Juli 2006                                        www.hermann-mensing.de      

mensing literatur
 

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Sa 1.07.06   14:04

Zu heiß.

So 2.07.06   10:19

Vor fast neun Jahren kam er ins Krankenhaus. Wie schon zwei- oder dreimal zuvor hatte ich fest daran geglaubt, dass er auch diesmal die Kurve kriegt. Tatsächlich hat er sie dann aber nicht gekriegt. Seitdem ist Zeit vergangen, manchmal habe ich an ihn gedacht, eine Weile stand seine Asche auf meinem Klavier, ein Rest davon steht immer noch da, aber wie es so ist mit den Toten, auch wenn sie Väter waren, man lebt und sie sind tot und mehr ist nicht zu sagen.

Hin und wieder aber melden sie sich.

Ob das damit zu tun hat, dass ich seinen Geburtstag vergessen hatte, den ich sonst eigentlich nie vergesse, höchstens, dass er mir ein paar Tage zu früh oder zu spät einfällt, weiß ich nicht. Diesmal war sein Auftauchen mächtig. Typisch für ihn, immer in voller Größe, ich kam auch zu Lebzeiten nur schwer an ihm vorbei.

Folgendes war passiert: Max, mein jüngster Sohn, ist in der Ausbildung zum Automobilkaufmann. Manchmal bringt er Kunden nach Hause. Letzte Woche gestandene Westfalen aus Rheine, Männer um die achtzig. Auf dem Weg sprach man über Fußball. Ältere Männer, erzählte Max, haben eigene Fußballhelden. Zwar kennen auch sie die Helden der Gegenwart, aber in ihren Erinnerungen leben eher Fußballer aus der Region. "Dieser Stürmer von SG Gronau, dieser - dieser - - -." - "Mensing!" - "Ja, dieser Mensing, das war ein Stürmer!" sagte plötzlich einer. Die anderen alten Männer nickten bewundernd. Max, Enkel dieses "Mensing", überlegte einen Augenblick, eh er sich outete. Die alten Männer wollten wissen, ob er auch Fußball spiele.

Ja. Mein Vater.
Strange father my father.
Wie wohl alle Väter monolithisch im Raum schweben, ob sie wollen oder nicht, und wir, ihr Söhne, müssen an ihnen vorbei. Ich habe es geschafft, dann werden es meine Söhne wohl auch schaffen.

 

Mo 3.07.06   8:50

Weiß man
ob sich's heute lohnt
wär' man tot
blieb man verschont
läge still
wär' Sondermüll.

Da man aber lebt und brodelt
da man dies und jenes modelt
da man abführt, Kaffee trinkt
da man hin und wieder stinkt
wird wohl alles richtig sein:

Dennoch weiß kein Schwein...


Di 4.07.06   9:00

Sonne verklebt das Land wie lange nicht mehr und macht schwach.
In Kellern werden Sitzwinkel eingerichtet, tagsüber sind Wohnungen verdunkelt, die einzigen, die alles richtig machen, sind Katzen, die haben keine Fragen.
Herr M. aber ist um neun schon so weit wie gestern.

Gegen Mittag hat er sich fast aufgelöst.

Da hilft nur konsequentes Arbeiten, aber das hat er hinter sich. Er hat sich ja den Arsch wund gelesen, sich ein bescheidenes Polster erplappert beim schwierigsten Publikum der Welt, hat dort Ukulele gespielt und den Hermann gemacht und das hat er jetzt davon.

Kreiste doch wenigstens eine Idee irgendwo!

Er kann den Himmel absuchen so viel er will, er sieht nichts. Wird er sich also dreinfinden müssen. Wird er die Geschichten von Willis 60tem Geburtstag in Siegen später erzählen, die Geschichte von seiner kleinen Reise in in ein Dorf namens Sohlbach, eine Reise in die Vergangenheit, die Geschichte, wie er Professor Eiermann abholte, der gerade erst aufgestanden war und nach Schnaps roch, die Geschichte vom Abendhimmel über Westfalen, die Geschichte vom süßen Geruch bei der Fahrt über Land, wo man sich wünscht, man wäre selbst Vieh und fände Geschmack an diesen würzigen Wiesen, die Geschichte vom seltsamen Zollstocktanz, den Willies Tochter nach Mitternacht aufführte und den sie, eigenem Bekunden nach, nur unter besonderem Umständen tanzen kann, sprich: voll, sagt der Bruder, all diese Geschichten, die durchaus erzählt werden könnten, die zu erzählen Herr M. sich aber für später aufhebt, für gleich oder für übermorgen, für falls überhaupt, denn wen kümmerts, denkt er, steck Geld ein, mach dich auf den Weg, fahr über Land mit deinem neuen gebrauchten Auto, lass frische Luft wehen, mach den Tank voll, scheiß auf den Rest, besorg Ukulele Noten, los, los, worauf wartest du denn, weg jetzt. Und weg.....

14:16

Wir spielten Paint it black und gelangten an die Stelle, die den harmonischen Wechsel in Brennend heißer Wüstensand ermöglicht, als Willis Tochter den Zollstock nahm. Professor Eiermann und ich intonierten "So schön, schön war die Zeit", als der Zollstock sich wie von fremden Mächten gesteuert aufzufächern begann, mal hierhin und dorthin zuckte, die Tänzerin mit sich in Mäandern quer durch den Raum trieb, dass er sich wie eine Wünschelrute verhielt, wie ein Zollstock, der ausmisst und sich ängstlich zusammenklappt, kurz: wie ein wildgewordenes Instrument alter Handwerkerzunft den Raum vermaß, ohne je rechte Winkel zu treffen, kaum einmal vertikal, horizontal, eher diagonal. Ein Trancetanz. So schön, schön war die Zeit sangen mittlerweile auch unsere Zuschauer, ältere Herrschaften, Willis Freunde, rechts, junges Volk, Freunde der Kinder, links vor uns.

 

Mi 5.07.06   11:32

Ich hatte gehofft, nach dem Aufwachen wäre die Trauer, die mich nach der Niederlage überfallen hatte, fort, schließlich ist Fußball ein Spiel, aber es war es zu warm, um entspannt schlafen zu können und die Trauer ist auch noch nicht fort. So etwas habe ich noch nicht erlebt.

12:45

Ein Fußballturnier konfrontiert jeden natürlich mit Vorurteilen. Das Schönste daran ist, dass die Vorurteile, die die anderen von uns haben, gehörig ins Wanken kommen. Sie müssen sich Neue ausdenken, während ich von den Italienern nach wie vor sagen kann, dass sie geschmiert waren, wie alle Italiener geschmiert sind, siehe Berlusconi, dass die FIFA sie eigentlich hätte ausschließen müssen, wie sie den Griechen gedroht hat, sie auszuschließen, dass die Argentinier arrogante, langhaarige Schnösel sind, dass das Samba-Getöse der ballverliebten Brasilianer auch nicht mehr ist als überbewerteter, öder Radau, dass die Engländer rustikale Saufbrüder auf niedrigem intellektuellen Niveau sind, dass die Portugiesen noch immer glauben, sie wären die Herrscher der Welt, was wohl daran liegt, dass sie ihre letzten Kolonien erst vor drei Jahrzehnten "verloren" haben, usw. undsofort.

Ab heute bin ich für Frankreich, anderen gönne ich den Titel nicht.
Also, allez les bleu, heute Abend gucke ich Fußball ohne Gefahr zu laufen, einem Infarkt zu erliegen. Das kann auch schön sein.

 

Do 6.07.07   10:40

Hans Hermann ist älter als Willi. Er hat schon immer gegenüber gewohnt. Er hat das kleine Häuschen seiner Eltern geerbt und ist Rentner. Damals, als es gebaut wurde, war da noch nichts. Nicht die himmelhohe Autobahnbrücke im Rücken, die wie eine Vision den Talhorizont kreuzt, nicht die Stadtautobahn in der Nähe, nur der aufsteigende Weg, steinig damals, der Siegerlandwald und sonst nichts. Was Hans Hermann tut oder getan hat, erfuhr ich nicht, weshalb ich überhaupt von ihm erzähle, ist sein Aussehen. Hans Hermann sieht aus wie eine kleine Frau. Er hat ein feines, zartes Gesicht, seine Haut ist übersät von Sommersprossen, er hat Brüstchen. Am Sonntag, als das Festzelt abgebaut wurde, stand er da in Radfahrerkluft, wollte eine Tour machen, was im Siegerland gar nicht so einfach ist, trug Stützstrümpfe und sah entzückend aus. Hans Hermann hatte es sicher nicht leicht. Hans Hermann war sicher Opfer vieler dummer Späße. Mit mir hat er ein paar Sätze über unsere Musik gesprochen, die ihm gefallen hatte. Ansonsten glaube ich, dass Hans Hermann immer da war. Teil dieser Straße. Wie der Himmel darüber. Ureinwohner. Einer, den man da nicht mehr weg bekommt. Einer, der nicht mobil ist.

12:40

Mensing bricht nach Ostgrönland auf

Der Abenteurer Hermann Mensing (57) bricht morgen mit seinem Halbschalenpaddelboot "Johann Wolfgang von Goethe" nach Ostgrönland auf. Nur wenige Wochen nach seiner Hundeschlittentour entlang der Küste von Ellesmere Island im West von Grönland plant der Abenteurer aus Gronau (Westfalen) seine zweite Expedition in diesem Jahr.

 

Fr 7.07.06  9:22

Wäre südwestlich von Twiefenfleth um ein Haar von einem auslaufendes Containerschiff überfahren worde. Konnte Johann Wolfgang von Goethe nur mit Mühe vorm Kentern retten. Hörte für Augenblicke schon den Spott der Medien: Mensing schafft nicht mal Stade!

Die schönen Kuppeln des Atomkraftwerkes strahlten erhaben über die Elbe. Ich verlor für Augenblicke jede Zuversicht, dann aber riss ich mich am Riemen, wie ich es immer tue, wenn ich in Bedrängnis gerate, immer lasse ich mich von meinen Instinkten leiten, Urinstinkte, die nur erwachen, wenn man sein Leben aufs Spiel setzt, egal, ob es nun in Ostgrönland, am Amazonas oder auf der Dinkel bei Gronau ist, schließlich gehört das zu meinem Beruf, ein Beruf, den ich ergriff, als mir das Aufstehen als Bäcker nicht mehr gefiel.

Seitdem abenteuere ich durch die Welt.

Also, ich rekapituliere: gestern Abend hatte ich mir mit Rühmkorf in Övelgönne mächtig einen auf die Lampe gegossen, vielleicht war ich deshalb heute früh noch nicht ganz bei der Sache. Johann Wolfgang von Goethe kippelte gefährlich, ich bekam einen nassen Arsch, aber was will man machen, so sind Halbschalenpaddelboote. Ich atmete tief durch und dockte vermittels eines Seils mit appliziertem Magneten an der Bordwand des fünfundsechzig Stockwerke hohen Containerschiffes an.

Nun habe ich ordentlich Fahrt aufgenommen. Ich kann Kräfte sparen. Ich esse jetzt mal eines meiner mitgenommenen Butterbrote. Rühmkorfs Frau hat sie mir geschmiert, Käsebrote. Später, auf hoher See, werde ich angeln müssen. Abenteurer können ja nicht mal eben schnell zum Burger King. Die müssen sich schon was einfallen lassen.

Ich etwa esse dann manchmal wochenlang nur Sushi, das muss man auch erst mal aushalten. Nun gut, ich will aber jetzt nicht weiter ins Fabulieren geraten. So ein Abenteurerleben ist anstrengend. Man muss mit seinen Kräften haushalten. Mein GPS sagt, dass ich mich der Deutschen Bucht nähere. Das Containerschiff macht gute Fahrt. Mal sehn, wo es hin will. Vielleicht übernachte ich auf Helgoland, weil, danach kommt schon nicht mehr viel, und ich kann ihnen versichern, das Schlafen auf einem Halbschalenpaddelboot ist nicht witzig.

Warum ich solche Strapazen auf mich nehme? - Morgen mehr, falls ich noch lebe.

11:40

Westwärts Elbe 1.
Diese verfluchten Möwen.
Was glauben die, dass sie mich fressen können???

Zum Glück habe ich meine Fletsche dabei.
Mit der habe ich schon ganz andere Gegner erledigt.
Ich sage nur: Problembär.
Ich meine, jetzt, wo ich auf See bin, kann ich es ja zugeben. Einer musste es tun, und da ich Abenteurer bin und gerade aus Westgrönland zurück war, dachte ich, ein schneller Euro könne nicht schaden.
Also nichts für ungut.
Schade nur, dass man Möwen nicht essen kann.

PS. Das Containerschiff wird immer schneller. Muss meine Mütze festbinden.

18:35

Aus Gründen, die nicht näher erläutert werden können, haben wir uns entschlossen, die Reise des Abenteurers Hermann Mensing an anderem Ort zu dokumentieren. Dort finden Sie selbstverständlich täglich (falls nichts stündlich) Updates dieser irrwitzigen Odysee. Klicken Sie hier....

 

So 9.07.06   13:07

Nach all den Feiern, nach den Diskussionen um nationale Räusche im Allgemeinen und im besonderen Fall Deutschlands dachte ich, es wäre nicht schlecht, die Nationalhymnen der letzten Vier dieser WM einmal zum Vergleich zu dokumentieren.

Italien

Brüder Italiens,
Italien hat sich erhoben,
Und mit dem Helm des Scipio
Sein Haupt geschmückt.
Wo ist die Siegesgöttin?
Sie möge Italien ihr Haupt zuneigen,
Denn als eine Sklavin Roms
Hat Gott sie geschaffen.

Refrain:

Lasst uns die Reihen schließen,
Wir sind bereit zum Tod,
Wir sind bereit zum Tod,
Italien hat gerufen!
Lasst uns die Reihen schließen,
Wir sind bereit zum Tod,
Wir sind bereit zum Tod,
Italien hat gerufen!

Wir wurden seit Jahrhunderten
Getreten und ausgelacht,
Weil wir kein Volk sind,
Weil wir geteilt sind.
Es einige uns eine einzige Flagge, eine Hoffnung:
Dass wir zusammenschmelzen,
Hat die Stunde schon geschlagen.

Refrain

Einigen wir uns,
Einigen wir uns
Die Einheit und die Liebe
Offenbaren den Völkern
Die Wege des Herrn
Schwören wir
Den Heimatboden zu befreien:Geeint durch Gott,
Wer kann uns besiegen?

Refrain

Von den Alpen bis Sizilien
Überall ist Legnano
Jeder Mann hat von Ferruccio
Das Herz und die Hand,
Die Kinder Italiens
Heißen Balilla
Der Klang jeder Glocke
Ertönte zur Vesper.

Refrain

Wie Binsen sind jene,
Die gekaufte Schwerter schwingen
Der österreichische Adler
Hat schon die Federn verloren.
Das Blut Italiens,
Das Blut Polens
Hat er mit dem Kosaken getrunken.
Aber sein Herz ist verbrannt.

Refrain


Deutschland

Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zum Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt -
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!

Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang -
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!

Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand -
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland.


 

 

 

 

 

 

 

Portugal

Helden der See, edles Volk,
Tapfere und unsterbliche Nation.
nun ist die Stunde gekommen,
Um Portugals Glanz erneut zu zeigen.

Aus dem Nebel der Vergangenheit
Oh Vaterland, hören wir die Stimme
Unserer altehrwürdigen Vorväter.

Was Dich zum Siege führen wird!
An die Waffen, die Waffen!
Zu Land und zur See,
An die Waffen, die Waffen!

Um unser Vaterland zu verteidigen,
marschiert gegen die Kanonen, marschiert!!
Entrollt die unbesiegbare Flagge
Im strahlenden Lichte deines Himmels!

Verkünde Europa und dem ganzen Lande:
Portugal ist nicht bezwungen!
Küsse Dein glückliches Land,
den Ozean, der voller Liebe murmelt!

Und dein siegreicher Arm
Hat der Welt neue Welten geschenkt.
Begrüßt die aufgehende Sonne,
Die eine blühende Zukunft weist.

Lasst den Ausklang der Vergangenheit
Das Signal für unseren Neuanfang sein.
Die Strahlen dieses bedeutenden Anfangs
Sind wie die Küsse der Mutter,
Die uns beschützen, uns unterstützen
gegen die Ungerechtigkeiten des Schicksals.

 

Frankreich

Auf, Kinder des Vaterlands!
Der Tag des Ruhms ist da.
Gegen uns wurde der Tyrannei blutiges Banner erhoben.
Hört Ihr im Land
Das Brüllen der grausamen Krieger?
Sie rücken uns auf den Leib,
Eure Söhne, Eure Frauen zu köpfen!

REFRAIN

Zu den Waffen, Bürger!
Schließt die Reihen,
Vorwärts, marschieren wir!
Das unreine Blut tränke unserer Äcker Furchen!

Was will diese Horde von Sklaven,
Von Verrätern, von verschwörerischen Königen?
Für wen diese gemeinen Fesseln, diese seit langem vorbereiteten Eisen?
Franzosen, für uns, ach! welche Schmach,
Welchen Zorn muß dies hervorrufen!
Man wagt es, daran zu denken,
Uns in die alte Knechtschaft zu führen!

REFRAIN

Was!
Ausländisches Gesindel würde über unsere Heime gebieten!
Was! Diese Söldnerscharen würden
Unsere stolzen Krieger niedermachen!
Großer Gott!
Mit Ketten an den Händen würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.
Niederträchtige Despoten würden
Über unser Schicksal bestimmen!

REFRAIN

Zittert,
Tyrannen und Ihr Niederträchtigen
Schande aller Parteien,
Zittert!
Eure verruchten Pläne
Werden Euch endlich heimgezahlt!
Jeder ist Soldat, um Euch zu bekämpfen,
Wenn Sie fallen, unsere jungen Helden,
Zeugt die Erde neue,
Die bereit sind, gegen Euch zu kämpfen!

REFRAIN

Franzosen, Ihr edlen Krieger,
Versetzt Eure Schläge oder haltet sie zurück! Verschont diese traurigen Opfer, die sich widerwillig gegen uns bewaffnen.
Aber diese blutrünstigen Despoten,
Aber diese Komplizen von Bouillé,
Alle diese Tiger, die erbarmungslos die Brust ihrer Mutter zerfleischen!

REFRAIN

Heilige Liebe zum Vaterland,
Führe, stütze unsere rächenden Arme.
Freiheit, geliebte Freiheit,
Kämpfe mit Deinen Verteidigern!
Damit der Sieg unter unseren Flaggen
Den Klängen der kräftigen Männer zu Hilfe eilt,
Damit Deine sterbenden Feinde
Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!

REFRAIN

Wir werden des Lebens Weg weiter beschreiten, Wenn die Älteren nicht mehr da sein werden,
Wir werden dort ihren Staub
Und ihrer Tugenden Spur finden.
Eher ihren Sarg teilen
Als sie überleben wollend,
Werden wir mit erhabenem Stolz
Sie rächen oder ihnen folgen.


Sie sehen, Nationalhymnen gleichen sich wie ein Ei dem anderen.
Das Beste wäre natürlich, sie alle abzuschaffen, aber das geht wohl nicht.
Was nun die deutsche Hymne angeht, habe ich bewusst alle drei Strophen dokumentiert, auch, wenn die erste auf dem Index steht.

17:25

Neues von der Odyssee.

 

Mo 10.07.06   10:15

Wäre nun der Rausch nicht gewesen
hätte die Welt nie erfahren, dass wir nicht nur Heil Hitler rufen, oder?
Seltsames Mutterland.
Seltsame Welt, die so etwas glaubt.

12:50

Sohlbach also, zwölf Kilometer östlich von Siegen. Man biegt von der Hauptstraße rechts, fährt zunächst durch weite Wiesen, durch deren Mitte ein Bach fließt, dann wächst Wald in ein zusehends enger werdendes Tal, dann ist da das Dorf. Man kann hinein fahren, aber ein Hinaus gibt es nicht, jedenfalls nicht für den Autofahrer.

Während in Siegen alle noch Willis Geburtstagsrausch ausschliefen, saß ich schon im Auto, um diese Reise zu unternehmen. Ich muss zwöf oder dreizehn gewesen sein, als ich mit den Pfadfindern in Sohlbach war. Mein erinnertes Sohlbach ist noch so, wie ich dachte. Nur die Jugendherberge gibt es nicht mehr. Das Gebäude ist jetzt ein Wohnhaus. Auch die Brücke mitten im Dorf sah anders aus. Das Bach war offener. Jetzt fließt er durch Röhren unter dem asphaltierten Weg her. Da, wo ich gegen einen Elektrozaun pinkelte, geht es zu einem Waldhotel. Und da, wo wir hinauf wanderten, stehen jetzt Einfamilienhäuser, zwei, drei Hände voll. Man hörte Hähne krähen und Vögel singen, eine Katze streicht über die Straße, und während ich einmal durchs Dorf gehe und schaue, bin ich sicher, dass man mich beobachtet. Ein atemberaubend schöner Fleck Deutschland.

17:35

Im letzten Sommer klingelte an einem Feiertag, den man in NRW, nicht aber in Niedersachsen begeht, gegen zwei das Telefon. Herr T. aus Bad Iburg rief an, um zu fragen, ob ich als Feuerwehr für eine Kollegin einspringen könne, die wegen Krankheit ausfalle. Wir besprachen die Konditionen und obwohl ich diesen Tag eigentlich längst abgeschrieben hatte und auf dem Sofa verbringen wollte, fuhr ich los. Eine Stunde später saß ich in der Pausenhalle eines Gymnasiums und las. Morgen nun lese ich wieder in Bad Iburg. Was beweist, dass es nicht schlecht ist, wider besseres Wissen den Arsch zu bewegen. Ich werde in einer Realschule lesen. Vor siebten Klassen. Ich denke an Flanken, Fouls und fiese Tricks, werde mir aber vorbehalten, anders zu entscheiden, wenn ich das Gefühl habe, die sind schon zu groß.

Und heute?
Heute habe ich nichts getan.
Höchstens, dass ich mich über meine Söhne geärgert habe.
Beide treibt eine Arroganz gegeneinander, dass es kaum auszuhalten ist.
Kain und Abel quasi Hilfsausdruck. Fürchte mich jetzt schon vor Weihnachten.

 

Di 11.07.06   13:45

Die letzte Lesung liegt knapp drei Wochen zurück. Die Arbeit für die Soap ist vorerst getan. Heute früh erwachte ich aus einer Art Sommerschlaf, setzte mich ins Auto und fuhr nach Bad Iburg. Und als ich die Kinder sah, drei siebte Klassen, also fast 100, dachte ich, dass es das Beste wäre, ihnen eine Liebesgeschichte vorzulesen. Abends am Meer also, ohne große Einführung, ohne kleines Tamtam, das ich sonst gern veranstalte, nichts davon also, nur der Schriftsteller, sein Buch, und dann sehen, was passiert. Vorbereitet war nichts. Man hatte mich, wie so oft, als Pausenfüller gebucht, die Ferien dort beginnen erst in einer Woche, was macht man also mit den Kindern bis dahin. Nach kaum einer Seite war klar, dass ich mit der Geschichte richtig lag. Ich las eine gute Stunde. Ich sprach mit den Lehrern. Wir waren uns einig. Die Geschichte hatte ihren Nerv getroffen. Was also will der Schriftsteller mehr? Fragen? - Gern. Aber um Fragen stellen zu können, hätte jemand im Vorfeld arbeiten müssen. Das war nicht geschehen. Es war eine gute Lesung. Ich bin zufrieden. Jetzt gleich falle ich zurück in meine Sommerstarre, die dem Winterschlaf gleicht, und der Frühjahrsmüdigkeit nicht fern ist. Ich treibe durch den Tag, immer getrieben von diesem nie zu besänftigenden Komplex, dass ich das alles nie hätte tun können, wenn ich nicht die Rolle des Hausmannes übernommen hätte, ein Anachronismus, schon heute, eine Lebensform für Männer, die nur angedacht, von wenigen ausgefüllt, ansonsten aber nicht durchsetzbar ist. Kein schönes Gefühl, zugegeben, lieber wäre mir die Rolle der einzigen Ernährers, aber da ich ja verdiene, da es mir gelingt, dem Familieneinkommen einiges hinzuzufügen, ist das oft meine einzige Rechtfertigung für diese Art selbstgewählter Existenz. Niemand macht mir Vorwürfe. Nur ich selbst. Das mag als Dummheit auslegen wer will, ich selbst neige auch dazu, es dumm zu nennen, aber es ist, wie es ist. Als nächstes folgt eine Woche Urlaub am Meer. Darauf freue ich mich geradzu unsinnig. Es ist mir egal, wie das Wetter wird, ich werde trotzdem jeden Morgen schwimmen, wir werden bescheidenen Luxus genießen, und den Rest der Welt ausschalten.

Die Dummheit. Die eigene und die Dummheit der anderen. Die haarsträubenden Verwicklungen der politischen Welt, eine Welt, die nicht zu kitten ist, und jeden Tag neue Monstren gebiert. Vorhin etwa ärgerte ich mich über die polnischen Krawall-Zwillinge, die außer einem großen Maul nichts vorweisen können, als nationalistische Sprüche zu klopfen. Hätte ich zu entscheiden, würden alle Leistungen, die Polen von der EU erhält, auf der Stelle gekappt. Aber da ich nichts entscheide, außer ein Ja oder Nein zu meinen Kopfgeburten, wird das nicht geschehen. Schade. Dabei sind die Polen ein freundliches Volk, jedenfalls die, die ich kennengelernt habe. Aber jedes Volk hat die Regierenden, die es verdient. Bitte. Danke.

Noch einmal zu meinen Söhnen: ich liebe den einen wie den anderen, den einen für dies, den anderen für das, aber offenbar ist das Ego von Söhnen unersättlich und strebt ständig die Nummer 1 an. Dagegen komme ich nicht an. Das einzige, was da bleibt, ist Schmerz. Vaterschmerz, falls Sie wissen, was ich meine.

 

Mi 12.07.06   10:09

Des Entleibens sichtlich müde
nahm Herr M. den Doppelstecker
klemmte Drähte an den Wecker
mixte flugs aus Rein'gungsmitteln
Pulver für Politiker
die ja - wie Herr M. seit Jahren -
ratlos Weltläufe durchfahren
wurd ein hochbrisanter Mix.

Diesen dann verbrachte er
flugs nach Meck-Pomm, wo ein Präsident
einer weltweit führenden Nation
landen wird, da kommt er schon.

Mensing aber wusste, dass
solche Taten nie gelingen
niemand kann das Glück erzwingen
daher schritt er kühl fürbass.

Schaut' sich um, prekär die Lage
doch sein Wecker tickte schon,
M. verbrachte ein'ge Stunden
still in tiefer Depression.

Dann entschloss er sich zur Tat
sprengte, was er sprengen
konnte, hängte, was zu hängen
war, wunderbar.

Leichen, wo das Auge hinschaut,
höchstwahrscheinlich unbeteiligt,
wär' er doch bloß Israeli
dann behelligte man ihn eh nie.

So aber steht zu erwarten:
große Jagd auf Meister M.
der liegt derweil still im Garten
wie die Welt: plemplem.


Do 13.07.06   15:40

War auf einer Beerdigung.
Möchte wetten, zu meiner kommen nicht so viele Leute.
Tja, kann's nicht ändern.

Neues von der Tour.

 

Fr 14.07.06   9:07

Radelte vorgestern mit ca. 18 KmH hinunter ins Aa-Tal, als mich eine Hummel überholte. Nun galt ja lange Zeit die Mähr, Hummeln dürften eigentlich gar nicht fliegen können. Ich glaube, die hat sich mittlerweile überlebt, aber dass sie es so schnell können, noch dazu ohne sichtliche Anstrengung und, wie ich fand, mit höchst elegantem Brummen, hat mich doch überrascht.

Meine Frau, die hinter mir fuhr, da sie Gefälle nicht so ungebremst genießen kann wie ich, hatte sie auch gesehen und als wir uns darüber verständigten, herrschte kurzes Glück über die Fügungen der Natur, die wir, schon früh aus dem Paradies vertrieben, meist nur mit großem Unverständnis und falschen Schlüssen verwalten.

Bundeskanzler Mensing und US-Präsident Bush haben sich zum gemeinsamen Vorgehen in aktuellen Konflikten bekannt. Auch für Demokratie und Freiheit wollen sie gemeinsam streiten.

Sie sind in allem einig. Das beruhigt.

Um den Verstorbenen, den ich gestern zur Ruhe begleitete, hat sich schon eine Legende gebildet: er habe sich, so erzählte man mir, vor seinem Tod noch einmal aufgerichtet, habe gewunken und sei dann gestorben. Das hört sich gut an, beneidenswert, finde ich, steht uns Lebenden dieser letzte Schritt doch noch bevor.

Als ich jedoch vor diesem tiefen Loch stand, hinabschaute auf die hermetisch verschlossene Holzkiste, in der wir Tote entsorgen, als ich all die Blumen sah und einen Augenblick verharrte, wusste ich, dass ich in so einem Loch nicht verschimmeln will. Ich will ins Feuer.

 

Sa 15.07.06   11:30

Sah gestern die japanische Band Mono im Gleis 22, ein Club, der schon seit Jahren Preise für sein mutiges Programm einheimst. Ich wusste nichts über die Band, ich wollte einfach einmal eine japanische Band hören. Japanische Bands hatten schon häufiger dort gespielt, meist waren das wilde Post-Punk Kapellen.

Mono macht Krach.

Mono wird als Antwort auf eine aus den Fugen geratene Gegenwart gehandelt.
Tatsächlich spielt die Band süßesten Kitsch, der früher oder später in gewaltige Geräusch-Kollagen ausartet. Dabei toben die Gitarristen als hätten sie Brechdurchfall. Gesprochen oder gesungen wird nicht. Das Schlagzeug holpert, der Bass (eine Bassistin) beschränkt sich auf Single-Note Rumpelei, die beiden Gitarristen jagen ihre Töne durch unzählige Verfremder. Die internationalen Presse ist begeistert, die Band spielt weltweit.

Wieso?

Daran sieht man, wie es einem geht, der bald sechzig wird. Er versteht es nicht. Ich nehme an, das ist gut so. Ich erinnere mich an großartige Konzerte voller Lärm und Radau, aber geblieben ist davon nichts.

It don't mean an thing if it ain't got that swing... heißt es. Ich glaube, das stimmt.

Ich hörte drei Stücke. Ich beobachtete das Publikum. Keinerlei Ekstase. Höchstens, dass man beeindruckt war vom Hype, dass man im Spex von der Band gelesen hatte und sich nun fragte, ob man sie nicht besser gut fände, da man ansonsten Gefahr liefe, bald sechzig zu werden.

Fuhr mit dem Rad zurück nach Hause. Der Himmel hatte die Farbe von Margritte Bildern.

12:45

Eh wir uns auf Mono einließen, waren wir zum Schloss gefahren. Montserrat Caballé sang dort. Wir hatten uns eines Konzertes an gleichem Ort eines verfetteten italienischen Star-Tenors erinnert, der kaum ohne Stütze stehen konnte (wie hieß er denn noch, er trug einen großen Hut und einen weiten Schals), wir hatten damals auf der Wiese gesessen und von fern herüber wehende Musik gehört, ein schöner Abend.

Montserrat Caballé hingegen war kaum zu hören, und das, was zu hören war, klang nicht gut.
Erstaunlich eigentlich, dass sie das Konzert nicht wegen Unpässlichkeit abgesagt hat, denn die Tribünen waren so gut wie leer, vor der Bühne mögen vielleicht dreihundert, vierhundert Menschen gesessen haben, kein Wunder, bei Preisen ab 60 Euro aufwärts.

Zweimal Kultur also an einem Abend, dazu angenehmes Klima nach der brütenden Hitze der letzten Wochen, ein leichter Wind, herrlich. Und dann der schon besprochene Himmel auf der Heimfahrt.


So 16.07.06   11:30

Endlich eine Alternative!
Ich muss nicht mehr schreiben. Ich muss nie mehr den Hermann machen.
Warum? -
Lesen Sie selbst.

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Viele Grüße,
Ihr Casting-Team

PS: Auch als Zuschauer begrüßen wir Sie gern bei uns. Jetzt direkt anmelden:

 

Mo 17.07.06 12:45

Da hängt ein geknüpftes Herz auf der Leine,
es tropft noch vom Waschgang bei 40 Grad,
daneben häng' Arme und Hintern und Beine
das Herz hofft, dass es sie zu herzen hat.

 

Di 18.07.06   9:00

Neues von der Odyssee.

12:30

Seit die ersten jüdischen Siedler unter Leitung des zionistischen Träumers Herzl, der geglaubt hatte, in Palästina eine menschenleere Wüste zu finden, im Nahen Osten auftauchten, hat das Morden nicht mehr aufgehört. Im Augenblick ist es besonders schlimm.

Die Nachfahren der Gründerväter, die lange Zeit selbst Terroristen waren, englischen Mandatssoldaten in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts das Leben schwer machten und schließlich den Staat Israel ausriefen, sind jetzt geschickt auf den vom großen amerikanischen Freund gestarteten Feldzug gegen den internationalen Terrorismus gesprungen.

Wenn Europa und Amerika den Israelis nur eine Woche lang die Konten sperrten und die anderen (wer denn? - Iran, Syrien??) die Geldzufuhr der Hisbollah, wäre es vorbei mit großmäuligem Staatsterrorismus und Gotteskrieg. Dann müssten alle Parteien kleine Brötchen backen.

(Dieser Beitrag wurde wegen Antisemitismusverdacht vom Zentralrat indiziert.)

 

Mi 19.07.06   7:45

Geht dir die Hitze auf die Eier
spring in einen kühlen Weiher.

Ist kein Weiher in der Näh
schleif deinen Arsch zu einem See.

Ist weit und breit kein See in Sicht
dann springe nicht.

 

Do 20.07.06   9:20

Der Beitrag zum gegenwärtigen Krieg in Israel/Libanon wurde nun auch wegen Hetze gegen Muslime von deren Zentralrat indiziert.

Fehlten eigentlich nur noch Einwürfe der Christen, dann hätten wir die drei größten Menschheitsverdummer auf einem Haufen, könnten sie in einen Sack stecken und tot schlagen.

9:30

Von Poesie weit und breit keine Spur.
Inspiration bei diesen Temperaturen quasi Fremdword.
Arbeit unmöglich.
Aber am Samstag fahren wir ja ans Meer.

12:37

Hölle Hölle.

17:25

In Fetzen haut's den Muselman
den Juden und den Christ
weil irgendwo und irgendwann
was schiefgegangen ist.

 

Fr 21.07.06   9:50

Frisch gebügelt
rauscht das Projektil
über karges, braunes Land
doch sein heiß geplättetes Profil
will nicht viel.

Will nur töten, kill kill kill
will mit überschnellem Drill
Häuser nur in Schutt verwandeln
Menschen nur in Leichentücher manteln
für den Frieden, selbstgerecht
ist das schlecht?

Traf auf halbem Wege letztlich
einen selbstgebauten Konkurrent
grüßten, fanden es entsetzlich
dass man uns so sehr verkennt.

Wir sind doch nur Friedensstifter
riefen wir uns schnell noch zu
der gerechten Sache Richter
ich und du und Müllers Kuh.

11:30

Gepackt ist.
Hier drei Links, mit denen Sie mich auf der Reise begleiten können:

Überall ist Rimini (lesen)
Über Halbnackte und Nackte (lesen)
Literaturcafé.de (lesen)

13:36

Sommerliches Lied über den Ist-Zustand

Wir sind gewaltbereit
und liberal,
wir klatschen Fidschies,
investier'n im Negerkraal,
verkaufen Waffen an den Krisenherd
wir machen's sauber, werden still verehrt.

Man liebt uns nicht, wir sind das Deutsche Volk,
wir essen Döner und sind nicht gewollt,
wir singen gern und hören Rockmusik,
entfernen uns in alle Welt und machen Kinderfickifick.

Wir sind gesund, haben Humor,
wir sind die Besten, hinterm Tor,
wir sind Kultur, wir sind das Geld
wir herrschen unerkannt in aller Welt.

Ach ja, ein Jammern gilt uns wenig,
wir wählen demokratisch und ersehnen still den König,
wir können Eins und Eins zusammenziehn,
und werden, falls mal wieder Krieg kommt, nicht den Kürz'ren ziehn.

Wir haben Supersommer, habe schöne Frauen,
und lassen uns von niemandem den Tag versauen,
wir haben allerbestes Bier
und wer nichts kann, ist nicht wie wir.

Wir lieben weder uns, noch sonstwen
sollen die andern doch gefälligst früher aufstehn.

Und wenn ihr Deutsch sein möchtet, bitte sehr,
seid's doch woanders, kommt nicht her.

 

Sa 29.07.06   19:02

Ich interpretiere den rapiden Besucherzugang vom 22 Juli bis heute einfach mal so, dass auch Sie in Urlaub gefahren sind, denn wäre es anders, hieße das, Sie hielten mich für Ihren Schreibsklaven und läsen nur, wenn es Neues gäbe.

Es hieße, Sie wären an nichts als Klatsch interessiert, denn dass M. Mist von sich gibt, hieße das, hätten Sie gar nicht gemerkt, es wären Ihnen überhaupt nicht aufgefallen, dass er Tag für Tag da hockt wie ein Affe auf dem Schleifstein, sich Gedichte von der Palme wedelt und Einschätzungen der Welt im Allgemeinen wie im Besonderen, wobei es ihm in letzter Zeit vor allem darum ging, sich als Antisemit einen Namen zu machen.

Nein, das alles hätten Sie gar nicht bemerkt, sondern wären am 22. Juli plötzlich und unerwartet in ein Loch gefallen, ziemlich tief dieses Loch, und da unten hätten Sie dann gesessen, wahrscheinlich besser gekühlt als M., der ja zum Meer gefahren war, um sich dort zu kühlen, hätten da also am Boden dieses Loches gesessen wie dieser Held von Murakami am Brunnengrund hockte und hätten sich gefragt, was nun zu tun wäre.

Wo ist M. ??? hätten Sie verzweifelt gerufen, hat er keinen Bock mehr, weiß er nicht, dass wir ihn für das, was er täglich schreibt, nicht bezahlen, nie im Leben bezahlen werden und auch jederzeit bereit sind, ihn dafür zu verlachen, ihn, diesen auf die sechzig zugehenden Mann, der sich am liebsten so sieht:

Nun gut, Ende der Interpretation.
Kein Ende der Hitzewelle, kein Ende des Wahnsinns, stattdessen wird M. sich in den nächsten Tagen nach Bonn begeben, ja, ja, Sie haben richtig gehört, in die ehemalige Bundeshauptstadt, um dort die Guggenheim Kollektion zu sehen. Ist doch was, oder? Ist doch besser, als ins Internet zu gehen und diesen M. salbadern zu lesen, jeden Tag, und das nun schon seit über fünf Jahren.

Unbezahlt! Unglaublich.

Während Sie also einen Streif Licht am Horizont zu sehen glauben, sitzt M. und schaut sich Fotos an, Fotos, die er gemacht hat, als er fort war, jetzt, wo er wieder hier ist.

 

So 30.07.06   13:22

Erboste Zuschriften aus vielen Ländern.
Warum?
Ich hätte religiöse Gruppen verunglimpft, vor allem die Lotus-Sitzer.
Verstehe das nicht. Warum beschweren sich keine Semiten bei mir.
Fürchten wohl, dass ich sie durchschaut habe, wie?

Nun gut. Es ist Sonntag.
Das Zurückkehren ist grausam.
Zum Glück aber erhielt ich Nachricht vom Abenteurer M., der mit Johann Wolfgang von Göthe unterwegs ist. Hier lesen Sie mehr.

Noch etwas. Da man sich bei diesem Wetter sowieso nicht bewegen kann, möchte ich Ihnen drei Romane ans Herz legen, jeder für sich ist umwerfend gut, erschütternd, beängstigend und höchst gegenwartsnah.

Uwe Tellkamp, Der Eisvogel, Rowohlt 2005
John von Düffel, Ego, Du Mont 2001
Joachim Lottmann, Zombie Nation, KIWI 2006

 

Mo 31.07.06   9:15

Kleine Anmerkung zum Krieg von den Rolling Stones.

Please allow me to introduce myself
I'm am man of wealth and tase
I've been around for a long long year
Stolen many a man's soul and faith

I was around when Jesus Christ had His moment ouf doubt and pain
Made damn sure that Pilate washed his hand and sealed his fate

Pleased to meet you, hope you guess my name
but what's puzzling you, is just the nature of my game....

17:27

In diesem Sinne, wir seh'n uns im August.

18:40

Hier gucken...., Walter Moers, Der Bonker.

 

 



 

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