August 2005                                   www.hermann-mensing.de                            

mensing literatur

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Mo 1.08.05  9:20

Wären da nicht all die komplizierten Verwicklungen, die ein Computer mit sich bringt, wenn er nicht rund läuft, so wie meiner die letzten Tagen nicht rund lief, weil er sich infiziert hatte und mit keinem der bekannten Heilmittel zu kurieren war, wären also diese Verwicklungen nicht, könnte Herr M. beginnen, die nicht erzählten Geschichten dieses Sommers aufzuzeichen.

Die vom Schlagzeuger Perikles etwa, die von Kaliopi und Dinos und ihrer Hochzeit, die von Babbis und seiner Band, die nur ein Lied spielt, und das schon seit Jahren, die Geschichte von den vagabundierenden Hunden oder die von den kaum noch auf eigene Faust reisenden jungen Menschen, die sich schon mit 17 pauschal verschicken lassen, als wären sie so alt wie - sagen wir - ich, tausend und eine Geschichte wären zu erzählen, aber wie gesagt, der Internetzugang ist im Augenblick nur über komplizierte Umwege möglich, E-Mails sind gar nicht abzusetzen, wenngleich zu empfangen, Herr M. steht unter gehörigem Strom, wenn er dürfte, würde er ein digitales Massaker veranstalten, aber leider fehlt ihm das Geld, um seinen Fuhrpark fürs Web neu zu rüsten. Daher wird er sich mit diesem Beitrag erst einmal begnügen. Alle sind informiert, Freunde und Feinde, Herr. M. bewahrt mühsam Ruhe und meldet sich wieder.

18:02

The headaches are alle gone...ein nahezu paradiesischer Zustand. Der älteste Sohn hat das System wieder flott gemacht. Alle Aufregung, verschuldet durch das Nichtaufbewahren von Passwörtern, Einloginformationen etc. pp., war umsonst. Hinzu kommt Dummheit. Herr M. ist dumm.

22:15

Er weiß nicht, wie Strom funktioniert, er kann keine Fernseher reparieren, er könnte keine Brücken bauen, kein Haus, anstreichen könnte er, ein paar Bretter zusammen nageln, ja, alle höhere Igenieurskunst aber bliebe ihm als einzigem Überlebenden dieses Planeten verschlossen, er wäre gezwungen, noch einmal von vorn zu beginnen, nach einer Weile aber existierten all unsere Errungenschaften nur noch in seiner Erinnerung, die mit jedem Tag verblasste, bis vielleicht einer käme, der eine Idee hätte, der Zusammenhänge verstünde, und forschte und sein Leben aufs Spiel setzte, und alles wieder von vorn begänne. Bis dahin aber ist Herr M. der Benutzeridiot, der auf Spezialisten angewiesen ist und nur hoffen kann, dass man ihn nicht bescheißt.


Di 2.08.05  9:02

Schöner Verleser am Morgen: Kriegsgefahr aus Schnullern
Einem Bericht der Zeitung Öko-Test zufolgen können Schnuller und Trinksauger mit Krieg erregenden Stoffen belastet sein.

Als hätten wir das nicht immer gewusst.

11:23

Zwei Zimmer rechts über uns wohnte ein Gitarrist, den ich manchmal, wenn ich auf dem Balkon saß, üben hörte. Und dann traf ich ihn in der Taverne mit Babbis, dem Sohn von Dimitrios, der auch Gitarre spielt. Die beiden spielten Hotel California von den Eagles, einer der abgenudeltsten Hits der Pop-Geschichte. Man möchte auf der Stelle ein Feuerzeug aus der Tasche ziehen und im Kreise von dreißigtausend Menschen in fortgeschrittenem Alter (also in meinem) verzückt hin und her wanken.

Vielleicht flössen sogar Tränen der Erinnerung, denn in meinem Fall gäbe es welche, ich war ja da, ich stand ja in diesem Zimmer und war kurz davor, etwas zu tun, was man eigentlich nicht tut und was ich dann auch nicht getan habe, aber es hätte passieren können, damals, in Californien, auch wenn dieses Zimmer kein Hotelzimmer war, aber ich nehme an, dass Hotel California als Metapher gedacht ist (hohohoooo!), ergo, zutreffend ist.

Wo war ich?

Ach ja. Also Menschen mit falschen Zähnen und Hüftprothesen schwenkten Feuerzeuge im Gedenken an ihre ferne Jugend, als plötzlich Herr M. auf den Plan tritt und sagt: Ich spiele Schlagzeug. Babbis schaut auf und sagt: You're a drummer? Ich nicke. Der deutsche Gitarrist (Christian) will mich gleich prüfen, spielt etwas und fragt, was das für ein Takt sei. Ich zähle durch. Wie er es spielt, klingt es wie ein triolischer Achter, aber er lacht und will mir weis machen, dass es um einen Elfer handle, irgendetwas von Led Zeppelin.

Nun gebe ich zu, dass Led Zeppelin nie zu meinen Lieblingsbands zählte, und ich schon damals, als ich in Polen auf einem Jazz-Workshop war, völlig verblüfft registrierte, dass die Hälfte alle jugendlichen Work-Shop Teilnehmer, die sich für's Trommeln angemeldet hatte, Jon Bonham Fans waren.

Aha, sagte ich also, setzte mich und wir redeten ein bisschen, und von da an wechselten wir, wenn wir uns in der Taverne trafen, das ein oder andere Wort. So entstand die Idee mit der Session. Babbis war begeistert. Fehlte nur ein Schlagzeug. Oder eine Conga. Jedenfalls etwas, das zur rhythmischen Unterstützung dienen könnte.

Babbis hatte eine Idee. Er würde Perikles anrufen. Perikles war der Schlagzeuger seiner Band, eben jener Band, die außer Hotel California eigentlich nichts spielte. Perikles sprach fließend Englisch, Perikles war bereit, das Schlagzeug für einen Abend vorbei zu bringen, es gäbe nur das eine Problem. Ja? sagte ich. Es verfüge im Augenblick nicht über Felle, und da er tagsüber arbeite, sei es nicht ganz so einfach, auf die Schnelle Felle (Gelle) zu besorgen.

So kam es, dass in der Taverne Vrachos am westlichen Ende idyllischen Bucht Agios Georgis, unterhalb des noch idyllischeres Dorfes Afionas auf der Insel Korfu weder an diesem noch sonst einem Abend eine Session zustande kam, was schade ist, denn sicher hätte es Spaß gemacht, bis tief nach Mitternacht über Hotel California zu improvisieren, möglicherweise wäre eine Flasche Ouzo dabei draufgegangen, vielleicht hätte der ein oder andere Grieche Ella gerufen, oder auch Heppa, wie ich es die Animationsgriechen im Hotel Belle Helene nächtens einmal rufen hörte, um die knochentrockenen Nordländer zum Sirataki auf die Tanzfläche zu locken.

Aber was nicht ist, kann noch werden, denn fast gewiss ist, dass Herr und Frau M. wiederkehren, vielleicht schon im nächsten Sommer. Alles ist wie immer subject to change, und natürlich wird auch die Frage, wieviel kostet das und können wir uns das leisten eine Rolle spielen.

Seltsamerweise jedoch hat es bisher immer gereicht. Hinzu kommt, dass Herr M. Optimist ist. Er liebt diese Welt mit allen Idioten, er liebt sie und würde sie um nichts im Sonnensystem tauschen, selbst nicht, wenn die Chance bestünde, getaken zu werden, also von Außerirdischen etc. pp., Sie wissen schon. Nix da! würde er diese Aliens zurückweisen, ihr macht euer Ding, ich mache meines, basta, Feierabend.

Update!

15:37

Jemand fragt, was denn mit Flugangst sei? -
Dumme Frage. Was soll sein. Sie existiert. Aber glauben Sie vielleicht, Herr M. könnte Geschichten scheißen wie Goldesel Dukaten? Ich bitte Sie....

 

Mi 3.08.05   9:55

Guten Morgen.
Macht Arbeit glücklich? - Ja. Unter Umständen.

12:52

Aber auch Müßiggang kann das. Allerdings nur für Geübte. Daher Vorsicht.

 

Do 4.08.05 9:20

Surftipps für Unentschlossene:

1. Eine Weltreise

2. Ein Sommer in England 1967

3. Ein Tag London für Billigflieger

4. Ein Heldengedicht

5. Eine Vorschau auf die nächste Jahreszeit

6. Eine Erfindung

7. Eine Kurzgeschichte

8. Noch eine Weltreise

9. Ein Gedicht

10. Ein Wunsch

 

13:50

Herr M., stimmt es, dass Sie heute noch keinen Handschlag getan haben? -
Ich weiß nicht, wovon Sie reden. -
Herr M., lassen Sie mich meine Frage konkretisieren: Was tun Sie den ganzen Tag über.
Ich schreibe.
Haben Sie heute schon geschrieben?
Nein.
Das heißt, sie schreiben nicht?
Falsch. Ich schreibe immer. Auch, wenn ich nicht schreibe.
Herr M., wenn Sie Ihre Existenz mit der anderer vergleichen, würden Sie sagen, Sie haben Glück gehabt?
Glück? - Nun, ich weiß nicht.
Herr M., fürchten Sie sich nicht manchmal davor, dass Ihnen nichts mehr einfällt?
Nein. Einfallen wird mir immer was.
Wovor fürchten Sie sich, wenn ich fragen darf?
Vor dummen Fragen.
Und sonst - vor gar nichts?

Doch. Vor vielem. Aber das verrate ich Ihnen schon gar nicht, Sie Arschpfeife.

17:26

Ist es so schwer zu verstehen, dass nur Amerika* Atomwaffen haben darf? Ich meine, irgendwer muss doch aufpassen auf die Welt, und wenn die Welt nicht will, muss einer doch drohen können. Womit sollte er drohen, wenn nicht mit atomarer Vernichtung.

Die Muftis mit ihren schwarzen Turbanen und Rauschebärten werden doch schon wahnsinnig, wenn unverheirateter Mann mit unverheirateter Frau Hand und Hand spazieren geht. Was glauben Sie, wozu die erst fähig wären, wenn sie die Bombe hätten.

Also bitte unterstützen Sie Herrn Bush in seinem Ringen um Frieden und Freiheit.
Auch Herr Blair braucht Hilfe.
All diese Länder, die einst die Meere beherrschten und große Teile der Welt, die brauchen jetzt Zuspruch.

In seiner Erklärungsnot hat Herr Bush verfügt, dass die darwinistische Abstammungslehre in amerikanischen Schulen in Zukunft nicht mehr gelehrt wird. Stattdessen soll für unsere Herkunft eine intelligente Macht gerade stehen. Gott wollte er wohl nicht sagen. Komisch, oder? Eigentlich müssten sich Bush und die Muftis bestens verstehen. Beide sind Fundamentalisten, beide glauben, dass es besser ist, nicht selbst zu denken, sondern auf höhere Mächte zu vertrauen. Sollen sie sich doch treffen. Dann merken sie schnell, wie nah sie sich stehen.

* (und die andern)

 

Fr 5.08.05   7:50

Glauben Sie, dass ein Hitzeschild, das Temperaturen bis 1700 Grad und mehrfache Schallgeschwindigkeit aushält, dadurch zu retten ist, dass ein Astronaut mit zwei Fingern Füllmaterial aus Ritzen zieht?

Oder anders herum gefragt: glauben Sie, dass durch dieses Stück Füllmaterial je eine Gefahr bestand?

Oder noch anders: haben Sie sich überhaupt vorstellen können, dass man die Zwischenräume von Hitzekacheln eines Spaceshuttle mit Füllmaterial stopft, das sich mit zwei Fingern hervor ziehen lässt? -

Ich nicht.
Ich glaube, diese Spaceshuttle Nummer ist eine Showveranstaltung.
Was man uns sagen will, weiß ich nicht, aber ich traue diesen Amerikanern mittlerweile alles zu. Alles! Wohlgemerkt: ALLES.
Was nicht bedeutet, dass ich mich zu den Verschwörungs-Fanatikern zähle.

Ansonsten: prächtiger grauer Himmel. Tauben gurren. Herr M. hat in strömendem Regen Brötchen geholt.
Gestern abend sah er: Die Höhle des gelben Hundes. Ein sehr schöner Film. Aber auch: eine Ethno-Schmonzette. Im Vorprogramm Werbung für ein übles, rassistisches Machwerk: Die weisse Massai. Den emanzipierten weißen Frauen der BRD wird Sabber aus den Mundwinkeln tropfen, wenn sie das sehen.
Geschlechtsverkehr mit ebenholzfarbenem, muskulösen Massai im Gegenlicht. Widerwärtig!!!

Was wollte ich sagen: Guten Morgen.

13:04

Man fröstelt gern
man liebt den Sommer grau
man fühlt in wärm
eren Gefilden sowieso sich mau.

Man hat ja Heizung
und man hat ein Bett
hat Unterhaltung
und die Ehefrau ist nett.

Man trinkt gern Grog
der wärmt und würzt den Sommer
man ist kein Frog
schon gar kein frommer

Heilsverkünder oder Wettergott
man liebt doch Nieselregen, liebt den flot
ten frischen Wind bei dreizehn Grad
belächelt den, der Hitze hat.

Man weiß doch, was ein Hitzekoller kann
man hat gesehn, wie sowas endet
darum ist Kälte für den Mann*
viel besser, weil sie Wärme spendet.

*natürlich auch für die Frau, aber auf die kann sich kaum jemand einen Reim machen.

21:46

Und hier: anderes Griechenland. Viel früher. Griechenland mit Oma Maria 1995

 

So 7.08.05   19:00

ALL INCLUSIVE

Wer hat's erfunden? -
Nein, nicht die Schweizer. Die Priester!

Mo 8.08.05   12:15

Wenn Herr M. jetzt (wie gerade geschehen) mit dem Verlag telefoniert, hört er leichte Befangenheit. Hintergrund ist, dass man ihn nicht mehr zu den Erfolgsautoren zählt. Das geht ganz schnell. Gestern stand es noch im Verlagsprospekt, heute ist es Vergangenheit.

Herr M., hört man, schreibe zwar, aber ob wir noch mit ihm arbeiten, wissen wir nicht.
Soll er doch sehn, wo er bleibt. Wir müssen verkaufen.

Natürlich hat der Verlag recht.
Alle Allgemeinplätze des Kaufmannes treffen auch auf den Verlagskaufmann zu.
Stillstand ist Rückschritt.
Es ist egal, was verkauft wird.
Hauptsache, es wird überhaupt verkauft.

Herr M. bietet daher an:

Der verfluchte Fluss. Ein Gruselroman für Kinder ab 10
Der Vogel und der Zauberer. Ein Roman für Kinder ab 8

In Arbeit: Die Mopsi Rolle - Ein Ohrenbär

In Planung: Oma Maria   Ein Roman über die gemeinste Oma der Welt.

Herr M. versichert, dass er diese Arbeiten mit größter Sorgfalt hergestellt hat oder noch herstellen wird und garantiert höchste Qualität. Sollten Sie Interesse haben, melden Sie sich.

Im übrigen: herrliches Sommerwetter bei Temperaturen um 15 Grad.

16:03

Wenn Herr M. seine Brille trägt und flinken Schritts von einem zum anderen Zimmer geht, hört er Windgeräusche. Ein sanftes Fauchen. Der Wind scheint sich am Ohr/an der Brille zu fangen und dort zu Verwirblungen zu führen, denn setzt Herr M. seine Brille ab, sind die Geräusche fort. Es ist also kein Ohrenpfeifen, kein Defekt innerhalb, nein, Wind: außen. How bizarre, how bizarre.... Fehlt nur noch, dass meine Zahnprothesen 1Live empfangen.

 

Mi 10.08.05   8:24

Herr M. verkleidete gestern im Nightsky-Studio, idyllisch am äußersten westlichen Rande des Münsterlandes gelegen, Seitenwände mit Regips. Daraus wird, wenn es fertig ist, ein Raum im Raum, um dem Studio bestmögliche akustische Eigenschaften zu garantieren. Arbeitete mit Bert, ein Gitarrist aus Enschede, arbeiteten Hand in Hand, es machte Spaß, heute aber spürt Herr M. jeden Knochen, was darauf hinweist, dass er älter wird. Nachmittags, als Hunger sich meldete, fuhr Herr M. zum Jakob-Grill ins Dorf Graes. Der Besitzer, ein gestandener Türke, wird von den Einheimischen Jakob genannt. Ob das nun Zeichen gelungener Integration ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Der Döner jedenfalls schmeckte gut. Aber dass Türken Jakob heißen, glaube ich nicht.

 

Do 11.08.05   11:35

Hochsommer quasi immer noch Hilfsausdruck. Trage seit Tagen nichts als Pullover, warme Hosen und dicke Socken, um mich vor dieser unerbärmlichen Sonne zu schützen. Um das Glück vollkommen zu machen, spielt mein Computer schon wieder verrückt. Hängt sich auf, wenn ich ihn vom Netz nehmen will, als ginge es um sein Leben, aber das Schlimmste ist, dass er mir beim Abschmieren meine E-Mail Konten verfudelt und ich mittels langwierigen Try-and-Error Verfahrens meine Zeit mit komplizierten Re-Installationen verschwenden muss. Als gäbe es nichts Schöneres. Als könnte ich nicht draußen auf der Liege liegen und mir heiße Getränke servieren lassen. Ich bin ein wenig geladen, Leute, also Vorsicht.

13:54

Guten Tag, Freunde der Dingens, äh .....der....

Arbeitstitel einer Geschichte, die ich Euch anbiete, ist: Die Mopsi-Rolle.

Es geht um eine Katze, die keine Mäuse fängt und deren Lieblingsbeschäftigungen Essen und Schlafen sind. Als sie alt genug ist, um von der Mutter wegzugehen, wird sie irrtümlich als Mäusefängerin abgegeben. Sie kommt zu einem alleinstehenden Mann, dem kleinen Herrn Meier. Der aber fühlt sich mit ihr und sie sich mit ihm nicht wohl, und so kommt es, dass der Mann die Katze bald fort gibt.

Ein älteres Ehepaar nimmt sie auf. Dort erwartet niemand von ihr, dass sie Mäuse fängt, dort darf sie sein, wie sie ist. Das Paradies, wenn man so will. Aber das Paradies zerbricht. Dem Ehepaar wird die Wohnung gekündigt. In der neuen darf es keine Katze halten. Die Katze spürt, dass sich etwas anbahnt und verlässt das Paar.

Auf Wanderschaft kommt sie zu einer Familie, die schon viele Tiere hatte, seit aber ihr letztes, ein Wellensittich, gestorben ist, ohne Tiere lebt. Hier wird die Katze herzlich aufgenommen. Die Familie gibt ihr verschiedene Namen, bis sie sich schließich auf Mopsi einigt. Der Katze ist das egal. Sie ist glücklich hier und wird die Mopsi Rolle lernen, am Mopsi-Bolter jedoch scheitert sie, aber alles kann man nicht können.

Soweit der Überblick.
Wenn ihr so wollt, wird es eine Lebensgeschichte, eine Geschichte über eine Außenseiterin, eine Geschichte über den Mut, den es braucht, das zu sein, was man ist, eine lustige und eine abenteuerliche Geschichte.

Ich habe schon zwei Folgen fertig und schreibe gerade die dritte.

 

Fr 12.08.05   8:40

Fuhr über Land gestern abend, und was stellte ich fest? Kaum Obst an den Bäumen und mit den Hufen scharrende Bauern, die sehnlichst auf ein, zwei trockene Tage warten, damit sie den Weizen vom Halm bringen können.

Gleich fährt Herr M. an die Elbe. Und was tut er dort? Gute Frage!

 

So 14.08.05   16:40

Nach jahrelanger Recherche in verschiedenen Teilen der Welt stieß der behinderte Beauftragte Herr M. in Lauenburg an der Elbe endlich auf ein Blinden-Pissoir.

 

Mo 15.08.05 16:17

Das Stille Experiment

Der Dichter im Stehen, auf der Suche nach Zärtlichkeit, Trost, Rhythmus und Reinheit

"Wie oft mißbrauche ich meine sporadisch vollkommene Geistesgegenwart und lasse mich ablenken zur Information, zu den Neuigkeiten usw." Gott straft nicht das sündige (abgelenkte) Ich, vielmehr: "Der Blick des müden Gottes ist doch nicht ganz machtlos, wenn du nur seiner gegenwärtig bist: Er gibt dir, im Frieden, das Maß; mäßigt dich: das Maß? - Er führt dich zurück; zurück worauf: Auf deine Müdigkeit? Auf dich als den, der du bist? Auf deine Deinheit." (1)

1.
Dieser Text entstammt einer Besprechung zu Gestern unterwegs, Aufzeichnungen des von mir nur mäßig geschätzten Peter Handke, den ich für ein arrogantes Arschloch halte. Die Besprechung selbst sollten Sie im Feuilleton der FR des 13.08.05 nachlesen, falls Ihnen geistige Erbauung auf hohem Niveau fehlt.

Das in Anführungszeichen gesetzte Zitat ist vom Dichter Handke selbst.
Das Foto stammt von Frau M. Ich habe es bearbeitet. Nicht sehr professionell, aber für den Zweck ausreichend. Ich nenne es: Meine Meinheit.

 

Di 16.08.05   9:00

Wir wir aus informierten Kreisen erfuhren, hält Herr M. seine Seinheit für ein arrogantes Arschloch, und nicht - wie berichtet - den Dichter Handke. Vom Dichter Handke wisse Herr M. nur, dass er, wie wir alle, eines besitze. Wir bitten dieses Versehen zu entschuldigen.

 

Mi 17.08.05   17:45

Plötzlich nun doch wieder Sommer? - Wir sind empört!
Wieso lässt der Herr seine 400.000 fanatisierten Anhänger in Colonia nicht einfach im Regen stehen, wie er es mit den Hungernden, den Unterdrückten, den Ausgebeuteten, den Aids-Kranken, den ... (bitte vervollständigen) tut?

Do 18.08.05 9:14

Man hat mir diesen Job angeboten, hat das Blaue vom Himmel geredet, und heute, nur noch durch ein Wochenende vom Schulbeginn entfernt, weiß ich noch nichts Genaues. Wahrscheinlich brummen irgendwo Köpfe über Einsatzplänen, die ja, wie ich gesehen habe, höchst kompliziert sind, denn der Stundenplan einer vierzügigen Schule schüttelt sich nicht so leicht aus dem Ärmel, da trifft höhere Mathematik auf Eigentinteresse und das wiederum kollidiert mit dem Gemeinwohl. Ich werde mich also noch in Geduld üben.

Fr 19.08.05   16:40

Wo also anfangen, zum Ferienende: im Wald, rechts und links der Bundesstraße 71 vor und hinter der unansehnlichen Stadt Soltau, an der gezählte zehn Wohnmobile mit je einer Prostituierten an Einfahrten zu Waldwegen auf vorbeijagende Kunden warten, Kunden, die vielleicht - wie wir letzte Woche - auf dem Wege nach Lüneburg sind, oder aus der Nordheide kommen, wo es schön ist, sehr schön, aber so piefig, dass Herr M., dem ja schon angekündigt wurde, dass der Nazi, je näher man sich auf die Elbe zubewegt, häufiger vorkommt, sich nicht mehr allzusehr wundert?

Wo also: bei dem Passanten, den wir in Lüneburg nach dem Weg fragen, ein junger, freundlicher Mann, dessen politische Orientierung uns erst aufgeht, als wir - durchs geöffnete Wagenfenster miteinander sprechend - seine um den Hals hängenden eisernen Kreuze, Kriegsflaggen etc. sehen?

Wo anfangen, wo aufhören?

Am Strom, wo noch Wachtürme stehen und nach wie vor der Osten beginnt?

Wovon weiter erzählen, von dem kleinen Haus am Rande des Dorfes, zehn Minuten von der Elbe entfernt, in dem ein bunter Bauwegen steht, eine Eiche, ein Walnussbaum, in dem zwei Kinder leben, die ein schwer zu verstehendes Eigenleben leben, mit ihren Eltern und an ihnen vorbei?

Wo also, wenn sich die Welt plötzlich um ihn dreht, diesen Papst, dem Ex-Organisator der zeitgenössischen Inquisition, umjubelt von jungen Menschen, die - man stelle sich vor, wir hätten das getan, die Generation, die sich mit der Emanzipation der Frau herumschlagen musste, ihre Freundinnen Bückstück nennen und gleichzeitg wie verzückt auf das Papa-Mobil starren?

Wo also anfangen, oder besser gleich den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass bald die Rente gezahlt wird und man seinem Ende entgegen lebt?

Nein. Sicher nicht.

Vielleicht bei der Fahrt über die Bundesstraße 235 ins Revier, zu dieser kleinen Galerie, die von zwei seltsam blutleeren Menschen betrieben in einem Reihenhaus mit wunderschönem Garten Kunst an den Mann zu bringen versuchen?

Ich weiß nicht. Ich weiß aber, dass mein Vertrag mit dem Regierungspräsidenten unterschriftsreif auf mich wartet, ich weiß, dass ich ab nächster Woche einmal pro Woche nach Bochum fahren werde, um dort an einem Mittwoch in siebter und achter Stunde mit jungen Menschen eine Schreibwerkstatt aufzuziehen.

Ja. Dort anfangen, und noch berichten, dass der geplante Ohrenbär in die vierte Folge geht, und dass die Hoffnungen, ihn zu verkaufen, groß sind, dass die Hoffnungen, die ich auf eine Agentin gesetzt habe, schwinden, dass es Pläne gibt für neue Arbeiten, dass die Arbeit das weltweite Netz betreffend, bald das fünfte Jahr vollendet.

Ja. Es gibt keinen Stillstand. Es gibt keinen Grund zu jammern.

Es gibt nur Arbeit, die zu tun ist, und die ich gern tue, es gibt in jedem Augenblick tausend Geschichten. Neunhundertneunundneunzig davon erzähle ich nicht, um die Protagonisten zu schützen, denn jeder, so weit ich sehen kann, kämpft, jeder mit seinen Mitteln, jeder mit seinem ihm angeborenen und anerzogenen Wahnsinn, überall stellen sich alle die gleiche Frage: wo anfangen, wo aufhören?

Hier. Ende. Update.


Sa 20.08.05   14:24

Manuskript Die Mopsi Rolle

Sehr geehrter Herr Mensing,

da Frau G. derzeit mit anderen Projekten beschäftigt ist, hat sie Ihr Manuskript an mich weitergeleitet. Jedoch kommt die Geschichte für ... nicht in Frage. Mit "..." von "..." haben wir bereits eine Geschichte im Programm, deren Handlungsverlauf dem von Ihnen skizzierten ähnlich ist: eine kleine Katze macht bei verschiedenen Menschen Station. In solchen Fällen setzen wir auf eine Wiederholung und produzieren nicht neu.
Das Manuskript sende ich daher an Sie zurück und verbleibe mit freundlichen Grüßen ....

Mo 22.08.05

11:42

Die Luft zu feucht, der Himmel grau, nirgendwo Sinn, ich häng mich blau.

 

Di 23.08.05   9:53

Dies ist der Bericht eines Nichtrauchers, der nach fast zehn Jahren Abstinenz wieder zu rauchen begonnen hatte und jeden Tag, den er rauchte, als Niederlage empfand. Jetzt hofft er, wieder den früheren Status zu erreichen. Nicht, dass das Nichtrauchen schwer für ihn wäre, im Gegenteil, es macht ihm nichts, es ist nur so, dass das Motiv, das ihn damals aufhören ließ, nicht mehr so kraftvoll und überzeugend wirkt. Dennoch: heute ist Tag 3, und er hofft, bald nicht mehr davon sprechen zu müssen.

 

Mi 24.08.05 8:55

Als Herr F. Herrn M. erzählte, er würde bald ins Studio gehen, um dort an einer Tribute CD für eine Band, die ihn nie interessiert hatte, mitzuarbeiten, blies er sich derart auf, dass Herrn M. nichts weiter blieb, als zu fragen, wie er sich das denn vorstelle, wie er sich traue, eine Hommage an eine Band zu komponieren, deren Gesamtwerk er kaum kenne, die er nicht liebe, deren Kompositionen er zwar perfekt, aber seelenlos fände?

Oh, antwortete der Gefragte, es gehe ja nicht um Liebesbezeugungen der Art, möglichst originalgetreue Annäherungen zu komponieren, sondern darum, dem Werk der Band einen eigenen, wie auch immer gearteten Standpunkt hinzuzufügen.

Aha, sagte Herr M., der sich nun daran erinnerte, dass der Gefragte sich Frank Zappa und dessen Werk mit einer schwer greifbaren, nicht einmal an den Rändern zu erkennnenden Improvisation genähert hatte, die für wenige Takte in If I were a carpenter von Tim Hardin kulminierte, wahllos, wie Herr M. fand, wenn auch auf hohem handwerklichen Niveau.

So, so, sagte Herr M., der, durch das Inhalieren verschiedenster Substanzen ein wenig befeuert, nicht noch deutlicher werden wollte, und hielt einfach den Mund. Schließlich sind Herr M. und Herr F. seit über hundert Jahren befreundet und haben nie ein offenes Wort gewechselt, wieso sollten sie jetzt damit anfangen.

Schließlich wollen sie ja auch den Rest ihrer Tage, als mindestens weitere fünfzig Jahre, noch aneinander vorbei reden, Substanzen inhalieren und sich zu verschiedenen Anlässen treffen.

Und es ist ja auch nicht so, dass Herr M. und Herr F. sich nicht mögen. Nein, ganz und gar nicht. Also sahen sie zu, dass die Kuh vom Eis kam, was auch gelang, um sich irgendwann, Stunden später, vernebelt voneinander zu verabschieden und sich darauf zu verständigen, man könne ja vielleicht einmal zusammen zur Session fahren.

Herr M. hatte das nicht ernst genommen. Dennoch ging gestern Abend das Telefon.
Herr F. fragte, wie es nun stünde, ob Herr M. zur Session führe?
Ja, ja, sagte Herr M., natürlich, ja, ich hatte dich fast vergessen.

Was dort geschah, worüber man sprach, ob Herr M. Neuigkeiten erfuhr, ob man ihn lobte oder ihm verächtliche Blicke zuwarf, ob er dem Nikotin widerstand oder nicht, das alles erfahren Sie am vierten Tag nach seinem Neustart ins rauchfreie Leben, oder Sie erfahren es nicht, wir werden sehen.

Und was ist mit Herrn F.? Hatte er etwa sein Instrument dabei?

13:38

Nein. Hatte er nicht. Hatte erklärt, dass die Musik, derentwegen Herr M. unterwegs war, nicht die Musik seines Herzens sei, und man nur dann wirklich gut sein könne, wenn man dem folge. Aha, hätte Herr M. sagen können, während sie die Umgehungsstraße verließen und sich der Stadt über den Albersloher Weg näherten, die, wenn man hier ein paar Jahre nicht gewesen ist, einem den Eindruck vermittelt, man nähere sich einer modernen Großstadt, aha, soso, hätte - aber hat Herr M. nicht gesagt, wozu auch, wieder den Faden aufnehmen? Nein. Herr M. wollte doch nur in Frieden ein wenig Schlagzeug spielen, was er dann später auch tat.

Und, wurden ihm verächtliche Blicke zugeworfen? Nein. Er wurde gelobt. Wenn schon nicht von Herrn F., dann doch vom Bassisten, worüber Herr M. sich sehr freute. Denn der ist ein sehr guter Bassist, einer, der seinen Weg machen wird, im Gegensatz zu Herrn F. ohne Dünkel.

Und. Hat Herr M. dem Nikotin widerstanden? Ja. Ohne Probleme.

21:14

Variation auf: Die Gedanken sind frei....

Jeder Mann hat nur zwei,
man kann sie nicht braten...

 

Do 25.08.05   9:40

Unbehagen. Großes und allgemeines Unbehagen.
Im Übrigen aber: ungebremster Optimismus.

10:20

Ein Jahr dicke Katze. Klicken Sie hier....

16:53

Heute musste ich vorsingen. Alle 10er Klasse der Schule hatten sich in der Aula versammelt. Vor der Bühne standen die, die Wahlpflichtfächer anboten: Volleyball, Fußball, Werken, Foto-AG, Schiedsrichterkurs, Kunstkurs, Gründung einer virtuellen Firma, Werbung-AG, Hip-Hop Kurs, ihr Auftritt, Herr Mensing.

Man hört, sie bieten eine Literaturwerkstatt an?

Ich sage, dass die Welt voller Text sei, und dass ich mir vorgenommen hätte, diesen Texten den ein oder anderen hinzuzufügen, ich sage, dass ich glaubte, bis Weihnachten schon ein kleines, selbst gestaltetes Buch zusammen zu bekommen, und dass ich mich freuen würde, am nächsten Mittwoch Interessierte zu begrüßen.

Nun bin ich gespannt.

Die Reise nach Bochum braucht 65-70 Minuten, schneller ist sie nicht zu bewältigen. Heute war es eine Reise in kaum durchschaubarer Gischt, sehr unangenehm.

Der Anfang ist gemacht. Ich freue mich. Danke. Bitte. Auf Wiedersehen.

 

Fr 26.08.05   9:24

Sah gestern Tim Burtons Verfilmung der Roald Dahl Geschichte: Charlie und die Schokoladenfabrik. Der Beginn ist reiner, düsterer Tim Burton. Die Türen der Fabrik öffnen sich, die Puppen beginnen zu tanzen und zu singen, dann fängt eine nach der anderen Feuer, während den mit Goldenem Ticket eingeladenen Kindern das Lachen vergeht. Danach wird es bunt und ist mit allen Tricks des High-Tech-Kinos gespickt, was ich zwar beeindruckend, aber langweilig finde.

Für die Rolle des Willi Wonka hätte mir Michael Jackson gefallen. Der hätte sich nicht so anstrengen müssen, einen schwer gestörten Zahnarztsohn zu spielen, der aussieht wie eine Schwuchtel auf dem Christopher Street Day. Alles in diesem Film ist überzeichnet. Düsseldorf liegt in Bayern, Deutsche sind fette Metzger, Engländer exzentrisch bis zum Erbrechen, Amerikaner dumm/und/oder aggressiv, der Arme ist gut und trotz bedrückender Lebensumstände fröhlich, die Umpalumpas sehen aus wie pakistanische Klone.

Ich erinnere mich, dass wir unseren Kindern diese Geschichte früher oft vorgelesen haben. Sie fanden sie großartig. Ich hatte schon damals Probleme mit Dahls Hang, jede seiner Figuren ins Klischee zu treiben. Woran ich mich überhaupt nicht erinnere, ist der Vater-Sohn Konflikt, der in Burtons Verfilmung das eigentliche Motiv für Willi Wonkas Berufung als Chocolatier abgibt. Ich glaube, in Dahls Geschichte kommt das nicht vor. Alles in allem also ein Film, der verdeutlicht, was passiert, wenn die Geldmaschine Hollywood Meister wie Tim Burton engagiert und sagt: Mach mal einen großartigen Film. Hier. Hast du Dollar. Fazit: muss man nicht sehen.

 

Sa 27.08.05   12:39

Wie unterhaltsam darf Literatur sein? Oder anders: Bis zu welchem Unterhaltsamkeitsgrad geht ein Text noch als Literatur durch? Solche Fragen diskutierte die Jury der diesjährigen Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt (FR.27.08.05)

Da bläht sich der Hals, da beginnt das Herz zu rasen, da möchte Herr M. einen Knüppel aus dem Sack nehmen und diesen deutschen Reinheitsfanatikern der Literatur die Birne weich klopfen, denn sie haben nichts, aber rein gar nichts verstanden. Sie sind Bremsklötze, sie gehören in den gleichen Topf mit denen, die immer erst ein Zertifikat benötigen, um Eignung feststellen zu können. Dabei genügte es, jedem eine Chance zu geben.

 

So 28. 08.05 12:07

Wir fuhren mit dem Rad stadteinwärts, der Himmel war voller Heißluftballons, sie hingen in mehreren Etagen über der Stadt und es schien, dass sie nur langsam davon trieben. Wir wollten zum Kreuzviertelfest. Spencer Davis spielte dort und den wollten wir sehen.

Nun ist das so eine Sache mit den Helden der Pubertät, man weiß nie, was einem zu Ohren kommt, meist sind es nur alte Hits. Das aber war gestern Abend anders. Zwar wurden alte Hits gespielt, aber sie klangen wie gerade erfunden. Die Musiker waren gestandene Männer meines Alters. Trotz des tobenden Jugendwahns liefen sie keine Sekunde Gefahr, eine lächerliche Figur abzugeben. Im Gegenteil. Sie waren der lebende Beweis dafür, dass noch Hoffnung besteht. Ein wundervolles Konzert. Danke, Herr Davis.

 

Mo 29.08.05 8:06

Liebe 259.000 Leser der letzten fünf Jahre.
Heute geht alles wieder von vorn los. Und zwar hier...

9:53

Nachdem das erledigt ist, wird Herr M. gleich zu einer Geschäftsreise aufbrechen. Er hofft, eine Agentin auf seine Seite ziehen zu können. Sie arbeitet für eine renommierte Agentur. Im günstigsten Falle wird sie Herrn M. die Lektorinnen vom Halse halten, oft junge Frauen, die über wenig Lebenserfahrung verfügen, Kinder nur aus der Ferne oder aus der gerade erst verblühten, eigenen Kindheit kennen, Angestellte in einem Betrieb, der sich mit höchster Geschwindigkeit dreht, unter kapitalistischer Überproduktion leidet und in der Hoffnung, unter 100 veröffentlichten Titeln könne einer sein, der die Kassen klingeln lässt, 101 Titel auf den Markt wirft, Angstellte, die von heute auf morgen aus den Lektoraten verschwunden sein können, entlassen, abgeworben, je nach Erfolg der von ihnen betreuten Autoren. Herr M. stellt sich vor, dass ein Agent/eine Agentin ihm das alles vom Leibe hält, ihn vertritt, so dass er nur schreiben muss und nicht Gefahr läuft, seiner Eitelkeit zu erliegen. Wie jeder weiß, stirbt die Hoffnung zuletzt. Deshalb wünschen wir Herrn M. alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg. Er war uns stets ein willkommener Gast, seine Arbeiten waren besser als der Markt, daher leider nur schwer verkäuflich.

 

Di 30.08.05   9:15

Das Haus der Agentin lag in der Südstadt. Solide Bürgerhäuser aus den Gründerjahren des vorigen Jahrhunderts, weite Treppenhäuser, Geländer, knarrende Holzdielen, Eiche, hohe Decken und überdachte Balkone. Saßen dort, schauten in den Garten hinunter und tranken Tee.

Die Agentin wollte erobert werden. Da ich sie mehrfach zum Lachen brachte, könnte es sein, dass ich erfolgreich war. Grundsätzlich aber heißt und hieß es: nichts Genaues weiß man nicht, alle Angaben sind ohne Gewähr.

Trotzdem bin ich guten Mutes.
Ich glaube, dass Sie etwas bewegen kann.

Was sie denn nun mit dem "verfluchten Fluss" tun solle? fragte sie gegen Ende unseres Gesprächs.
Mir sei das egal, sie könne ihn ruhig schreddern und in den Papiermüll werfen, sagte ich, denn irgendwann vorher hatte sie ja bekundet, dass sie so einen Roman vor zwei Jahren zwar noch ohne Zögern vertreten hätte, es sich seither aber zur Maxime gemacht habe, nur noch für Arbeiten einzustehen, von deren Qualität sie absolut überzeugt sei, absolut! Nicht, dass der Fluss schlecht wäre, nein, ganz bestimmt nicht, aber er überzeuge sie eben nicht hundertprozentig.

Ich hatte sie in ihrer Maxime bestärkt. Ich hatte gesagt, genau so müsse eine Agentin arbeiten.
Plötzlich aber hatte sie ihre Meinung geändert, und sagte, Sie würde den Roman gern noch ein wenig bebrüten.
Wenn Sie wollen, sagte ich.

Das Märchen "Der Vogel und der Zauberer" wird sie demnächst lesen.
Und dann sprach sie noch von einem jungen Verleger, der händeringend nach witzigen, frechen Bilderbuchtexten sucht. Da könnte ich ins Geschäft kommen.

12:20

Herr M. trug Haut zu Markte. Das blieb.

 

Mi 31.08.05   9:28

Stunkfille. Merr H. ist wervirrt. Wiesu wiesu, fragt er.

Gleich fährt er nach B. Dort beginnt ein neuer Abschnitt seiner Tätigkeit: eine Literaturwerkstatt. Er hat vorgesorgt. Er wird vorschlagen, eine Homepage ins Netz zu stellen, auf der Texte veröffentlicht werden, die im Rahmen der Werkstatt entstehen. Sie wird prs-texter heißen. Im Übrigen aber ist alles offen. So offen, dass einem die Zähne vor Angst aufeinanderschlagen. Ja, ja.

Das Wetter zum Neustart: Sonne.


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