Februar 2007                                        www.hermann-mensing.de      

mensing literatur
 

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Do 1.02.07   10:19

Fern fehte Frühling, forhin, als ich spazieren ging. Sicher einer Täuschung. Fühlte mich matt und alt. Stand länger vor einem Graben und dachte mich zu ersäufen, aber das war mir dann doch zu kalt. Breites Brummen im Kopf, woher, weiß ich nicht, hatte weder Drogen genommen noch sonst Übles getan. War nur im Kino, gestern. Hatte die kleine dicke Marianne Faithful gesehen und nicht erkannt. Erst als wir später zusammen saßen und über die Episoden des Films (Paris je t'aime) sprachen, ging uns auf, wer sie war. Erfreut, dass nicht nur wir altern und Form verlieren.

Und? Was gibt es sonst? - Nun, ich habe dem Verleger gesagt, dass ein Druckkostenzuschuss meinerseits unter keinen Umständen in Frage kommt. Jetzt will er nachdenken, scheint aber gewillt, dennoch etwas zu unternehmen. Ich werde ja sehen.

11:40

Dem ein oder anderen mag aufgefallen sein, dass ich die Erzählperspektive gewechselt habe. Mal sehn, ob ich sie beibehalte. Ich hatte so ein Gefühl. Auch möglich, dass sich jemand erinnert, dass eine große Wohnungsgesellschaft am Ort mich für eine Lesung verlosen will. Ich wäre quasi der Preis. Las gestern in der Ankündigung für diese Aktion, ich sei ein "begnadeter Ukulele-Spieler". Nun ja, ein weiteres Indiz dafür, dass man nichts, aber auch gar nichts glauben soll, was auf Papier steht.

 

Fr 2.02.07  9:56

Haben Sie gesehen, gestern abend, Handball? Spannend, oder? Endlich kann ich mich wieder auf eine Seite schlagen. Mein Land. Meine Handbälle. Mein Schnauzbart. Mann, wie die Bälle werfen können! Und wie hart die sind, die Jungs, wie die zulangen, wie die auf die Fresse fallen. Und wie die fliegen! Und wie Dominik Klein, genannt Mini, THW Kiel, den Ball in der Luft angenommen und gleich weiter ins Tor der Franzakken gezimmert hat. Großartig.

Hier und da wird auch schon wieder geflaggt. Nachdem das Sommermärchen die Konjunktur und die Stimmung oder vice versa beflügelt hat, muss jetzt das Wintermärchen ran. Vielleicht sollten wir Politik abschaffen und nur noch mit Sportereignissen regieren. Keine lange Debatten mehr, eins auf die Fresse, fertig.

Krieg? Abgeschafft. Wir haben doch die großen Turniere. Müssen die verschiedenen Disziplinen nur noch politischen Ressorts zuordnen. Schlittenfahren, Schlittschuhlaufen, Iron-Man etc. Wir hätte dann täglich nationale und internationale Wettkämpfe, die paar Toten wären einkalkuliert und die Witwen erhielten Rente, aber im Großen und Ganzen wären wir friedlich im sportlichen Wettkampf vereint.

Geht nicht? Schade.

Ich komme gerade vom Arzt. Mein Arzt ist eine Frau, hat einen unaussprechlichen Namen, weshalb ich sie (in Anlehnung an ihren polnisch-pommerschen Namen) Rübenzack nenne. Sie ist etwa einsfünfundfünfzig groß. Sie redet viel, sie lacht gern und glaubt, sie könne jeden verspannten Rücken mit zwei Griffen heilen. Wenn sie merkt, dass das nicht klappt, spricht sie nicht weiter drüber und überweist still an einen Orthopäden. Zum Beispiel mich, wegen meiner rechten Schulter, die so seltsam schmerzt und mich manchmal daran hindert, meinen Mantel elegant anzuziehen.

Ansonsten aber habe ich den jährlichen TÜV bestens bestanden. Bis aufs Cholesterin. Dabei habe ich im letzten Jahr doch begonnen, Butter durch cholereinfreie Oliven-Margarine zu ersetzen. Haaa, sagt da die Rübenzack, ob das nun wieder stimme mit dem Olivenöl. Ich solle doch mal gucken wie die alle aussehen, die täglich Olivenöl zu sich nähmen, die Griechen, die Spanier, die Italiener und so. Zack, gingen die in die Breite. Ob ich je einen Skandinavier gesehen hätte, der so klein und dick wäre wie die da unten oft sind? Hmmm. Na ja. Ich kenne eine dicke Schwedin.

Jetzt noch zum Urologen. Der rammt mir seinen Zeigefinger ins Rektum, fühlt meine Prostata, sagt hoffentlich wieder so Dinge wie: Beckenunterboden ganz ausgezeichnet. Prostata wunderbar etc. wie im letzten Jahr.

Neblig trüb. Der Vollmond rumort ein bisschen. Nächste Woche die erste Lesung des Jahres. Gestern kurzer Rundgang durch die Akademie, gucken, was die jungen Kunststudenten treiben. Kaum Großartiges, was mich anlangt. Aber: was ist großartig? Unsere Existenz? (Gelächter im Hintergrund)

Warf auf dem Weg zum Bäcker einen Blick in die Kuschelecke des Kindergartens. Und was sehe ich? Das Primat der Politik funktioniert dort noch nicht. Das wird erst durch jahrelange Sozialisation etabliert und stinkt entsprechend. Im Kindergarten wird noch direkt re(a)giert. Da schlägt man sich Kissen übern Kopf und gewinnt oder verliert. Der Gewinner triumphiert, der Unterlegene weint und wird getröstet.

Aloha. Der Februar ist unumgänglich auf dem Weg in den Frühling. Der Herbsturlaub auf der Insel Ameland ist gebucht. Das Jahr nimmt Fahrt auf.

22:56

Ein Jahr habe ich mir die Zeit mit dem Soap-Ding vertrieben. Bin zu Proben gefahren, habe zugeschaut, habe manchmal gedacht, das ist nicht mein Text und dann war er es doch, ein Jahr habe ich mit Menschen gearbeitet, die im Schnitt 20, manchmal dreißig Jahre jünger waren als ich. Privates haben wir kaum beredet. Ich glaube, sie haben das Unbehagen mir gegenüber nie ablegen können, eine Notwendigkeit ihres Alters, die es ihnen erlaubt, Eigenes zu tun, zu denken, zu spielen.

Jetzt geht das zuende. Sechs Folgen Soap: der Pilot und die letzte Folge mit je zwei Stunden Spieldauer, die übrigen Folgen mit etwas über einer Stunde: Dialoge. Hundertsechzig Seiten Dialoge, die ich, wie all meine Texte, kaum erinnere, es sei denn, ich läse nach. Das ist gut so. Würde ich mich erinnern, gäbe es keinen Platz für Neues. Das ist wie beim Ausverkauf, wenn Lager geräumt werden.

Mein Kopf denkt erste Sätze für neue Geschichten. Noch ist nichts aufgeschrieben, ich werde warten, wie immer. Und dann, beim Bügeln, beim Herumsitzen oder Internetschreiben, beim Kaffeetrinken, Zeitungslesen oder sonstwo geht es wieder los. Darauf freue ich mich.

 

Sa 3.02.07   17:43

Ließ es mir gestern abend nicht nehmen, mit Neil Young aufzutreten.
Auf Everyboy know's this is nowhere gibt es selten mehr als drei, vier Akkorde.
Gerade richtig also für begnadete Ukulele Spieler wie mich.

Heute noch ein Rundgang durch die Akademie. Diesmal mit Muse, die meist mehr sieht als ich. Und? Was haben wir gesehen? Wieder nichts Großartiges. Hier und da Nettes. Junge Menschen in Künstlerpose. Naive Visionäre. Alte, abgetakelte wie wir, die sehen und gesehen werden wollen. Der Rundgang hat sich über die Jahre zu einem gesellschaftlichen Ereignis gemausert. Fühlte mich nicht sonderlich wohl.

Anschließend King Nuggets mit milder Curry Sauce beim Burger King gegenüber. Sechs mickrige Stückchen paniertes, frittiertes Hühnerfleisch. Der Laden war voll. Der Mann hinter der Kasse hustete auf seinen Oberarm. Ein Glück, dass alles in Tüten verpackt war.

Weiter in die Wunderwelt eines Großmarktes. Hatten die Wahl zwischen zwölf Sorten Milch, unzähligen Joghurts, tief gestaffelt in unüberschaubaren Reihen alles, was der Mensch isst, verdaut und ausscheißt.

Heute abend zur Cactus Party.
Und sonst? Nüscht.

 

So 4.02.07   20:33

Während des Endspiels der Handballweltmeisterschaft Deutschland - Polen sah ich im Publikum ein Transparent: Unsere Autos könnt ihr haben, den Titel nicht, stand darauf. Das ist bitter.

 

Mo 5.02.07   14:09

Tue nichts und genieße es, falls du kannst. Hast du gehört, lieber Arbeitsloser. Das würde dich retten. Aber wie wir alle wissen, leidet unser Selbstwertgefühl unter Nichtstun. Das ist dumm.

 

Di 6.02.07   10:45

Wegen Winterstarre geschlossen.
Winterstarre wahlweise ersetzen durch:
Idiotie. Lustlosigkeit. Wahn. Eitelkeit. Ideenlosigkeit. Überdruss etc.

17:33

Langsames Vorwärmen: morgen lese ich dreimal.

 

Mi 7.02.07   14:37

Dichter Nebel überm Land, die Dorfdurchfahrt gesperrt, wenn auch für Anlieger frei. Ich definiere mich neu. Ich bin Anlieger. Vor der nächsten Sperre jedoch halte ich, ratlos. Sackgasse. Rechts steigt eine Frau in ihren Wagen. Ich frage nach der Schulstraße. Fahren Sie mir doch einfach nach, sagt sie. Westfälische Geradlinigkeit. Ich also hinterher. Drei Minuten später stehe ich vor der Schule, fünf Minuten später sitze ich mit dem Rektor im Rektorzimmer, atme noch einmal durch und dann geht es auch schon los.

Dreimal zweite Klassen. Eine als Problemklasse avisiert. Ich lese Pitti Pörtner, wir zeichnen den kleinen König mit geschlossenen Augen, wir singen. In der Pause Kaffee und Brötchen.

Dann die Problemklasse. Ich lese Mopsi. Wir spielen, wir fauchen, ich setze hin und wieder jemanden woanders hin, wir singen. Schon schwieriger. Die Problemklasse: Lernbehinderte, sozial gestörte, nette Kinder, aber eben: schwierig.

Die dritte Gruppe mucksmäuschenstill. Ich lese Die weggezauberten Eltern, singe, texte neue Strophen mit ihnen. Feierabend.

Wir fanden uns gut. Die Premiere ist also geglückt. Jetzt Kaffee.

15:50

Ich habe nie Schlipse getragen. Schlipse waren mir immer ein Gräuel. Biederstes Bürgertum etc. tralala. Gestern abend aber dachte ich plötzlich, morgen trägst du einen Schlips. Seit etwa einem Jahr versuche ich, mich bei Lesungen durch gewählte Kleidung von Lehrern abzusetzen, die oft nachlässig wirken, so als wollten sie sich den Schülern durch Jeans anbiedern.

Ich mag Kleidung, auch ohne Schlips achte ich darauf, was ich trage und ich finde mich in der Regel gut angezogen. Aber gestern dachte ich: Schlips. Hatte ich überhaupt noch Schlipse? (Schlips - mit einem oder mit zwei P: Schlipps - nein, sieht verkehrt aus: Schlips also)

Im Dunkel meiner Erinnerung gab es einen Lederschlips. Ich schaute nach, fand ihn, fand aber noch zwei weitere, deren Herkunft mir nicht klar ist. Wählte von den beiden den changierend grün-marmorierten, band ihn, hatte nicht vergessen, wie das geht, wenngleich das vierzig Jahre her ist, und fand mich hervorragend. Werde ich jetzt häufiger Schlipse tragen? Ja, heute abend zumindest, auf der Session, damit die Kollegen was zu tuscheln haben.

17:24

Büchereien haben etwas Tröstliches. All die sich Mühenden dieser Welt stehen da einträchtig nebeneinander und beten still, dass man sie liest. Man zieht die Bücher heraus, aha, Name, Titel, man schaut auf den Umschlag, und da erste Eindrücke oft beängstigend richtig sind, nimmt man oder lässt es sein.

Gestern habe in fünf Minuten sechs Bücher ausgewählt. Bodo Kirchhoff: Gegen die Laufrichtung; Max Frisch: Blaubart; Arnold Stadler: Feuerland; Ingeborg Bachmann: Simultan; Hugo Claus: Der Schwertfisch und (Achtung Germanisten) Peter Handke: Nachmittag eines Schriftstellers.

Letzteren habe ich sofort begonnen zu lesen. Schließlich bin ich doch auch Schriftsteller, oder? Und - was soll ich sagen? - Herr Handke ist trocken, Herr Handke hat keinen Humor, Herr Handke ist so sehr dem hohem Ton verfallen (schon 1987, aus dem das genannte Buch stammt), dass es mich nicht wundert, dass er der Beerdigung von Milosevic beigewohnt hat und seltsame Kommentare zu Serbien verbreitet. Herr Handke erhält ständig Preise. Herr Handke war Zeit seines Lebens ein erfolgreicher Schriftsteller, aber er geht mir am Arsch vorbei. Im Stillen hoffe ich, dass er ins eigene, strahlende Licht fliegt und darin verglüht.

Danke.

 

Do 8.02.07   9:51

Nun denken Sie bloß nicht, ich hätte etwas gegen Peter Handke. Nein, nein, er ist ein erhabener Schriftsteller, aber eben erhaben, und das entspricht ganz und gar nicht meiner Diktion. Ich bin ein Alltagsschriftsteller. Und ich finde, da gehöre ich hin. Das Erhabene riecht seltsam.

In der zweiten Gruppe gestern saß ein Junge mit westfälisch ovalem Gesicht, gescheiteltem Haar und zwei großen blauen, fast strahlenden Augen, der mich, wenn es ums miteinander sprechen ging, ständig flehend anschaute und seinen Finger reckte.

Ich konnte also nicht umhin, ich hatte ihn schon mehrfach erhört, da ich aber versuche, das Gespräch zu streuen, dachte ich, als es ans blinde Zeichnen des kleinen Königs ging, ihn diesmal zu übergehen. Seine Blicke wurden aber derart bittend, dass ich mich entschloss, zu einer List zu greifen, um den Eindruck, ich zöge ihn anderen vor, zu verwischen.

Nachdem schon viele Kinder gezeichnet hatten und die Seitentafel fast voll war, sagte ich, ich würde jetzt noch drei Kinder auswählen, allerdings blind. Also schloss ich die Augen, streckte den Arm und drehte mich um die eigene Achse. Zweimal wählte mein ausgestreckter Zeigefinger mehr oder weniger zufällig, beim dritten Mal (ich hatte mir gemerkt, wo er sitzt) richtete ich es so ein, dass mein Finger auf ihn wies. Er war glücklich.

Heute bin ich Jury. In der Stadtbücherei findet ein Vorlesewettbewerb statt. Kinder aus münsteraner Schulen haben sich qualifiziert, heute nachmittag lesen sie, um die nächste Qualifikationsstufe zu erreichen. Treffe da einflussreiche Kulturbürger, werde mich entsprechend benehmen müssen und nicht wieder Dinge sagen, die nicht mehr zurückzunehmen sind. Nicht einfach, aber ich werde mir Mühe geben.

Jetzt aber zurück zu Herrn Handke. Ich bin auf Seite 58: "Es zog ihn, in einer der verstreuten Baracken zu hausen, mit einem Hintergarten übergangslos zu der Steppe hin, oder oberhalb des Lagerraums dort, wo soeben eine Schirmlampe anging mit einem gelben Schein. Bleistifte; ein Tisch; ein Stuhl. Frische und Kraft gingen aus von den Rändern, so als herrsche da eine dauernde Pionierzeit."

Bitte. Mach's doch.

 

Fr 9.02.07   14:55

Ich werde 58, wen wundern da Zipperlein?

Als ich vor ein paar Wochen feststellte, dass mir der rechte Arm weh tat, dass ich Schwierigkeiten hatte, ein Jackett anzuziehen, den deutschen Gruß zu entrichten, und dass es nachts besonders schmerzhaft wurde, bin ich doch ein Rotierer, ein Bauch- und Auf-der-rechten-Seite-Schläfer, wusste ich also Bescheid. Und dachte, okay, das geht nie wieder weg.

Das stimmte, und da ich gerade meinen jährlichen Körper TÜV durchlaufe, sagte ich es Frau Dr. Rübenzack. Die setzte einen ihrer Spezialgriffe an, mit denen sie selbst Bandscheibenvorfälle heilt, aber bei mir trat keine Besserung ein.

Also doch: Alter. Verfall. Etc.

Wenn Herr Handke über den Nachmittag eines Schriftstellers schreibt, werde ich über den Verfall schreiben. Heute früh, nach heftigem Schmerz in der Aufwachphase, rief ich einen Orthopäden an und fragte, ob ich kommen könne?

Ja, sagte man.

Eine halbe Stunde später saß ich in einer Praxis, die der Abfertigungshalle eines Flughafens glich. Ich erledigte die üblichen Formalitäten und setzte mich ins Wartezimmer. Meditierte eine Weile über die getuschelten Einzelheiten einer gescheiterten Ehe, über Handgreiflichkeiten und Aussichtslosigkeit einer Mutter mit Teenagertochter zwei Plätze neben mir, nahm Zuflucht zur GALA und erfuhr Interessantes aus dem Leben verschiedener Prominenter. Zum Beispiel, dass Boris immer noch am liebsten Neger fickt.

Nach etwa einer Stunde Wartezeit fragte ich, ob es noch lange dauern würde, ich müsse mein Parkticket erneuern. Noch etwa eine Stunde, sagte man bedauernd, schließlich hätte ich keinen Termin. Ich erneuerte mein Parkticket und ging um die Ecke zum Frisörsalon Cleopatra, ein in türkisch arabischer Hand sich befindender Salon auf der Bahnhofstraße, in dem ich hin und wieder meinen Bart schneiden lasse. Wurde Zeuge einer mir bis dato unbekannte Pflegetechnik: das Massieren der Gesichtshaut mit Hilfe eines straff gespannten, doppelten Zwirns.

Man bekommt Tee, und nach der Rasur riecht man sehr.

Zurück in der Orthopädenpraxis traf ich den Lehrer A., der seit Wochen an einer Entzündung im Fuß laboriert, deren Ursache nach wie vor unklar ist. Wir tauschten uns ein wenig aus, und ich genoss, dass ich jetzt, wo ich demnächst 58 werde, über so wichtige Dinge mit anderen sprechen darf.

Nach einer weiteren Dreiviertelstunde rief man mich auf und bat mich, auf einem Stuhl am Ende des Flurs Platz zu nehmen. Von dort hatte ich Überblick auf drei Türen und vermutete sofort, dass ich eine dieser drei demnächst durchschreiten dürfe.

Ich durfte tatsächlich, die mittlere, nach weiteren fünfzehn Minuten, betrat einen fenstlerlosen, sehr kühlen Raum und wurde allein gelassen. Nach nochmals fünfzehn Minuten flog plötzlich die Tür auf und der behandelnde Arzt trat ein. Fragte nach diesem und jenem, bat mich, den Oberkörper frei zu machen, begann, meinen Kopf in diese und jene Richtung zu drehen, den rechten Arm ebenfalls, immer verbunden mit der Frage nach auftretendem Schmerz. Der trat dann auch auf und der Arzt sagte gleich, dass es sich wohl um eine Entzündung des Bizeps und noch irgendeiner Sehne handeln müsse, er wolle das aber noch mit dem Ultraschallgerät abklären.

Tatsächlich. Also keine Amputation. Das stimmte mich froh.

Er könne mir verschiedene Therapien anbieten, sagte der Arzt, Spritzen, Akupunktur, Physiotherapie, was ich wolle? Ich antwortete, dass der Schmerz weggeht. Gut, sagte er, also dann gebe ich ihnen zwei Spritzen.

Das tat ein wenig weh, aber nicht sehr. Mir wurden noch eine Salbe und Tabletten verschrieben, die solle ich anwenden und dann müsse die Entzündung eigentlich in einer Woche abgeklungen sein.

Danke schön. Auf Wiedersehen.

Ich, der Schriftsteller, bin mittlerweile sicher, dass ich mir die genannte Entzündung bei übertriebenem Hanfrauchen mit einhergehendem Ukulele Spiel vor einigen Wochen zugezogen habe, ja, je mehr ich darüber nachdenke, kann es keine andere Ursache geben, denn in jener schon fortgeschrittenen Nacht brachte ich es zu einigen neuen, begeisternden Erkenntnissen, die mich befähigten, zwei neue Lieder zu spielen, wenngleich ich bei meiner vorgestrigen Lesung feststellen musste, dass eines völlig reicht.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich befinde mich schon jetzt auf dem Wege der Besserung, habe die gestern gekaufte CD des Sängers Finkenauer wegen Enttäuschung heute gegen die neue Rickie Lee Jones CD getauscht, werde heute abend Tanztheater sehen und verbleibe im Übrigen ihr Schriftsteller im Netz.

17:06

Interessant: kurz nach Anwendung der genannten Salbe kann knoblauchartiger Mundgeruch auftreten. Eine gelegentlich auch auftretende veränderte Geschmackswahrnehmung verschwindet jedoch nach wenigen Minuten.

So steht es auf dem Beipackzettel.

Wie das? fragt sich der die Leiden an einem Tag wie diesem beschreibendenden Schriftstellers, wie kommt der knoblauchartige Geruch, von dem beim Auftragen der Salbe auf den Bizeps nichts wahrzunehmen war, zustande und wie (noch rätselhafter, falls er denn tatsächlich auftritt) von dort in den Mund?

Die Welt ist voller Rätsel, weiß auch Herr Handke.

 

Sa 10.02.07   13:04

Es gibt Geräusche, die mich versöhnen. Etwa, wenn ich den Filter meiner Espresso-Kanne gegen den Rand des Mülleimers schlage, um den Kaffeesud herauszuklopfen. Das könnte genausogut irgendwo in Italien so klingen, wenn hinterm Thresen einer Bar jemand den Filter säubert, mit Kaffee auffüllt, unter die Kaffeemaschine einrastet und auf den Knopf drückt.

Helter Skelter, eine Produktion des Tanztheaters mouvoir/Köln, die ich gestern im Pumpenhaus sah, hat mich nicht so begeistert wie die Produktion under green ground des letztes Jahres. Muse M. ging es auch so. Die Luft "vibrierte" nicht und es wehte schon gar kein Hauch von "Hitchcock", wie im Flyer angekündigt. Für meinen Geschmack war da zu wenig Tanz, zu viel Performance, die inszenierten Stimmungen haben mich nicht gefangen genommen. Nun ja.

18:54

Längst alles diffus feucht draußen, lieber nicht hinschauen, stattdessen die neue Hängung im Wohnzimmer bewundern, die wir heute in einer halben Stunde hingerotzt haben. Von links nach rechts: das Gespensterreh von Klaus Geigle, die Mohnblumen meiner Eltern, darunter das zerfetzte Kaninchen, ebenfalls von Herrn Geigle, rechts daneben dieser unheimliche Mann von Wainer Vaccari, dann eine Radierung, dessen Urheber uns nicht bekannt ist, ums Eck die Chefinsel von Geigle und eine Landschaft von Klaus Fußmann. Den Rest des Tages mit Einkaufen, Bügeln, Lesen (Blaubart, Max Frisch) und überflüssigem Rauchen von Zigaretten verbracht. Dazu irgendwann: die Geschichte der Sucht. Ein trauriges Kapitel.

 

So 11.02.07   13:57

Schreib ich heute ein Gedicht?
Besser nicht.

 

Mo 12.02.07   9:35

Nachdem ich gestern fast bis Mittag geschlafen hatte, schlief ich letzte Nacht um so weniger. Ständig Träume im Zwischenreich, Träume, die sehr reale Dinge behandelten, statt ausufernd phantastisch zu sein, als hätte ich kein Recht auf vorübergehendes Abschalten der Realität.

Nunja. Jetzt bin ich wach, sitze am realen Holztisch und denke, da Muse M. morgen Geburtstag hat und wir vereinbart haben, auf Geschenke zu verzichten, habe ich heute noch eine Menge Arbeit vor mir.

12:25

Auch der Mensch über fünfzig ist modern. Hier der Beweis. Mein account by myspace.

 

Di 13.02.07   10:11

Ich sah gestern die Generalprobe unserer Soap.

Das Publikum wird brüllen vor Freude, mir hängen einige Zweifel im Kostüm. Einiges schien mir übers Knie gebrochen, zu sehr gesagt als gespielt, dramaturgische Entwicklungen leichtfertig vergeben. Cliffhanger für eine zweite Staffel tauchten auf. Science Fiction schimmerte durch. Die Staffel ist wohl schon angedacht, aber nicht von uns, den Autoren. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Mich beschlich das Gefühl, wir würden nicht mehr gebraucht.

Heute abend also Premiere der letzten Folge. Ende der Fahnenstange? Mal sehn.

14:04

Es ist nicht so, dass ich nicht schriebe. Ich schreibe schon, aber augenblicklich sehr langsam. Achtung da kommt ein Karton heißt das Projekt, und nach Wochen stecke ich nach wie vor an einer alles entscheidenden Stelle. Traue mich nicht recht weiter, was auch mit der Frage nach dem Wozu überhaupt? zu tun hat. Kommt Zeit, kommt Rat.

Heute kam die Bestätigung für Barcelona. Man schenkte uns sogar einen DuMont Reiseführer für Barcelona. Und einen Gutschein für zweimaliges Lottospielen. Hab mitgemacht. Werde gewinnen, jawohl. Da soll noch einer sagen, wir Deutschen wüssten nichts über Kundenfreundlichkeit.

 

Mi 14.02.07   11:35

Wie wohltuend, einmal nicht der Älteteste, sondern der Jüngste zu sein.
Wo? - Nun ja, im Wartezimmer des Urologen, den ich jährlich konsultiere, um mich durchchecken zu lassen.
Alles in Ordnung. Bis aufs nächste Jahr.

Traf auf dem Weg Lehrer A., den ich schon letzte Woche beim Orthopäden sprach. Der hat es schwerer. Der war auf dem Weg zum Rheumatologen. Wenn man erst einmal in den Wirbel der Überweisung gerät, wird es bitter. So weit bin ich noch nicht. Kann aber jeden Tag anfangen.

So what.

Wüsste sogar einen Urologen Witz. Soll ich? Nein. Lass ich.

Erstaunlich, wie sich die sechste und letzte Folge der Soap nach der Generalprobe innerhalb eines Tages noch gewendet hat. Zwei, drei Szenen sind hinzugekommen, der Ablauf klappte, das Publikum tobte, ich badete mit im Applaus, dennoch: zwei Szenen sind verschenkt.

Die Auflösung der Geschwister-Geschichte ist flach, die der Mutter-verlorene Tochter noch flacher.
Erstaunlich: der Gewinner des Preisrätsels. Er hatte den Mörder von Dr. Scholz erraten. Sein Preis: ein Auftritt in der letzten Folge, den er mit Bravour über die Bühne brachte.

Jo Leute, das war's also.
Aber natürlich gehe ich heute abend wieder hin, um zu sehen, wie es läuft.

Und ab Donnerstag bis einschließlich Sonntag bin ich jeden Abend im Theater, um mir die Wiederholung aller sechs Folgen im Schnelldurchlauf anzuschauen.

19:04

Eh ich's vergesse: hörte heute früh die erste Amsel singen. Das ist jedes Jahr aufs Neu mein Zeichen. Gott hat uns also nicht fallengelassen.

 

Do 15.02.07   12:23

Soll'n wir ein' schmirgeln? fragte B., der böse Russe, der eigentlich aus der Ukraine stammt, gestern nach Ende der letzten Folge. Ich nickte. Also gingen wir vor die Tür, während im Foyer junge Schauspieler große Egos herumtrugen, manche so groß und bedrückend, dass sie kaum laufen konnten.

Ich verstehe das gut, schließlich stehen sie vor vielen Menschen und tun Dinge, die andere sich nicht einmal zu sagen trauen. Auch ich trug mein Alter Ego (Achtung: Wortwitz!) vor mir her, aber jetzt, im leichten Niesel, der böse Russe an meiner Seite, den die Vorliebe für Hanf mit mir verbindet (wie sich alle Hanfraucher irgendwie solidarisch verbündet fühlen), brauchte ich es nicht.

Wir standen und sprachen über die Freilandtomaten des Ostens, die ich nach all den geschmacksfreien, genmanipulierten Tomaten der Niederländer 1990 zum ersten Mal in Polen aß, die mich auf der Stelle begeisterten und mir den Glauben zurückgaben, es könnten tatsächlich Paradieäpfel sein.

Wie wir drauf gekommen waren?

Nun, Sie wissen, dass der Niederländer vor nichts zurückschreckt. Jahrhunderte hat er die Meere befahren, Geschäfte zu seinem Nutzen gemacht und begriffen, wie der Profit zu mehren ist, er hat die Natur besiegt, um nicht zu ersaufen, und also hat er irgendwann vor 20 Jahren begonnen, die harmlosen Hanfraucher mit genmanipuliertem Cannabis zu vergiften, dass dreimal so stark ist wie das unter der Sonne wachsende.

B. hatte aber selbstgezogenes Hanf. K. hatte es ihm vermacht, der dritte Hanfraucher im Bunde der Schauspieler. Während wir also nicht richtig nass wurden, weil der Regen fein war wie Nebel, wurden wir stoned, aber nicht auf die betäubende, flachlegende Art, sondern angenehm assoziationsfördernd.

Dann kam der Ruf nach der großen Runde. Man wollte sich die ungeschnittene Aufzeichnung der ersten Soap Folge, also unserer Vergangenheit, auf großer Leinwand anschauen. Alle Egos kamen zusammen.Die Schauspieler kreischten vor Vergnügen und/oder Missbilligung, kein Wort schien ihnen verloren, ganzen Dialoge wurden laut mitgesprochen, man hätte es als Playback Theater aufführen können.

Das war wundervoll. Und erst jetzt wurde zumindest mir klar (ich glaube, den anderen auch) welch unglaubliche Entwicklung die Charaktere im Verlauf der sechs Folgen genommen habe.

Heute Abend also beginnt die Soap von vorn.

Bis Sonntag werden alle 6 Folgen noch einmal gespielt, und ich bin gespannt wie ein Flitzbogen, wie das ausgeht. Nachspielen ist nicht möglich, es wird sich eine neue Version entwickeln, eine neue Version mit schon gesprochenen Texten, mit den Erkenntnissen aus sechs abgespielten Folgen.

Die Rolle des serbischen Künstlers M. wird neu besetzt. Der Schauspieler hat in den letzten Tagen die ersten vier Vorsprechtermine der Folkwang Schule Essen überstanden und muss sich ab heute bis Samstag noch weiteren Prüfungen stellen.

Ich wette, dass er besteht. Sie werden ihn seiner Dramatik wegen lieben, seiner großen und kleinen Gesten, seines guten Aussehens wegen auch, vielleicht auch wegen seines gebrochenen Deutsch.

Die Aufzeichnung auf großer Leinwand war besser, als ich erwartet hatte.

Mimik wurde deutlicher als aus der Höhe des Zuschauerraumes zu sehen. Die unbekümmerte Aggressivität von M., ihr Lachen, das Wechselbad ihrer Gefühle, die Bosheit der P., die ab Folge 5 schrittweise in ratlose Selbstzweifel und Unglück mutieren, das feine Spiel von J., einer der Besten, weil für Klamauk kaum zu haben, seine großartige Eröffnungszene mit dem Schirm, die von Beginn an wahnsinne Frau P., die zu Kraftwerk Musik zur Höchstform aufläuft, als Wrack endet und sich in der letzten Folge als Auserwählte wiederfindet, das vom Publikum am meisten geliebte Paar C. und J., vor allem J., der mit seiner Freundlichkeit überzeugt, G., die so platt und rotzig sein kann und so down to earth, der im wahren Leben vom Blitz getroffenen Vater G., der keinen Text akzeptiert, ständig Eigenes spricht und damit immer Lacher einheimst, die Mutter von J., präzise und nuanciert, die zusammen mit ihrem Sohn einige der besten Szenen der Soap spielt, die bösen Gangster, die Leiche, die einen großartigen Abgang in die Arme des Chefs hat und zudem federführend für die Regie (und die Organisation) war, eine Leistung, die ihn viel Kraft gekostet hat, bewundernswert, und zum Schluss A., die sich über sechs Folgen vom verhuschten Landei zu einer selbstbewussten Frau mausert, die Szenen hinlegt, dass einen das Staunen ankommt, das alles wird ab heute Abend noch einmal von vorn beginnen.

Wie allerdings die Rolle des Serben in neuer Besetzung ausgehen wird, ist mir schleierhaft. Die Hypothek, die er übernimmt, ist riesig, aber ich bewundere seinen Mut. Und ich freue mich auf vier spannende Theaterabende. Der Pilot, heute Abend, am Freitag ein Zusammenschnitt der Folge 2 und 3, Samstag Folge 4 und 5, und am Sonntag das endgültige Finale.

 

Fr 16.02.07   10:58

Erfolgsverwöhnt, spricht ausverkauft über sechs Monate, schien es von Anfang an ein Wagnis, die Soap mit allen Folgen gleich nach dem Finale in vier Tagen noch einmal hintereinander aufzuführen. Hinzu kommt, dass Karneval ist, eine folkloristische Veranstaltung, der ich mich seit 57 Jahren fern halte, sprich: wir waren nicht ausverkauft gestern, es hätten noch eine ganze Menge Leute ins Theater gepasst, andererseits waren es genügend, um nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, man spiele vor leerem Haus.

Was aber dann begann, war rundum gelungen. Im Bewusstsein, dass jeder gesprochene Satz der letzte sein wird, spielte das Ensemble sich in einen Rausch. Improvisationen die Menge, Lacher, ein begeistertes Publikum. Und so werde ich heute abend wieder dort sein, übermorgen und überübermorgen auch noch, und dann ist endgültig vorbei.

Abgespielt. Im Herbst soll eine zweite Staffel starten, aber zunächst werden wir reden müssen, denn das Ensemble zerstreut sich in alle Winde, und ich weiß nicht, ob es unter diesen Umständen vernünftig wäre, weiterzumachen. Prinzipiell bin ich gegen zweite Staffeln. Aber noch habe ich mich nicht entschieden.

14:46  

Ich weiß wenig bis nichts von ihren Zweifeln, meine kenne ich. Sie sind Teil meiner Arbeit. Eine Arbeit, die ich mir selbst ausgesucht habe. 1978, nach Ende meines Referendariats, musste ich entscheiden, wer ich sein wollte, in diesem Leben, oder zumindest in einer nicht fassbaren Zukunft. Ich entschied mich, Schriftsteller zu werden, ohne eine Ahnung zu haben, was es bedeuten könne und wie man es wird.

Es war ein Traum, wie es mein Traum war, um die Welt zu reisen. Ich hatte diesen Traum wahr gemacht als ich 22 wurde, warum also nicht auch den anderen. Als Lehrer hätte ich ihn begraben, ohne auch nur an ihm zu schnuppern und das hätte mir nicht gefallen. Beides sein, Lehrer und Schriftsteller, schien (und scheint) mir unmöglich.

Also bin ich geworden, war ich jetzt bin und habe immer noch keine Ahnung.

Sie stehen jeden Morgen auf und gehen/fahren zu Arbeit. Sie ist mehr oder weniger fremdbestimmt, ihre Kollegen sind mehr oder weniger freundlich/hässlich/neidisch/missgünstig etc., sie verdienen mehr oder weniger Geld und kommen so gerade zurecht. Sie gehören zu denen, die immer mehr wollen, spekulieren, Immobilien türmen, Börsennachrichten analysieren etc.

Ich stehe jeden Morgen auf und entscheide, ob ich schreibe oder nicht. Ich stehe auf und übe mich im Warten. Ich stehe auf und bekämpfe mein schlechtes Gewissen gegenüber jenen, die dieses Privileg nicht genießen. Ich stehe auf und habe entschieden. Ich öffne eine Datei, treibe eine Geschichte voran oder lasse die Finger davon, weil mir scheint, dass Warten die Dinge befördern wird.

Wohin weiß ich nicht.
Ich warte wochenlang.
Ich langweile mich nicht.

Ich hasse mein schlechtes Gewissen. Es ist eine Metastase. Ich habe es meiner Frau gegenüber, meinen Kindern gegenüber, manchmal schäme ich mich. Manchmal sitze ich nur und staune. Hin und wieder bin ich glücklich. Ich verlasse drei- oder viermal im Monat das Haus, lese und streiche 1000 bis 1200 Euro ein. Und denke, Mann, gut. Und dann warte ich wieder und staune und wundere mich über jeden Satz. Es gibt Geschichten, die sich mir vor Jahren ankündigten und erst Jahre danach geschrieben wurden.

Ich glaube, die größte Kunst meiner Kunst ist das Warten.
Aber ob es nicht in Wirklichkeit getarnte Faulheit ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Ich weiß, dass eine Menge Leute mich beneiden.
Ich kann es verstehen, dennoch würde nie mit ihnen tauschen.
Lieber lebe ich weiter in diesem Traum.

Die Sonne scheint.
Ich liebe das Warten. Ich bin nicht faul.
Im Gegenteil. Ich bin fleißig.
Ich bin mäßig erfolgreich.
Ich weiß, dass man mich entdecken wird. Vielleicht heute noch.
Bis dahin warte ich.
Ich fürchte mich nicht vor dem Tod.
Auch danach kann man mich noch entdecken.
Nur dass ich dann nicht mehr warte.

 

Mo 19.02.07   12:22

Also, es ist vorbei. Das große Soap-Wochenende hat alle Beteiligten Kraft gekostet.
Gestern abend war die allerletzte Vorstellung. Noch einmal die großen und kleinen Sätze sprechen, sich noch einmal schräg in den Applaus beugen, aufsaugen, danach: Leere.

Anschließend sollte ein Fest gefeiert werden, aber die Egos waren noch unerträglicher als vor ein paar Tagen. Schauspieler sind Motten, die um ihr eigenes Licht kreisen. Meine Eitelkeit wurde (bis auf einen Button, den ich erhielt, auf dem steht: ich bin ein Soap Star: Dialogdenker) wenig bis gar nicht befriedigt. Wäre gern auf einem Thron herumgetragen worden.

21: 44

Sah Sean Penn in The Assasination of Richard Nixon. Wenn es Schauspieler gibt, dann ist er einer.

PS. Ich habe meine Wette gewonnen.
Der Darstelles des Matija unserer Soap (Zeljiko Marovic) hat die Folkwang-Aufnahmeprüfungen bestanden.
Von 760 jungen Schauspielern wurde 16 genommen. Er kann's noch nicht glauben, aber es stimmt.

 

Di 20.02.07   10:10

Wenn Sie einmal einen Blick auf die Karte Europas werfen, müsste ihnen auffallen, dass die Schurkenstaaten, gegen die sich das in Polen und Tschechien geplante Raketenabwehrsystem der Amerikaner richtet, von anderen Orten besser erreichbar wären als gerade von diesen.

Ungeachtet der Tatsache, dass ich Herrn Putin nicht gerade sympathisch finde, verstehe ich seine Einwürfe. Herr Kazcinskij freut sich natürlich über die Pläne der Amerikaner. Sie bringen Geld, und auf Geld ist der Kartoffelkopf scharf. Als polnischer Nationalist wirft er sich gern in geldbringende Arme.

Wir Deutschen hätten noch jede Menge Raketenschächte aus der Zeit des kalten Krieges frei. Zum Glück haben die Demonstrationen in den Achtzigern bewirkt, dass unsere politischen Verantwortlichen umzudenken begannen. Die Vereinigung hat ein Weiteres getan.

Wir sind die Raketen losgeworden. Jetzt kriegt ihr sie. Glückwunsch, liebe Polen und Tschechen. Also, liebe Amerikaner, lernt Polnisch und Tschechisch. Die Kosten eurer Stationierung dort liegen weit unter denen, die ihr hier zahlen musstet. Auch die Prostituierten dort sind billiger. Ich wünsche viel Vergnügen bei der Sicherung des Weltfriedens auf amerikanische Art.

15:52

Lernte heute eine Menge über Riddims. Hatte mich gestern auf die Myspace Seite von Dr. Ring-Ding geklickt und war auf zwei Takes gestoßen, die wie Seeed klangen, Seeed waren, nur dass der Doktor andere Texte sang. Schrieb ihm und sagte, ich fände, das habe er nun ganz und gar nicht nötig.

Vorhin schrieb er zurück.
Wer also mehr über die Verwendung von Riddims lernen will, lese dies:

lieber hermann,

vielen dank für das feedback - schön, zu sehen, dass du dir das anhörst und dir gedanken dazu machst. allerdings glaube ich, dass du etwas grundsätzliches nicht verstanden hast. die frage "ob ich das nötig habe", stellt sich nicht - jedenfalls nicht in diesem zusammenhang, denn was du da von mir gehört hast, war nicht "gekupfert" und "dreist" schon gar nicht.

auf die gefahr hin, dass es dich vielleicht gar nicht interessiert, erklär ich das mal kurz: im (dancehall-)reggae ist es üblich, dass ein produzent einen musiktrack, einen beat produziert. dieser wird dann "riddim" genannt (leitet sich von "rhythm" ab). danach kommen verschiedene künstler, die zu diesem riddim ihren track ("version" genannt) machen, d.h. sie singern, rappen, toasten ihren text und ihre melodie auf den riddim.

die beiden tracks, die du nun angesprochen hast, sind in der tat von pierre baigorry, dem kopf von seeed produziert worden. mein stück "doctor's darling" ist meine version zu dem riddim "doctor's darling", zu dem es mittlerweile unglaublich viele versionen gibt. die erste cd-kollektion nur mit versionen zu diesem riddim ist auf dem amerikanischen VP-label rausgekommen.

meine version zu diesem riddim - erstmalig als vinyl-single herausgekommen - war hier in deutschland die erfolgreichste. sie schaffte es als einzige vinylsingle in die "german black music charts". ich selber bin damals von pierre angerufen worden, der mich bat, eine version zu machen.

bei "lala" ist es ähnlich. auch hier ist der riddim (mit namen "rodeo") von pierre (von seeed) produziert worden, und ich habe meinen beitrag zu diesem track geleistet - und zwar recht inpiriert, da dreisprachig abgefasst. auch von diesem riddim gibt es mehrere kollektionen, desweiteren habe ich zu zwei weiteren seeed-produktionen versionen gemacht. einmal mein "bombs over baghdad" auf deren "music monks" riddim, und ein weiteres, dass aber seinerzeit nicht veröffentlicht wurde. von anderen produzenten(teams) und bands kommen regelmäßig neue riddims und eben auch anfragen an mich, mit der bitte um meine "version"...

du siehst also - hier wurde nicht geklaut, nicht "dreist gekupfert". die texte sind meine, die melodien auch. ob dir das nun gefällt, was dabei rausgekommen ist, ist natürlich was anderes und geschmacksfrage - aber ich glaube dass es dir darum ja nicht ging. trotzdem schreibe ich auch weiterhin eigene stücke, wo ich dann komplett komponiere. da kommt dann nächste woche ein album von meiner ska band
"kingston kitchen" raus, wo alles schön handgemacht ist.
vielleicht ist das ja mehr auf deiner linie

liebe grüße

richie

http://www.ringding.de
http://www.myspace.com/drringding
http://www.myspace.com/richiealexander
http://www.myspace.com/labandearichard
http://www.myspace.com/georgeealing

 

Mi 21.02.07   9:09

Ein schöner Morgen. Ich möchte von Frauen singen, stattdessen muss ich vor ihnen warnen: das Einzige, was sie wirklich interessiert, sind ihre Kinder. Dafür begehen sie jeden Verrat, dafür sind sie bereit, alles einzustecken, alles, absolut alles.

14:20

Heute ist Hass-Tag.
Heute hasse ich alles.
Jeden. Jede.

 

Do 22.02.07   10:00

Hach, man baumelt still im Wind,
Krähen hacken einem Augen aus,
man erinnert, dass man schon als Kind
nur das eine wollte: raus.

Raus aus dieser Bismarckstraße,
fort von dieser Trübsinnsglocke,
unsichtbar am Besten, als sein eignes, stilles Maß der Maße,
nie mehr in der Hocke.

Tja, das hat man nun davon,
hohe Träume, untern Füßen knapp ein Meter,
angedacht als mut'ger Sprung von dem Balkon,
hängt man wie ein Zappelpeter.

Schau, da komm' auch schon die Bullen,
Nachbarn fürchteten, mich abzuschneiden,
tief gerührt greift man zu Pullen,
hilft sich, sagt: der ist nicht zu beneiden.

Hach, was wissen die denn schon vom Leben,
hatten doch ihr Eigenheim,
hatten alles: knapp daneben,
und auf alles einen Reim.

Ich hatt' keinen, alles musste ich mir selbst erfinden,
täuschte, durfte jeden Tag mich dreist behaupten,
durfte tun als ob, als König unter Blinden,
sag Adé nun, ihr Erlauchten.

 

Fr 23.02.07 10:02

Ein Blick in die Zeitung, schon will man weg.

12:10

Aus Ferdinand Célines Reise ans Ende der Nacht ein Appetizer zu Mittag: "Wir sind von Haus aus so furchtbar hohl, dass man uns nur durch Vergnügungen am Sterben hindern kann."

14:10

Zum Beweis dieses Zustandes hier der kurze Ausschnitt einer Rede, in der Edmund Stoiber etwas erklärt. Hören Sie es sich an und überlegen dann, was es sein könnte. Klicken Sie hier.

 

Sa 24.02.07   10:44

Tanztheater.
Olga Pona: Chelyabinsk Contemporary Dance Theater (Russland).
Gestern im Pumpenhaus.

Das war die vierte Compagnie innerhalb eines Jahres, die ich dort tanzen sah und so langsam komme ich dieser Kunstform näher. Nicht, dass ich sie verstünde, nein, ich schaue halt gern zu, wenn Menschen auf der Bühne stehen und Dinge tun, die ich nie tun könnte.

Ich lasse mich gern unterhalten.
Ich staune gern und freue mich, dass nicht gesprochen wird, oder nur selten. Alles müssen die Körper tun.
Sechs Tänzer und drei Tänzerinnen.

Das Schönste am Tanz ist, dass sich der Tänzer nicht verstecken kann.
Jeder Schauspieler kann täuschen. Jeder Schauspieler kann Wirkung erzielen, ohne tatsächlich ein talentierter Schauspieler zu sein. Er hat ein Kostüm, er hat die Bühne, er hat die Dramaturgie und den Text, die ihn leiten, und er hat Zuschauer, die ihm abkaufen, was er da tut.

Der Tänzer kann nicht täuschen. Jedenfalls glaube ich das. Der Tänzer braucht jahrelanges Training, Handwerk, schmerzhaftes Verbiegen, Strecken und Drehen aller Extremitäten, damit der Zuschauer sich nicht gelangweilt abwendet und denkt, was macht der denn da? Was poltert der denn da rum?

Am Tanz liebe ich die Präzision der Bewegung, ich mag die Auflösung gebauter Figuren, ich mag die Synchronizität gemeinsam getanzter Figuren, ich mag auch die trainierten Körper und die mir vorgespiegelte Leichtigkeit.

Dieses russische Tanztheater hat mich von Anfang an fasziniert. Es war robust und kraftvoll, wie man sich vielleicht den Russen vorstellt, es war zerbrechlich, melancholisch und schön. Vor allem aber war hinter allem Tanz eine Wärme zu spüren, die ich bei mouvoir vermisst habe.

Wärme und Humor. Verspieltheit. Nichts Verbissenes.

Im Programm heißt es, es ginge ums Warten. Warten auf den Kommunismus, damit er ein besseres Leben bringt, warten auf den Kapitalismus, damit er ein besseres Leben bringt, warten auf den Frühling oder einfach auf den nächsten Bus. Im zweiten Teil ginge es um die andere Seite des Lebens, von der man nur etwas ahne.

Ich habe gesehen, dass Menschen einander näherkamen. Ich habe gesehen, dass sie aufeinander saßen. Ich habe gesehen, dass sie Wodka tranken und rauchten. Es wurde gebügelt. Man fuhr auf Rollbrettern herum. Immer wieder knickte man ein und suchte den Körper zu fangen. Schnee fiel und manchmal wollten Arme nicht wie ihr Mensch. Unzählige Figuren, jede für sich und jede mit der anderen.

Bei einer so großen Campagnie ist es sicher nicht leicht, jeden Tänzer in Beziehung zum anderen zu setzen und mir, dem Zuschauer, das Gefühl zu vermitteln, dass da etwas geschieht, das alle einbezieht und betrifft.

Aber so war es. Ich hätte noch lange zuschauen können.

Vier Comagnien.
Vier sehr unterschiedliche Temperamente.
Agressiv, explosiv, die isrealische, Club Guy & Roni, sehr poetisch Annamirl van der Pluijm, Mouvoir eher enttäuschend, im letzten Jahr jedoch mit der Choreographie Under green ground faszinierend.

 

So 25.02.07   13:17

Also ja, es stimmt. Ich kannte Anne Nicole Smith. Ich traf sie vor etwa eineinhalb Jahren auf dieser Toilette, das heißt, ich war auf dem Weg dorthin, als mir Boris Becker entgegen kam, der ja nicht auf Blondinen steht und mir sagte, da hinten stünde so ein notgeiles blondes Ding, ich solle doch mal nachschauen.

Normalerweise tue ich so etwas nicht, aber Anne war so niedergeschlagen nach all den Operationen und den verschiedenen Drogen, die sie tagtäglich schluckte, dass sie wohl dachte, ich wäre ein Promi und so ist es dann eben passiert.

Und weil jetzt sogar dieser Leih-Prinz aus Beverly Hills, dieser unsägliche dämliche Zigarrenlutscher, glaubt, er könne Rechte anmelden auf etwas, das er sowieso nie hingekriegt hätte, weil im Hintergrund diese Greisenmillionen warten, sehe ich es als meine Vaterpflicht, klarzustellen, dass ich es war.

So. Jetzt ist es heraus. Und wenn Sie genau hinschauen, werden sie erkennen, dass das Ergebnis genau so einen Eierkopf hat wie ich, ich meine, der spricht doch Bände, oder, wofür da noch eine DNA Probe ziehen, man muss doch nur die Augen aufmachen.

Damit Sie mich nicht missverstehen, ich bin nicht hinter dem Geld her wie alle anderen, nein, nein, ich will nur meine Pflichten erfüllen, deshalb. Wie sagte Anne doch damals, nachher: ach Boris, war das schön. Ja, gut, sie hatte mich tatsächlich verwechselt, aber das ändert ja nichts an der Tatsache, oder?

In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Sonntag.

Waren gestern zum Essen eingeladen. Es gab köstliche Dinge und von allen aß ich zuviel. Es gab eine Spinat/Mozarella/wie heißt noch dieser italienische, steinharte Käse/Tart als Vorspeise, es gab Kartoffeln mit Salzkruste, Mojo, ein spanischer Dip, es gab Thunfischsteaks und Salat und zuguterletzt noch eine Mandeltorte, sodass ich, als Muse M. und ich gegen Mitternacht nach Hause fuhren, Schwierigkeiten hatte, meinen gefüllten Bauch hinters Steuer zu bugsieren. Aber es gelang. Wir kamen sicher an und fielen sogleich ins Bett, wo ich bis Mittag lag.


Mo 26.02.07 9:30

Schönes aus der Vergangenheit, ein Lehrstück für Väter:

Ich liege rücklings auf dem Sofa. J. fährt mit seinem Feuerwehrauto auf mir herum. Mein angewinkelter Arm gilt als Einbahnstraße. J. findet es aufregend, trotzdem diesen Weg zu wählen. Einmal beiße ich in seinen Ärmel. Halt, Polizei! Dann drehe ich mich auf den Bauch. Kopf auf dem Kissen, die Arme vor mir, die Hände ineinander gefaltet. Aus den Händen wird der Reihe nach eine Zugbrücke, eine verengte Fahrbahn (J. muss sich mit dem Auto durch die überquer gefalteten, ausgereckten Finger zwängen), das Matterhorn mit Tunnel (Fingerkuppen gegeneinander) und ein Vulkan, meine geballte Faust, aus der mein Daumen emporschießt.

 

Di 27.02.07   7:39

Also jetzt begreife ich gar nichts mehr. Im letzten Jahr warst du Deutschland, richtig, bzw. ich, oder wir, ja, wir waren Deutschland, dann waren wir WM Dritter und hatten das Sommermärchen, dann waren wir eine Weile wieder gar nichts mehr, bis wir doch noch Weltmeister wurden, diesmal aber in einer anderen Disziplin, und jetzt plötzlich sind wir Oscar. Wer soll das noch verstehen.

Und ich? Na ja, ich bin nach wie vor Hermann M., und ich fahre gleich nach Bohmte, um ebendort den Hermann zu machen, sprich: ich lese dort. Was, weiß ich noch nicht.

14:21

Ich las: Der zehnte Mond und Sackgasse 13. Vor dritten und vierten Klassen. 150 Kinder etwa, die erste Gruppe gegen 10 Uhr, ausgeschlafen, hochkonzentriert, zu jedem Jux bereit, willig mitzumachen, zu singen, zu spekulieren, meine Akku zu füllen.

Die zweite Gruppe sehr viel zugeknöpfter, also ließ ich den Akku, den die Kinder mir vorher geladen hatten, wieder entladen, versuchte zu sprühen und Geheimnisse in den Raum zu stellen, was auch gelang.

Nun, wieder zu Hause, werde ich mich in die Waagerechte begeben.

Der Himmel ist grau. Seltsam, wie der Teutoburger Wald und das Wiehengebirge, beide nirgendwo Höher als 150 Meter, als Wetterscheide funktionieren. Nördlich war es zwar auch eher grau, aber zwischendurch schien immer mal wieder die Sonne. Auf der Höhe des Teutos jedoch, mit Blick nach Süden, sah ich schon, wo ich hineinfahren würde, und da bin ich nun.

Dritter der WM, Weltmeister, Oscar, Überlebender von Kyrill.

Was kommt da noch, würde die Fleischfachverkäuferin des vor zwei Jahren geschlossenen Supermarktes fragen, die dem Vernehmen nach von der sozialen Leiter gestürzt, jetzt hin und wieder in den Straßen der Stadt als Zeugin Jehovas anzutreffen ist.

Schöner Wortwitz. In einem Autohaus arbeitete eine Frau. Sie hieß Lieselotte Hüls. Sie war jeden Tag bis über die Toppen geflaggt, und wenn sie sich am Telefon meldete, sagte sie mit süßester Stimme: Lieselotte Hüls, was kann ich für sie tun?

Der Werkstattleiter aber, die Lehrlinge und alle anderen fanden Lieselotte Hüls blöd. Sie nannten sie in Abwandlung ihres Namens: Miese Fotze Hüls, was kann ich für sie tun?

Und noch etwas: sah auf dem Weg nach Bohmte diesen Namen an einer Werkstatt: Malachewitz. Sollte Ihnen dieser Namen also in naher Zukunft in irgeneiner meiner Geschichten auffallen, wissen Sie, woher ich ihn habe.

Gute Nacht.

 

Mi 28.02.07   15:49

Ein letztes Wintergewitter ist über den Ort gezogen, während ich im Bett lag und mich von den Lesungen am Morgen erholte. Nicht, dass ich ausgezehrt und leer gewesen wäre, nein, es ist einfach ein gutes Gefühl, nach getaner Arbeit unter die Decke zu kriechen und der Welt im Halbschlaf zuzuflüstern, was sie einen kann, angenommen, man ließe sie.

Jetzt bin ich wieder auf den Beinen. Freue mich, dass die Lesungen so lebendig waren, freue mich, dass der Fotograf, der auch unsere Soap fotografiert hat, heute eine Serie von mir bei der Arbeit gemacht hat, sodass ich demnächst professionelle Fotos zur Hand habe, die diese Arbeit dokumentieren.

Alles ging leicht heute. Das Lesen aus Voll die Meise und Das Vampir Programm, das miteinander-reden, das spekulieren, dass Schlüsse-ziehen, das Vermuten und Weiterdenken, von der Gage gar nicht zu sprechen, die war auch gut. Die Sonne scheint, der meteorologische Frühling zieht heran und ich bin in Gedanken schon in Barcelona.

 

 

 

 

 

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