses Land zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge.

Trat übrigens in meinem neuen Anzug auf, den ich mir gestern kaufte. Habe mir vorgenommen, mich jetzt immer in Schale zu werfen, das erhöht das Erstaunen darüber, wie verrückt ich sein kann, wenn ich will, und wenn ich lese, will ich. Außerdem setzt es mich von den meist schlampig gekleideten Lehrern ab.

Zurück in MS tue ich mir Gutes, sitze eine Weile in der Einkaufspassage, esse eine Kleinigkeit, trinke due espressi und bereite die Landung vor. Am Nebentisch sitzen zwei Lesben und ich frage mich, wieso Lesben häufig so mürrisch dreinschauen. Fehlt ihnen am Ende doch die Penetration?

Homosexuellen Männern fehlt die wohl nicht. Außerdem sind sie meist auch viel besser angezogen als Lesben. Einen Tisch hinter mir sitzt ein heimlicher Kollege. Wir erkennen uns an unseren Moleskine Notizbüchern. Ich notiere mir den Satz über Lesben. Was er schreibt, weiß ich natürlich nicht.

Jetzt ist Osterpause, die nächste Lesung ist in Paderborn, dann folgt der erste Hörspielworkshop.
Es ist Freitag, ich bin rundum zufrieden, und als mich ein anderer Junge fragt, ob ich stolz sei auf meine Arbeit, zögere ich einen Moment. Ich denke wenig über Stolz nach, aber als ich dann sehe, wie erwartungsvoll er mich anschaut, sage ich, ja, bin ich, ich bin stolz auf meine Arbeit.

 

Sa 8.04.06   10:10

Es wird viel gestöhnt, augenblicklich gern mit Fingern auf die Jugend gezeigt und die ewige Frage lautet, was mit ihr los sei. Rüde Sitten, Sprachverfall, Motivlosigkeit. Zu Erhellung bitte ich dringend, den Simplicissimus von Grimmelshausen zur Hand zu nehmen. Danach sollte eigentlich jede Diskussion verstummen. Ich gehe aber davon aus, dass die meisten unserer in Verantwortung stehenden kaum Zeit haben, sich über Bild-Zeitungs-Niveau zu informieren. Soviel zum Samstagmorgen. Grau, kühl und nicht sehr vielversprechend.

 

So 9.04.06   11:50

Fast alle Teilnehmer der Theater-Soap, an der ich augenblicklich arbeite, blicken auf eine mehr oder weniger lückenlose Fernseh-Sozialisation zurück. Sie sprechen über Serien, von denen ich zwar am Rande gehört, die ich aber nie gesehen habe. Die Serien, an die ich mich erinnere, sind Lassie und Flipper, alles, was danach kam, lief meinen Ansprüchen zuwider. Ich wollte mich absetzen. Ich wollte unter keinen Umständen Herde sein. Alles sollte mein Mist sein, nicht der der anderen. Und so bin ich manchmal ein wenig ratlos, wenn von grandiosen dramatischen Zuspitzungen bei Spiderman gesprochen wird. Fernsehunterhaltung hat für mich fast immer den bitteren Nachgeschmack vergeudeter Zeit, ich fühle mich mit dem Medium unwohl, nie werde ich den Verdacht los, dass es zu nichts weiter da ist, als mich abzulenken vom Wirklichen, was immer das Wirkliche sein mag. Bei der Arbeit zur Soap kommt mir das jetzt wie ein Defizit vor.

Die Erkenntnis des auf die Sechzig zugehenden Schreibers für Kinder- und Jugendliteratur: Herr Mensing, unter Umständen haben Sie etwas verpasst. Genießen ist nicht ihre Sache. Zeitvertreib erscheint ihnen nur dann sinnvoll, wenn sie aktiv Zeit vertreiben. Bücher lesen gehört dazu. Selber machen. Es gibt immer etwas zu tun. Jipppiii jaiiijaaa jipppiii jipppiiii yeaaaahhh.

16:55

Gestern abend mit großer Wucht aus dem Nichts sich erhebend: die Altersdepression.
Folge: sofortiger Wunsch, abzuleben.
Suizid quasi Hilfausdruck.
Ausgelöst wohl durch das Erscheinen meiner großen Schwester, die immer alles düster sieht.
Heute aber wieder wohlauf, nicht wahr, Herr M.? -
Nun ja, bis auf den Wunsch, die Erde endlich von uns erlöst zu sehen ist ALLES IN BUTTER.

17:55

Kleine Reise gefällig? Nur zu, heute neu unter Notizen zu Städten: Brüssel, Albuquerque und La Paz.

 

Mo 10.04.06   8:35

Lieber Zentralrat der Juden,
seit Kindesbeinen werde ich von euch in regelmäßigen Abständen daran erinnert, dass meine Vorfahren Henker waren. Mittlerweile weiß ich das. Dass nun unser Innenminister, den ich nicht schätze, dem Präsident Irans, den ich noch weniger schätze, Reisefreiheit zubilligt, falls er zur WM kommen wolle, mag dumm sein, aber ich finde nicht, dass es euch legitimiert, wieder einmal Zeter und Mordio zu schreien. Sorgt euch um eure Angelegenheiten. Sorgt euch um das Morden in Israel und Palästina, fragt euch, wie es so weit kommen konnte, aber lasst mich in Frieden. Ich bin eure ständigen Zwischenrufe leid. Als ich Anfang der Siebziger im Kibbuz Ashdot Yakov Icchud arbeitete, war ich nie Ziel derart penetranter Ermahnungen. Ihr nervt.

 

Di 11.04.06   9:35

GTÜ (mir nicht bekannter Dichter)

Konkrete Poesie:

Betriebsbremsanlage hinten - Wirkung/funktion: Wirkung einseitig. Abweichung über dem Toleranzwert. Feststellbremsanlage - Wirkung - nicht ausreichend. Feststellbremse - Pedal/Hebelweg/Feststelleinrichtung. Leerweg/Hebelweg zu groß. Wirkung nicht ausreichend. Bremsseile: beschädigt/gerissen. Bremsschlauch/schläuche: hinten rechts nicht fachgerecht verlegt/angescheuert. Bremsbeläge v. innen verschlissen. Windschutzscheibe: Beschädigung außerhalb Fahrergesichtsfeld. Abblendlicht: Leuchtweiten - Regelung ohne Funktion. Begrenzungsleuchten: vorne rechts ohne Funktion. Achskörper - VA: mit Korrosionsschäden. Korrosion: hinten links Radlauf mit Korrosionsschäden - mit erheblicher Schwächung. Korrosion: hinten rechts Radlauf mit Korrosionsschäden - mit erheblicher Schwächung. Auspuffanlage: beschädigt/undicht. Ölverlust: Getriebe undicht. Ölverlust: Motor undicht.

20:10

Die Interpretation des Textes durch Experten hat zu dem Schluss geführt, dass es sich um ein Abschiedspoem handelt. Es ist von strenger Schönheit, es wendet sich an ein nicht genanntes ES, es verzichtet auf Reim und Rhythmus, es hat sich ganz den Rätseln des Alltags verschrieben, man möchte meinen, es sei von tiefer Trauer umhüllt, aber da sind die Experten unseins und wollen abwarten, bis weitere Exptertisen eingeholt sind.

 

Mi 12.04.06   00:56

Das gepflügte Feld ist braunes Dunkel im Grau. Der asphaltierte Weg gleißt. Wären Sterne am Himmel, flöge ich. So ist es Radfahren bei Nacht und Regen. Es ist frisch, aber ich bin warm angezogen. Schwitze, als es aus dem Aa-Tal hinausgeht. Alles um mich ist mit mir verwandt und ich muss mich nicht fürchten. Ich komme aus dem Hot Jazz Club. Ich habe schlecht gespielt und weiß, warum. Seit Weihnachten tanze ich auf vielen Hochzeiten. Vielleicht auf zu vielen. Seit etwa 16 Uhr häuften sich die Gedanken an den Tod meiner Mutter am 11. April 2003. Ob wir uns kennengelernt haben, weiß ich nicht. Es gibt aber nichts nachzutragen, und da Liebe viele Gesichter hat, wird es wohl Liebe gewesen sein und noch sein. Ein Glas Rotwein, dann ab ins Bett. Morgen ist Theaterprobe.

10:05

Landregen. Konvertiere meine analog gespeicherten Hörspiele in digitale Formate. Auch dabei: Professor Siebenlist, eigentlich ein witziges Stück, hätte der Regisseur nicht eine Art Operette daraus gemacht: schlechter Gesang, Texte, die er ohne zu fragen in das Hörspiel eingefügt hat. Ich möchte nicht daran erinnert werden, denn dann wird Mordlust wach.

 

Do 13.04.06   8:10

In den Zeitungen steht, der Aufschwung habe begonnen. Bei meiner Suche nach einem Gebrauchtwagen habe in den letzten Tag zehn Autohäuser besucht und sah Neu- und Gebrauchtwagen so weit das Auge reichte. Naturgemäß frage ich mich jetzt, von welchem Aufschwung gesprochen wird und wer, wenn er denn tatsächlich begonnen hat, all diese Autos fahren soll?

Verehrte Mitmenschen, wir haben uns zu einer Spezies erniedrigen lassen, deren einzige Lebensberechtigung der Konsum ist. Soll das so weitergehen? Wäre es nicht besser, wir erschlügen die Kapitalisten und anschließend uns selbst, einer gegen den andern, wie früher, damit Ruhe wäre?

Wäre es nicht vernünftig, wir unterstützten Bush in seinem Kampf gegen das Unrecht und schauten zu, wie er Hand in Hand mit den anderen Großmeistern der moralischen Überlegenheit, den Juden, die Großmeister der muslimisch-moralischen Überlegenheit wegsprengt, worauf der Rest der wegzusprengenden Autohäuser etc. pp. sich wahrscheinlich wie von selbst erledigte?

Entscheiden Sie. Ostern steht vor der Tür und mahnt Werte an, die - wären sie Wirklichkeit - nahezu paradiesische Zustände brächten. Entscheiden Sie noch heute, während ich mich wieder auf die Suche nach einem Gebrauchtwagen machen.

Bisheriger Favorit: ein Mitsubishi Galant.
Irgendwelche Einwände gegen dieses Fabrikat?
Bitte melden.

12:00

Die Autohäuser stehen noch, die Verkäufer tragen dunkle Anzüge und haben gegeltes Haar, Bankkredite türmen sich hinter ihren Rücken, überall droht Gefahr, Probefahrten sind jederzeit möglich. Ein Glück, dass Herr M. Zeit seines Lebens Barzahler war und Banken nicht fürchten muss.

Überhaupt fürchtet er überhaupt nichts, weder Amerikaner, Juden, Muslime, (die DREI HARTEN) die Atombombe nicht, nicht die Umweltzerstörung, er fürchtet keine Hauptschüler und keine Hühnergrippe, keinen Papst und schon gar nicht Angela Merkel, er fürchtet sich nicht vor plötzlichem Herztod und nicht vor schlechter Verdauung, als Ritter ohne Furcht und Tadel fürchtet er lediglich Frauen, grausame Feinde.

Kommt also her, ihr Scheißamerikaner, ihr größenwahnsinnigen, rassistischen Juden, ihr im Mitterlalter steckengebliebenen Muslime, kommt her, ich warte auf euch, wir setzen uns an einen Tisch, und wenn wir nicht einig werden, erstechen wir uns mit Tante Ännes Silberbesteck. Danach muss Ruhe sein, danach hat keiner von euch mehr irgendeinen Anspruch auf irgendetwas, weder den auf Weltherrschaft, noch den auf das gelobte Land, noch das Recht auf Tötung Andersgläubiger, das alles hat sich nach unserer Messerstecherei mit Tante Ännes Silberbesteck auf alle Zeiten erledigt, hört ihr, auf alle Zeiten. Auf dass Friede sei, die eigentliche Bestimmung unserer Spezies.

13:00

Ich bin natürlich ein guter Mensch. Ich bin warmherzig, fantasievoll und kann ohne Zweifel gut schreiben. Als guter Mensch darf ich das alles ja sagen. Wenn ich ein schlechter Mensch wäre, dürfte ich das ja nicht. Aber zum Glück bin ich ja gut. Sehr gut. Und warmherzig.

 

Sa 15.04.06   14:45

ich lebe

ich sitze gern
auf ästen im wipfel
zuweilen rückwärts auf einem pferd
ich träume von feuersbrünsten in städten
und spüre den fall nicht.

ich tauche beherzt
in alle art bücher
verbrenne rauchlos
verstreut auf dem feld
die augen in spiegeln grüße ich höflich
ich atme die tage
und fliehe den zorn.

für züge für berge
für blattschweren regen
für rücksäcke
die alles hinter mir seh'n
für namen
für angewurztelte streuner
für wen sonst als mich
dich, dich und dich (H.Mensing 1982)

 

So 16.04.06   20:15

Alle Gäste sind weg.

 

Mo 17.04.06   11:20

Eigentlich hätte es heißen müssen: die Gäste sind noch nicht da, denn ich habe das Foto am Abend vorher gemacht. Sie sind also einer dieser alltäglichen Fälschungen aufgesessen, harmlos, zugegeben, nichts im Vergleich zu den Fälschungen, die man ihnen täglich in den Medien auftischt, Fälschungen, die ein Ausmaß angenommen haben, dass einem mulmig wird, Lügen, Umdeutungen, Manipulationen.

Als am Morgen darauf die Gäste tatsächlich kamen, saßen wir, wie wir es seit über zwanzig Jahren tun, beieinander, frühstückten, besprachen die Welt, schauten uns Fotos aus Kambodia an, tranken ein wenig Sekt und freuten uns, dass es uns gelungen ist, dieser an Sinn stiftenden Traditionen täglich ärmer werdenden Welt wenigstens eine kleine hinzugefügt zu haben: das Osterfrühstück.

17:55

Seit gut einer Woche streune ich über Parkplätze von Autohäusern. Heute unternahmen wir eine kleine Reise ins westliche Münsterland, streiften Rosendahl, sahen dort eine Audi 80 (zu teuer), fanden in Holtwick zwei vergleichbare Toyota, allerdings teurer, fanden in Legden nichts und kamen schließlich nach Ahaus. Statt eines Autos kaufte ich dort einen äußerst eleganten Anzug grün-blauer Webart, weder Hahnentritt noch Pepper-and-Salt, ein Anzug, der, so der Verkäufer, seinem Schwager gehört habe, ein Arzt, der Anzüge häufig wechselte und entsprechend viele im Schrank hängen hatte. Einmal müsse er sich doch davon trennen, hatte seine Frau gesagt und dem Schwager die Anzüge mitgegeben. Zog ihn gleich an und werde ihn vorerst nicht mehr ausziehen. Was nun die Autos angeht, wir haben nach wie vor nichts Vergleichbares zu dem angedachten Mitsubishi Galant gefunden. Werde morgen also noch ein wenig über den Preis verhandeln und dann kaufen.

 

Di 18.04.06   11:45

Morgen kommt Malermeister S. und sein Geselle. Die beiden sind Kiffer der alten Garde, arbeiten in besten Bürgerhäusern des Dorfes, sind aber dem Prinzip der ständigen Geschäftsvergrößerung stets aus dem Weg gegangen. Zum einen, um Stress zu vermeiden, zum anderen, um immer günstiger anbieten zu können, als andere, denn große Apparate schlucken mehr als kleine. Ich habe den beiden versprochen, es ihnen schön zu machen.

Seit heute früh bin ich dabei, die Küche auszuräumen. Ich wäre gern bereit, die Hälfte des in den Schränken schlummernden Geschirrs wegzugeben, aber da ist meine Frau vor. Sie krampft schon bei Flaschen, die seit mehr als einem Jahrzehnt ungenutzt irgendwo stehen. Dennoch habe ich beherzt sowohl Flaschen als auch eine auf der Kirmes erworbene, handgetriebene Küchenquirlkombination fortgeworfen, die seit Einkauf nie quirlen, kneten oder sonst irgendeinen Dienst tun durfte.

Alle Nägel sind aus der Wand gezogen, alle Hängeschränke stehen in J.'s Zimmer, das schon fast voll ist, dabei habe ich mit dem Ausräumen desWohnzimmers noch nicht einmal begonnen. Mit Grausen stelle ich mir vor, wir müssten umziehen. Mit noch größerem Grausen stelle ich mir vor, wie unsere Kinder eines Tages vor unserer Hinterlassenschaft stehen, wie wir vor einigen Jahren vor der Hinterlassenschaft unserer Eltern standen.

Wohin damit? Ist irgendetwas wertvoll? Unsere Kunst etwa? Ist die wertvoll? Wir lieben und schätzen sie, aber andere? Kunst ist immer nur dann wertvoll, wenn die Kunstwelt ein Auge darauf geworfen hat. Dann wird sie zu Summen gehandelt, die gegen die guten Sitten verstoßen. Unsere Kunst hingegen wird geliebt. Sehr geliebt.

Also, weiter im Text. Als nächstes wird genannte Kunst von den Wänden genommen und sicher verwahrt.

 

Mi 19.04.06   7:40

Vieles ist in Kisten verpackt, anderes lagert auf dem Fußboden, auf Betten, zwei Zimmer sind nur mit Mühe begehbar, dafür sind zwei andere leer geräumt. Gleich kommt der Maler. Heute Abend wird er fertig sein, morgen räumen wir ein, danach ist wieder Ruhe.

Den blass-blauen Himmel kreuzen Kondensstreifen, Flugzeuge mit sedierten Passagieren ziehen von hier nach da (meist Mallorca), wo es 22 Grad mild ist. Auch hier beginnt seit drei, vier Tagen der Frühling. Zwar sind die Nächte noch frostig, aber überall sprosst Grün, es ist nicht mehr aufzuhalten. Meinen Platz am Schreibtisch habe ich freibehalten.

Das offizielle Frühlingsgedicht

Ein Bächlein springt,
ein Hahn ruft Mittag
und ein Lüftchen weht von Süd-Süd-West,
Frau XX glaubt,
Polster ihres Leibes schmölzen,
wenn sie im Entengang (auch Nordic Walk genannt)
der Ort verlässt.

Ein noch halb Träumender
der auf dem Rad vom nahen fernen Frühling singt,
während knietiefer Matsch in Furchen ihn zu höchster Vorsicht zwingt.

Das ist der Ausgangspunkt. Der Anfang und das Ende.
Der Augenblick. Des Todes. Und des Lebens. Und der Wende.
Da ist ein Lachen. Da ist Schmerz.
Da ist ein Wald. Da schreit ein Kauz. Da schlägt mein Herz.

Angenommen, Sie möchten obiges Gedicht in O-Ton-Adolf lesen, klicken Sie hier....

12:30

rumour has it:
Udo Lindenberg is interested in Ballade von einer Kanaken Stadt.
Bin gespannt, was draus wird.

"...da sind, find ich, paar starke bilder drin, werd ich vielleicht gern mal singen sowas, müsste für mich aber noch n bisschen komprimierter und knalliger kommen. war zu lang fürn song. ob das ginge ?" fragt Herr L.

Wir werden sehn.

 

Do 20.04.06   9:45

Alle Malerarbeiten sind getan.
Jetzt geht es ans Einräumen.
Beim Ausräumen fand ich dieses Gedicht.
Jan Mensing hat es geschrieben, als er sechs oder sieben Jahre alt war.
Sehr sehr schön.

Ein Gedicht

Wenn morgens früh die
Sonn aufgeht dann freu
ich mich von Herzen.
Und wenn im Herbst der
Winde weht dann krieg
ich Ohrenschmerzen.

16:50

Altes Auto: 2002 gekauft, hat uns etwa 60.000 Kilometer befördert

Neues Auto: 2006 gekauft. Kilometerstand: 118.323

21:20

Ursula von der Leyen will uns einreden, Kinder wüssten nicht mehr, was gut und böse sei. Dumme Frau. Sie wissen das sehr gut. Die einzigen, die es vergessen haben, sind Politiker. Frau Schavan und Frau von der Leyen (die sieben Kinder hat und nicht kochen kann, was sie wahrscheinlich als Indiz für Emanzipation wertet) würde ich gern des Landes verweisen. Vielleicht wären sie in Vatikan-Stadt gut aufgehoben. Oder in einem muslimischen Land.

Unangehme Menschen, diese CDU-Tanten.

Herr und Frau Mensing haben mit dem neuen Auto eine kleine Abendfahrt unternommen, wie es alte Leute gern tun. Sie fuhren nach Havixbeck, aßen dort Spaghettieis (macke kleine Portione nur mitte Smarties, wolle lieber Krokante?) und erfuhren vom Eismann, dass es, als er noch klein war, in Süditalien einmal so viel geschneit habe, dasse es ging bis zu Bauche. Sprachen auch über das bessere Wetter jenseits des Teutoburger Waldes, der oft eine Wetterscheide ist.

Plötzlich scholl furchtbares Kindergeschrei über den abendlichen Marktplatz. Wir dachten, da hat jemand ein Ohr verloren oder ist vom Hund angefallen, dann aber kam ein Junge von knapp zehn, nach wie vor wie am Spieß schreiend, ohne sichtbare Verletzung, nicht humpelnd, nicht blutend, nur schreiend, um die Ecke. Selbst zehn Minuten später war seine Verzweiflung noch nicht gewichen. Unsere Versuche, ihn tröstend aufzumuntern erwiderte er mit Jacke über den Kopf ziehen und sich abwenden. Was er wohl hatte?

Die Wohnung ist wieder eingeräumt, und natürlich haben wir das getan, was wir gern tun, haben Bilder in Nebenzimmer gehängt, andere von dort ins Wohnzimmer befördert, haben zusammengestellt und eine Lösung gefunden. Morgen kommt die Küche dran, dann ist Wochenende, Samstag lese ich in Paderborn, Montag beginnt mein Hörspielworkshop. Was die Soap angeht, wir haben jetzt nicht nur eine Leiche, nein, wir lassen die Leiche auch Monologe halten.

 

Fr 21.04.06   8:20

Ich schwöre, dass ich die Buchstabenkombination des Nummernschildes unseres neuen Autos (MS-GH 576) nicht beeinflusst habe. Ich war nicht einmal dabei, als es angemeldet wurde. Mein erster Blick, gestern, als ich auf den Parkplatz des Autohauses fuhr und das Auto sah: Die Nummer kann ich mir merken. Ich merke mir die seltsamsten Nummern, bei Namen ist das etwas anderes, die vergesse ich gern.

Meine Frau interpretierte MS-GH 576 wie folgt: GH stehe für Großer Hermann, sagte sie und behauptete, ich müsse bei der Auswahl doch mitgewirkt haben. Weitere Varianten: Göttlicher Hermann. Oder: Großartiger Hermann. Ich möchte dazu nichts sagen.

Als ich vom Leiter des Kulturbüros Gronau die Mail bekam, Udo L. (der wie ich aus Gronau stammt) habe Interesse an meiner Ballade, habe ich die Telefonnummer des Hotels, in dem Udo L. seit Jahr und Tag wohnt, herausgesucht, dort angerufen und gebeten, man möge mich bitte mit ihm verbinden. Die Verbindung kam nicht zustande. Die Rezeption fragte, ob ich eine Nachricht hinterlassen wolle. Ich bejahte, sagte, worum es geht und fragte, ob es Sinn mache, später noch einmal anzurufen. Worauf die Dame der Rezeption mit anbot, mir Udo L.'s Handynummer geben. Bitte ja, sagte ich. So kam ich in den Besitz der Handynummer eines Popstars, der die Geschichte der deutschen Rockmusik maßgeblich beeinflusst hat. Ich glaube nicht, dass Herr L. es korrekt findet, dass man seine Handynummer so einfach preisgibt. Wäre ich Hotel-Tester, ich attestierte dem Hotel Atlantic mangelnde Diskretion.

13:45

Ich bin's. Es geht mir schlecht, man hat mich lieblos des Radios beraubt, dann, nachdem du fortgefahren bist, hat man mich in eine von keiner Seite einsehbare Ecke geschoben, dort stehe ich nun, willig, jederzeit auf die Straße zurückzukehren, aber nach allem, was ich gehört habe, sei davon keine Rede, man spricht sogar davon, mich in Teile zu zerlegen, jedenfalls verfalle ich mit jeder Minute in tiefere Depression. Kannst du nicht helfen, nicht ein gutes Wort einlegen, schließlich habe ich dich doch sicher von A nach B transportiert, jahrelang, kannst du nicht zumindest veranlassen, dass man mich in ein Land schafft, in dem Leistung auch nach Ablauf des TÜV's honoriert wird, ich stelle mir vor, als Taxi Westafrika zu bereisen, vielleicht auch den fernen Osten der ehemaligen Sowjetunion, wo, ist mir im Grunde egal, nur fahren will ich, meine Zylinder wollen ansaugen, komprimieren und explodieren wie früher, Hilfe, Hermann, tu doch was!

So eine Nachricht schmerzt, aber ich fürchte, ich werde nichts für dich tun können. Ich habe alle Rechte an dir verwirkt, dein Schicksal liegt jetzt in Händen zynischer Verwerter, ich selbst habe dich verraten, indem ich meine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt habe, gestern gegen 15:40. Tut mir leid, es ging nun mal nicht anders, auch ich hätte nichts dagegen gehabt, dich noch länger zu fahren, aber nun besitze ein neues Auto, das nach erstem Eindruck einen sehr soliden Eindruck macht. Leb' also wohl, lieber Volvo 460GL. Schreibe mal, wie es dir weiter ergeht.

 

Sa 22.04.06   11:02

Um 14:32 werde ich in den Bus steigen, um 15:09 in den Zug, um 16:40 erreiche ich Paderborn, eine Stadt, die schwärzer als Münster ist, ich werde ein Taxi nehmen, mich zur Stadtbücherei bringen lassen, um 17:30 werde ich aus Flanken, Fouls und fiese Tricks lesen. Wie immer geht mir der Arsch mit Grundeis. Aber das macht nichts. Ich werde im Zug sitzen, hinausschauen und warten. Gute Ideen kommen sowieso erst, wenn das Publikum da ist, wenn ich sehe, mit wem ich es zu tun habe. Wie immer also: vor dem Auftritt ist nach dem Auftritt. Ich drücke mir die Daumen.

Zunächst aber: Körperpflege. Rasur.

14:40

Ich sitze im Bus, bedenke eine Variante eines zu singenden Liedes, während rechts von mir eine südamerikanisch aussehende, amerikanisches Englisch sprechende junge, sehr hübsche Frau mit blau-schwarzem, schulterlangen Haar mit ihrem Freund telefoniert. Dabei zitterte ihr linkes Bein auf den Fußballen.

Blühende Pracht, wohin ich schaue.

16:32

Als ich Hamm erreichte, kam plötzlich die trockene Durchsage, wegen einer Betriebsstörung ende der Zug hier, man möge bitte aussteigen. Danach keine weiteren Erklärungen darüber, wie der Reisende seine Fahrt fortsetzen solle oder könne. Meine Rechnung, stressfrei zu reisen, ist also bisher nicht aufgegangen, zumal auch der Bus sich verspätet hatte und mir nur knappe 3 Minuten ließ, den 15:09 abfahrenden Zug zu erreichen.

Kaufte mir in Hamm Kaffee.
Der Pappbecher war so heiß, dass er mir aus der Hand fiel.
Zum Glück konnte ich meine Gliedmaßen rechtszeitig spreizen, sodass ich mich nicht bekleckerte.

Statt um 16:40 in Paderborn anzukommen, wird es 17:08.
Die Lesung beginnt um 17:30.

19:30

Wäre ich nicht mit der Bahn gekommen, säße ich nicht im McDonalds, in dem Russen ein- und ausgehen, vier Fußballer des FC Paderborn McSundaes essen, in dem ein Türke mit riesengroßer Hakennase die Leitung hat, eine Russin hinterm Thresen bedient, beide äußerst zuvorkommend.

Ganz anders dagegen die dickliche Mitarbeiterin der Deutschen Bahn, vernehmlich aus den neuen Ländern, die ich um Auskunft bitte, wieso der 19:18 Zug nach Münster ersatzlos ausfällt. Sie sagt, ein Zugführer habe sich wegen defekter Toiletten geweigert, weiter zu fahren und stellt mir eine Bescheinigung über die Verspätung aus.

Ich werde also bis 20:18 hier sitzen müssen und den Atem der Provinz atmen.
Das alles bei Regen.

Die Lesung war akzeptabel, nichts Berauschendes, viel ostwestfälische Skepsis, singen wollte man gar nicht!

Man hatte sich große Mühe gegeben, ein Fest rund um den Fußball zu organisieren, Torwandschießen im Garten der Bücherei, Leckereien aus biologisch-dynamischer Küche, kleine Happen die Klinsis Rache und ähnlich hießen, die Bücherei, untergebracht in einem klassizistisches Gebäude in parkähnlicher Anlage, die Pader fließt vorm Gebäude, aber wie das so ist mit Büchereien und Lesungen, man geht am Samstagnachmittag wohl lieber auf die Kirmes, die nur einen Steinwurf entfernt stattfand.

20:35

Nur mit Not den um eine Stunde nach hinten verlegten Zug erreicht, weil ich auf Gleis 1 mit zwei in Amsterdam lebenden Afrikanern ins Gespräch kam, zunächst über die unzuverlässige Bahn, im Verlauf aber schwenkte das Gespräch, die Afrikaner erwiesen sich als erweckte Christen einer fundamentalistischen amerikanischen Kirche. Wir diskutierten über Gott, der ihrer Meinung nach der Einzige ist, alle anderen und die mit ihnen verbundenen Religionen stuften sie als hinterhältige Fallen des Teufels ein. Mein Argument, Gott dürfe so viele Namen haben, wie er wolle, es sei doch immer derselbe, ließen sie nicht gelten.

Man mag über die Aufklärung denken was man will, sie hat doch die Augen geöffnet und die Sinne geschärft, denn danach war niemand mehr schuldig, der es nicht sein wollte, wie die Christen uns nach wie vor weismachen wollen. Dass gerade amerikanische Christen so fundamental denken, hat sicher damit zu tun, dass sie Erben früher Einwanderer aus Europa sind, einfache Leute, die sich mit philosophischen Fragen nicht auseinandersetzen konnten, weil sie viel zu viel damit zu tun hatten, Indianer zu töten, Land zu roden und ihr Überleben zu sichern.

So unbequem und unzuverlässig Zugreisen auch sein mögen, sie führen dennoch zu Begegnungen, die nicht stattgefunden hätten, wäre ich, wie auch angedacht, mit dem Auto gefahren.

Voraussichtliche Ankunft in Münster ist jetzt gegen 22:00 Uhr, es sei denn, irgendwo im Gebüsch lautert ein Lebensmüder.

20:50

Wer nach wie vor glaubt, Gott selektiere seine Kinder in Anwärter für Himmel und Hölle, hat natürlich ein ernstes Problem. Wer bereit ist, sich damit abzufinden, dass es das Leben gibt und nichts sonst, hat das nicht.

21:13

Weder im Zug auf dem Hinweg, noch in dem auf dem noch andauernden Rückweg habe ich einen Bahnangestellten zu Gesicht bekommen. Ich hätte also leicht die Zeche prellen könnte, ich konnte und kann keine Fragen stellte, die Beschwerde-Hotline der Bahn ist nicht etwa kostenfrei, sondern kostet 12 cent die Minute. Ich werde einen Brief in bester Beschwere-Prosa schreiben.

 

So 23.04.06   10:30

Milchig trüb, berauschend junges Grün wohin man schaut, ich bin sicher, die Sonne schafft es noch.
Morgen beginnt mein Hörspielworkshop. Ich weiß nichts. Morgen weiß ich mehr. Kein Plan? - Kein Plan! Ich bin sehr gespannt. Vielleicht richten sie mich hin. Geschähe mir recht.

10:44

Als ich vorhin beim Brötchenholen den Lieferanteneingang des Plus-Marktes passierte, sah ich einen Mann Mitte sechzig kopfüber in Abfalltonnen wühlen. So etwas sehe ich hin und wieder schon seit Jahren. Es schmerzt. Als ich vom Bäcker zurückkehrte, sah ich den Mann mit fünf oder sechs prall gefüllten Plastiktüten in einen Renault-Scenic steigen und davonfahren, was mich zu dem Schluss verleitet, dass es sich bei ihm wohl kaum um einen Armen handeln kann, sondern um einen Geizigen. Geiz ist geil. Widerwärtig.

 

Mo 24.04.06   14:20

Rings um Ibbenbüren wird gebaut. Ich fühlte mich wie im Metropolen-Verkehr, als ich heute früh, fünf Minuten vor Beginn meines Hörspielworkshops, die Schule anrief, um mitzuteilen, es könne noch dauern, ich stecke im Stau. In der Schule war das Problem glücklicherweise bekannt.

Zehn Minuten später standen sie vor mir: 19 Jungen und Mädchen. Ich der Schriftsteller, sie die skeptischen Schüler. Ihr Klassenlehrer wollte zuschauen, was der Dichter so macht, aber ich bat ihn, mich die ersten Stunden mit den Schülern allein zu lassen, der Pädagoge im Nacken, gab ich zu, würde mich hemmen. Der Klassenlehrer verstand sofort und ging. Frau S. aber, die mich engagiert hatte, blieb. Und blieb. Sie blieb den ganzen Morgen über, fiel aber nicht weiter auf. Ich nehme an, sie wird die ganze Woche still in einer Ecke sitzen und zuschauen.

Ich begann mit Konzentrationsübungen: das Reihumklatschen, das Richtungswechsel-Klatschen, langsam und schneller werdend, das rhythmisierte Gehen mit plötzlichem Freeze, das Gleiche mit Ausdruck: Lachen, Weinen, Schauen, was immer auch einfällt. Das Herumgehen, das plötzliche Freeze mit einem Satz, einem Wort, einem Ruf. Das Herumgehen mit Geste und Mimik, die der nächste aufnimmt und größer macht. Alles, was ich seit Januar auf den Theater-Soap Proben gesehen hatte, probierte ich heute früh.

Ich las Die Reise ins Glück. Wir besprachen die Geschichte. Jeder benannte, worum es ging: Rassismus. Sklaverei. Verkehrte Welt. Billige Arbeitskräfte. Eine lange Reise. Armut. Menschenhandel. Müdigkeit. Gewalt. Menschenverachten. Angst. Hungersnot. Vergewaltigung. Trauer. Erpressung.

Wir machten Pausen. Wir widerholten das Reihumklatschen mit erhöhter Konzentration. Ich erklärte, wofür ich ihr Wachsein benötige. Wir wollen ein Hörspiel schreiben, richtig? Richtig! Gegen 11:30 hatte ich alle soweit, dass sie in den Hot-Spot traten und sagten, was für ein Hörspiel sie schreiben wollen.

Es soll um Musik gehen. Spannend sein. Es soll um Kriminalität gehen. Um Auslandsreisen. Lustig und spannend soll es sein. Horror soll es beinhalten. Spaß auch. Angst und Freude sollen drin vorkommen. Action. Musik und Erfolg. Liebe und Freundschaft. Jugend von heute.

Wir hörten Freiflug nach Pampalonien. Eines meiner Hörspiele. Ich erteilte eine Aufgabe für morgen. Ich trug jedem auf, mindestens eine Seite über das von ihm benannte, noch zu erarbeitende Hörspiel zu schreiben. Soll es spannend sein, dann schildert, wie spannend. Eine Geschichte? - Ja, wenn euch eine einfällt. Ich ließ sie den Auftrag notieren und verlangte verbindlich, dass jeder daran arbeitet. Das keine Ausrede gälte. Kein gutes Wetter. Kein: ich musste mal....

Ich hatte den Eindruck, sie haben verstanden.

Den Dienstag werde ich genauso beginnen, wie ich heute begonnen habe: mit Nichts. Ich hoffe, gegen Mittag dann schon wieder etwas weiter zu sein.

Das offäzielle Frröhlängsgedächt

Ain Bächlain sprrrängt,
ain Hahn rrroft Mättag
ond ain Löftchen weht von Söd-Söd-West,
Frrau XX glaubt,
Polsta ährrres Laibes schmölzen,
wenn se äm Entengang (auch Nordäc Walk genannt)
da Ort verlässt!

Ain noch halb Trrräomender
da auf dem Rad vom nahen fernen Frröhläng sängt,
währrrend knietiefa Matsch än Forchen ähn zo höchsta Vorsächt zwängt!

Das äst da Aosgangsponkt! Da Anfang ond das Ende!
Da Aogenbläck! Des Todes! Ond des Lebens! Ond da Wende!
Da äst ain Lachen! Da äst Schmerz!
Da äst ain Wald! Da schrrait ain Kauz! Da schlägt main Herz!

 

Di 25.04.06   13:20

Ganz gleich, wie ich's drehe, ob ich über die Dörfer fahre, die Autobahn einbeziehe, die Reise nach Dickenberg/Ibbenbüren ist nicht unter einer Stunde zu schaffen. Dennoch: wunderschönstes Frühlingsland, flach wie ein Brett zwischen Saerbeck und Riesenbeck, dann überquert man den Mittellandkanal, passiert Hörstel, kommt nach Püsselbüren und fährt steil bergan nach Dickenberg.

Schafften heute den Titel. Das Hörstück heißt nach demokratischen Mehrheitsentscheid: The Trip. Es wird: eine Klassenfahrt mit Horror, Liebe, Humor. Die erste Szene ist notiert und ausgedruckt. Die Teilnehmer des Workshops haben den Auftrag, die heute entstandene Szene zu lesen, laut zu sprechen, sich Positionen auszudenken zu ihrer Figur und sich Gedanken zu den nächsten Szenen zu machen.
Mein Vorschlag für die Busreise: eine Vollbremsung. Warum. Wieso.

Morgen dann: Durchlauf der ersten Szene, Arbeit an weiteren Szenen.
Möglicher Durchlauf anschließend.
Sprechproben.

Geräusche.
Ich brauche eine Geräusche-CD.

20:23

Rief Frau B. vom Bürgerfunk an, mit der ich schon ein paar Mal zusammengearbeitet habe. Die hatte Geräusche. Hunderte und noch einmal Hunderte, die ich in drei mühsamen Stunden auf meine Festplatte und auf CD's kopiert habe.

Schlaucht, so ein Workshop. Macht auch Spaß.

 

Mi 26.04.06   13:45

Große Kunst machen wir nicht, aber die war auch nicht gefragt. Wir machen ein Hörspiel, an dem 19 Schüler beteiligt sind. Jeder spricht. Hin und wieder bezieht sich der eine auf den anderen. Wir nageln die Geschichte zusammen wie eine Hütte im Wald. Man sagt, man hätte Spaß. Darum geht es. Heute sind wir bis zur siebten Szene gelangt. Morgen schreiben wir noch drei oder vier Szenen, in denen es zum dramtatischen Höhepunkt kommt, dem Verschwinden und Wiederauftauchen einer/mehrerer Personen, dann ist Schluss. Freitag nehmen wir auf. Die Deutschlehrerin staunt. Ich sage ihr nicht, dass ich auch staune. Schließlich hat sich alles ergeben. Nichts war geplant. Das soll mir erst mal jemand nachmachen.

Nach ersten vorsichtigen Berechnungen verbraucht unser neues Auto 6,6 Liter im Mix über Land/Stadt, wobei das Überlandfahren überwiegt.

16:25

Während der vorpubertierende Hermann beim zufälligen Mithören einer Unterhaltung seiner Eltern über die Hämorrhoiden des Vaters noch rote Ohren bekam, ist die Jugend der Gegenwart viel weiter. Zum Beweis der Text eines fünfzehnjährigen Rappers aus Püsselbüren, der ohne Zweifel leidet. Er ist groß, blond, hat ein viereckiges Gesicht, steht auf Bushido, trägt einen gefakten viereckigen Brillantohrring im linken Ohrläppchen, Jeans, blaues Sweatshirt, die Basekap halbschräg, er ist Teilnehmer meines Hörspielworkshops, und weil sein Text so schön gewaltätig ist, habe ich ihn hitlerized....

Kaine Chance Alter

Egrrro fäckt oich alle
äch mord oich alle
äch stech oich alle ab
mät maim Messa we Viecher
ähr könnt mäch nächt bändäger, äch bän da grrößta Dägger
äch fäcke daine Motter
äch fäcke dainen Vater
äch fäcke daine ganze Famälie
ond se wärd zom Krrater
dain Haus wärd abgebrrannt
do bäst aine arschgefäckte Horrre
do mainst, do kannst mäch verrarschen
doch äch werd däch ämma bochen
äch werd dain Geld nächt bezahlen
do bäst ne Horrre
ond do hast mär gar nächts zo sagen
äch bän hia da Käng am Mäkrrrofon
äch fäck dain Däng am Mäkrrrofon
daine Votze äst nächt das was äch wollte
do bäst ain Horrrensohn
äch fäcke däch, äch fäcke alle de äch kenne
äst schaißegal wen
äch komm än maim Mercedes Benz
do domme Votze, äst schaißegal ob do ain Mädchen bäst
äch wächs där äns Gesächt
äch wächs än daine Frrresse
äch wächs där auf den Bauch!!!
da schlägst do de Aogen auf
do bäst ne Schaißvotze
mainst, do kannst mäch verrarschen
äch hasse däch för ämma & för alle Tage
äch bän öbelst angepässt
halt de Frrresse ond verpäss däch aus maim Leben!!!!

 

Do 27.04.06   13:15

Und hier: der pubertierende Hermann im Tanzkursus 1964.
Die Damen links und rechts habe ich ausgeblendet.

 

Fr 28.04.06   17:23

Leute Leute, das war ne schöne Woche.
Heute kam Carsten, hat sein Equipment aufgebaut, zwei Kondensatormikrofone, Vorverstärker, einen Dat-Recorder, gegen 9:30 waren wir klar, haben eine Sprechprobe gemacht und dann Szene für Szene eingesprochen. Gegen 12:00 war alles fertig, alle waren stolz und glücklich, nächste Woche werden Carsten und ich das Hörspiel bearbeiten, mastern, auf CD brennen und dann werde ich noch einmal nach Dickenberg fahren und das Hörspiel feierlich überreichen.

Die Teilnehmer der Projektwoche an der Paul Gerhard Schule.
Von links nach rechts, untere Reihe, hockend: Daniel, Matthias, Nikolai, Florian.
Obere Reihe: Dennis, Kai, Kerstin, Tim, Karina, Somlak (die Kleine), Josef, Katja, Carolin, Jacqueline, Jannike, Jennifer, Ayse, Frau Strübbe, die Deutschlehrerin.

Danke.

 

Sa 30.04.06   8:40

Leer noch nach der Woche. Versuchte ein bisschen aufzufüllen, fuhr aufs Land gestern abend, auf eine Hippie Party in den Baumbergen. Ein Sichelmond hing knapp überm Horizont, ein großes Feuer brannte auf der Wiese zwischen Hof und Scheune, eine Band spielte, trotzdem fand ich es gähnend langweilig, alte Herren, wovon ich der Älteste war. Hielt es also nicht lange aus. Rollte stadteinwärts, um meiner Frau beizustehen, die auf einer Frauenparty war. Dort war es noch schlimmer. Alles Frauen, die keine Männer mehr haben, dringend einen wollen, einen hatten, der nicht der richtige war, den richtigen kennen, aber nicht kriegen. Tiefes Elend. Wäre am Besten gleich auf dem Sofa liegen geblieben. Schönen Sonntag.

 

 

 

 

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