Januar 2006                                  www.hermann-mensing.de

mensing literatur

Bücher von Hermann Mensing bei: Amazon.de

zum letzten Eintrag

Mo 2.01.06   8:40

47786 Leser haben 2005 meine Webseite besucht. Vielen Dank.

12:55

Aber wer hat den Januar 2001 auf die höchsten Plätze meiner Besucher-Statistik geklickt?
Und wer wollte wissen, was in den Zimmern geschieht?
Sie sehen, ich weiß nicht, für wen ich schreibe, ich weiß nur, dass ich schreibe.


Die 3.01.06   13:53

Da das WM Jahr begonnen hat und wir nicht Weltmeister werden, versuche ich, in nächster Zeit ein paar Ausreden zu erfinden, die auf verschiedene Situationen anwendbar sind.

Ausredenpaket 1:

Ich will das nicht.
Dafür bin ich zu intelligent.
Ich will, dass Sie mich fragen.
Ich will, dass Sie mich anrufen und sagen: Bitte, guten Tag, hätten Sie nicht Lust, ich hätte da eine Arbeit. Kommen Sie doch mal vorbei.
Ich bettle nicht.
Ich verkleide mich nicht. Für niemand. Die sollen mich nehmen, wie ich bin.

14:55

Mit solchen Ausreden hält man sich alles vom Leib.
Sie gelten für Jung und Alt, für Absolventen jeder Schulform, sie gelten für alle die glauben, sie wären zu geil für diese Welt. Jüngere Menschen meist, deren moralische Integrität noch nicht durch die Kompromisse des Alltags gebrochen ist.
Sie haben (das sage ich neidlos) Recht mit diesen Ausreden.
Dennoch bleiben es Ausreden.

 

Mi 4.01.04   15:40

Erfindet man Ausreden, weil man etwas nicht tun will, oder ist eine Ausrede dem englischen Excuse gleichzusetzen, eine Entschuldigung dafür, dass man etwas getan hat, was man nicht hätte tun sollen?

Gilt das Eine wie das Andere, oder ist die Ausrede so etwas wie putative Notwehr?
Man verteidigt sich, eh man angegriffen wird, man hat schon den Satz parat: Ich hatte doch keine Ahnung...
Folgte die Ausrede vor der Tat, müsste danach die Entschuldigung folgen.
Man entschuldigt sich.
Tut mir Leid, ich hatte doch keine Ahnung.
Gleicher Text, zeitlich ein wenig nach hinten verschoben.
Die Grenzen zwischen Ausrede und Entschuldigung scheinen also nicht immer klar, eines aber dokumentieren sie in jedem Fall: ein gewisses Unwohlsein desjenigen, der sich entweder herausredet oder entschuldigt.

 

Do 5.01.06   9:51

Eine der heftigsten Ausreden (Ausrede 3.) lautet: Wir haben das nicht gewusst.
Meine Eltern haben das gesagt, jeder hat das gesagt, damals, nach dem Krieg.
Ich konnte das nicht akzeptieren.
Mittlerweile halte ich es für möglich.
Für uns jedoch, für die Gegenwärtigen, gilt diese Ausrede nicht.
Wir wissen alles. Wir sind im Sinne des Gesetzes voll verantwortlich.

 

Fr 6.01.05   10:30

Ausrede 4: Heute keine Lust, Ausreden zu erfinden.

Stattdessen: Bitter!

Innenminister Schäuble sagt, er wolle auf Erkenntnisse durch Folter nicht verzichten.
Kein Wunder, seine Beine kann man ruhig brechen, er merkt es ja nicht.

 

Sa 7.01.05   13:30

Wer wissen will, was Herr M. am 12. Januar gegen 20 Uhr, sich auf Klavier und Ukelele begleitend, sprechend und singend vortragen wird, klicke auf Gedichte für Erwachsene und lese: Ballade für Dämchen. Berechtige Zweifel eines Dichters nach einer Nacht mit Gewitter. Für George Bush. Liebe. Ballade von einer Kanaken Stadt. Wunsch...
Einiges wird noch hinzu kommen.
Danach wird Herr M. aus Mein Prinz lesen.

Nun muss man wissen, dass Herr M. weder Klavier noch Ukelele spielen kann, um so spannender wird es also für alle Beteiligten. Herr M. freut sich schon. Er startet diesen Erkundungsballon, weil er an einem Programm für Erwachsene bastelt, bei dem ihn sein Lieblingssaxophonist begleiten wird. Vielleicht aber auch ein Pianist. Oder beide, das ist noch nicht klar.

Das Programm hieße:

Was würde mir fehlen ohne mein Leben?
Ein schöner Abend mit ...
Tenorsaxophon
Piano
H. Mensing - Texte, Ukelele und Singsang.

 

Mo 9.01.06   10:19

Man kennt das: Mörder richten Pistolen, Gewehre, Pumpguns oder Maschinenpistolen auf ihre Opfer und drücken ab. Fetzen fliegen, unter Umständen Körperteile, literweise Blut färbt den Boden. Die Mörder verziehen keine Miene. Wahrscheinlich, weil sie das alle Tage für Geld tun. Dass aber Mörder ihre Schüsse ins Off feuern und wir die Opfer nicht sehen, dass sich das Grauen dadurch verfielfacht, dieser simple, uralte (außer Mode gekommene?) Trick des Weniger ist Mehr macht Match Point, den neuen Woody Allen Film, zu einem höchst spannenden Erlebnis. Einzig überflüssig: die Szene zu Ende des Films, in der der Mörder in einer Halluzination seine Opfer trifft. Ansonsten aber: sehr zu empfehlen.

Was nun den Montag und die Ausreden für diese Woche angeht: Ausrede 5. lautet: auch in dieser Woche wird wegen höchster emotionaler Anspannung, über die hier nicht geredet werden soll, kein neuer Roman begonnen. Stattdessen klimpert der Autor weiter auf Ukelele und Klavier und spürt schon das Lampenfieber.

PS. Die emotionale Anspannung hat nichts mit dem Auftritt am 12. zu tun.

PPS. Natürlich funktioniert dieser Film nur, wenn man einige rationale Einwände außen vor lässt. Welche das sind, finden Sie dann schon selbst heraus, wenn Sie sie außen vor lassen.

11:53

Ich erkläre mich zum Weltkulturerbe.

 

Di 10.01.06    13:41

Die Türen schließen sich. Der Saal ist dunkel. Zu Ende von Frank Zappas Version des Bolero Spots auf die Protagonisten. Jeder findet sich in einer bislang nur grob definierten Auftaktsituation, z.B. der Mensch im Zug, aus dem Fenster schauend, in ein Handy sprechend, jemand im Bad vorm Spiegel, jemand an der Haustür etc. Jedem wird mit dem ersten Satz ein Geheimnis angehängt, das seine Entwicklung während der Soap beeinflusst. So weit sind wir. Nächsten Dienstag treffen wir uns zum ersten Mal. Ende des Sommers ist Premiere. Danach folgt fünf Monate lang je eine Folge. Die Autoren sind Harald Funke und ich. Bin gespannt, wie das ausgeht. Mehr hier....
Grundsätzliches zum Cactus Theater hier...

 

Mi 11.01.06   9:10

Betr.: Panik = plötzliche, angstvolle, kopflose Erregung, die bei unerwartet hereinbrechender, vermuteter oder tatsächlicher Gefahr auftritt. Charakteristisch sind ziellose Fluchtreaktionen bei lahmgelegter Kontrolle.

Fußballschlachtgesänge. Die Anhänger des HSV in der Nordkurve, die von Borussia Dortmund in der Südkurve. Max und ich hoch oben auf der Westtribüne, die atemberaubend steil vor uns abfällt. Schallwellen fangen sich unterm Dach und begraben uns. Mir ist mulmig. 65000 Menschen in unmittelbarer Umgebung und mindestens 60000 wollen sehen, wie Dortmund den Hamburger  Sportverein besiegt. In den Fanblocks glühen bengalische Höllenfeuer. Pauker treiben die Mannschaften an. Fahnen werden geschwenkt. Menschen reißen die Arme hoch wie Ertrinkende. In unserer Nachbarschaft ist es ruhig. Analysierendes Betrachten. 65000 Schiedsrichter und Trainer begutachten die Arbeit ihrer Akteure. Max und ich essen Chips und trinken Cola.  (Februar 2001)

So.
Und nun stellen Sie sich Panik vor.
Da nutzen keine Fluchttore, da nutzt kein Zauber, da kann man nur hoffen, dass man überlebt.

 

Fr 13.01.06   10:12

Eine Lesung ist eine Lesung ist eine Lesung. Auch wenn nur zwölf oder dreizehn Zuhörer kommen. Einer von ihnen ist wie aus dem Ei gepellt, stellt sich vor als Herr D., ein zweiter, der neben ihm steht, als Herr Dr. S., Ethnologe. Ach ja, sage ich, ja, ja. Dr. S. sieht aus, als hätte man ihn aus der Mülltonne gezogen und ist nur gekommen, um nach unseren Telefonaten einmal guten Tag zu sagen (guten Tag), leider habe er keine Zeit, er müsse noch zu einem anderen Termin. Nun ja, sage ich, und bin sicher, dass er so streng riecht, denn wer sonst.

Dann aber verabschiedet sich der Ethnologe und der Geruch bleibt, eine strenge Aura, die bei Unterschreiten einer Distanz von Unterarmlänge wie ein Schlag wirkt, so dass man zurückschreckt. Also Herr D.? Seltsam, das passt nun gar nicht. Herr D. will wissen, wer ich bin, und ich tu so, als wüsste ich's und sage es ihm. Herr D. ist beeindruckt. Er hatte ja keine Ahnung. Ich gebe ihm meine Karte.

Auf der Bühne steht ein Klavier, meine Ukelele liegt darauf, ich erkläre, was es mit diesen Instrumenten auf sich hat. Ich spreche von Texten und untergelegter Musik und lese die Ballade von einer Kanaken Stadt, denn auch darin geht es um Migration und Fremdsein. Zwei, drei Strophen begleite ich auf dem Klavier. Dann lese ich aus Mein Prinz. Ich lese nicht schlecht, ich werde mit der Zeit besser, ich habe Lacher, aber eine Lesung vor Kindern ist unvergleichlich schöner.

Ich verkaufe Bücher, ich beantworte Fragen, der Abgeordnete des VS überreicht mir meine Gage und ich fahre nach Hause. Es ist frostig. Es war nicht der Abend, von dem ich geträumt hatte, aber meine Zuhörer waren beeindruckt. Herr D. fand es "leicht und schwer zugleich", seine Frau zeigte sich "bezaubert", ich sagte ja ja ja, was sonst hätte ich darauf sagen können. Und nun hoffe ich, dass ich Mein Prinz noch oft lesen kann.

Das Jahr lässt sich gut an.
Gestern wurde ich für eine Projektwoche gebucht.
Im Mai werde ich eine Woche mit ausgesuchten Schülern einer noch nicht bestimmten Schule ein Hörspiel schreiben und produzieren.
Was will ich mehr.

Dennoch: das Ungesagte türmt sich, jeden Tag kommt Neues hinzu und irgendwann weiß ich nicht mehr, was ich sagen soll. Ich verstumme. Alles ist wahr und nicht wahr. Alles ist richtig und falsch. Jeder neue Satz könnte mich begraben unter sechsundfünfzig Jahren sprachlosen Staunens. Selbst, wenn ich plötzlich zu sprechen begänne, was sagte ich als Erstes, was sagte ich dann? Oder wäre es nicht eher so, dass ich schon nach dem ersten Satz vom Mob über weite Plätze gejagt, bedroht und verspottet würde. Also schweige ich und ersticke, bis ein leichtes Zucken um die Mundwinkel meinen letzten Atemzug ankündigt.

 

Sa 14.01.06   19:45

Stelle alle Texte zusammen, die nach meinen Lesungen der letzten Jahre entstanden sind. Ansonsten: roch fernen Frühling, machte mit C. einen langen Spaziergang, aß gut und werde morgen weiträumig anradeln. Fiets aus dem Keller und hinaus, hinaus, wie der Wind, den der Fischer fahren lässt....

 

So 15.01.06   15:56

Wir erreichten gegen 12:45 den Gasthof H. im Amelsbüren. Wir waren durchgefroren vom Radfahren und wollten eine heiße Suppe. Gäbe es so etwas? fragte ich, den Kopf zur Tür hinein streckend, ja, ja, sagte eine übergewichtige, teigige Mittdreißigerin mit dünnem Haar. Die Wirtin. An der Theke saßen vier Männer. Zwei ganz rechts, zwei ca. 4 Meter von diesen entfernt ganz links. Alle über 60, Einheimische, keiner freundlich, jedenfalls nicht, dass man es hätte ahnen können. Ich erwiderte, gut, dann müsse ich nur noch mein Fahrrad abschließen.

Wenig später betraten C. und ich den Gasthof. Die Männer sprachen über auf Gehsteigen abgestellte Fahrräder, die es Behinderten in Rollstühlen unmöglich machten, vorbei zu kommen. Das ist meine Meinung, sagte einer und ich wurde das Gefühl nicht los, das sei auf uns gemünzt. Wir hatten die Räder vorm Haus abgestellt. Gegen die Hauswand gelehnt. Nun muss man aber wissen, dass der Gehsteig dort sowieso zu schmal für Rollstuhlfahrer ist.

Die Männer wechselten das Thema. Sie sprachen über Fußball und nicht anwesende Männer, die Arschlöcher wären. Das ist deine Meinung, sagte nun ein anderer, der fand, dass der, über den da gerade gesprochen wurde, kein Arschloch wäre, jedenfall hätte er ihn nicht so kennengelernt. Die Männer tranken Bier und Schnaps.

Unsere Suppe kam. Sie war heiß und fettig, eine Hochzeitssuppe, besser, als wir erwartet hatten, nachdem wir den Gasthof betraten, denn die teigige Wirtin trug einen Pullover mit großen Flecken unter der rechten Brust, was auf nichts Gutes schließen ließ.

Wir aßen. Ein Mann nach dem anderen verabschiedete sich. Zu Hause werde sie einen Mittagsschlaf machen. Um vier werden ihre Frauen ihnen Kaffee und Kuchen servieren. Sie werden auf Sofas liegen und DSF schauen. Bis zum Abend. Bis zu den Nachrichten, die sie gehässig kommentieren.

Wir zahlten, zogen uns warm an und radelten weiter. Wir folgten dem Dortmund-Ems-Kanal bis nach Münster, aßen bei Issel Kuchen, trafen Christa D. und Manni F., die gerade vom Golfspiel kamen, redeten ein wenig miteinander, erfuhren, dass man nun in der Grünen Partei sei und waren uns auf der Rückfahrt einig, dass all diese Vereine- und Vereinigungen zu nichts weiter nütze sind, als Netzwerke zu knüpfen, die einem das Geschäft erleichtern. Alle sind in solchen Vereinen, alle, alle, alle, nur Herr und Frau Mensing nicht, die kriegen Pickel davon, die können so etwas nicht ertragen, wo soll das bloß hinführen.

 

Mo 16.01.05    9:02

Von Süden, auf federnden Schwingen,
den nahenden Frühling sie bringen.
Doch haben sie, Scheisse hoch drei,
auch das tödliche Virus dabei. (1)

 

Di 17.01.06   10:16

Die Jahresendabrechnung erweist Mindereinnahmen von 14,58% im Vergleich zum Vorjahr. Das kann nur heißen, wir müssen Angestellte entlassen (mich), wir müssen Kosten reduzieren (weniger essen), wir müssen ins Ausland verlagern (Schön-Schreiber gibt es zuhauf in China) und mehr schreiben.

Wenn man aber bedenkt, wie mit so viel frei verfügbarer Zeit dennoch so viele Euro erwirtschaftet wurden, verneigen wir uns froh und hoffen, dass dieses Jahr, das in seinen ersten zweieinhalb Wochen schon einige Hoffnung verheißende Signale gesendet hat, hält, was es verspricht.

13:17

Links zu den Favoriten meiner heutigen Statistik:

April 2002     Rimini    Februar 2003    Weltreise    Dämliche Gedichte    Januar 2001    Romane

 

Do 19.01.06   10:45

Die glänzende Karriere des Schriftstellers M. hat einen weiteren Höhepunkt zu verzeichnen: seit gestern ist er Schirmherr. So etwas wird nicht jeder, und Schirmherr sein ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Herr M., dessen Herkunft ihm zu dieser Schirmherrschaft verholfen hat (wie viele andere hochstehende Persönlichkeiten nur deshalb hoch stehen, weil ihre Herkunft sie in entsprechende Positionen befördert hat, nicht ihre Qualifikation), Herr M. also wird Schirmherr für die Verbesserung der Lesekompetenz der Schüler seiner heimatlichen Realschule.

Sechs Jahre war er dort Schüler. Der große Sänger Udo L. ging dort auch aus- und ein.
Mindestens drei dieser sechs Jahre hatte M. einen Klassenlehrer, den er heute noch hasst, und der ehemalige Hausmeister, der im Winter heiße Sinalco verkaufte, erscheint ihm noch hin und wieder in Träumen.

Schwamm drüber. Seine Schule, die Fridjof-Nansen Realschule, hat erkannt, dass es gilt, die Lesekompetenz ihrer Schüler zu fördern, hat eine Expertengruppe gegründet, die den Auftrag hatte, allem Übel auf den Grund zu gehen. Das hat sie getan, nun wird eine Schülerbibliothek eingerichtet. Es wird einen Aktionstag geben, zu dem Eltern geladen sind, denen Geld zwecks Bücherkauf aus der Rippe geleiert werden soll. Mit Hilfe u. a. des oben genannten, auf eine glänzende Karriere zurückblickenden M., der über diese Aktion seinen Schirm halten wird. Nichts soll von oben kommen, da sei M. vor. Anzunehmen ist, dass er eine Rede halten wird, er wird höchstwahrscheinlich auch lesen, aber am meisten freut er sich auf die Rede, in der er mit wenigen Sätzen klarstellen könnte, was er von seinem ehemaligen Klassenlehrer hält: ein sadistischer, Kinder hassender Mathematiker.

Die Veranstaltung findet am 25. März dieses Jahres statt. Ein Samstag. Ein Samstag in der von M. gehassten Stadt G., deren einziges Existenzrecht in ihrer Lage an der niederländischen Grenze besteht. Eine Stadt, die man genausogut hätte abreißen können, um Platz für die aus den Niederlanden flüchtenden Besserverdiener und Rentner zu schaffen, die sich dort sei Jahr und Tag ansiedeln, weil sie die multikulturellen Verwirrungen ihres fundamental protestantischen Heimatlandes und die explodierenden Immobilienpreise nicht mehr ertragen können.

An diesem Märzsamstag also wird M. dort seine Stimme erheben. Als erstes könnte er ausrufen: Freunde, Lesen macht dumm! Das wäre er großartiger Auftakt im Hinblick auf das Thema Lesekompetenz, gefolgt von der rhetorischen Frage, ob es denn tatsächlich wünschenswert sei, fahle, körperlich verweichlichte Leser zu protegieren, statt kraftvolle, optimistische Sportskanonen wie Axel Schulz, der sich mit 37 Jahren gegen gutes Geld vermöbeln lassen will, als Vorbild zu wählen?

Nun, Herr M. wird das alles natürlich nicht öffentlich äußern. Herr M. wird im Gegenteil seiner Freude Ausdruck geben, denn so paradox es klingen mag: Herr M. liebt diese Stadt. Er liebt sie so sehr, dass er alle Monate hinfährt, herumgeht, ihre Hässlichkeit preist und ihren überkandidelten Wiederaufbau nach Zusammenbruch der Textilindustrie.

Und noch etwas gibt es zu berichten: Herr M. hat den ersten Abend mit Schauspielern der noch zu erarbeitenden Theater-Soap sehr genossen. Schon gibt es erste Szenen, denkbare Eröffnungen für den Piloten dieser Soap, es gibt denkbare Spielorte, und es gibt fast 15 Schauspieler, die mit großen Engagement bei der Sache sind. Wer sich informieren will, sei an diese Adresse verwiesen.

12:30

Lange lag Herr M. auf dem Sofa, gestern Abend, als wieder Eis über Land schlich und die Straßen zu Rutschbahnen machte, lag da und las die letzten Seiten des leichten, luftigen und lustigen Romans Antonio im Wunderland von Jan Weiler (Kindler Verlag), bis er sich doch noch entschloss, zu der angekündigten Funk Session im Hot Jazz Club zu fahren.

Was für ein Reinfall!

Statt verschärften Funk spielte eine Gymnasiasten-Kapelle um den jungen, Posaune spielenden Adelsspross von E. ordentliche Interpretationen der am häufigsten gespielten Stücke des Real Book, spielten und spielten derart leidenschaftslos, dass Herr M. gern Feuer gelegt und die tüchtigen jungen Menschen weggesprengt hätte.

Da das aber nicht erlaubt ist, fuhr er schleunigst wieder nach Hause und beendete den Roman, den er als Lese-Empfehlung all denen ans Herz legt, die Leichtes und dennoch höchst Gehaltvolles gern lesen, zumal dies eine Kunst ist, die man uns Germanen nicht allzu häufig nachsagt.

Was nun die tüchtigen jungen Menschen angeht: manchmal habe ich den Eindruck, dass es viel zu viele von dieser Sorte gibt. Vielleicht ist es aber auch nur so, dass die jungen Wilden sich vor mir verstecken. Wo immer sie sind, ich drücke ihnen auf jeden Fall die Daumen.

 

Fr 20.01.06   9:07

Jeden Tag eine Idee.
Jeden Tag eine verworfene Idee.
Jeden Tag ein Anfang ohne Ende.
Jeden Tag ein offenes Ende.
Jeden Tag ein Blick zum Himmel.
Jeden Tag.

11:47

Seit ein paar Tagen ist übers terretrische Digitalfernsehen auch arte zu empfangen.
Verbrachte gestern einen ersten Abend mit diesem Programm, und muss sagen: auch wenn elaborierter Code gesprochen wird, schützt das nicht vor gequirlter Scheiße. Nicht, dass ich das nicht vorher gewusst hätte, nein, ich wurde nur wieder daran erinnert, dass man ständig wachsam sein muss, ständig, immer und überall.

Hach wie anstrengend!

Da will man einfach nur fern sehen, schon muss man aufpassen.
Ob RTL 2 vielleicht mein Haussender wäre? -
Ich meine, da weiß ich, dass Scheiße raus kommt, ganz egal, wann ich anstelle?
Oder sollte ich tun, was ich nie täte, wenn ich allein lebte, aber wovon ich schon mein Leben lang träume: mit einem dicken Hammer den Fernseher klein schlagen, CD's, LP's, Videos, DVD's, die gesammelten Unterhaltungsmedien der letzten dreißig Jahre auf den Müll befördern, und dann schauen, was die Leere mit mir macht. Diese grandiose Leere, die entsteht, wenn niemand dazwischen quatscht, ganz egal, wie intelligent er das macht.

Auf Reisen, früher, war das oft so. Da wurden die Stimmen der Leere manchmal so erschreckend laut, dass ich, wie einmal im tiefsten Hinterland Guatemalas, vor einem kleinen Geschäft stehen blieb, aus dem James Last Musik klang. Das muss man sich vorstellen! Der kleine Hermann (22) hatte fast Tränen in den Augen. Dabei hatte er gedacht, er wäre ein Wilder. Tja, so kann man sich täuschen.

Was schließen wir daraus?
Sollen wir in gequirlter Scheiße ertrinken?
An elaboriertem Code ersticken?
Nein. Ich weiß! Sterben. Dann ist Ruhe.

 

So 22.01.06   12:53

Gestern gegen 17:30 hatte ich alle Hände voll zu tun, mich und mein Auto bei Schneeregen, kaum sichtbaren Fahrbahnmarkierungen, in und um Gischtwolken fahrend, mit Lichtreflektionen von allen Seiten und Mitbewerbern, die kein Risiko scheuten, von Graes zurück nach Hause zu bringen.

Carsten und ich hatten den Tag im Studio genutzt, um die Ballade für Dämchen zu vertonen. Weil sie so gut gelungen war, genehmigten wir uns einen kleinen Joint. Es gibt Pläne für weitere Texte. Carstens Studio, etwas mehr als einen Steinwurf vor der niederländischen Grenze im flachen, trocken gelegten Alstätter Moor, hat eine äußerst entspannte Atmosphäre. In den nächsten Monaten werde ich immer mal wieder für einen oder zwei Tagen dort abtauchen.

Ich neige dazu, meine Geschwindigkeiten den Gegebenheiten anzupassen, bei dem Wetter wäre ich auch unter normalen Umständen kaum schneller als 80 gefahren, aber so etwas mag der Deutsche nicht, er will voran kommen, koste es, was es wolle. Kein Wunder, dass ich mir getrieben vorkam.

Der größte mir bekannte lebende Künstler Thomas P., den meine Frau und ich später besuchten, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren, lag volltrunken auf seinem Sofa. Das ist nicht ungewöhnlich, er ist Alkoholiker. Über die Jahre ist es ihm gelungen, seine Mitmenschen derart zu brüskieren, dass sich kaum noch jemand zu ihm traut.

Dabei ist er der liebste Mensch unter der Sonne und seine Kunst ist groß.

Ob er mit dem Trinken aufhörte, wenn ihm die längst fällige Anerkennung endlich zuteil würde, bezweifle ich. Wahrscheinlich würde er seinen Alkoholkonsum vervielfachen. Wir weckten ihn. Er zischte wie eine Schlange, schrie, wie schön es wäre, dass wir gekommen seien und versicherte uns seine Liebe.

Wir lieben ihn auch. Er ist der einzige Mensch, den ich kenne, der nicht neidisch ist, nicht nachtragend, der einzige, dem ich sagen kann, was ich denke, ohne Gefahr zu laufen, eine Freundschaft auf ewig zu demontieren, wie das mit Hagedorn der Fall wäre, dem man nichts sagen kann, der vor Neid und Eifersucht platzt, der nachträgt, der ein Angeber ist und dem ich meine Bekanntschaft dennoch nicht aufkündigen werde, wenngleich ich oft darüber nachdenke.

Es ist Sonntag.
Es ist grau und niemand würde sich wundern, wenn jetzt die Welt unterginge.

 

Mo 23.01.06    11:50

Schon 11 Termine für dieses Jahr. Die Konjunkturforscher haben recht. Es geht aufwärts. Wir bäumen uns noch einmal auf, dann übernehmen die anderen. Entweder, wir machen Zugeständnisse, oder sie drehen Hähne zu, erdrücken uns mit ihren Preisvorteilen und dem Konsumhunger ihrer Menschen. Schöne Aussichten, tralalalaaaaa....

 

Di 24.01.06   12:31

Mayday mayday, melde mich aus prekärer Lage. Bin beim Morgenschiss auf der Brille festgefroren und kann nicht mehr fort. Schickt Schweißbrenner! Schickt auf jeden Fall Warmes, das mich endlich loseist und fliegen lässt, so kann es nicht weiter gehen. Und dann zwischendurch auch immer noch diese Anrufe auf dem WC-Telefon. Wie es mir ginge und was die Geschäfte machten? Und hintenrum die inquisitorischen Fragen, ob ich denn auch schon etwas von XY gehört hätte, und wie ich das denn machen würde, und ob man nicht mal vorbeikommen und die Sache besprechen könne? Industriespione! Aber keine Angst, ich werde nicht öffnen, ich verrate keine meiner gut gehüteten Marketing-Aktionen, mit denen mir die Kunden nur so auf den Leim gehen, ich nicht. Ich arbeite nur für mich, für niemanden sonst. Ich arbeite mit langfristigen strategischen Konzepten: erst diplomatische Drohungen, dann kleine Bombardierungen, schließlich Flächenbombardements, bis ich sie alle im Sack habe und sie widerspruchslos auf mein Konto einzahlen. So mache ich das, aber ich werde doch nicht so blöd sein, es anderen zu verraten.

 

Mi 25.01.06     9:45

Der schon ältere Herr M., seit Weihnachten einer der größten lebenden Ukelele Virtuosen, hat gestern wieder einmal gezeigt, dass er auch nicht Schlagzeug spielen kann. Kaum geht es nämlich um arrangierte Passagen, verheddert er sich und sehnt sich danach, dass die erste Improvisation beginnt, zu der er swingen kann. Amsterdam, Amsterdam heißt seine triolische Perspektive.

Vorher hatte M. mit durchweg 30 Jahre jüngeren Menschen zum zweiten Mal für die im Sommer zur Premiere anstehende Theater Soap geprobt. Interessant, was er so kurz vor seinem Altersruhestand noch erleben darf. Fröhliche Kreisspiele, Lauf-Improvisationen, dann aber: erste Spielszenen.

Die jungen Schauspieler tun alles, was man ihnen sagt. Sie warten geradezu auf Anweisungen. Den einen ist das Spiel am liebsten, das miteinander tun, anderen aber, und dafür, glaubt Herr M., sitzt er da und schaut zu, anderen ist die Schauspielerei ernster, die beobachtet er genauer.

M.'s Mitautor H. hatte angeregt, typische Soap-Charaktere zu entwerfen, Personen, die eine große, heimliche Sehnsucht haben, die unerfüllbar scheint, sie in sogenannte Fish-out-of-the-water Situationen zu stellen und mit diesen Extremen zu improvisieren.

Beispiel: ein höchst erfolgreicher junger Mann mit tiefer Sehnsucht nach Nähe, der bei Berührungen Asthma-Anfälle bekommt, bestellt ein Call-Girl, das sich nach einem Kind sehnt.

Wo hatten Sie denn sonst so zu tun? fragt der junge Mann, und das Callgirl antwortet: Zumeist ziemlich weit unten.

Solche Sätze werden notiert, und ich denke, in drei, vier Wochen werden wir darangehen, erste Szenen festzuschreiben und Plots zu entwerfen.

Der Himmel: mausgrau.
Es riecht nach Schnee. Hin und wieder ein paar Flöckchen.
Sollte das schlimmer werden, wird Herr M. nicht nach Bochum fahren.

13:24

Augenblicklich kommt es mir vor, als hätte ich nie eine Zeile geschrieben.
Ich wüsste nicht einmal, wie ich es hätte tun können. Vielleicht liegt's am Januar.

 

Fr 27.01.06   10:50

Falls Plug-in and Play je funktioniert hat, dann wohl nur mit Stecker und Steckdose, alles andere ist erbärmliche Lüge, wie 99% aller angebotenen Waren mit falschen Versprechungen hantieren.

Warum ich das sage? - Nun, nach langem Zögern kaufte ich mir gestern eine externe Festplatte, um meine Daten endlich so sichern zu können, dass bei Zusammenbruch meines Systems nichts verloren geht. Installations-CD lag bei. Die Installationsanweisungen waren zwar wortwörtlich aus dem Chinesischen ins Deutsche übertragen, aber ich hätte gewusst, wie die Festplatte zu installieren gewesen wäre, hätte sich die Installations-EXE auf der CD nicht hartnäckig geweigert, sich öffnen zu lassen. Ich versuchte es mit allen mir bekannten Tricks, zog jemanden zu Rate, der noch mehr Tricks kennt, aber auch er blieb ratlos, und so werde ich gleich in die Stadt fahren und die Festplatte zurück geben.

18:17

An der Kasse sagte man, ich müsse zunächst zu den Computerfachleuten, die Quittung abzeichnen lassen, danach könne ich wiederkommen und das Gerät zurück geben. Wo die denn wären, fragte ich, denn ich war schon durch die Abteilung gestreift, um den jungen Verkäufer zu finden, den ich gestern um zwei Sätze zu der externen Festplatte gebeten- und der mir darauf gesagt hatte, er habe nie Schlechtes gehört. Bei der Säule dort, sagte man und ich ging zur bezeichneten Säule. Dort war niemand. Es war auch weit und breit niemand.

Bis dieser kleine Mann kam, knapp dreißig Jahre, gegeltes Haar, Brille: ein Hähnchen. Ich sagte, dass es mir nicht gelungen wäre, die Festplatte zu installieren, weder habe mein System sie erkannt, noch hätte ich auf die Installations-CD zugreifen können, daher wolle ich das Gerät zurückgeben.

Mal sehen, sagte er. Wir gingen zu einem Laptop, er verband die Festplatte mit dem Rechner und sofort meldete der neue Hardware. Dann aber versuchte er die Installationssoftware zu finden, was jedoch nicht gelang. Ich hatte längst mitbekommen, dass das Misslingen meiner Installationsversuche auf einem dummen Fehler beruhte. Ich hatte nämlich angenommen, dass das USB Kabel auch für die Stromversorgung der Festplatte zuständig sei, das zweite, beiliegende Kabel, an dessen einem Ende eine Art hohler Chintz-Stecker war, hatte ich für ein USB1 Kabel gehalten und gar nicht erst mit den entsprechenden Buchsen verbunden.

Nicht ganz klar, ob der Verkäufer nicht doch noch eine Installation fertig brächte, sagte ich, ganz gleich, wie das jetzt ausginge, ich wolle das Gerät nicht mehr, es habe mich einen Nachmittag nutzloser Versuche gekostet. Darauf wurde der Verkäufer sehr spitz und sagte, ich könne das Gerät nicht so einfach zurückgeben. Ich erwiderte, dass ich das sehr wohl könne. Nein, sagte er. Höchstens aus Kulanz. Ich spürte Wut. Ich sagte, ich wolle nicht darüber belehrt werden, was ich könne und nicht könne, sehr wohl nämlich stünde mir als Kunde das Rücktauschrecht zu, und dann zog ich die simpelste, wohl gerade deshalb wirksamste Karte: Ich möchte bitte den Geschäftsleiter sprechen, sagte ich. Der Verkäufer änderte seine Meinung auf der Stelle, entschuldigte sich mehrfach und geleitete mich mit der gegengezeichneten Quittung zur Kasse.

18:53

Es ist amtlich.
Unser jüngster Sohn hat einen Ausbildungsplatz. Er fängt am 1. Februar an.
Die Gebirge, die über uns einstürzen, die tonnenschweren Lasten des letzten Jahres, alles ist mit einem Mal fort. Zu begreifen ist noch nichts, aber es wird sich im Nachtschlaf bemerkbar machen. Beim Frühstück. Nach dem Frühstück. Beim Küssen. Überall. Und ich werde wieder schreiben können.

 

Sa 28.01.06  13:12

An einem der nächsten Tage werde ich mich betrinken. Ich möchte dann sediert auf dem Sofa liegen und es soll mir sein, als hätte ich mir nie Sorgen gemacht, als wären die letzten eineinhalb Jahre nicht gewesen, als wäre es normal, dass junge Menschen, die arbeiten wollen, auch arbeiten dürfen, ich werde noch einen Schluck hinterher gießen, hinter die Binde, sagt man, dann könnte es sein, dass ich auf den Balkon trete, das Waldhorn von Opa Fritz an die Lippe setze und unkontrolliert Töne in die Nachbarschaft expediere, die denen, die sowieso gewusst haben, dass es unser jüngster Sohn nicht schafft, weil er doch immer so rumläuft und mit seltsamen Typen sich abgibt, im Zwerchfell explodieren, dass ihnen schlecht wird, all den Nichtmenschen, die nur Hohn und Spott und Hochmut haben.

Wie anders da unsere Nachbarin, Frau K., die immer große Stücke auf unsere Kinder gehalten hat, unser Zahnarzt, Herr B., Alfredo ebenfalls, all die freuen sich mit uns, für die sind die Töne nicht, die wissen, dass es Freudentöne sind, Freudentöne, Freudentränen....

Nichts, was in den letzten Monaten zu tragen war, wurde also umsonst getragen, es stimmt, was ich schon immer geglaubt habe, man muss hoffen, man muss tragen, irgendwann wendet sich jedes Blatt.

15.35

Nach einem strahlenden Frosttag werden die Schatten länger, die Sorgen liegen in Scherben am Boden, das Glück tappt noch unbeholfen herum, es wird noch brauchen, eh es sich zu uns setzen kann, daher beginne ich jetzt, mich zu betrinken.
Prost.
Die Droge zum Fest: Tullamore Dew.
Die Musik: The Brave and the Bold. Tortoise and Bonnie "Prince" Billy.

16:00

Natürlich beeinträchtigt Alkohol Sinne und Koordination. Aber das ist ja der Sinn der Sache. In geschätzen 60 Minuten (je nach konsumierter Menge Whisky cl.) könnte ich schon nicht mehr in der Lage sein, einen Kugelschreiber zu führen. Noch ist das möglich, schließlich bin ich erst beim zweiten Doppelstöcker. Diese knapp den Boden deckenden Kneipen-Whiskys machen trübsinnig. Eine halbe Daumenbreite sollte schon sein.

16.22

Hühnersuppe wird serviert.
M. hat den dritten Whisky intus und träumt.

16:37

Zum vierten Doppelstöcker hören wir:
Mattafix: Gangster Blues.
Wir assoziieren erst einmal gar nichts. So ist's recht.

17:05

Tränen dann und wann, ansonsten angenehme Leckt mich am Arsch Stimmung.
Zwischendurch ein Telefonat mit Iris, die Max Glück wünscht und mir viel Spaß beim Whisky.
Ja, ja. Danke.

17:15

Herr M.
Was sagen Sie zu Herrn Herrn M.?
Nichts.

17:20

Und sonst? - Auch nichts.

17:30

Doch. Doch etwas.
Jon, der mit Bruno und mir damals durch Südamerika fuhr, ist Millionär geworden. Erfuhr das gerade vom krebskranken Bruno, der ihn in Nairobi, wo er jetzt lebt, besucht hat. So ist das Leben. Grandios.

17:43

Dopppelt-Sichtungen nehmen zu.
Will sagen: mag muss ein Auge zukneifen.

Letztes Update today: Feierabend.

 

So 29.01.06   10:50

Strahlender Tag. Auf geht's. Spazieren.

 

Mo 30.01.06   13:45

Fuhr ein wenig Schlittschuh heute früh. Das Eis auf dem Aasee, zuletz vor 9 Jahren zugefroren, war pockennarbig. Mir war nicht ganz wohl auf der weiten Fläche, wenngleich ich nicht der einzige Eisläufer war. Drehte ein paar größere und kleinere Kreise, dachte, dass man das Älterwerden doch spürt, schwitzte unter dreilagiger Kleidung, während der moderne Freizeitläufer in stromliniger Ausrüstung vorbei glitt und wahrscheinlich nicht schwitzte. Fand nach einer halben Stunde, es sei genug. Fand auch, dass die halbe Flasche Whisky noch nachklang, wie alles mit zunehmendem Alter länger nachklingt.

 

Di 31.01.06   8:12

Kaum sind die Tränen getrocknet, weil der eine angekommen ist, fließen neue, weil der andere fort fährt. Beide liebt man, den einen deshalb, den anderen deshalb, der eine glaubt sich vorm anderen benachteiligt, der andere vorm einen, beide zerreißen einem das Herz, beiden wird man nie deutlich machen, wie sehr Liebe schmerzt, beide sind Teil unserer Herzen und Gedanken, bis ans Ende, von dem man hofft, dass sie dann da sind, mit all ihrem Unsagbaren an unserer Seite.

8:45

Dass religiöse Fundamentalisten nicht richtig im Kopf sind, weiß jeder, der keiner ist. Dass Islamisten Dänemark nun wegen einer Mohammed-Karikatur mit Boykott und Schlimmerem drohen, zeigt nur, wie bescheuert man sein kann. Man möchte es lieber nicht glauben, aber es ist Realität. Daher meine Bitte: haltet mir diese Menschen vom Leibe. Ich will sie nicht in meiner Nähe. Sollen sie doch in ihren Wüsten hocken und gen Mekka jammern.

15:00

Schönes aus der Übersetzungsmaschine zum Frankfurter Flughafen:

Freie Himmellinien- Doppelventilkegelzüge laufen gelassen zwischen Anschluß 1 und Anschluß 2 (Reisezeit: 2 Minuten). Pendelbusbusse können durch den Straßenrand jedes Anschlusses auch gefunden werden.

 

__________________________________________________________________________________________________________
1. FR. 16.01.06 Karikatur Thomas Plassmann //

Bücher von Hermann Mensing bei: Amazon.de